Parkplatzbegegnung 4

Ist der nicht schön? Dieser rote 230C ist mir neulich schon mal über den Weg gefahren. Nun kreuzte er meinen Weg wieder, aber diesmal hatte ich die Kamera rechtzeitig raus:

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Ich wüsste gerne, was der so verbraucht mit dem alten 2,3-Liter-Vergaser. Um die 12 bis 13 Liter, schätz ich mal.

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Was für eine schicke Farbe. Dieses Rot ist bei 123er-Coupés hierzulande leider sehr selten, obwohl es ihm sehr gut steht. In den USA war der Farbton häufiger, auch bei 107er-SLs. Bei uns hat man ja in den ausgehenden Siebzigern und beginnenden Achtzigern bekanntlich lieber auf diverse Schattierungen von Grün, Beige, Gelb oder, ja, auch das, Braun gesetzt. Oder gleich ganz protzig auf Silber oder Gold.

Nordlichterbesuch IV: Sitzpolsterworkshop

Am Samstag, nach einem Zwischenstop in Oldenburg, steht noch etwas Nettes auf dem Programm. Nils zeigt in Rödinghausen (das liegt im Kreis Herford), wie man Sitze wieder aufpolstert.

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Zwei Testfahrzeuge stehen bereit, um beide Sitz-Varianten des W123 abzudecken: Eine Limo (links) und ein Coupé (rechts).

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Der Fahrersitz wird ausgebaut, indem die vier Halteschrauben am Wagenboden gelöst werden. Dann sind noch die beiden Unterdruckschläuche für die Lehnenverriegelung abzuziehen. Der Ausbau ist übrigens wesentlich einfacher gewesen als der Wiedereinbau…

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Die legendären Taxistücke: Dicke Schaumstoffklötze, original von Mercedes-Benz. Gehören von der Form her eigentlich in irgendwelche Tonnenfedern und kommen in der unglaublich praktischen Stückzahl 3 (drei), also garantiert immer eins weniger oder mehr, als man braucht.

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Um den Bezug vom Sitz abzuziehen, setzt man sich am besten drauf, um den Federkern zusammenzudrücken. Das ist mein Coupésitz, erkennbar am Unterdruckschlauch vorne.

638_QP-Sitz-offen

Mein Federkern war zum Glück heil. Die Aufpolsterung konnte sich auf zwei Taxistücke vorne und vier Schaumstoffklötze im hinteren Bereich beschränken. Der Spender-Schaumstoff wurde aus einer MAN-Sitzlehne ausgesägt.

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Bei diesem Sitz sind zwei Federn gebrochen.

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Aus einer Metallröhre sägt Nils Stücke heraus, die über die gebrochenen Federenden gestülpt werden.

Außerdem muss bei dem oben gezeigten Sitz noch ein Bruch im Rahmen der Sitzlehne geschweißt und eine Rückenstrebe festgenietet (beziehungsweise geschraubt) werden. Fertig!

Zum Schluss gibt es noch ein paar Goodies für den Moorbraunen: Nils hat in aufwändiger Plättchentauscharbeit das Türschloss der Beifahrertür repariert. Es war während des vierjährigen Interregnums von 2001 bis 2005 festgerostet (damals in der Fahrertür – ich habe dann einfach die Griffe getauscht). Nach zweieinhalb Jahren kann ich endlich wieder die rechte Tür von außen auf- und zumachen. Ein ganz neues Komfortgefühl. Ich ahne, was erst eine Zentralverriegelung bedeuten muss.

Dann bekommt der Wagen noch eine frisch aufgeladene neue Riesenbatterie eingebaut – eine Spende meines Vaters. Und Nils probiert die Wirkung eines Edelstahlpflegemittels namens Chromol an den matten Fensterleisten meines Zweitürers. Phänomenal. Hoffentlich hält es den typischen Aachener Regen aus. Von den speziellen Niederschlägen des Ostviertels ganz zu schweigen.

662_Moorstuebchen

Dann wird’s nochmal gemütlich: Youngtimertreffen am Hücker Moor. Moorbraun meets Moorstübchen. Drei Stunden lang wird nett Blech geredet.

667_Leverkusen

Nach einem letzten Schlenker über Bad Salzuflen und die alte Wahlheimat Bielefeld geht es endgültig wieder nach Aachen. Fünf Bundesländer in sechs Tagen – ein Urlaub wie ein Road Movie. Jetzt ist er zu Ende.

Auf dem sprichwörtlichen letzten Tropfen Pöl (es sind also mindestens 100 Kilometer ab Aufleuchten der Reservelampe drin, einmal musste das ja ausgetestet werden) rollen wir nach über 1.500 Kilometern wieder in der Kaiserstadt ein.

