Rapseed Power

Dieseling to Work
Dieseling to Work

Die Nadel stand irgendwas bei 150, heute Morgen auf der linken Spur auf der A4 zwischen Buir und Düren. 150 Dieselbenz-Stundenkilometer, das sind in Navisprache gerade mal knapp 140. Entsprechend zügig kam der Dreier-BWM von hinten herangerauscht. So wie das Dreier das nun einmal zu tun pflegen. Erst anderthalb Wagenlängen hinter der Chromkappe meiner Anhängerkupplung war er dann runter auf 150 Dieselbenz. Mehrere vorwurfsvoll-ungeduldige Sekunden lang.

Dann hatte es ihn. Gequietscht haben seine Bremsen zwar nicht, aber der Abstand zur Chromkappe vergrößerte noch rasanter, als er zuvor geschrumpft war. Auf etwa hundert Meter. Wie friedlich so ein Sportcoupé aus dieser Entfernung aussieht.

Mehr noch: Die bajuwarische Sportskanone wechselte gar noch kurz auf die LoserLasterspur und ließ einem Skoda (!) den Vortritt. Hängte sich hernach in respektvollem Abstand dahinter und uns folgte brav und bescheiden.

Selten so schön erlebt, welchen Unterschied 30 Liter Rapsöl im Tank ausmachen.

Abschied

Ein letzter Besuch. Das war’s. 1,29 Euro die Flasche.

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Über drei Jahre lang bin ich alternativ gefahren. Und habe ein gutes Gewissen gehabt. Mir kann keiner erzählen, dass es für diesen Planeten schädlicher ist, ein Holsteinischer Rapsbauer beackert mit seinem Trecker ein Feld, als dass andernorts riesige Bohrinseln gebaut und im Ozean versenkt werden, um Rohöl aus der Erde zu pumpen, das mittels riesiger Pipelines zu riesigen Raffinerien gebracht wird um dort in einem chemischen Verfahren unter anderem in Benzin umgewandelt zu werden (der Rest wird abgefackelt), das wiederum mit riesigen Pipelines, riesigen Tankern und einer riesigen Flotte von Tanklastern zum Endverbraucher gefahren wird –

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– also, dass der Rapsbauer der Böse in diesem Spiel ist.

Wie dem auch sei. Es ist vorbei. Diesel 1,309, für zwei Cent weniger habe ich’s inzwischen auch schon gesehen. Das da auf dem Bild ist der erste Dieselrüssel, der seit Mai 2005 den Tankstutzen des Moorbraunen penetrieren darf. Sie wird mir fehlen, die duftende Fahne.

Und der Motor lief auch besser mit dem Zeug.

Ich vergaß…

So sieht die von Wolfi eingebaute neue Druckanzeige aus:

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Nimmt den Druck zwischen Haupt-Spritfilter und Einspritzpumpe ab, zeigt an, wenn der Filter sich mit Dreck zugesetzt hat und ist für schmalen Taler bei Dieselcoupe.de erhältlich, upps, jetzt hab ich Werbung gemacht.

Besonders gut kommt sie übrigens in einem Cockpit mit Drehzahlmesser zur Geltung, idealerweise mit funktionierendem Drehzahlmesser.

Wenn einer dumm fragt, sag ich einfach, das wär die Lachgas-Einspritzung.

Dieseltuning à la Landau

Eine volle Wolfi-Wellnesspackung fängt mit den Einspritzdüsen an. So sahen meine alten aus:

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Davor liegen die verkokten alten Flammscheiben. Alle, die wir aus dem Zylinderkopf rausgeprokelt haben. Die vierte Düse hatte keine. Das muss man jetzt einfach mal so hinnehmen.

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Düse Nummer vier mit festgebackenem Schmonz. Also, dafür lief der Moorbraune immer noch verdammt gut.

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So schaut die neue Wunderwaffe aus: TDis jagt man am besten mit Neunziger-Jahre-Hochtech.

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Eine einzelne Düse, wie sie in den Düsenhalter eingesetzt wird. Daneben die Düsennadel.

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Nun sind die neuen Düsenhalter eingesetzt, die Spritschläuche sind noch demontiert. Jetzt wird noch der Förderbeginn von 24 auf gut 26 Grad verstellt. Doch das ist noch nicht alles – der Doc hat ja noch mehr Pfeile im Köcher…

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Nur mit perfektem Ventilspiel bringt ein OM616 sein volles Leistungspotenzial zur Entfaltung. By the way: Hey, Ihr Baumarktölreinkipper und Altpölverfeuerer, so sieht ein sauberer Motor aus. Liqui Moly 10W40 MOS2 Leichtlauf, der Liter für fünf bis sechs Euro. Bei jedem Wechsel. Immer schon.

