Ornbau? Ornbau!

Das gab’s auch noch nicht. Nicht nur, dass ich nicht schon wie in den Jahren zuvor pünktlich am 1. Mai auf der Matte stand, das moorbraunste QP aller Zeiten aus dem saisonkennzeichenbedingten Winterschlaf zu wecken. Nicht nur, dass es diesmal ein paar Tage dauerte, bis ich den Staub vom Blech gewaschen hatte. Nicht nur, dass ich seit geschlagenen vier Wochen mit einem zugemüllten Kofferraum und halb auseinandergerissenem Lenkrad durch die Lande fahre. Und für längere Strecken immer noch den LPG-Golf nehme.

Der Grund für diesen so überaus zögerlichen, ja geradezu schleppenden Saisonstart hat vier Buchstaben. Beziehungweise eine Zahl und drei Buchstaben. 5ZWO. Eine neue Community für die Region Aachen-Düren-Heinsberg. Nach zwei Jahren der Vorbereitung jetzt endlich online gegangen. Die Wochen vor dem Start waren überaus anstrengend. Die beiden Wochen seitdem sind die Hölle. Vor 21 Uhr bin ich selten aus der Redaktion gekommen, gestern war’s kurz vor Mitternacht. Keine Zeit für den Benz, keine Lust auf irgendwelche Ausbesserungsarbeiten.

Überhaupt, der Kofferraum. Darin lagen unter anderem diverse Gummidichtungen für Türen und Kofferraumklappen, eine Lärmschutzmatte für die Motorhaube und Fensterdichtungen. Gekauft vor genau einem Jahr. In einem kleinen fränkischen Ort namens Ornbau.

Ornbau. Da war noch was. Das Pfingsttreffen der Heckflossenfreunde. Bin ich da Mitglied? Der Blick irrt ziellos auf dem mit diversem Geröll übersäten Küchentisch umher und bleibt an einem blauen Heft hängen. „Benzheimer Flosskeln“. Verdammt, ich bin da wirklich Mitglied. Und heute ist Freitag. Der erste Tag des Pfingsttreffens.

Ich muss weg. Jetzt fängt die Saison doch noch an. Endlich. Ornbau!

Scheunenfund

Es als Gewinn an Lebensqualität zu empfinden, vor jedem Anlassen des Autos zehn Gedenksekunden für Rudolf Diesel einzulegen, dürfte vielen Menschen schwer zu vermitteln sein. Der Verfasser dieser Zeilen gehört zur kleinen Gruppe der Verrückten, denen das gelingt.

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Wir sind wieder da-haaa. Nach sechs Monaten Winterpause in Bauers Scheune. Und genau danach sah das moorbraunste Dieselcoupé aller Zeiten auch aus, als es gestern Abend ans Tageslicht rollte. Verstaubt, verdreckt, versifft – innen wie außen.

Aber angesprungen auf den ersten Schlüsselwink. Wie jedes Jahr. Wird schon wieder, auch 2009.

Link des Tages

Darauf hat die Welt gewartet: Endlich mal wieder ein cooler Mercedes. Im F-Cell Roadster treffen sich das Design des 19. und die Antriebstechnik des 21. Jahrhunderts. Hübsch wäre noch ein fähnchenschwenkender Androide, der vor dem Vehikel herläuft.

Zwischendurch: Neues vom Straßenrand (4)

Wir unterbrechen das Baskenblog für eine aktuelle Meldung.

Sport! Sport ist ja das Nonplusultra überhaupt. Wer Sport treibt, tut nicht nur seinen Muskeln Gutes, sondern labt Körper wie Geist. Sport ist Balsam für die Seele, Sport fördert Durchblutung, reinigt die Gefäße, steigert das Wohlbefinden. Und kann auch gut sein für’s Portemonnaie, aber das weiß ich erst seit heute Morgen.

Wäre ich gestern nämlich noch nach der Arbeit zum Joggen gegangen, wie ich es mir vor dem Feierabend fest vorgenommen hatte, dann wäre ich heute Nachmittag noch um rund 200 Euro reicher. Weil ich noch ein paar Runden auf der Uni-Finnbahn drehen wollte, parkte ich mein treues Gefährt nach Dienstschluss schräg gegenüber der Wohnung, vor einem Altenheim einer Seniorenresidenz. Dort ist zwar Halteverbot, aber nur vormittags von 7 bis 14 Uhr. Dann ging ich kurz ins Haus, um mich umzuziehen.

Hätt ich nur, wär ich doch.

Aber irgendwie bin ich hängengeblieben, anderes war zu erledigen, dann war der Hunger doch zu groß – und da voller Bauch nicht gerne joggt, blieb es am Ende beim festen Vorsatz „morgen aber wirklich“.

Das dicke Ende kam heute früh. Vor dem Seniorendings ist nämlich eine Ladezone, und die wollte man am Vormittag bestimmungsgemäß nutzen. So kam es, dass ich zum ersten Mal in 15 Jahren, die sich das moorbraune Mobil in meinem Besitz befindet, vor einem leeren Parkplatz stand.

Abgeschleppt.

abgeschleppt

Ein netter Kollege brachte mich zum Gelände, wo die verhafteten Fahrzeuge aus Aachen in Sicherungsverwahrung hinter Gittern festgehalten werden. 129 Euro durfte ich beim freundlichen Abschleppunternehmen löhnen, und das Autochen war wieder mein. Die Stadt wird, so kündigte man es an, wohl nochmal 70 Euro von mir haben wollen. Viel Geld für einmal Nichtjoggen. Das Demütigendste an so einem Erlebnis ist, dass man sich über niemanden wirklich ärgern kann als über sich selbst.