Nordlichterbesuch III: An die Arbeit

Was mich an dieser Stadt wirklich schlaucht, sind die Entfernungen. Vielmehr: Die Zeit, die man braucht, um Entfernungen zurückzulegen. Aus meinem lässig zu Bjørn dahingesagten „dann bin ich in ner Viertelstunde bei dir in Norderstedt“ wird im Feierabendverkehr eine gute Stunde.

603_Panda-Ernie

Blick im Stau aus dem Seitenfenster. Ist das der Galgenhumor der Hamburger an sich? Oder nur der von Pandafahrern?

602_Realdach

Im Real-Markt von St. Pauli gibt es kein Pöl mehr. Dafür entschädigt die düstere alte Halle des Parkdecks mit morbidem Industriekulturcharme.

608_Spruehregen

Björn und sein Schrauberkollege Thomas nehmen sich der Inkontinenz an der Front des Motorblocks an. Um den Kühlwasserschlauch vor dem sprühenden Ölnebel zu schützen, habe ich ihn mit Panzerband abgeklebt.

610_Unterdruckpumpe

Hauptverdächtiger ist die Unterdruckpumpe. Der über 27 Euro teure Reparatursatz von MB enthält eine Gummischeibe, drei Schräubchen und eine Mini-Tube Locktite. Der Dichtring zum Motorblock ist in diesem Spottpreis natürlich ebensowenig inbegriffen wie für die Dichtung für den Pumpendeckel, der hier im Bild offen ist.

Das Set kommt dann aber doch nicht zum Einsatz, weil’s aus der Membran definitiv nicht heraussifft. Thomas erneuert die Dichtung zum Motorblock (hatte ich gottseidank schon ein paar Tage vorher gekauft) und versieht den Deckel mit Dichtmasse.

Aber wo der Wagen schon mal auf der Bühne ist, kann man ja auch mal einen Blick drunter werfen…

613_Laengstraeger-Rost

…auch, wenn man davon nicht unbedingt glücklicher wird. Rost am Längsträger…

618_Quertraeger

…Rost am Querträger…

617_Radhauskante-hinten

…und Rost an der Radlaufkante. Womit der Wagen die Winterpause verbringt, ist damit klar.

622_Fertanbjoern

Bjørn pinselt großzügig Fertan auf die Wunden. Das ändert zwar nichts am Problem, aber wenigstens riecht’s gut.

Die Radlager hinten haben auch Spiel und müssen neu. Das alte Lied: ein Problem beseitigt, fünf neue entdeckt.

Nordlichterbesuch I: Nach oben. Und dann immer geradeaus.

Hinter Osnabrück fängt allmählich der Norden an. Die Heimat. Das Land mit dem weiten Himmel und den geraden Horizonten. Wo bei Sturm die Möwen zu Fuß gehen und die Lastwagen Werbesprüche tragen, die in ihrer Klarheit nicht mehr zu verbessern sind.

512_Lloyd

Dat is’n annern Snack as neulich in Aachen der Zentis-Lkw mit dem unsäglichen Ausspruch „Viel Frucht. Feel good“.

Hamburch wiederum, die spröde Hanseatin, weiß durch coole Locations zu bezirzen.

522_Bruecke

Ungefähr so sieht die Brücke aus, auf der Roman das Coupé mit é am Dienstagabend fast noch abgelichtet hätte, aber eben nur fast. Leider war ich eine Stunde zu spät vor Ort. Leider war es schon zu dunkel, als wir endlich durch die ganze verdammte Riesenstadt gecruised waren. Leider fing es an zu regnen.

Also am nächsten Morgen selber ein paar Bilders gemacht. Die entsprechende Location ist im Navi gespeichert unter „Deutschland / Hamburg / Am Fährkanal“.

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560_Sternensicht

Es herrscht sozusagen sternenklare Sicht. Das da im Hintergrund sind die Landungsbrücken von St. Pauli…

540_Bugsier

…hier haben wir die „Bugsier 17“ vor der „Rickmer Rickmers“…

548_Kronkorken

…und wer beim Anblick dieses verwehten Kronenkorkens nicht melancholisch wird, hat den Norden nicht verstanden.

542_Duene

Zurück zum Auto, oben, an Düne 17. Es gibt noch viel zu tun. Viel zu entdecken, viel zu schrauben, alte und neue Freunde zu treffen, Bier zu trinken und vor allem, viele Kilometer abszuspulen.

