Techno Classica

076_OtherClub_800

Uff, was für ein anstrengender Tag: Standdienst für den VDH auf der Techno Classica in Essen.

063_VDH-Stand_800

Unser Stand: Heckflossenfreunde in Aktion. Acht Stunden lang palavere ich hier mit Spaniern auf Italienisch, Schotten auf Englisch und Holländern auf Deutsch über die Vorteile einer Mitgliedschaft im schönsten aller Mercedesclubs.

112_Schotte_800

Das ist übrigens der Schotte.

Sporran

Man beachte den Sporran: McBenz of Edinburgh, hunting. (Nein, das ist kein Dudelsack.)

064_VDH-Schild_800

Ich bin also Mitglied einer T-Shirt-tragenden kameradschaftlichen Verbindung geworden. Mal abgesehen vom humorigen Inhalt der Wandbedruckung (Schwankungen von rund 800 bei der Mitgliederzahl, 1988 – 2008 = 19 Jahre usw.): Ich finde den Aufwand, mit dem Mercedes Daimler-Benz seine Fanclubs mit in eine Messepräsentation einbezieht, bemerkenswert. Das nächste Mal ziehe ich mir auch ein Hemd an, versprochen. Vielleicht auch einen Kilt.

108_VDH-Kondom_800

Die Krönung der VDH-Devotionalien auf unserem Tresen sind nicht die schon etwas angeschmuddelten Seifenblasendöschen oder die zerkratzten Jojos, sondern dieser coole Schlüsselanhänger. Was die aufgedruckte Behauptung „Verkehrsunfälle bauen wir nicht“ betrifft: Das Haltbarkeitsdatum des inliegenden Gummiartikels ist 1999 abgelaufen.

106_300SL-Schild_800

Weitaus stilsicherer präsentiert sich dagegen der Mutterkonzern Mercedes Daimler-Benz, etwa bei der Wahl dieser verchromten Nummernschildhalter an einem 300 SL. Bei Ebay sind die manchmal fast acht Euro teuer.

Siebenerschild

Lästerte ich über Mercedes Daimler-Benz-Nummernschildhalter? Bei BMW geht es noch schöner: Glitter ohne Glamour an diesem Siebener.

111_16V-Motor_800

Die Bandbreite der ausgestellten Fahrzeuge reicht von ganz unten bis ganz oben. Fangen wir mal unten an: Das kleine Schwarze rechts hinten in diesem Motorraum ist, äh, der Motor. Ein 16V im 190er. (Ist dem die rechte Motoraufhängung weggebrochen oder muss das so schief?).

109_111-Motor_800

Das große Silberne mitten in diesem Motorraum wiederum ist ein richtiger Motor. In einem richtigen Auto, einem 111er-Cabrio. In der Tat, richtiger geht’s kaum.

101_108-AMG_800

Wo wir gerade bei Repräsentationsmobilen der Sechziger Jahre sind: Da der hubraumschwache 6,3-Liter im W109 seinerzeit keine wirklich adäquate Fortbewegung zu bieten vermochte, sprang der Tuner AMG hilfreich ein und bohrte den müden V8 noch einmal um 70 PS auf. Als Kehrseite musste der Fahrer fortan auf diese Hudsen Luftschlitze blicken.

096_BerthaBenz_800

Women to the Wheel! Merc Der Mutterkonzern war so fein, sich an die erste Fernfahrt eines Autos zu erinnern: 1886 von Bertha Benz getan. Gleich drei ausgestellte Motordroschken mitsamt liebevoll ausstaffierter Darstellerinnen erinnerten an dieses Ereignis. Allerdings: Welches Wheel?

Rolls-Innen

Genug des teutonischen Blechs? Auch Briten bauten einst betörende Autos. Wie diesen Rolls. Bitte Platz zu nehmen, Eure Exzellenz…

083_Rolls-Wischer_800

Mit so herzerwärmenden Details wie dieser Wischbürste am Scheinwerfer. In diesem Zusammenhang weise ich auf das erste Foto ganz oben in diesem Beitrag hin. Es zeigt nicht nur, dass auch Bentleys Kühlerfiguren haben, sondern auch, dass sich Luxusautos und Humor nicht völlig ausschließen. „The Other Club“ ist als Name für einen Rolls- und Bentley-Verein einfach herrliches Understatement.

