Zweimal hatte uns der Wetterbericht einen Strich durch die Pläne gemacht, am Sonntag hat es dann geklappt: die Fahrt durchs niederländisch-belgische Dreiländereck nordwestlich von Aachen, die Christian alljährlich organisiert. Ich hatte mir eigens den Freitag frei genommen, um mitfahren zu können, obwohl am Samstagabend Reinfeiern in den Geburtstag angesagt war. Dass es dann doch Sonntag wurde, sollte sich als Glücksfall erweisen – es war der sonnigste Tag seit langem. Eine kleine Geburtstagsüberraschung für mich.
Zum Treffpunkt, einem Parkplatz am Ende der Autobahn 46 bei Heinsberg, sind wir spät dran. Auf der A 44 werden darum mal die Zylinder des OM 616 auf Vollzähligkeit geprüft: Der Wagen läuft etwa 173 km/h laut Tacho, das Navi macht darauf etwa 157. Nicht schlecht für einen Diesel. Punkt halb Zwölf sind wir da.
Nach kurzer Vorstellungsrunde geht es los. Fünf rollende Beweise für die Haltbarkeit der in den Siebziger Jahren in Stuttgart-Untertürkheim vom Band gelaufenen Vollmetallkraftfahrzeuge cruisen entspannt durch die unangestrengte Landschaft links und rechts der Maas.
Manchmal ist es ganz schön, letzter zu sein. Bilder, die man gerne vor sich sieht…
…und Bilder, wie man sie gerne im Rückspiegel hat. Egal, ob man die Farbe mag: Dieses Dunkelgelb ist ein absoluter Hingucker. Ist allerdings keine Mercedes-Originalfarbe.
Auch ein Blick in den Himmel kann sich lohnen. Das ist ein Zeppelin NT, vermutlich im Einsatz für Klimawissenschaftler am Forschungszentrum Jülich. Und nein, es ist kein Schwesterschiff der NCC-1701.
Nach ausgiebigem Herumgekurve über schmale Sträßchen und durch enge Örtchen wird im malerischen Maaseik Station gemacht. Sind wir eigentlich in Belgien oder in Holland? Die Fahne am Rathaus verrät: Belgien. Aber es sind nur ein paar Meter bis zur Grenze.
Auf dem Sockel stehen die beiden größten Söhne der Stadt, der flämische Maler Jan van Eyck (dessen „Arnolfini-Hochzeit“ ich seinerzeit im Kunstgeschichts-Seminar ausgiebigst analysieren durfte, aber dafür kann der arme Mann ja nichts) und sein Bruder und Künstlerkollege Hubert, der in Wahrheit offenbar weder das eine noch das andere war.
Uns soll’s egal sein. Die Sternenflotte geht vor Anker und wird auf dem hübschen Marktplatz angemessen zur Geltung gebracht. Man beachte, wie gut das lineare Design der drei Strichachter mit dem rechtwinklig angelegten Platz fluchtet:
Die Piloten stärken sich mit regionalen Spezialitäten, zum Beispiel Muscheln (für nur 24 Euro pro Portion). Das hiesige Jupiler-Bier schmeckt übrigens auch in der alkohlfreien Variante (merken!).
Und weiter geht’s. Durch tiefe Täler, über hohe Hügel und durch reißende Flüsse…
(die Fähre hat übrigens nicht mal Geld gekostet) [Nachtrag: Hat sie doch. Aber freundliche Leute haben den Obulus diskret für das gesamte Fahrerfeld beglichen.]
…und schließlich zurück nach Deutschland. Dorthin, wo die Selfkantbahn auf schmaler Spur durch die einsame Landschaft dampft. DAS nenne ich doch mal Schwermetall. Schierwaldenrath: ein krönender Abschlussort für eine schöne Tour.
Typenschilder können auch schön sein, wenn sie nicht verchromt sind.
Der Arbeitsplatz meiner Kinderträume.
Das Selfkant. Unendliche Weiden. Mal ehrlich: Ist das nicht Kleinbahnromantik aus dem Bilderbuch? Ein Bahnhöfchen wie von der Modellbahnanlage, sogar Wasserkran und Bekohlungsbühne gibt es.
Hat noch jemand Post für Baghdad? Dieser zutiefst unsymathische Klotz hier lässt zwar leistungsmäßig die Dampflok alt aussehen. Komisch, dass den Monstertruck trotzdem niemand mag. Gelb alleine reicht halt nicht. And keep off my car, buddy, sonst lernt dein Tonka-Truck am Ende noch auf die harte Tour, was rock-solid vor 30 Jahren bedeutete.
Nein, mit derartig scheußlichem Schwermetall wollen wir diesen herrlichen Spätsommertag nicht ausklingen lassen. Schließlich widmet sich dieses Blog ja dem Thema automobiler Historie mit Stern auf dem Kühler. Schaut doch mal, was da neben dem Bahnhof steht…
Dieser historische Geselle, ein O 3500 aus den 1950er Jahren, ist nicht nur fahrbereit. Er ist sogar noch im Einsatz: Als „Mühlenexpress“ kutschiert er Touristen in der Gegend herum.
Die Lok ist fast 80 Jahre alt, der Bus ein halbes Jahrhundert. Da sollte mein Moorbrauner doch auch noch ein paar Jährchen vor sich haben.