Der Farn des Tages

Farn an Mauer vor dem KuK Monschau
Voigtländer Skoparex 3.4 35 für Bessamatic an der Sony Nex 6 mit Lens Turbo II)

…wächst übrigens in Monschau am KuK, wo wir eine halbe Stunde in der Corona-Schlange auf Einlass warteten, ehe wir aufgaben.

Auf dem Weg

Rollei Planar 1.8 50 HFT (Singapore) mit M42 an Sony Nex-6 mit Zhongyi Lens Turbo II

„Wenn du durchs Leben gehst, versäume nicht, die Blumen am Straßenrand zu fotografieren.“

– unbekannter Objektivsammler

Auf dem Heimweg

Schon ein paarmal bin ich an diesem grünen Gruß im Gewerbegebiet vorbeigeradelt – heute Abend hatte war nicht nur Zeit vorhanden, sondern auch das richtige Licht.

Und nun: drei Wochen Urlaub.

Magnoliendom I

Sony A7II mit Carl Zeiss Jena Biotar 1.5 75
Sony A7II mit Carl Zeiss Jena Biotar 1.5 75

Am Aachener Dom blühen die Magnolien wieder. Schöne Gelegenheit für erste Gehversuche mit einer Legende der Objektivwelt: dem Biotar 1.5 75 von Carl Zeiss Jena. Frisch und fachkundig überholt von Foto Olbrich aus Görlitz – eine wahre Stradivari. Aber eine, die man mit ihrer starken Randunschärfe bei Offenblende erst einmal spielen lernen muss.

An Hill und Ternell

Verlässt man Eupen über die Monschauer Straße in Richtung Südosten, droht erst einmal ein gefürchtetes Hindernis: der legendäre Highway to Hell, die steil durch einen Wald ins Hohe Venn hinaufführende Betonbuckelpiste der N67. Angeblich eines der schlechtesten Straßenstücke Belgiens (und der Kenner weiß, was das bedeutet). Die Stoßdämpfer des eigenen Kraftfahrzeugs werden hart gefordert – das Schild „Let’s shake forever“ am Waldrand verspricht nicht zu wenig. Doch die Mühe wird belohnt.

Die Strecke führt nämlich nicht nur in das herrliche Brackvenn im Niemandsland vor der deutschen Grenze, wo ich schon diverse Male mit der Kamera unterwegs war (hier, hier, hier und hier etwa).

Knapp zweieinhalb Kilometer vor dem Parkplatz Nahtsief liegt – noch mitten im Wald – außerdem das Naturzentrum Ternell, wo es nicht nur allerlei Wissenswertes über das Leben und Gedeihen von Pilzen, Libellen und anderem örtlichen Gefleuch zu erfahren gibt, sondern auch eine weitere, wunderbare Perle des Dreiländerecks zu entdecken gibt.

Südlich der Nationalstraße geht es vom Parkplatz am Haus zunächst ein Stück Asphaltweg hinab, bis man an den Wildbach Ternell (im Bild ganz oben zu sehen) überquert. Noch etwas weiter steht man dann vor dem ungleich größeren Flüsschen Hill, das hier vom Venn hinunter in Richtung Eupen fließt.

Aber was heißt hier fließt? Es schäumt und spritzt, gurgelt und gluckert, dass man sich gar nicht sattsehen und -hören kann. Wer hätte gedacht, dass es ein paar Kilometer von Aachen entfernt so ein heimatfilmmäßig rauschendes Waldwildbächlein gibt? Als wären wir irgendwo im Bergland. Und es stimmt, was man sagt: Die Hill hat eine ganz einzigartige Färbung. Schwarzrotbraun wie – nein, nicht Heinos Haselnuss, eher wie Coca-Cola.

Gut, man muss feste Schühchen mitbringen. Vor allem das letzte Stück Weg, von der Hill an der Ternell wieder aufwärts zur Straße, ist doch etwas anstrengend. Teilweise bilden die Baumwurzeln eine Art pittoreskes Stolpernetz auf dem Boden. Aber was tut man nicht alles, um eine Perle zu erobern?