087_Allard_800

Ein viel seltenerer Gast von der Insel ist dieser Allard. Der offenrippige Kühlergrill erlaubt tiefe Einblicke in sein Innenleben (erwähnte ich schon, dass die Fotos anklickbar sind?).

084_Einrad_800

Nicht ganz so exklusiv, dafür mindestens genauso exotisch sind die Ausstellungsstücke des „Rollenden Einradanhänger-Museums“. In den Fünfziger Jahren waren diese winzigen Kofferraumverlängerungen beliebte Zutat bei Fernreisen mit Klein-Autos wie Fiat 600, Lloyd oder Käfer.

085_Volksboot_800

Die schwimmende Variante: Das Volksboot. Das zusammenklappbare Wasserfahrzeug schaffte es mangels finanzieller Unterstützung leider nicht in die Großserie. Die Idee ist genial.

078_Porsche-T3

Hätte dieser Wagen einen Spitznamen, er wäre „The Brick“. Es ist der bekannte VW T3, den die Entwicklungsabteilung von Porsche als Begleitfahrzeug bei Messfahrten benutzte. Irgendwann war es den Zuffenhausenern zu dumm, in ihren 911ern und 928ern ewig zu warten, bis ihr Bus hinterhergehechelt kam. 231 PS und ein Sportfahrwerk verwandelten den Klotz in eine Kanone.

T3-Lenkrad

Von hier aus wird er pilotiert.

073_CadillacWheel_800

Ein etwas anderes Lebensgefühl herrscht hier. Man beachte den Schlüsselanhänger auf dem Armaturenbrett.

Caddy

Großer Motor, großer Gleiter: Für Raserei ist der Cadillac weniger geeignet. Zum Cruisen auf dem Sunset Boulevard dürfte es aber kaum etwas Geeigneteres geben.

Edselfront

Wir bleiben in den USA, aber mit diesem traurigen Kreuzer möchten wir nicht so gerne gesehen werden: das berühmte Toilettengesicht des Edsel.

067_Edsel-Spiegel_800

Sensationell ist dieses satellitenartige Gebilde auf dem Kotflügel. Damit konnte der Fahrer bei günstigen Bedingungen nach hinten sehen…

065_Edsel-Heck_800

…und auf dem Achterdeck konnten derweil zwei Matrosen stehen. Was ist nur aus dem guten alten „Schwiegermuttersitz“ geworden?

Rambolambo

Ein Rambolambo.

091_Modelle_800

Natürlich gab’s viele hübsche Dinge rund um’s Blech zu bewundern. Träume in 1:87…

105_Koffer_800

…und Reisezubehör aus vergangenen Epochen. Dieser Messestand hat mich besonders fasziniert. Die Überseekoffer und Reisetaschen sind teils neu auf „historisch“ gemacht, teils wirklich uralt.

Koffer

Dieses besonders weit gereiste Exemplar war bis 1935 unterwegs, was sein Besitzer handschriftlich im Innenfutter vermerkte („S.S. Stuttgart – Hamburg- New York“)

Senior

Hübscher Hut, der Herr.

Insgesamt bin ich von meinen Fotos eher enttäuscht. Für die Motivwahl kann die Kamera natürlich nichts, aber die hohe Zahl der Bilder, die ich wegen Unschärfe aussortieren musste, hat mich überrascht. Muss am Schummerlicht in den Hallen gelegen haben. Das sah man leider auf dem kleinen Display nicht.

Die Entfernungen, die man zu Fuß auf einer Messe zurücklegt, sind ja eigentlich nicht allzu groß. Geschlaucht ist man trotzdem, wenn man wieder nach Hause kommt. Erfreut ist man allerdings, wenn dort Post aus Ornbau im Briefkasten liegt: die Bestätigung, dass man mit der Startnummer 348 beim Pfingsttreffen dabei sein darf.

[Update am 28. März: 9 Fotos und etwas Text ergänzt]

Jetzt also Büdingen

Und nicht irgendein beliebiges Freitagabendbüdingen, neinein, gleich das ganz große, das Samstags-, das Weihnachtsbüdingen soll es sein!

743_LPG-Golf

Das fängt ja schlecht an. Nach gerade mal 400 Kilometern mit gut getretenem Gaspedal beginnt die Reserveleuchte in der Gasanzeige zu blinken. Das Navi lotst mich problemlos zu einer Aral(!)-Tankstelle in Butzbach mit LPG. Dort wird blinkender Verdacht zu böser Gewissheit: Klein Golfi mutiert auf Gas zum Säufer (Schnüffler? Sauger?) und genehmigt sich bei Tempo 140 plus deutlich über 10 Liter.

