Phantomdebatte

Ich kann diese Phantomdebatte nicht mehr ertragen. Sind Blogger Journalisten? Sind Blogs eine Bedrohung für Qualitätsjournalismus?

Da sitzen sie, in immer neuen Talkrunden und Podiumsdiskussionen: in Ehren ergraute Zeitungsjournalisten und jungdynamische Onliner, immer die gesunkenen Auflagenzahlen des Prints und die miesen Online-Erlöse im Nacken. Und diskutieren über dieses eigenartige Phänomen, von dem jeder spricht, das sie nicht wirklich verstehen und das sich ihnen auch dann nicht erschlossen hat, als sie mal auf einen dieser merkwürdigen „Blogs“ (sie verwenden da gerne die maskuline Form) geklickt haben.

Blogs. Bürgerjournalismus. Citizen Content.

Wie immer man es nennt, dahinter steckt: Leser machen Internet, Menschen schreiben Texte. Texte, die jeder lesen kann. So muss sich ein Pastor fühlen, wenn seine Kirchengemeinde die Kanzel stürmt und anfängt, sich eine eigene Bibel zu schreiben.

Diese Welt dort ist eine Parallelwelt, eine, die sich dem Journalisten alter Denke erstaunlich erfolgreich zu verschließen scheint. Was ist das? Wie geht man damit um? Und vor allem: Wie macht man aus diesen verloren gegangenen Söhnen (und Töchtern) des Netzes wieder ordentliche Zeitungsleser?

Die Antwort auf letzteres ist leicht. Gar nicht. Vergesst es. Warum auch?

Eine der eingängigsten Weisheiten, die ich vom Media Coffee im Kölner Komed gestern mitgenommen habe, war dieser Satz, den Torsten Zarges von kress den Zeitungsverlagen ins Poesiealbum geschrieben hat (sinngemäß zitiert):

Die mächtigen Eisenbahngesellschaften in den USA sind deshalb eingegangen, weil sie dachten, sie wären im Eisenbahngewerbe. Tatsächlich waren sie aber im Transportgewerbe.

Soll heißen, Journalisten stellen eine Ware her: Nachrichten, Texte, Bilder, Meinungen, Inhalte. Je eher es ihnen egal ist, über welche Kanäle sie ihre Kunden erreichen, desto besser.

Und, je eher sie die neuen Spielregeln dieses Geschäfts verstehen. Selbiges lief früher zu 99 Prozent in eine Richtung ab (die paar Leserbriefe, Telefonanrufe und Gegendarstellungen außen vor gelassen). Heute spricht die Masse zurück. Und kritisiert. Meckert gar. Zeigt Fehler auf. Und: Sie findet Gehör. Lauffeuerartig verbreitet sich, was ein Einziger auf den Artikel zu sagen hat.

Das ist neu. Neu ist auch, dass die Leserschaft den Spieß umdreht. Und Fragen stellt – auch dem Journalisten. Dem das nicht immer gut passt, wie ich in Köln an der Reaktion von WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz auf die Anfrage von Stefan Niggemeier sehen konnte, ob denn die Walden-Bello-Falschmeldung der WAZ in Print und Online irgendwann korrigiert würde.

Gerade erst diskutierten in Berlin einige Onliner über das Thema. Blogger Felix „ix“ Schwenzel hat’s später süffisant in Bild und Text zerlegt. Sein Fazit:

alles ist gut, wir machen unser ding, aber keine experiente, ihr macht euer ding, aber das hat nix mit uns zu tun. schlimm ist das, bis auf die deutlich mitschwingende arroganz, nicht. aber ein bisschen traurig, wenn man zeitungen mag, ist es schon. starrköpfigkeit und furcht vor neuem führt nicht zwangsläufig ins grab, aber definitiv zu einem starren kopf.