Noch ein Wort zur Ausrüstung: Die Fotos entstanden mit dem frisch gekauften Zeiss Ultron (siehe: „Der einsame Ikarus: Das Zeiss Ultron 1.8 50„). Und jetzt ist es klar: Das Ding ist jeden der vielen, vielen Cents wert, die man dafür auf den Tisch legen muss. Was für eine Schärfe, was für ein traumhaft schöner Hintergrund, was für Farben, was für Kontraste! Alles leuchtet, alles lebt.

Und die berühmte Schärfe ist einfach umwerfend. Das Ultron ersetzt ein Zoom-Objektiv: Es ist tatsächlich dermaßen scharf, dass man beim Bearbeiten der Fotos unbesorgt beschneiden kann. Das übrig bleibende Motiv bleibt immer scharf.

Das Ultron schlägt in punkto Bildqualität alles, was in meinen Vitrinen steht. Allerhöchsten Respekt für Konstrukteur Albrecht Tronnier und seinen Ikarus von 1968.

Auf dem Ostfriedhof

Aachens Ostfriedhof zählt zu den schönsten der Stadt und ist zugleich der älteste. Wer den Adalbertsteinweg von St. Adalbert in Richtung Rothe Erde hinaufgeht, braucht sich nur vor der hoch aufragenden Josefskirche nach links zu wenden und steht schon fast vor den großen schmiedeeisernen Tor am Eingang. Seit 1803 werden hinter ihnen die Toten aus dem Aachener Osten bestattet.

Fast genau zehn Jahre ist es jetzt her, dass der Verfasser dieser Zeilen im August 2007 als frisch zugegzogener Neu-Aachener erstmals zwischen den zwei Jahrhunderte alten Gräbern herumwanderte. Einen der ersten Blogartikel hat er damals über diesen Spaziergang geschrieben. Die traumverlorene Wanderung endete abrupt in einer Begegnung mit zwei Polizisten, die fragten, ob man Metalldiebe zwischen den Gräbern gesehen habe.

Doch nun ist alles ruhig und still auf den Wegen. Außer dem einsamen Mann mit der Kamera ist jetzt, gegen 20 Uhr abends, niemand mehr hier. Es herrscht wortwörtlich Friedhofsruhe.

Heute, im Jahr 2017, ist der Friedhof noch so schön wie damals. Nur dem Verfasser dieser Zeilen, dem sieht man das vergangene Jahrzehnt hier und da an. Bizarrerweise fotografiert er heute zwar mit einer moderneren Kamera als damals, aber einem noch deutlich älteren Objektiv. Es ist ein weiteres Mal das Biotar 2 58 mm von Carl Zeiss Jena, das im Moment wieder einmal sein Liebling ist.

Die damit gemachten Fotos haben ihren eigenen Reiz. Die Motive in der Bildmitte werden gestochen scharf, aber bei weit geöffneter Blende – fast alle Bilder hier sind mit F2.4 bis F2.8 entstanden – wird der Hintergrund schnell zum berühmten „Schwurbel“. Wie eilig hingetuscht wirken Bäume, Büsche und Blattwerk.

Von ganz eigenem Reiz sind auch die Stimmung und das Licht zwischen den Gräbern und Bäumen. Braun, Grün, Schwarz und Grau sind vorherrschend. Nur hier und da beweisen Blumen und andere Beigaben auf einem frischen Grab, dass der Friedhof noch benutzt wird.

Doch die meisten der Grabstellen im vorderen Bereich des Geländes sind uralt. Moos wächst auf dem Marmor, Efeu rankt sich an Kreuzen hoch, verwitterte Engels- und Heiligenfiguren halten steinerne Arm- und Beinstümpfe in den abendlichen Himmel.

Wer die Augen etwas offen hält, stößt hier und da auf einen der großen Namen der Aachener Stadtgeschichte. Auf Franz Oppenhoff etwa, der erste von den Alliierten nach der Eroberung Aachens eingesetzte Bürgermeister, der 1945 von einem nationalsozialistischen Kommandotrupp ermordet wurde.

Und wer Pech hat, der steht nach dem Rundgang vor den beiden schweren und inzwischen geschlossenen Eisentoren. Und fragt sich, ob er jetzt zwischen den trauernden Damen mit ihren Urnen übernachten muss. Was tun, die Polizei rufen? Eine niedrige Stelle an der Friedhofsmauer suchen, drüberkraxeln und auf der anderen Seite herunterspringen?