764_Kneipe2

Das Treffen selber wird dann aber sehr nett. Es ist doch immer wieder lustig, altbekannte Forumsnamen plötzlich mit neuen Gesichtern verbinden zu können. Geradezu Seelenmassage ist es, anhand des Paketfotos (siehe Beitrag vorher) von wildfremden Menschen als der Moorblogger identifiziert zu werden.

749_Haubentauchen

Natürlich gehört auch eine Runde Haubentauchen auf dem Altstadtparkplatz dazu. Ich muss zugeben, dass der M123 soundtechnisch tatsächlich eine Offenbarung ist. Ist ja wohl auch das Mindeste, was man bei seinem Verbrauch erwarten kann. Es gibt auch Leute, die träumen sehnsüchtig von Verbräuchen wie zehn Liter auf hundert Kilometer…

Alkoholgeschwängert geht es schließlich gegen zwei Uhr nachts heim, was in diesem Fall das Gasthaus B. ist. Am nächsten Morgen Mittag bietet sich bei strahlendem Sonnenschein Gelegenheit, die Örtlichkeit und den Ort genauer in Augenschein zu nehmen. Beginnen wir mit unserem Zimmer.

768_Tuerangel

Schon die Tür wartet auf der Innenseite nicht nur mit einem geradezu historisch anmutenden Türschloss auf, sondern auch mit Angeln, die handwerkliche Perfektion mit künstlerischer Kreativität sowie drei Unterlegscheiben und ebensovielen Nägeln zu einem praktischen Gesamtkunstwerk vereinigen. Rechts daneben dann dies:

769_Haustuerschild

Äh. Dass es dem Hotelpersonal offenbar bei Strafandrohung verboten ist, Gäste zu begrüßen oder gar anzulächeln, sie mit überflüssigen Floskeln („angenehmen Aufenthalt“) oder nervenden Informationen („Frühstück nur bis 10 Uhr“) zu belästigen, wurde mir schon beim Einchecken sehr deutlich gemacht. Aber dieses Schild jetzt – also, versteht Ihr das auch so wie ich? „Gehet fort und macht die Tür von außen zu“?

771_Schuhputzmaschine

Wenn auch der Gast tendenziell eher erduldet als erwünscht zu sein scheint, erwartet ihn doch modernster Komfort, etwa hier neben dem Etagen-Klo. Die ebenso knapp wie präzis formulierte Anleitung auf dem Gerät lässt Unklarheiten keine Chance.
„Zur Bedienung!“ – „Jawoll, Herr Kaleun!“ – „Maschine einschalten!“ – „Maschine läuft, Herr Kaleun!“ – „Feindsandale auf zwei Uhr, Entfernung zwanzig Zentimer, schnell näherkommend!“ – „Bürste eins klar!“ – „Scheuer frei!“

773_Aquarium

Ebenso maritim geht es in der Diele zu, aber wesentlich friedlicher, nämlich sprudelnd-spritzig. Büdinger Blubberwasser brodelt in einem ansonsten völlig leeren Aquarium munter vor sich hin. Ich bin sicher, es gibt einen Grund dafür.

Nils und ich lassen das heimelige Etablissement hinter uns und begeben uns auf einen Stadtrundgang.

792_Buedingenbruecke

Über eine malerische Brücke gelangt der Tourist in den Kern des bigotten Fachwerkdörfchens…

797_Markt

…das mit schiefen Häuschen ebenso zu bezirzen weiß wie mit schiefen Türmchen…

790_Stadtmauer

…dessen Altstadtparkplatz weit über die Mercedes-Szene hinaus als Treffpunkt automobilen Kulturgutes bekannt ist…

796_Santana

…und in dem man ansonsten, von sporadischen Stammtischtreffen abgesehen, natürlich nicht mal tot überm Zaun hängen möchte.

Kommen wir nun zum bizarren Teil unserer kleinen Reise. Büdingen wird mir für zwei Dinge im Gedächtnis bleiben: furchterregend große Kröten und seltsame Schilder.

800_Touristenkroete

798_Edekakroete

782_Wandkroete

Es ist schon außergewöhnlicher Zufall, dass ich den Ort ausgerechnet zum Zeitpunkt einer Invasion brasilianischer Riesen-Pfeilgiftkröten kennengelernt habe.