Na gut, es gibt Ansätze. Mercedes Bunz antwortete auf die Frage, warum Blogs so authentisch und beliebt seien: Das habe etwas mit der lokalen Verwurzelung einer Community zu tun, der Vernetzung der Leser untereinander und damit, dass dort die Inhalte von den Lesern gestaltet würden, nicht von Redakteuren. Genau. Genau darum geht es. „Ich fordere meine Redakteure immer wieder auf, geht weg von dem Meldungs-Ticker. Wir werden alle tickerblind. Recherchiert im Netz, aber lest sowohl andere Tageszeitungen und lest auch Blogs.“

Wohl gesprochen. Das war’s eigentlich auch schon.

Aber warum soll man sich auch Gedanken machen, was anders werden muss. Wo doch die Zukunft der Holzzeitung so rosig aussieht, wie Mathias Döpfner und Clemens Bauer jetzt wieder beteuerten.

Neues aus China

Besser spät als nie. Wie das Journalistenportal Newsroom heute meldet, hat Yahoo! nun im nachhinein bedauert, in die Verhaftung chinesischer Dissidenten verwickelt gewesen zu sein. Fast möchte man sich freuen über diese Einsicht.

Hintergrund: Kritiker werfen der Suchmaschine vor, der chinesischen Polizei die Namen von Regimekritikern verraten zu haben. Shi Tao, Wang Xiaong, Li Zhi, Jiang Lijun und andere wanderten deshalb hinter Gitter und werden erst in vielen, vielen Jahren freikommen. Unter anderem mit der Aktion „Boo Yahoo“ (siehe Button) und einer Online-Petition versuchen sie seit Jahren, die Öffentlichkeit für die Freilassung der Gefangenen zu mobilisieren. Auf diversen Blogs und Webseiten ist der Button auch bereits verlinkt.

Jetzt hat Yahoo! China offenbar ein kurzes Statement veröffentlicht, wonach dem Unternehmen seine Mitwirkung an der Affäre offenbar doch etwas peinlich geworden ist. „Yahoo! ist besorgt darüber, dass chinesische Bürger eingesperrt werden, weil sie ihre politische Meinung im Internet verbreitet haben“, heißt es darin. Die Organisation Reporter ohne Grenzen forderte umgehend, nun solle sich Yahoo! doch auch bitteschön für die Freilassung der Inhaftierten einsetzen.

[Die Meldung war am Dienstagabend noch etwas schwer nachzuvollziehen, denn weder auf den Presseseiten von Reporter ohne Grenzen, noch auf denen der US-Zentrale von Yahoo! stand dazu etwas. Und die chinesische Version von Yahoo… nun, mein Kantonesisch ist ein bisschen eingerostet, vielleicht kann mir ein Leser da weiterhelfen?]

Wie dem auch sei: Einsicht ist eine schöne Sache. Fast könnte man von Der Guten Nachricht Des Tages™ sprechen und sich ein bisschen freuen, dass der Druck der Öffentlichkeit offenbar doch ein klitzekleines bisschen gewirkt hat.

Wäre da nur nicht der Gedanke an den Journalisten Shi Tao, der, hier ist es nachzulesen, noch genau 2720 vermutlich sehr, sehr unerfreuliche Tage vor sich hat. Weil Yahoos Einsicht halt doch ein wenig spät kam.

Guantanamo 2.0

Was kann der Einzelne für die Innere Sicherheit tun? Wie lässt sich Terrorismus am Arbeitsplatz, im Schlafzimmer, in Schule und Uni bekämpfen? Tipps und Anregungen gibt es auf dieser schönen Seite: www.informiert-wolfgang.de!

Und was die Käfighaltung angeht: So schön wie Lanu hat das noch keiner auf den Punkt gebracht.

Neues aus Rostock

Die Gute Nachricht Des Tages™ beginnt mit einer schlechten Nachricht.