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Wo mehr Luft (der Moorbraune hat einen gewaltigen W126er-Schnorchel und einen K&N-Filter fürs Psychotuning), darf auch mehr Sprit. Also wird die Feinstaub Volllastfördermengenschraube – es ist die linke der beiden dort unten am Gehäuse der Einspritzpumpe – sanft umgeschwenkt: Neunzig Grad Steuerbord und dreimal AK voraus!

So, und jetzt noch ein bisschen was fürs Auge. Seit Jahren gucke ich auf einen siech darniederliegenden Drehzahlmesser (siehe Staufoto). Letztes Jahr hatte P.S. ihn mir netterweise schon mal auf Diesel umgefruckelt.

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Jetzt endlich wird er per nachgelöteter Klemme W an die LiMa angeschlossen. Das blaue Kabel an der Lötstelle ist deutlich zu erkennen. Was für ein Werk! Heute soll die Glocke werden, frisch, Gesellen, seid zur Hand…

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…soll das Werk den Braunen hegen, musst du deine Regler pflegen (Entschuldigung, ich bin schon sehr müde): Mein alter Limaregler, mein neuer Limaregler und ein Limaregler aus dem Regal. Wir wollen’s ja nicht gleich übertreiben, auch nicht beim Coupé mit é. Und: So ein Hauch Patina verleiht ja dem Auto erst richtig Charakter, auch und gerade im Motorraum.

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Aber weil man ja nie zuviel kleine Skalen und Anzeigen im Cockpit haben kann, kommt noch eine schicke kleine Druckanzeige neben die Mittelkonsole. So sieht der geschlungene Schlauch zum Spritfilter aus. [Nachtrag: Foto der eingebauten Anzeige oben!]

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Mitten beim Einfädeln der Druckleitung ruft Katgott Piesche höchstpersönlich an. Gerne lasse ich zusätzlich zur Taschenlampe auch das Licht meines Halbwissens in Sachen „Leben ohne Starrlüfter“ scheinen.

So, Leute. Gleich halb zwei Uhr nachts. Mehr Bilders und Erfahrungsbericht zur Rückfahrt nach AC gibt’s morgen. Und: Schreibt mal ein paar Kommentare!

[Überarbeitet und ergänzt am 9. und am 10. August, Links auf große Bilder ergänzt am 17. August]

Das Geheimnis

Sojapoel-34_600Wenn alles funktioniert, habe ich das Paradies entdeckt. Es ist der C1000-Supermarkt in Vaals, gleich hinter der Grenze links. 52 Cent, sage ich nur. 52 Cent.

Glücklichsein mit Pflanzenöl

Eine kleine Anleitung

  • Beim freundlichen Kfz-Zubehörhändler einen Dieselhauptfilter kaufen (etwa 7 Euro) sowie einen Vorfilter (etwa 1,49 Euro). Einen 22er-Maulschlüssel zum Wechseln des Ersten (hey, keine Garantie, messt vorher nach!!) und einen Kreuz- oder Schlitzschraubenzieher zum Tausch des Zweiten organisieren. Alle vier Gegenstände gut erreichbar im Wagen deponieren. Vielleicht das Wechseln mal üben, damit das schnell über die Bühne geht, zumal es mit Sicherheit im Ernstfall regnet und man ein nörgelndes Weib im Wagen hat.
  • Zum Supermarkt des Vertrauens fahren. Drauf achten, dass der Tank höchstens halb oder viertelvoll ist, weil man sonst nicht wirklich mischen kann. Pflanzenöl kostet eigentlich flächendeckend 75 85 Cent. Einen Kasten davon käuflich erwerben. Den Inhalt in den Tankstutzen einfüllen, möglichst keine Plastikringe in die Öffnung flutschen lassen (wär aber auch kein Grund, den ADAC zu rufen – wir haben ja ein Sieb da unten). Die Blicke der anderen Kunden standhaft ignorieren. Ganz selbstverständlich tun.
  • Fahrzeug anlassen. Finger in die Ohren stecken, falls der Motor zerknallt.
  • Da nichts zerknallt, Finger zögerlich aus den Ohren nehmen. Ein paar Minuten warten, bis das flüssige Gold den Motorkreislauf geflutet hat. Der Motorlauf wird sich eventuell leicht verändern. Am Auspuff schnuppern. Komisch, Pommes duften anders. Der Benz riecht eher angebrannt.
  • Vorsichtig anfahren. Mit nervösem Abzugsfinger auf dem Warnblinker, falls man mal plötzlich mit lichterloh brennendem Motorraum rechts ran muss.
  • In den Folgetagen häufiger mal hektisch das Radio ausdrehen, weil „da so ein komisches Geräusch“ war. Ist aber nie was. Der Endorphinspiegel im Blut steigt auf ungeahnte Höhen. Ungläubig realisieren, dass man sich soeben aus einem der grundlegendsten Zwänge der Industriegesellschaft ausgekoppelt hat: dem Ausgeliefertsein an die Ölkonzerne. Der Blick auf die Preisaushänge der Tankstellen löst schamhaft wahrgenommene Schadenfreude aus.