Von den Amphibien führt der Weg zum Amüsanten. Was seltsame Schilder angeht, hat Büdingen eindeutig Ambitionen auf das Guinness-Buch der Rekorde. Ich wage zu sagen, dass ich noch nie in einer so seltsam beschrifteten Stadt zu Gast sei durfte. Auf das „Gäste-macht-die-Tür-von-außen-zu“ im Hotelzimmer und das „Zur Bedienung!“ auf der Schuhputzgerätschaft wies ich ja bereits hin.

803_Orthopaedie

Wo Paderborn mit dem weltberühmten Drei-Hasen-Fenster protzt, hält Büdingen mit dem nicht minder sehenswerten Drei-Orthopäden-Haus gegen. Jede Bußfeld-Generation verewigt sich mit einem eigenen Reklameschild an der Außenfassade. Experten schätzen, dass spätestens im Jahre 2180 der Stadtkern fast vollständig mit Bußfeld-Schildern behängt- und -klebt sein wird. Die Stadt wird dann Orthopädingen heißen.

801_50er-Museum

A propos Zukunft. Das Büdinger Sience-Fiction-Museum zeigt derzeit die Schau „Spielwelt der Buben in den 50ern“. Was es da nicht alles zu bestaunen gibt! Elektrische Eisenbahnen! Aufziehautos! Dampfmaschinen! Die örtliche Jugend drückt sich an den Vitrinen die Nasen platt und träumt vom Morgen. Und wo wir schon über die Zukunft sprechen…

785_Planetderzukunt

Achtung, Baustelle! Falls Sie sich immer schon gefragt haben, wo eigentlich der Planet Zukunft entsteht: voilá. Noch gibt es allerdings nicht viel zu sehen. Das Ergebnis der Bemühungen muss man sich etwa so vorstellen wie den Todesstern.

780_Erbsengasse

„Entschuldigung, wo geht es bitte ins Gemüseviertel?“ – „Sie gehen die Rue de Rucola runter bis zum Platz des Himmlischen Rettichs, biegen links ab in die Great Pumpkin Road und wenn Sie dann auf der Via Minestrone stehen, ist es gleich rechts.“ Ach, Büdingen…

Und was mag uns dieses Plakat hier sagen wollen?

788_Plakateverboten

Bitteschön. Aber: wofür? Dass ich kein Plakat mit mir herumtrage? Oder ist es eine Bitte an die Kunden, beim Betreten dieses Cafés ihre Plakate draußen anzubinden? Wie dem auch sei – man ist zumindest höflich.

Doch was ist das jetzt wieder…?

789_Kinderschild

Was für ein Blödsinn! Ich war in meinem ganzen Leben noch nicht in Büdingen. Andererseits lässt das Schild mehr Rückschlüsse über das Freizeitverhalten der männlichen Einwohner zu, als den hiesigen Frauen lieb sein kann.

809_Schwerter

Kommen wir vom Schild zum Schwert. Das etwa postkartengroße Echtheits-Zertifikat lässt keinen Zweifel: Richard Löwenherz war ein Däumling von gerade mal 30 Zentimetern.

810_Gewandungen

„Jetzt könnte ich eine ordentliche Gewandung vertragen“, stöhnte er wie ein Verdurstender. „Wo willst du denn in diesem Kaff eine Gewandung herkriegen?“, fragte sie höhnisch. Ein glücklicher Zufall jedoch wollte es, dass beide just in diesem Moment am Büdinger Mittelalterladen vorbeigingen.

Das also ist Büdingen. In jeder Hinsicht eine Reise wert.

Das wär Ihr Preis gewesen!

Wenn das mal keine coole Seite ist: Der W123-Stammtisch Hannover hat sämtliche Sonderausstattungen und sämtliche Baumuster sämtlicher Baujahre in eine Datenbank geworfen. Damit kann man ausrechnen, was das eigene Schätzchen seinerzeit mal gekostet hat.

Der moorbraune Fast-Nullausstatter (einzige bekannte Extras: Sonderlackierung, Becker-Radio, rechter Außenspiegel[?]) hat Herrn P. demnach 31.668,25 DM gekostet, inklusive 13 Prozent Mehrwertsteuer. Wahrscheinlich war aber noch ein bisschen Radiogedöns mit dabei, den ich jetzt auswendig nicht mehr zusammenkriege.