Doch dann ist einer der Torflügel zum Glück nur angelehnt, nicht abgeschlossen. Der Verfasser dieser Zeilen drückt sich in die Freiheit. Irgendwann enden wir alle auf einem Friedhof, schießt es ihm durch den Kopf. Schön, dass es noch nicht heute sein muss.

Von Biotaren und Biografien

Das Biotar 2 58 von Carl Zeiss Jena ist einer der Klassiker in der Geschichte der Fotografie. Schon 1946, gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, ging das berühmte Standardobjektiv der Vorkriegszeit wieder in die Produktion. Die Konstruktion mit sechs Linsen erhielt eine neue Fassung und – je nach Ausführung – vergütete Gläser, die gegen Streulichteinfall immun machen sollten.

Mit einer Offenblende von f2.0 ist es für die 50er Jahre sehr lichtstark. Fotografen lieben den spiralförmigen Schwurbel-Effekt – auch „Swirly Bokeh“ genannt – bei unruhigem Hintergrund, etwa Baumkronen oder Gebüschen. Spitzlichter im Hintergrund werden zu Ellipsen – „Cat’s Eyes“ – und arrangieren sich in Kreisform um das Hauptmotiv. Könner können so regelrechte Heiligenscheine erzeugen.

Doch auch wenn gerade kein Frauenkopf vor Parklandschaft zur Hand ist: Mich fasziniert das nachdrückliche Rendering der Biotar-Bilder. Was für eine Schärfe, was für ein ganz eigener Charakter! Fast scheint mein Bengt aus den Bildern herausgefahren zu kommen.

Es ist ja Außenstehenden nicht leicht zu erklären, warum man alte Objektive sammelt. Und zwar gleich Dutzende, von jeder Brennweite mehrere Modelle und Ausführungen. Ich habe heute inzwischen alleine fünf 35-mm-Flektogone, (noch) sechs 135-mm-Sonnare ost- und westdeutscher Herkunft, eine Handvoll Tessare aller möglichen Brennweiten, fast alle erhältlichen Prakticare, mehrere Distagone, etliche Meyers, Rolleis und wie sie alle heißen.

Und wie sie heißen! Es gibt Primotare und Primagone, Primoplane, Pancolore und Planare, Pentacons und Prakticars, Orestors und Orestons, Orestegors und Orestegons, Tessare und Teletessare, Telemegore und Telefogare, Trioplans und Triotare. Und jedes macht andere Bilder, jedes hat seine Vorzüge und Schwächen. In den nächsten Jahren möchte ich sie alle nach und nach kennenlernen.

Das Zeiss-Biotar, mit dem am Sonntag diese Bilder von Bengt und der Schwurbelblume am Rande der Tihange-Menschenkette entstanden, ist so ein Vertreter für einen ganz eigenen Bildcharakter (alle JPGs direkt out of the cam, ohne Nachbearbeitung). Haben diese Fotos nicht etwas ganz Spezielles? Etwas geradezu brennend Nachdrückliches?

Aufgenommen mit fast ganz offener Blende 2.4, ist die Schärfe in der Bildmitte auch heute noch absolut ausreichend. Aber der Hintergrund! Den kriegt keine moderne Linse so hin. Diese Mischung aus Verschwommenheit, Sich-ums-Motiv-herum-Krümmen, von leichtem Schwurbel und dem ganz speziellen Kontrastbild der 50er-Jahre: Das kann nur ein Biotar (und natürlich seine russische Kopie, das Helios).

Mein Biotar mit M42-Gewinde war das erste historische Objektiv, dass ich mir vor einem Jahr von Foto Olbrich in Görlitz habe aufbereiten lassen. Es war ein Schlüsselerlebnis für mich, es danach wieder hin der Hand zu halten, vor knapp einem Jahr. Eine neue Welt tat sich auf.

Kann man von solchen Effekten genug kriegen? Heute kam ein neues Biotar mit der Post. Eine andere Ausführung, mit schnell wechselbarem Exakta-Bajonett statt des M42-Gewindes. Gut zwei Stunden habe ich heute Abend an dem anfangs eher unansehnlichen Alukorpus herumpoliert und -gewienert, bis er halbwegs vorzeigbar war. Man sieht ihm die rund 60 Jahre durchaus an, die er schon durch Fotografenhänden gewandert ist. Doch die Linsen sind klar und scharf wie am ersten Tag. Keine Kratzer, keine Schlieren, kein Nebel und kein Objektivpilz.