Einer falschen Nachricht nämlich, die leider volle drei Tage lang in zahlreichen deutschen und internationalen Medien verbreitet wurde. Vor den Krawallen von Rostock am vergangenen Samstag habe ein Redner die militante Menge zu Gewalttätigkeiten aufgeputscht: „Wir müssen den Krieg in diese Demonstration reintragen. Mit friedlichen Mitteln erreichen wir nichts.“

So meldete es die Nachrichtenagentur dpa am Samstag, 2. Juni, um 18.41 Uhr. Spiegel Online übernahm es, Bild.T-Online übernahm es, die B.Z. übernahm es, Stuttgarter Nachrichten, Schweizer Zeitungen, WAZ, Kölnische Rundschau – alle berichteten in den folgenden drei Tagen, überall stand der Satz. Am Sonntag bezog sich auch der Sprecher der NPD-Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern auf den Satz, als er in einer Presseerklärung die „etablierten Parteien“ für den „entfesselten linken Mob“ verantwortlich machte.

Dumm nur: Die Meldung war falsch.

Der Redner war Walden Bello, philippinischer Soziologieprofessor und Träger des alternativen Nobelpreises. Ihm lag es fern, Demonstranten zu Gewalttätigkeiten anzustacheln. In Wahrheit hatte er dazu aufgerufen, den Irak-Krieg nicht als Thema der Globalisierungsproteste auszuklammern.

„Two years ago they said: Do not bring the war into the discussions. Just focus on poverty reduction. Well, we say: We have to bring the war right into this meeting. Because without peace there can be no justice.“

Frei übersetzt: „Vor zwei Jahren sagten sie: Bringt den Krieg nicht in die Diskussionen hinein. Konzentriert euch auf Armutsbekämpfung. Nun, wir sagen: Wir müssen den Krieg genau in dieses Treffen hineinbringen. Denn ohne Frieden kann es keine Gerechtigkeit geben.“

Fehler passieren. Jedem. Erst recht Journalisten. Anlässlich der Bello-Meldung beschreibt die Journalistin Christiane Link in ihrem lesenswerten Blog „Behindertenparkplatz“ den enormen Zeitdruck eines Korrespondenten. Sie selbst hatte, als sie für die dpa tätig war, die Agenturgläubigkeit von Medien nur allzu oft erlebt. Etwa wenn sie auf einer völlig unverständlichen Pressekonferenz Kollegen fragte, ob sie den Redner verstanden hätten? Nein, da würde man einfach auf die dpa-Meldung warten. Link: „dpa war in dem Fall aber ich“.

Doch die Geschichte der Bello-Falschmeldung hat noch einen zweiten Teil: Schon kurz nach Erscheinen der Nachricht am Samstag berichtete der Blogger Spiegelfechter von dem Fehler. Während die Medien noch die falsche Fassung verbreiteten, begann im Web bereits die Wahrheit zu kursieren.

Und während die dpa dann zunächst den deutschen Übersetzer der Rede für den Fehler verantwortlich machte, verbreitete sich der Link auf einen Video-Mitschnitt des Senders Phoenix bei MyVideo immer weiter.

Schließlich kippt die Berichterstattung. Am Dienstag, volle drei Tage nach dem Ereignis, korrigierte sich auch die dpa, stellte die Fakten richtig und entschuldigte sich bei Walden Bello. Mehr noch: Mehrere Medien taten es nach, korrigierten ihre Artikel im Internet und erläuterten die Hintergründe.

Ob das ohne den Gegendruck aus der Bloggerszene passiert wäre?

Bleibt festzuhalten: Noch nie haben Medien so schnell Widerspruch erlebt wie in Zeiten des Web 2.0. Heute kann praktisch jeder Mensch (dank der benutzerfreundlichen Blog-Technologie auch ohne große technische Vorkenntnisse) seine Sicht der Dinge einem weltweiten Publikum zugänglich machen. Auch wenn wir Journalisten uns künftig darauf einstellen müssen, dass unsere Fehler nicht mehr unbekannt, unkommentiert und und unwidersprochen bleiben, ist das eine gute Nachricht.

Die Geschichte der Bello-Meldung hat übrigens in bewundernswerter Detailarbeit (wieder mal) Medienjournalist Stefan Niggemeier aufgearbeitet.

Neues aus der Welt der Justiz

Und so schnell zaubert Die Gute Nachricht Des Tages™ ein Lächeln auf die Lippen der Klein-Bloggersdorfer. Sie betrifft Forenbetreiber im Internet, also auch all jene mit eigenem Blog. Es geht mal wieder um die Haftung für das, was andere User auf unseren Seiten schreiben.