Neues aus dem Norden

[Assimilation, die: Anpassung an Lebensgewohnheiten und Gebräuche, Ernährung und Sprache in einem Land]

Woran merkt der Zugezogene, dass er sich langsam in seiner neuen Umgebung einlebt? Zum Beispiel daran, dass ihm die frühere Heimat fremd und fremder wird. Am Wochenende bei einem Familienbesuch im Oldenburgischen habe ich es wieder gemerkt.

Oben im Norden, wo der Horizont weit und der Himmel hoch ist, grüßt man sich bekanntlich mit „Moin“. Gerne auch mit „Moin, Moin“. Dies auch abends, denn der Gruß leitet sich ab von „mooi“, schön, und hieß ursprünglich soviel wie „einen schönen Tag“. Jeder Norddeutsche weiß Geschichten zu erzählen von Bajuwaren und anderen wilden Bergvölkern, die ungläubig diesen Zusammenhängen lauschten, weil sie sich über ein zu später Stunde geäußertes „Moin“ echauffiert hatten.

Am Wochenende musste ich nun feststellen, das mich das abendliche „Moin“ inzwischen schon selber irritiert. Und ich mit „Nabend“ darauf antworte. Oh je. Das ist sie, die Entfremdung von den eigenen Wurzeln.

Mehr noch. Nicht erst seit Kollege Felix Lennartz im Friteusenglück schwelgte, weiß ich, dass die Pommes im Aachener Land nicht Pommes heißen, sondern Fritten. Und dass sie auch sonst ganz anders sind als das, was der Rest der Republik unter frittierten Kartoffelstäbchen versteht. Spätestens beim Besuch in Brüssel vor zwei Monaten wurde ich zum Bekehrten (hier noch einmal das Foto des Überzeugungsarguments).

Und hier jetzt das Bild einer Zwischenmahlzeit, die ich mir am Samstag in einem Schnellimbiss in Bersenbrück – nördlich von Osnabrück – gegönnt habe. Bitte klicken Sie nur dann auf das Bild, wenn sie stark genug sind.

Fritten70_800Uih. Habe ich wirklich jahrelang solche Pommes Fritten gegessen? Und sie haben mir geschmeckt? Wahrlich: Fremd, arg fremd ist sie geworden, die Heimat.

Mit solchen Gedanken im Kopf fährt der Ausgewanderte zurück nach Süden, durch Ruhrgebiet und Bergisches Land. Freundlich grüßt das erste „Aachen“ auf dem Autobahnschild. Da fällt ihm noch was auf.

Leverkusen14_800Mir war nie bewusst, dass es in Leverkusen genauso aussieht wie in Belgien.

Ich glaube, ich werde langsam heimisch hier im Westen. Tschö, wa.

„…einen etwas betulichen Brotkasten…“

Auf einen wirklich schönen Artikel über den W123 in der österreichischen Zeitschrift Datum macht Jörg alias dunkelblau904 im W123-Forum aufmerksam. Der Text ist nicht nur liebevoll geschrieben, sondern auch fachlich korrekt.

Schließlich hatten es die Ingenieure geschafft, ein Auto zu bauen, das so aussah wie seine potenziellen Käufer. Edel, aber nicht neureich. Solide, aber nicht wuchtig. Schön, aber nicht verrucht. Der Traum jedes Rechtsanwalts, Schweinebauern, Metzgermeisters, Landrats und besseren Chargen. Der Traum der neuen Mittelschicht.

Erstaunlicherweise fehlt jeder Seitenhieb auf die Farbe Moorbraun. Sollte das der Anfang einer Aussöhnung der Journaille mit der schönsten aller Farben sein? Stattdessen heißt es über das Coupé:

Das Coupé von 1977 holte nicht nur Hansi Müller, Hildegard Knef und einen gewissen Hansi Hölzl hinters Mercedes-Lenkrad, sondern bewies eindrucksvoll, dass Mercedes einen etwas betulichen Brotkasten mit ein paar Eingriffen (kürzerer Radstand, flachere Dachlinie) in ein wunderschönes, zeitloses Mittelklasse-Coupé verwandeln konnte.

Brav, brav.

Nachtrag: Weit weniger erfreulich und liebevoll im Inhalt der heutige Spiegel-Artikel über eine drastische Erhöhung der Kfz-Steuer für Autos, die „nur“ die Euro-Normen 2 und 3 schaffen.