Braun ist das neue Weiß 8

Sie haben es schon wieder getan. Oldtimer Markt, Heft 3/1996, Kaufberatung für den Mercedes SL der 107er-Serie, Seite 14:

Oldtimer-Markt_moorbraun_27

„Die Kundschaft hatte sich zwischen dem Summen der Doppelnocker oder einem etwas rauheren V8-Grollen zu entscheiden und wählte zwischen nicht volkommen geschmacksicheren Farben wie Mimosengelb, Moorbraun doer Ikonengold.“

Langsam wird mir klar: Es ist eine Verschwörung. Ich weiß nur noch nicht, wer dahintersteckt.

Braun ist das neue Weiß 7 / Parkplatzbegegnung 3

Nach Feierabend treffe ich mich mit Alex und Marlies aus Maastricht auf dem Parkplatz vom Real-Markt. Er fährt einen schicken 230CE, dessen M102 schon sagenhafte 380.000 Kilometer auf der Uhr hat. Bisher habe ich mich über den Satz vom „Immortal Horse“ ja immer lustig gemacht. Vielleicht muss ich mein Urteil über den Einspritzer revidieren.

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Alex_Motorraum_222

Wenn ich so einen blitzeblanken Motorraum sehe, werde ich immer ganz nostalgisch. So sah meiner auch mal aus. Vielleicht wäre es 1995 schlauer gewesen, den Wagen auf LPG umzurüsten…

Nach ausführlichen Benzin- bzw. Pölgesprächen werden die beiden Coupés relokalisiert und vor die Gaststätte „Alt Brand“ im gleichnamigen Öcher Stadtteil positioniert.

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In deren Räumlichkeiten wird der gemütliche Teil des Abends eingeläutet: Ich hole meine historische Literatur heraus, Alex einen Schwung Autotests und Prospekte. Zum Beispiel eine „Motor Klassik“ von 1997 mit einer Kaufberatung für das W123-Coupé…

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…in der ich den bösartigen Satz entdecke:

Motor-Klassik_moorbraun_233

„Ein moorbraunes Vergaser-Coupé ohne Extras ist trotz Topzustands fast unverkäuflich.“

Woher kommt dieser Hass? Was haben wir der Fraktion der Leasingsilbernen und Weißgrundierten getan? Was, um alles in der Welt?

Lange nicht mehr gesehen

Begegnung auf dem Bürgersteig heute Morgen: Erinnert sich noch jemand an diesen eigenwilligen Gesellen?

Visa_Fahrer_214

Citroën Visa. Gebaut 1978 bis 1988. Nachfolger des Ami8, in der Modellpalette angeordnet zwischen 2CV-Ente (deren Zweizylinder-Boxer er bekam) und GSA, dem er optisch angeglichen war. Mehr dazu auf dieser Fanseite.

Visa_Beifahrer_213

Dieses bestenstielblaue Kerlchen hier könnte tatsächlich genauso alt sein wie das Coupé mit é. Stammt aus der zweiten Baureihe ab 1981, hat Kunststoffbeplankung rundum, optisch konservativere Stoßfänger und ein „normalisiertes“ Armaturenbrett. Die früheren Versionen sahen da noch deutlich, öhm, individueller aus – vor allem mit diesem Multifunktions-Satelliten neben dem Lenkrad… (Fotos unter „identification„)

Weniger nostalgisch stimmt mich ein paar Schritte darauf der Blick auf die eigene Motorhaube. Jemand hat, wohl aus dem Wohnblock, vor dem ich geparkt hatte, eine halbe Mahlzeit auf den Benz geworfen oder gespuckt. Irgend etwas Frittiertes. Ich hoffe nur, es war noch nicht allzusehr angedaut.

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Ostviertel halt.

Rückblende vs. Radblende

Neu an Bord im Blog sind jetzt Bilder vom 11. September 2005. Nein, trotz des etwas belasteten Datums sind sie ganz hübsch.

Parkplatz7_1024

Und die Frage, die sich beim Betrachten stellt: Standen die Alufelgen damals dem Coupé mit é besser als die Blechradkappen heute?

Aldiparkplatz_14-Uhr_1531

Ich meine: Optisch sind beide gleich reizvoll. Der dunkle Lack bringt sowohl das matte Silber der Alufelgen, als auch die verchromten Partien der Blechkappen besonders gut zur Geltung.

Aber zum Charakter eines Dieselcoupés passen die gediegeneren Chromkappen etwas besser als die Sportlichkeit signalisierenden Alu-Füchse.