Die vier Hauptargumente gegen Pöl sind ja auch:

1. Sowas hab ich ja noch nie gehört!
2. Wenn das so gut funktionieren würde, warum macht’s dann nicht jeder?
3. Sie wissen aber, dass das illegal ist, was Sie da tun?
4. Sehr umweltfreundlich ist das aber nicht, mit den ganzen Plastikflaschen!

Die Antworten:

Zu 1: Selbst schuld. Wer bin ich, jemanden zu seinem Glück zu zwingen?

Zu 2: Keine Ahnung. Leute sind halt komisch. Warum lassen sich plötzlich Millionen von Frauen nahezu identische, potthässliche Tattoos auf den Steiß tätowieren?

Zu 3: Das verwechseln Sie mit Heizöl, guter Mann. Aber wo wir schon dabei sind, darf ich mal einen Blick in Ihre letzte Steuererklärung werfen?

Zu 4: Klar, es ist viel umweltfreundlicher, 60 Kilo unersetzliche fossile Brennstoffe gleich komplett zu verbrennen und dabei kräftig Giftstoffe in die Atmosphäre zu blasen (und den Mineralölkonzernen die Kassen zu füllen), als 60 Kilo nachwachsende, CO2-neutrale Biomasse zu verfeuern und 1 Kilo Plastifklaschen ins Recycling zu geben (und den Rapsbauern um die Ecke zu unterstützen).

Und damit endet diese kleine Geschichte. Ich müsste noch anfügen, dass ich nicht weiß, ob die uralten Glühkerzen aus den Siebzigern (die mit der Drahtwendel) wirklich gut bei Pöl zünden. Ich hab moderne Bosch Duratherms drin, die verkürzen auch die Vorglühzeit mächtig. Dazu ein Nachglührelais, das die ersten drei Minuten die Kerzen weiterglühen lässt. Das erleichtert die Kaltstartphase ungemein, insbesondere bei Pöl. Ein Nachglühset mit vier Kerzen und Relais kostet übrigens etwa 85 Euronen.

Es mag aber auch ohne gehen – man merkt das ja beim Starten. Dass er mit Pflanzenöl etwas schwerer anspringt, ist normal. Nach ein paar gefahrenen Metern sollte er schnurren wie immer.

Ach ja, Filterwechsel ist nicht verpflichtend: Ich fahr jetzt schon seit fast 10.000 Kilometern immer noch mit den ersten Filtern, tanke aber auch nur Lebensmittelöl aus Einliterflaschen. Alle weiteren Umbauten (Wärmetauscher, Elektro-Vorheizer usw.) sind meines Erachtens Luxus, auch wenn ich meinem QP aus Spaß an der Bastelei nach und nach das eine oder andere davon gönnen möchte, etwa dickere Spritleitungen.

So langsam glaube ich, ich sollte mal einen dieser so beliebten Disclaimer einfügen: Alle Angaben wie immer ohne Gewähr. Pöl kann Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung schweren Schaden zufügen. Pöl tötet. Nach dem neuen EU-Recht kann ich keine zweijährige Gewährleistung für gelieferte Informationen übernehmen. Keine Haftung für dritte Zähne. Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! (Kant)

[Originaltext geschrieben 2006 für die Database des W123-Forums]

Pöl-Problem

24. April (295.596 km): Unangenehmes Erlebnis auf der Autobahn nach Paderborn: Bei 160 km/h und nicht mehr viel Pöl im Tank (ca. 15 Litern) kommt plötzlich das schon mal erlebte Gas-Weg-Erlebnis – kein Sprit mehr. Doch er fängt sich auch bei weniger Geschwindigkeit nicht mehr. Der Wagen erreicht gerade noch einen Rastplatz.