Rückrüstung

Erst versucht man jahrelang, die eigene Kiste schöner als ab Werk zu machen. Spielt vielleicht mal mit Spoilern rum, mit Pornofelgen, Holzlenkrädern.

Schalthebel1

Aber am Ende geht es, das hat neulich jemand im Forum sehr schön beschrieben, Schritt für Schritt wieder zurück in Richtung original.

Schalthebel2

Ein schwarzer Fünfgang-Schalthebel liegt auch schon hier.

Braun ist das neue Weiß 11

Gerade bekomme ich ein faszinierendes Foto zugespielt, aufgenommen vor einem Aldi-Markt im hessischen Homberg/Efze:

Braunerbenz

Ist das der Beweis? Gibt es moorbraunes Leben außerhalb von Aachen?

[Mit Dank an T. für das Bild]

Parkplatzbegegnung 5

Und gleich noch ein Treffen – allmählich kenne ich jeden W123-Fahrer im Großraum Aachen. Mit Franz-Josef aus Baesweiler bin ich nach Feierabend auf dem Firmenparkplatz verabredet. Passt das Taigabeige seines 200 nicht hervorragend zu Moorbraun?

Taigahaube_810

Taigaduo_815

Ein Paar so appetitlich wie eine Schachtel Pralinen. Lecker. Eigentlich wäre dieser Artikel ein Kandidat für die Rubrik Braun ist das neue Weiß.

Taigakuehler_818

Taigadrinnen_821

Wie schön, dass auch W123 in so gar nicht mehr modernen Farben gehegt und gepflegt werden. In derart gutem Zustand haben sie sich auch ihre Eleganz von damals bewahrt – man kann verstehen, warum der Erstbesitzer diese, und nur diese Farbe haben wollte. Wie schlimm wär’s doch, wenn nur silberne, goldene und schwarze Wagen überleben würden, weil Riedgrün und Weizengelb heutzutage nicht mehr cool genug sind.

In einem überaus netten Restaurant am Rande des alten Klinikums (den überaus leckeren Artischockenauflauf in Gorgonzolasauce behalten wir mal im Hinterkopf) fabulieren wir über die Vor- und Nachteile des Diesels an sich und Pflanzenöls im besonderen.

Franz-Josef macht mich auch auf eine weitere Museumsbahn in der Nähe aufmerksam: Die Zuid Limburgse Stoomtrein Maatschappij, die auch von Vetschau und Kerkrade nach Valkenburg fährt. Es sind mehrere Dampfloks schwedischer Herkunft und deutsche Dieselloks in Betrieb. Es gibt auch eine deutsche Homepage. Klingt nach einem lohnenden Ausflugsziel.

Und noch ein Nachtrag zum Heckflossenstammtisch am Montag: Die erwähnte Fahrerin des roten 230C heißt Annette und hat auf ihrer Homepage eine Übersicht mit Rallyes und ist mit dem wirklich schicken Wagen sogar selber auf welchen unterwegs:

(Veröffentlichung mit ihrer freundlichen Genehmigung)
(Veröffentlichung mit ihrer freundlichen Genehmigung)

Könnte eine interessante Freizeitbeschäftigung sein. Hmm…

[Nachtrag: Das Restaurant war das Grevenstein in der Maria-Theresia-Allee 40.]

Schwermetall im Dreiländereck

Zweimal hatte uns der Wetterbericht einen Strich durch die Pläne gemacht, am Sonntag hat es dann geklappt: die Fahrt durchs niederländisch-belgische Dreiländereck nordwestlich von Aachen, die Christian alljährlich organisiert. Ich hatte mir eigens den Freitag frei genommen, um mitfahren zu können, obwohl am Samstagabend Reinfeiern in den Geburtstag angesagt war. Dass es dann doch Sonntag wurde, sollte sich als Glücksfall erweisen – es war der sonnigste Tag seit langem. Eine kleine Geburtstagsüberraschung für mich.

Zum Treffpunkt, einem Parkplatz am Ende der Autobahn 46 bei Heinsberg, sind wir spät dran. Auf der A 44 werden darum mal die Zylinder des OM 616 auf Vollzähligkeit geprüft: Der Wagen läuft etwa 173 km/h laut Tacho, das Navi macht darauf etwa 157. Nicht schlecht für einen Diesel. Punkt halb Zwölf sind wir da.

Nach kurzer Vorstellungsrunde geht es los. Fünf rollende Beweise für die Haltbarkeit der in den Siebziger Jahren in Stuttgart-Untertürkheim vom Band gelaufenen Vollmetallkraftfahrzeuge cruisen entspannt durch die unangestrengte Landschaft links und rechts der Maas.