Neues von der Drogenfahndung

Der Umschlag sah unverdächtig aus, wie er da in meinem Briefkasten steckte. Braun, DIN-A5-Format, an einer Stelle etwas dicker als gewöhnlich. Der Inhalt freilich hätte bei jedem Rauschgiftfahnder ein dienstliches Augenbrauenhochziehen ausgelöst: Ein transparentes Plastiktütchen, darin eine nicht geringe Menge leicht bröseliger Substanz.

Tuete_1960So schnell kann’s gehen, dass man sich in merkwürdige Machenschaften verstrickt. Anders aber als einem 27-jährigen Aldenhovener, der vergangene Nacht auf der Pützdorfer Straße von Polizisten angehalten worden ist, bin ich dann auf dem Weg zur Arbeit keinen Gesetzeshütern vor die ausgestreckte Kelle gefahren.

Und im Gegensatz zu jenem jungen Mann hätte ich darauf geachtet, dass keine Spuren des verdächtigen Zeugs an meinem Scheckkarten-Führerschein geklebt hätten, den ich den Beamten gereicht hätte. Und anders als beim Pechvogel von der Pützdorfer Straße hätten die misstrauisch gewordenen Beamten anschließend in meinem Wagen außer dem wohlgefüllten Plastiktütchen nicht auch noch ein Röhrchen gefunden, mit dem sich zum Beispiel Substanzen durch die Nase einsaugen lassen.

Ich hätte dann weiterhin auch nicht behauptet, dass die eigenartigen Spuren wohl gerade erst in einem soeben besuchten Club an den Führerschein gelangt sein müssten, wo ich ihn als Altersnachweis hätte vorzeigen müssen. Und dass das Tütchen sowieso nur einem Freund gehöre.

All das hätte ich nicht getan. Nein, ich hätte den Herren in Grün einfach mal am Tüteninhalt schnuppern lassen.

Womit wir schon bei der einzigen Parallele zum Fall von heute Nacht sind. Beide Substanzen machen nämlich süchtig. Ich hätte den Schutzmann wohl davon abhalten müssen, sich gleich die ganze Pampe in den Mund zu stecken. Sie enthält nämlich unter anderem Macadamia-Nussöl, Mandelöl, Orangenöl, Aprikosenkernöl, Kokosöl und Vanilleextrakt. Und duftet köstlich.

Es ist die Probe eines Schutzwachses für Autolacke, die ein Bekannter von mir aus der Oldtimerszene selber angerührt hat. Eins ist mal sicher – mit dem Inhalt meiner Tüte macht das Autofahren langfristig mehr Spaß.

Alter Kram

Es gibt sicher bessere Tage, die Millionenstadt Essen zu besuchen, als den der esten Love-Parade dort. Aber es hat sich halt so ergeben. Knubbel weist den Weg:

Knubbel_1882

Doch siehe da: So leer hatte ich die Autobahnen gar nicht erwartet. Offenbar hat sich die Bevölkerung der Metropole aus Angst vor entmenschten und zugedröhnten Techno-Horden gar nicht erst vor die Tür gewagt.

Um so ungestörter können wir uns dem Wagen widmen. Der gerissene Krümmer kommt raus…

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…und wird durch einen bei Ebay für sechs Euro ersteigerten neuen ersetzt. Der ebenfalls neue Ansaugkrümmer hat den selben Betrag gekostet. Man darf ja auch mal Glück haben.

Ansaugkruemmer_1926

Pech haben wir dagegen mit der leckenden Unterdruckpumpe, weil das Ersatzteil nicht passt.

Unterdruckpumpe_1933

Wobei die originelle Vermutung im Raum steht, dass Vakuumpumpen mit zwei Anschlüssen nur bei den wenigen OM616 verbaut wurden, die zwar schon Schlüsselstarter waren, aber noch 65 PS (statt 72) hatten. Kann das jemand betätigen oder widerlegen?

Lenkgetriebeoelgehaeuse_193

Anschließend ging es ans Öl der Servolenkung. Das wurde zwar vor einiger Zeit schon einmal teilweise gewechselt, jetzt aber wird es komplett abgesaugt und abgelassen. Bernsteinfarbenes Neuöl und ein neuer Filter (Mann H 85) sollen dafür sorgen, dass der Moorbraune auch in Zukunft ohne die Sonderausstattung „Lenkspiel“ über die Straßen düst.

Benni-Halle_1943

Zum Schluss werden noch die Bremssättel der Vorderräder gängig gemacht und die Beläge mit neuer Kupferpaste eingeschmiert, dann die lose Leerlaufdrehzahl-Regulierung repariert und die Scheinwerfer neu eingestellt. Fertig!

Eine Fahrt nach Essen kann sich auch lohnen, ohne dass man Massen zugedrogter halbnackter Menschen sieht. Naja, vielleicht nächstes Jahr…