Ich habe mich entschieden: Auch wenn der Blendenring etwas verschrammelt und ein wenig schwergängig ist, der Fokusring ein bisschen trocken läuft, reichlich Staubflusen zwischen den Linsen sitzen und der eine oder anderer Kratzer den Tubus ziert, werde ich es behalten. Schon wegen des roten „T“ auf dem Zierring, der auf die aufpreispflichtige, begehrte Vergütung hinweist. Ich werde es bei Olbrich zerlegen, reinigen, neu justieren und zusammenbauen lassen. Und danach wird es ein samtiger Genuss sein, damit Bilder zu machen, so wie mit dem ersten Biotar oder seinem Bruder, dem Alu-Flektogon 2.8 35.

Da liegt es, mein neues Biotar. Bios heißt Leben. Der Name lässt Gedanken aufkommen – wenn Objektive Biografien hätten, was wäre darin zu lesen? Was für Bilder mag dieses Objektiv schon gemacht haben? Die volle Bezeichnung „Carl Zeiss Jena“ und das „T“ statt eines „V“ deutet auf einen Verkauf in der DDR hin. Hat man damit Menschenporträts gemacht, Landschaftsaufnahmen, Technisches oder Blumenbilder? Hat seinerzeit ein Profi dieses in der Nachkriegszeit extrem teure Hochleistungsobjektiv gekauft? Oder ein reicher Amateur, der es kaum benutzt hat?

Wie oft spiegelte sich wohl schon das Bild einer schönen Frau vor dieser Linse? Vielleicht sogar das eines Aktmodells? Oder das eines gutaussehenden Mannes, den eine der wenigen Fotografinnen der Nachkriegsjahrzehnte abgelichtet hat? Eher eines Malochers mit verwittertem Gesicht im Rahmen einer Sozialstudie? Bilder wie die von Gundula Schulze Eldowy? Oder war es eher Industrieromantik, das den Menschen am Auslöser faszinierte? Rauchende Dampflokomotiven, qualmende Fabrikschornsteine? Der Aufbau des Sozialismus in den Anfangsjahren der noch jungen DDR?

Und später dann, hat der Mensch hinter dem Objektiv den Verfall dokumentiert? Subversive Bilder gemacht, die nicht gezeigt werden durften? Von leeren Läden, abblätterndem Putz, gähnenden Fensterhöhlen? Bilder wie die von Siegfried Wittenburg, von Harald Hauswald oder von Gerd Danigel? Oder lagen die Fotos auf Systemlinie? Marschierende NVA-Soldaten im Stechschritt? Plattenbauten, Industriekombinate, davor Reihen ordentlich geparkter Wartburgs, Trabants und Ladas?

Der polierte Aluminiumzylinder erzählt seine Geschichte nicht. Kein Speicherchip lässt sich auslesen, kein Zählwerk verrät auch nur die Anzahl der Auslösungen, die Mechanik schweigt – und funktioniert. Es müssen viele Hundert oder Tausend Filme gewesen sein, die durch diese Glaslinsen Bild für Bild belichtet wurden. Und das Objektiv funktioniert immer noch, hätte nur allmählich gerne einmal etwas neues Schmierfett, dankeschön.

Was für Bilder wird es noch machen, in den kommenden Jahren an meiner Digitalkamera? Ich hoffe, nicht die schlimmsten seiner Karriere. Immerhin eines hat sich geändert im Jahr 2017: Alles ist transparent. Wie gut oder schlecht die Fotos sein mögen, die ich und andere nach mir mit diesem Biotar machen mögen, im Internetzeitalter müssen die Abzüge nicht in irgendwelchen Schubladen verschwinden. Wenn etwas Brauchbares dabei sein sollte: Ihr werdet es hoffentlich erfahren.

Willkommen, Biotar, in meiner Sammlung. Willkommen in meiner fotografischen Biografie.

Mit den Rolleis ins Wollgras

Geplant war es nicht, dass ich neulich mal wieder im Venn gelandet bin. Sonst wäre ich sicher nicht in meinen zweitbesten Schuhen (blaues Wildleder!) und im feinen Jackett angereist. Geplant war, dass ich die Vernissage einer Fotoausstellung besuchen wollte, in der unter anderem Bilder meines Freundes Andreas Gabbert hingen.