Professionell sind die Jungs schon, das muss man zugeben (wenn sie die Karre auch wenigstens mal durch die Waschanlage hätten ziehen können für das Geld). Während ich den Braunen vom Hof bugsierte, kam der Schleppi schon mit dem nächsten Opfer am Haken: Honda Civic, rückwärts gezogen, mit den Hinterrädern auf einer Art Hubgabel. Beeindruckt hat mich, wie der Fahrer die Fuhre rückwärts, die ungelenkten Vorderräder voran, in eine Parklücke geschoben hat.

In New York war ich dagegen mal Zeuge, wie ein vollverspoilerter Mazda-Sportwagen abgeschleppt wurde. Da haben sie ganz stumpf zwei Haken unten an der Front befestigt, und als sie die Kiste angehoben haben, ging der Frontspoiler an den entsprechenden Stellen zu Bruch.

Das war also der zweite Akt meines Einbürgerungsverfahrens. Teil 1 war mit 15 Euro deutlich billiger.

Vorsatz für den Herbst: Mehr Sport treiben. Unbedingt. Schon aus finanziellem Interesse. Denn merke: Ein volles Konto ist für das seelische Wohlbefinden mindestens doppelt so gut wie für den Körper ein ganzer Tag auf dem Sportplatz.

Gründe gibt es genug

So, nochmal zum Thema „Warum ich einen W123 fahre“. Kurze Zeit nach dem Foto im letzten Beitrag ist die Reserveleuchte denn doch noch angegangen – bei etwa 920 Kilometern.

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Sie ist angeblieben, auch als der Tageskilometerzähler nach 999 Kilometern wieder auf 0 sprang. Sie ist angeblieben bis heute Nachmittag. Da haben wir beide gerade noch die 1100-Kilometer-Marke geknackt. Mit einer Tankfüllung. Manchmal will man’s halt wissen.

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Falls man mir nicht glaubt: In das 80-Liter-Fass hinter der Rückbank gehen mindestens 80,46 Liter rein. Ich glaube, es war ganz okay, nicht noch zu versuchen, mit den letzten Tropfen nach Hause zu kommen.

Ein weiterer Grund, weshalb ich W123 (Diesel) fahre, ist der Durchschnittsverbrauch: 7,30 Liter auf 100 Kilometer. Und da war Stadtverkehr ebenso enthalten wie die Jagd auf der A31 am Samstag vor einer Woche, als das GPS auf ebener Strecke echte 160 km/h anzeigte (der Tacho natürlich knapp 180).

Nischt schlescht für eine Disel.

Selbst erklärend

Im Forum aller Foren wurde neulich gefragt, warum wir W123 fahren. Sonderlich originelle Antworten sind mir dazu nicht eingefallen („Wohnzimmergefühl und überhaupt“), aber im nachhinein hätte ich da noch eine anzubieten.

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907 Kilometer mit einer Tankfüllung. Und die Reserveleuchte ist noch nicht mal an. Danke, Axel, für den 80-Liter-Tank.

Fortgeschritten

Das Auto würde ich mir zwar nie kaufen. Mir graut vor Audis Leitlinie zur Ersatzteilversorgung – für einen Youngtimer kriegt man bei den Ingolstädtern praktisch nichts mehr.

Aber die Werbung ist witzig. Via Olaf Kohlbrück in Off-the-Record, dem ich völlig zustimme: In Deutschland wär sowas schwer vorstellbar. Leider.

Hübsch wäre ein Counter-Spot von Mercedes, in dem ein weise gewordener Audifahrer sein Gefährt gegen eins mit Stern eintauscht.

Abschied

Ein letzter Besuch. Das war’s. 1,29 Euro die Flasche.

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Über drei Jahre lang bin ich alternativ gefahren. Und habe ein gutes Gewissen gehabt. Mir kann keiner erzählen, dass es für diesen Planeten schädlicher ist, ein Holsteinischer Rapsbauer beackert mit seinem Trecker ein Feld, als dass andernorts riesige Bohrinseln gebaut und im Ozean versenkt werden, um Rohöl aus der Erde zu pumpen, das mittels riesiger Pipelines zu riesigen Raffinerien gebracht wird um dort in einem chemischen Verfahren unter anderem in Benzin umgewandelt zu werden (der Rest wird abgefackelt), das wiederum mit riesigen Pipelines, riesigen Tankern und einer riesigen Flotte von Tanklastern zum Endverbraucher gefahren wird –

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– also, dass der Rapsbauer der Böse in diesem Spiel ist.

Wie dem auch sei. Es ist vorbei. Diesel 1,309, für zwei Cent weniger habe ich’s inzwischen auch schon gesehen. Das da auf dem Bild ist der erste Dieselrüssel, der seit Mai 2005 den Tankstutzen des Moorbraunen penetrieren darf. Sie wird mir fehlen, die duftende Fahne.

Und der Motor lief auch besser mit dem Zeug.

Lesetipp

Wir unterbrechen dieses Blog wieder mal für etwas Werbung.

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Ikonengold.de, das meinem Leser bereits anempfohlene Geschmackvolle Mustergültige Autos Netzin, hat sich mit dem Thema 200D beschäftigt. Das könnte mir als Fahrer einer deutlich leistungsstärkeren Fahrzeugklasse (72 statt 60 PS!) ja eigentlich gleichgültig sein, doch bin ich mir nicht zu fein, auf den überaus gelungenen Artikel von Eberhard Weilke und Thomas John hinzuweisen, in dem vier Generationen des Einstiegsmodells in die Stuttgarter Selbstzünderwelt exemplarisch vorgestellt werden.

Ein Lorbeerkranz für den deutschesten aller Diesel, gewunden von Eberhard Peugeot Weilke – dass ich das noch erleben darf.