Dass wir nicht rund um die Uhr selber nach Beleidigungen und sonstwie rechtswidrigen Kommentaren suchen müssen, sondern den Mist erst dann löschen müssen, wenn uns jemand auf ihn aufmerksam macht, ist bekannt.

Nun gibt es eine weitere Einschränkung der Forenhaftpflicht. Das Landgericht Berlin hat entschieden, dass ein Forenbetreiber auch nicht verpflichtet werden kann, strafbewehrte Unterlassungserklärungen über zukünftige Kommentare abzugeben.

Klingt kompliziert? Es ging in dem Fall darum, dass ein Professor auf der Plattform www.meinprof.de (dort können Studenten ihre Professoren beurteilen) übel beleidigt wurde. Die Betreiber der Webseite entfernten die entsprechenden Kommentare zwar umgehend, doch der Professor wollte noch mehr: Er verlangte eine Unterlassungserklärung von den Betreibern. Sollten weitere Beleidigungen auf der Seite veröffentlicht werden, hätte MeinProf jeweils 3000 Euro zahlen müssen.

Das lehnten die Betreiber ab; der Professor zog vor Gericht. In der ersten Verhandlung vor dem Amtsgericht Berlin-Tiergarten bekam er auch Recht [by the way: Das schreibt man doch wieder groß, oder, Tom?]. In der Berufungsverhandlung vor dem Landgericht am 31. Mai entschieden die Richter allerdings gegen den Hochschullehrer.

Das Internet ist bekanntlich kein rechtsfreier Raum. Fast jeder, der eine Möglichkeit zum Kommentieren und Diskutieren anbietet, hat schon üble Erfahrungen mit Pöblern und Gestörten gemacht. Dass deren Textabfall von uns entsorgt werden muss, ist für nervig genug, aber insgesamt fair und zumutbar.

Alles weitere wäre aber zu viel gewesen: Eine Verhinderungspflicht für rechtswidrige Inhalte wäre nur möglich gewesen, wenn alle Forenbetreiber eine totalen Vorabkontrolle aller Beiträge in allen Foren eingerichtet hätten. Inklusive juristischer Prüfung, ob grenzwertige Beiträge irgendwelche rechtlichen Konsequenzen gehabt haben könnten.

Das wäre praktisch der Tod der Diskussionskultur im Internet gewesen. Deshalb ein dickes, erleichtertes Dankeschön in die Hauptstadt (den bekannten Spruch „es gibt noch Richter in Berlin“ sparen wir uns).

Neues aus der Schattenwelt

Also, das hier ist wirklich etwas für Feinschmecker. Haben Sie ein paar Minuten Zeit? Lust auf ein morbides Prickeln? Dann schauen Sie auf domainregistry.de Internetadressen beim Sterben zu. Im Minutentakt erscheinen dort die wieder frei werdenden Webdomains. Es ist die Zombie-Parade einst hoffnungsvoller Jung-Unternehmungen, privater Internet-Träume und seriöser Webprojekte. Jetzt sind sie Geschichte.

Was mag sich hinter www.firmenliste24.de (aus naheliegenden Gründen spare ich mir das Verlinken) verborgen haben, die heute um 4:30 Uhr und 41 Sekunden in die Leichenhalle gerollt wurde? Eine weitere findige Idee optimistischer Uni-Abgänger, deren mühsam finanzierter Business Plan dann durch Google obsolet wurde? Was wurde aus dem fremdenverkehrsverein-naunhof.de (5:59 Uhr), was aus dem restaurant-volksgarten.de (5:17 Uhr)? Und war das aixnetz.de (14:03) ein echtes Öcher Projekt?