Im Leerlauf nagelt er normal, bei etwas mehr Gas kommt ein fieses Kreischen – wie ein Keilriemen. Panik: Ist die Einspritzpumpe im Eimer? Ist das jetzt der Pölschaden? Irgendwas aus Richtung Ansaugtrakt schnorchelt komisch – ich reiße die Isomatte aus dem Luftfilter wieder raus. Als ich den Schlüssel abziehe, geht der Wagen zuerst nicht aus. Was ist da los?

Da ich sonst nichts machen kann, wechsele ich den Hauptfilter (zum ersten Mal, seit ich mit Pöl fahre) und kippe den Diesel aus dem Reservekanister in den Tank. Dann ganz vorsichtig, die nächste Abfahrt runter. An der nächsten Tankstelle fülle ich mit Diesel auf (nach Ewigkeiten zum ersten Mal). Auf der Weiterfahrt und bei der Rückfahrt am Abend ist wieder alles wie gewohnt. Hat das Coupé Selbstheilungkräfte? Hauke aus’m Forum hatte recht: Selbstzünder sind unheimlich.

Tanktausch

4. September (289.342 km): Bei Peter U. im Heidebruch den großen 80-l-Tank eingebaut bekommen. Ideal für den Pölbetrieb!

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Nach Ausbau der Kofferraumrückwand ist der Tank zu erkennen.

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Nach Ausbau des Tanks ist er dann wieder nicht mehr zu erkennen.

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So sieht ein ausgebauter Tank aus. Das kleinere 65-Liter-Fass unterscheidet sich von der großen Version nur durch zwei willkürliche Einbuchtungen an der Vorderseite, die das Volumen um 15 Liter verringern.

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Nach Einbau des neuen Tanks ist zu erkennen, dass das Anschließen der Leitungen der komplizierteste Teil der Arbeit ist. Hilfreich schaue ich dem Meister zu.

Problem 1: Der Tankschlauch (vom Benziner) ist zu dick, aber Peter fruckelt einen Anschluss aus Schläuchen und Schellen hin.

Problem 2: Die Entlüftungsleitung bricht.

In den Tagen darauf: Eine neue Schalthebelstulpe aus beigefarbenem Echtleder – ein Ebay-Schuss für 20 Euro – wird geliefert, passt und sieht guuut aus. Die Kofferraummulde rechts wird von Rostflocken befreit (Siggi scheint Fertan gespritzt zu haben) und mit WD40-Hilfe gereinigt.

Vollgas auf Pöl

22. Juli und Folgetage (156.686 km): Vollgasfahrt nach Duisburg: 2 Stunden hin mit 160 Sachen, 2 Stunden Geburtstag Birgit Frey gefeiert, 2 Stunden zurück mit 160 Sachen (und das immerhin auf Pöl, mit Oxikat und beladen mit zwei Erwachsenen plus vollem Tank!). Zusammen 360 Kilometer (später Verbrauch ermittelt: nur 10,3 Liter!). Sagenhaft, wie die Kiste schnurrt. Leise und stark – so macht Fahren echt Spaß.

Leider löst sich dabei die Lärmschutzmatte von der Motorhaube. Da Sprühkleber auf dem pulverisierenden Zeugs nicht hilft, muss ich runterhängende Teile abschneiden. Der Scheinwerfer auf der Fahrerseite zickt – es liegt an den Sicherungen, die restlos korrodiert sind. Die Hälfte gereinigt, die Hälfte getauscht, WD 40 drübergejagt, geht wieder. Auch die Stecker und Kontakte der Scheinwerfer kriegen einen Strahl ab. Und dazu die Philips Premium H4-Birnen aus den alten Opel-Kadett-Scheinwerfern. Der Sicherungskasten hat jetzt ’nen neuen Deckel, der alte war gesprungen. Aus einer alten Isomatte bastele ich eine schicke Isolierung für den Dieselfilter. 0,5 l Öl nachgefüllt (nach über 1.000 km). Die Schaltkulissenverkleidung aus Zebranoholz wird wieder befestigt – mittels einer durch Zweikomponentenkleber angebombten Kugelschreiberhülse.

Die Idee, alle Sicherungen und Lampenstecker mit WD40 einzuneben, war doch nicht so gut. Das Blinkerrelais schnarrt und spielt verrückt, die Scheinwerfer ebenso. Mühsam wische ich das Öl wieder von den Kontakten. Jetzt geht es wieder, spinnt aber immer noch gelegentlich.