749_S-Kurve

Manchmal ist es ganz schön, letzter zu sein. Bilder, die man gerne vor sich sieht…

725_Rueckspiegel

…und Bilder, wie man sie gerne im Rückspiegel hat. Egal, ob man die Farbe mag: Dieses Dunkelgelb ist ein absoluter Hingucker. Ist allerdings keine Mercedes-Originalfarbe.

702_Zeppelin

Auch ein Blick in den Himmel kann sich lohnen. Das ist ein Zeppelin NT, vermutlich im Einsatz für Klimawissenschaftler am Forschungszentrum Jülich. Und nein, es ist kein Schwesterschiff der NCC-1701.

Nach ausgiebigem Herumgekurve über schmale Sträßchen und durch enge Örtchen wird im malerischen Maaseik Station gemacht. Sind wir eigentlich in Belgien oder in Holland? Die Fahne am Rathaus verrät: Belgien. Aber es sind nur ein paar Meter bis zur Grenze.

723_Denkmal

Auf dem Sockel stehen die beiden größten Söhne der Stadt, der flämische Maler Jan van Eyck (dessen „Arnolfini-Hochzeit“ ich seinerzeit im Kunstgeschichts-Seminar ausgiebigst analysieren durfte, aber dafür kann der arme Mann ja nichts) und sein Bruder und Künstlerkollege Hubert, der in Wahrheit offenbar weder das eine noch das andere war.

Uns soll’s egal sein. Die Sternenflotte geht vor Anker und wird auf dem hübschen Marktplatz angemessen zur Geltung gebracht. Man beachte, wie gut das lineare Design der drei Strichachter mit dem rechtwinklig angelegten Platz fluchtet:

719_Marktplatz

722_Cafe

Die Piloten stärken sich mit regionalen Spezialitäten, zum Beispiel Muscheln (für nur 24 Euro pro Portion). Das hiesige Jupiler-Bier schmeckt übrigens auch in der alkohlfreien Variante (merken!).

Und weiter geht’s. Durch tiefe Täler, über hohe Hügel und durch reißende Flüsse…

734_Faehre

(die Fähre hat übrigens nicht mal Geld gekostet) [Nachtrag: Hat sie doch. Aber freundliche Leute haben den Obulus diskret für das gesamte Fahrerfeld beglichen.]

767_Bahnsteigzug

…und schließlich zurück nach Deutschland. Dorthin, wo die Selfkantbahn auf schmaler Spur durch die einsame Landschaft dampft. DAS nenne ich doch mal Schwermetall. Schierwaldenrath: ein krönender Abschlussort für eine schöne Tour.

771_Lokschild

Typenschilder können auch schön sein, wenn sie nicht verchromt sind.

799_Fuehrerstand

Der Arbeitsplatz meiner Kinderträume.

780_Bahnhofsblick

Das Selfkant. Unendliche Weiden. Mal ehrlich: Ist das nicht Kleinbahnromantik aus dem Bilderbuch? Ein Bahnhöfchen wie von der Modellbahnanlage, sogar Wasserkran und Bekohlungsbühne gibt es.

776_Hummer

Hat noch jemand Post für Baghdad? Dieser zutiefst unsymathische Klotz hier lässt zwar leistungsmäßig die Dampflok alt aussehen. Komisch, dass den Monstertruck trotzdem niemand mag. Gelb alleine reicht halt nicht. And keep off my car, buddy, sonst lernt dein Tonka-Truck am Ende noch auf die harte Tour, was rock-solid vor 30 Jahren bedeutete.

Nein, mit derartig scheußlichem Schwermetall wollen wir diesen herrlichen Spätsommertag nicht ausklingen lassen. Schließlich widmet sich dieses Blog ja dem Thema automobiler Historie mit Stern auf dem Kühler. Schaut doch mal, was da neben dem Bahnhof steht…

807_Altbus

Dieser historische Geselle, ein O 3500 aus den 1950er Jahren, ist nicht nur fahrbereit. Er ist sogar noch im Einsatz: Als „Mühlenexpress“ kutschiert er Touristen in der Gegend herum.

Die Lok ist fast 80 Jahre alt, der Bus ein halbes Jahrhundert. Da sollte mein Moorbrauner doch auch noch ein paar Jährchen vor sich haben.