Nachdenklich stimmt auch die menschliche Seite. Was mag dem Inhaber von www.markus-glowka.de widerfahren sein, dass die Adresse um 14:08 wieder zu haben war? Wünschen wir ihm, dass er es gut getroffen hat, sich vielleicht mit den Eigentümern von www.notare-daniels-starke.de zu einer neuen Kanzlei zusammengefunden hat. Auch dass es die singles-bielefeld.de (9. Mai, 15:09) nicht mehr gibt, hat ja vielleicht einen freudigen Grund.

Bei einigen Namen allerdings… nun, sagen wir, ihr Auftauchen in der Hall of the Fameless überrascht nicht allzusehr: Der Anlass von millennium-abi.de (27. Mai, 16:15 Uhr) dürfte sich mittlerweile erledigt haben, www.nagelzubehoer-nagelreinigung-nagellack.de war nicht wirklich griffig, und was war wohl ein altenschoepfer.de (25. Mai, 14:40)? Was ein meeresfunken.de (13:57)?

Eins ist mal sicher: Die Leichenschau am laufenden Band macht süchtig. Und geradezu folgerichtig erscheint, dass in dieser Totentabelle auch der zombieguide.de auftaucht (24. Mai, 23:45 Uhr). Hat der olle Sensenmann also doch Humor, denkt man beim Schreiben. Und hofft, dass wenigstens www.az-web.de/blogs/serendipity/ noch ein Weilchen lebendig bleibt. Sagt mir jemand Bescheid, wenn’s soweit ist?

[via Ulf Schönerts Blog beim Stern]

Meeting in Münster

Es geht wieder auf Tour. In Münster lockt das Jahrestreffen der Interessengemeinschaft Mercedes-Benz. Mit großem Abschlussaufstellung vor dem Schloss – und damit, wie Boert in seiner Einladung schreibt, ein „passender Zeitpunkt also, um sich ne MAL aus nem Gullwing zu besorgen“. Keine Frage, da muss man hin.

Mit Steffen 200D treffe ich mich zunächst in Warendorf mit Boert und zwei Michaels. Erst wird noch der Autoverwertung Kisse in Freckenhorst ein Besuch abgestattet, dann geht es ab nach Münster, wo zunächst bei Burger King gespachtelt wird. Dann treffen wir Roman aus Hamburg samt Begleitung.

Das Zusammenkommen der MBIG mit abschließender Parade vor der Universität ist eigentlich eine Edelveranstaltung für Flügeltürer, Adenauer und ähnlich herrschaftliche Gefährte. Wir Fußvolk dürfen unsere mehr oder weniger gepflegten Alltags-Youngtimer trotzdem am Rande der Wiese mit dazustellen.

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Eine durchaus angemessene Kulisse für das Coupé mit é. Neben ihm parkt Romans Liasgrauenr.

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Auf der Hutablage das Kissen mit dem Gesicht vom silbernen Dieselstern und, natürlich, eine Flasche feinster Holstensegen. Nur die noch unlackierten Radkappen stören das Bild etwas.

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Bei so einem Treffen kann man viele gute Ideen klauen Anregungen aufnehmen. Zum Beispiel die Blumenvase am Armaturenbrett…

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…der zeitgenössische Hutablagenschmuck

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…und, äh, nein, das lassen wir lieber bleiben. Auch wenn es bei unserem Bio-Treibstoff tatsächlich stimmt.

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Der Wagen passt allerdings zum Aufkleber. Bleibt dieses Fahrzeug einmal liegen, kann es nur mit einer Goldkette abgeschleppt werden.

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Diesen Rat der Firma Gasolin beherzigen W123-Diesel-Fahrer tagtäglich.

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Es geht doch nichts über einen schicken 107er-SLC. Mein Traum. Na gut, vielleicht nicht in dieser Farbe.

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Pontonfahrer sind ein ganz, ganz eigenartiges Völkchen. Naja, immerhin passt der Feuerlöscher zur Wagenfarbe.

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Und ich dachte immer, Pontons wären in Puncto Seriosität die Steigerung von Heckflossen.

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Weit gefehlt…

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Sagte ich schon, dass Pontonfahrer ein ganz, ganz eigenartiges…?

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Okay, es scheint sich um einen Werbeträger zu handeln…

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…aber ob der TÜV das hier noch entschuldigt?