Von der aus er dann aber mit seinem Kompagnon Daniel Raab nahtlos weiter zu einem Workshop ins Venn fuhr, den die beiden unter dem Label Fotogara für Fotografie-Interessierte anboten. Ob ich mitwollte, fragte Andreas. Ein mehrstündiger Fotospaziergang durchs Venn, geleitet von zwei Auskennern der Gegend und des Fotografierens? Natürlich wollte ich – Wildleder hin oder her.

Das Venn und ich, das ist ja eine Liebe, die etwas Zeit brauchte, um zu wachsen. Wie verloren irrte ich damals, beim ersten fotografischen Vennspaziergang vor drei Jahren, durch die scheinbar leere Landschaft. Und wie viele Bilder mir heute ins Auge springen.

Plötzlich ist jedes Grasbüschel malerisch, ist jeder Strauch zum Niederknien schön, symbolisiert jedes gebrochene Brett im Holzsteg das dramatische Scheitern des Menschen in der Natur. Oder zumindest einen Investitionsstau im Naherholungsgebiet. Wieso habe ich das früher nicht gesehen?

Und wie vielfältig diese rauhe Natur sein kann. Saftig grünes Gewucher hier, sandfarben dürres Gestrüpp da; leuchtende Blätter und ein paar Schritte weiter verbrannte schwarze Äste. Und natürlich, als Sahnehäubchen an diesem Tag: die weißen Tupfer des Wollgrases. Mal wie Inseln im Grün, mal flächig verteilt als weißes Meer.

Zusammen mit einem Dutzend weiterer Venn- und Fotojünger krieche, recke, balanciere und krabbele ich den ganzen Nachmittag durch die Natur. Als einziger ohne Trekkingschuhe, ohne Gore-Tex-Jacke, ohne Stativ und ohne Kamerarucksack. Und ohne Mittagessen im Bauch – es war halt alles anders geplant gewesen. Aber, hey, die Schuhe haben es überlebt und so war ich am Abend, als wir drei noch zusammen in der „Bodega“ in Imgenbroich den Tag bei Schnitzel und Leffe Revue passieren ließen, mehr als nur etwas zufrieden. Hach, das Venn. Immer gerne hin, immer ein Gewinn.

Noch das übliche Wort zur Ausrüstung: Während der Venngang für mich eine Wiederholungstat war, war es für die Objektive in meiner Tasche (immerhin, eine Tasche mit Objektiven hatte ich schlauerweise noch eingepackt, man geht ja schließlich nicht nackt auf eine Vernissage) eine Premiere. Zum Einsatz kam nämlich – Trommelwirbel – erstmals Familie Rollei. Diese um 1970 für die Rolleiflex SL 35 vorgestellte Objektivserie fällt durch die ausgesprochen kompakten, fast zierlichen schwarzen Fassungen mit geriffelten Fokusringen auf.

Die sechs günstigsten Standardlinsen zwischen 25 und 200 Millimeter hatte ich mir in den vergangenen Monaten nach und nach ge-ebayt. Bevor sie erstmals das Haus verlassen durften, musste allerdings ein Fachmann das trockengelaufene 35er-Distagon neu schmieren und beim Planar 1.8 50 Nebel von der Austrittslinse entfernen.

Eine Familie mit Kompetenz: Da ist der einzigartig aufwendig konstruierte Siebenlinser Planar 1.8 50, der Nahbereichs-Experte Distagon 2.8 25, das ausgewogene Weitwinkel Distagon 2.8 35 und das fantastisch scharfe und kontrastreiche Sonnar 2.8 85, mit dem einfach jede Aufnahme gut wird. Sie wurden jahrzehntelang für mehrere Kamerasysteme weitergebaut, vor allem in der Contax-/Yashica-Version wurden sie weltweit Verkaufsschlager. Fast alle von ihnen sind heute noch für Canon- und Nikon-Kameras zu haben.

Für einen Nachmittag im Venn sind die Rolleis – die beiden größeren Tele-Tessare 4 135 und 4 200 hatte ich zu Hause gelassen – jedenfalls eine mehr als passable Ausstattung. Und darum bestimmt nicht zum letzten Mal dort gewesen – hoffentlich.

Meine blauen Wildlederschuhe allerdings schon. Hoffentlich.