Nach einem erfüllten Tag geht es schließlich – im, Zitat Roman: „schlechtesten Wetter der Welt“ – wieder heim nach Bielefeld.

Neues aus Italien

Egal, ob man Don Alphonso mag oder nicht: Wer einmal die ganz, ganz hohe Schule des Bloggens bewundern möchte, nehme sich ein Weilchen Zeit und besuche sein GT Blog.

Die italienische Oldtimer-Rallye Mille Miglia, die der Don für einen Autozubehörhersteller journalistisch begleitete und nebenher bebloggte, ist nun vorbei. Schön, dass die Flut der Bilder von automobilen und steinernen Kostbarkeiten wohl noch etwas länger im Netz stehen wird.

Ja, so ästhetisch kann Bloggen sein.

Eine Seite, die man all jenen zeigen sollte, die gerne in TV-Debatten das Wort von der Belanglosigkeit der Blogs im Mund führen. In Blogdorf wird nicht nur gehäkelt, sehr geehrte Damen und Herren.

Neues aus der Galaxis

Okay, das ist jetzt für Insider, ich geb’s zu. Und es ist auch nicht ganz die Gute Nachricht Des Tages™. Heute ist nämlich weltweiter Towel Day.

Zum Gedenken an den Mann, wegen dessen Buch ich 1987 während der London-Klassenfahrt mit der Tube (damals dachte man dabei noch nicht an eine Video-Webseite) nach Rickmansworth rausgefahren bin, im „Café Swiss“ ein Käsesandwich gegessen und eine Tasse Tee getrunken habe. Eine Idee zur Weltrettung ist mir damals übrigens, wie man unschwer erkennen kann, im Gegensatz zu Fenchurch aus dem Buch nicht gekommen.

Danke, Douglas, nicht nur für den Fisch.

PS: Doch noch was Gutes gefällig? In der (englischen) Wikipedia steht natürlich auch alles zum Thema The Hitchhiker’s Guide To The Galaxy.

[via Stefan Niggemeier.]

Neues aus der Damenwelt

BLOGine 2007: Dramatische Oper in drei Teilen

I. Adagio moderato

Am Anfang stand eine gute Idee. Eva Katharina H. hatte sie, eine 23-jährige BWL-Studentin aus Berlin: Auf ihrem neuen Startup Bondea – „das offizielle Freundinnen Netzwerk Blog“ – rief sie auf zur Wahl der BLOGine 2007, also Deutschlands Blogger-Königin des Jahres. Auslöser waren Meldungen, wonach unter den Top 50 der deutschen Blogs praktisch kein von einer Frau geschriebenes zu finden ist (Ehrensenf-Katrin mal ausgenommen, aber deren Daily Videocast ist ja auch kein klassisches Blog).

Gesagt, getan: Bis zum 13. Mai wurden 122 Blogs nominiert, darunter einige mit sehr netten Namen: Draußen nur Kännchen, Pappalatur, die Naselnuss, Zeitrafferin oder Erdbeerwelt-Touri. Erstaunlicherweise war Anke Gröner, deren Blog in den Charts zuletzt knapp unter der 50er-Marke hing, nicht dabei.

Die Nominierten stellten sich in Kurz-Interviews vor. Am 16. Mai begann die Abstimmung, und zunächst lief alles gut. Nach 44 Stunden waren schon 1.500 Stimmen abgegeben worden.

II. Allegro con spirito

Bondea ist benannt nach der altrömischen Bona Dea, was „Gute Göttin“ bedeutet. Deren ausschließlich weibliche Priesterschaft kam ihrerzeit stets unter strengstem Ausschluss von Männern zusammen. Ob diese Treffen vor 2000 Jahren immer harmonisch abliefen? Mann weiß es nicht. Die heutigen Nachfahren der Gottesanbeterinnen Priesterinnen jedenfalls gerieten alsbald in Streit.

Es begann am 18. Mai mit einer auffälligen Häufung von Stimmen mit Arcor-IP-Adresse für das Blog vibes-bild. Die Organisatoren entschieden sich, 388 der offensichtlich vom selben Absender stammenden Klicks manuell herauszurechnen.

Ein nicht gerade transparentes Verfahren. Im Bondea-Blog gingen die Wogen hoch. „Schwachsinn“, „peinlich“, „Zickenterror“, hieß es. Auch gegen andere Nominierte wurde gekeilt. Alice: „Dieses Chaos-blog ‚lanu‘ ist weiter auf Nummer 1? Ist Lanu überhaupt ein Frauenblog?“, blogneurose: „ich glaube das ist einfach ne trittbettfahrerrin mit profilneurose“.

III. Finale furioso (sine chauvinismo)

Es folgten die ersten Rücktritte. Barbara L. stieg schon am 19. Mai aus: „Ich finde das alles nur noch peinlich.“ Die bis dato zweitplatzierte Pia zog am 23. Mai ihre Teilnahme zurück: „Frauen sind nicht in der Lage objektiv und freundlich als Konkurrentinnen aufzutreten.“ Erdbeerwelt-Touri Diana verabschiedete sich am selben Tag: „Ich wünsche den übriggebliebenen Damen viel Spass dabei, sich gegenseitig weiter zu zerfetzen.“ Am Abend hatten sich insgesamt sieben Teilnehmerinnen ausgeklinkt.

Königinlichen Spaß an alledem hat zweifellos die auf Platz 1 liegende Lanu (Ex-Dotcomtod, heute Boocompany), die in ihrem puristischen Blog den Zickenkrieg süffisant kommentiert: „Ich hatte nicht die Absicht, mich tagelang damit zu beschäftigen. Warum tu ich es dennoch? Weil ich es kann!“

Zu dem Zeitpunkt schien sie selber schon Opfer einer Schummelei Ungereimtheit geworden zu sein: Auf der Bondea-Seite fand sich ein Abstimmungsbutton „Lanu for BLOGine 2007!„, was an sich schon eigenartig genug gewesen wäre. Doch wer ihn drückte, gab seine Stimme nicht für Lanu, sondern jemand anderen ab.

Ganz großes Kino also. „Popcorn für alle!!!“ freute sich Lanu denn auch – das Bloginen-Chaos hatte bereits Eingang in die Boocompany gefunden. Nach knapp anderthalb Stunden war der Button wieder verschwunden – offizielle Erklärung: Er war nur kurz zum Testen der nach den Austritten geänderten Abstimmungs-Reihenfolge eingebaut worden.

Königlichen Spaß haben natürlich auch die Beobachter des Ganzen, etwa Robert Basic, der den „Catfight“ in seinem Blog mit einem Kätzchenvideo kommentiert („Am Ende kommt wahrscheinlich heraus, dass es sich um eine virale Kampagne von Dove handelt“). Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis weitere Wogen aus Spott und Häme aus Klein-Bloggersdorf über den Bloginen-Anwärterinnen zusammenbrechen (hier schon mal ein Vorgeschmack: „Stutenbiss 2.0“, „Zicken-Zoff und Wahlbetrug“ und „Auch eine Klofrau hat Visionen“).

Nachspiel.

Für den 28. Mai ist die Krönungszeremonie der BLOGine 2007 angesetzt. Wie es ausschaut, bekommt Lanu den iPod im Bondea-Design. Was bleiben wird, ist ein gewisses Gefühl des Bedauerns, dass so wenig genügt hat, so viel unangenehmen Nachgeschmack zu erzeugen.

Ob die schlechte PR für „das offizielle Freundinnen Netzwerk Blog“ am Ende doch gute PR war, wie es ja ein Sprichwort behauptet, wird sich zeigen. Zeigen wird sich auch, ob Katrin Bauerfeind (die das Ehrensenf-Schiff voraussichtlich Mitte Juni verlassen wird), weiterhin die einzige Frau unter den 50 meistgeklickten deutschen Blogs bleiben wird.

Es dürften jedenfalls nicht nur Frauen sein, die das ein bisschen schade finden würden.