Neues vom Markt

In einer Marktwirtschaft dreht sich alles um Märkte. Wer sich am Markt etablieren will, wird eine Marktanalyse machen, die Absatzmärkte beobachten, er wird die Marktchancen seiner Produkte einschätzen, damit er ihre Marktpreise kalkulieren kann und nicht am Ende einer Marktbereinigung zum Opfer fällt. Ein Faktor aber ist ganz besonders wichtig.

Marktzugang

Der Supermarkt an der Vaalser Straße hat ihn jedenfalls.

Neues von A bis Z

Ein nettes Spielchen geistert gerade durch Klein-Bloggersdorf. Zuletzt sah ich es bei Jens im Pottblog, aber bei Anke Gröner, Daniel Fiene und im Franziskript lief’s auch schon. Es geht so: Man gibt jeden Buchstaben des Alphabets in die Adresszeile seines Browsers ein und guckt, welche Webadressen er daraufhin vorschlägt.

Kleine Erklärung: Der Browser merkt sich in der Verlaufs-Datei die Adressen der zuletzt aufgerufenen Seiten. Also einfach mal mit a angefangen und mal schauen, was kommt…

A: http://www.az-web.de/blogs/serendipity/

Überraschung, Überraschung: Unsere kleine Blogplattform. Nicht wirklich erstaunlich, wo ich ja schließlich grad drauf gearbeitet habe. Darunter kommen brav AZ-Web.de und AN-Online. Na, bin ich ein guter Mitarbeiter?

B: http://www.bildblog.de/

Klar, das Bildblog steht ganz oben in meiner Blogroll und ist einer der ersten Klicks am Morgen. Dahinter kommen Don Alphonsos Blogbar, Bambali.net (eine Tauschbörse, über die ich etwas geschrieben habe) und, uh-oh, Bild.de. Aber Entwarnung: Es ist nicht das Seite-1-Girl, sondern nur das Video mit dem angeblich 3,5 Meter langen Hai, den das Bildblog auf seine tatsächliche Größe zurechtgestutzt hatte.

C: http://www.campuslife.de/

Die Studenten-Community von Aachen. Das Projekt meines Kollegen Stephan – mit bildschönen Rosenmontagsfotos übrigens. Es folgt die Autowerkstatt Car-Aix-Press.

D: http://www.derwesten.de/

Das neue Nachrichtenportal der WAZ-Gruppe. Dahinter Dilbert.com, die genialen Büro-Comics. Ich bekenne, ich bin Dilbert-Fan. Dahinter: http://www.de.map24.com/, der Routenplaner Map24. Hat mir am Freitag die Entfernung zum Fototermin nach Kreuzau vorausgesagt.

E: http://www.eddh.de/presse/presseschau.php

Eddh.de ist ein privat betriebenes Portal über Fliegerei. Die tägliche Presseschau dort ist die wohl beste zu diesem Thema im deutschsprachigen Web. Dahinter folgt Eierlei, eine Tauschbörse für Ü-Eier. Nein, nicht noch eine Leidenschaft von mir. Reines Recherchethema.

F: http://www.faz.net/s/homepage.html

Vorbildlich, so muss das aussehen, wenn man was mit Medien macht: FAZ, Frankfurter Rundschau (ein Artikel über den Arbeiteraufstand 1918), Focus (ein Stück über die gefeuerte Moderatorin Andrea Kiewel).

G: http://www.gmx.net/de/

Meine geliebte GMX-Mailbox. Das GTBlog von Don Alphonso – er schreibt nicht oft in sein Reiseblog, aber wenn, dann wunderschön. Und natürlich Google.

H: http://www.heise.de/

Heise Online, das führende deutsche IT-Portal. Dahinter Hitflip.de und Handy-tausch.de, zwei weitere Tauschbörsen. Kaufen Sie am Samstag eine AZ oder AN, dann wissen Sie, warum ich mich so für Tauschbörsen interessiere.

I: http://www.ivw.de/

Die IVW, wo man die Auflagen und Abrufzahlen fast aller deutschen Zeitungen und Onlinedienste abrufen kann. Im Januar hatten AZ-Web.de und AN-Online.de die besten Besucherzahlen aller Zeiten. Es folgt eine interessante Studie des Instituts Ipoque über P2P-Inhalte im Web (…Recherche, Recherche). Wussten Sie, dass 74 Prozent des gesamten Web-Traffics auf Tauschbörsen zurückgeht? Und 80 Prozent davon ist Filmmaterial aller Art. Jetzt wissen Sie es.

J: nichts

Wie: nichts? Mein Cache ist 50 MB groß, da muss doch eine Seite mit j am Anfang drin sein? Merkwürdig.

K: http://klauseck.typepad.com/prblogger/

Klaus Eck ist der PR-Blogger.

L: http://www.lawblog.de/

Udo Vetters Lawblog ist eins der besten Blogs, die ich kenne. Mehrere Beiträge pro Tag, immer lesenswert, immer originell. Ich hätte ja auch mal gerne über 450 Kommentare auf einen Artikel, wie Udo auf den über die Speiseliste für Hartz-IV-Empfänger. Dahinter kommt eine Pressemeldung über fudder.de, das Jugendportal der Badischen Zeitung. Und natürlich Lanu.

M: http://www.medienrauschen.de/

Medienrauschen, eins von vielen Medienblogs. Dahinter http://www.media-ocean.de/weblog/, das Blog des Medienexperten Steffen Büffel.

N: Nerdcore

Eine Geschichte über Marions Kochbuch (nein, KEIN Link darauf!), das mit Abmahnungen immer wieder für Schlagzeilen sorgt, zuletzt im ARD-Magazin Plusminus. Und unser Redaktionssystem Six, das unter http://neu.az-web.de/sixcms/admin… liegt.

O: http://www.off-the-record.de/

Olaf Kolbrück und Spießer Alfons bloggen für den Horizont-Verlag satirisch über Werbung. Dahinter Onlinejournalismus.de, eine Seite über… Sie ahnen schon.

P: http://www.pottblog.de/

Einfach exzellent. Jens Matheuszik bloggt aus’m Pott über Leben, Politik und was ihn beschäftigt. Es folgt Pressetext.de mit der Ankündigung des Biogas-Flitzers PGO Cévenne, über den ich letzte Woche gebloggt habe.

Q: http://www.qtrax.com/

Qtrax, die neue Filesharing-Plattform. Wollte legale MP3-Downloads anbieten, großes Hallo, aber das wird wohl erstmal nichts. Kommt auch im Artikel am Samstag vor.

R: http://www.rating.de/

Huch, wer ist das denn? Ach ja. Arnulf Rating kabarettiert als Schwester Hedwig. Ich kam drauf, weil mein Lieblings-Comiczeichner Gerhard Seyfried in seinem taz-Zeichenblog auf ein Poster verlinkte, das er für Rating gefertigt hat. Ruhig mal draufklicken, ist gut. Dazu gibts Don Alphonsos Rebellmarkt.

S: http://www.spiegel.de/

Was sonst. Darunter Stefan Niggemeiers Blog – ein Muss. Dahinter das StudiVZ und die Süddeutsche. Würde ich im Print arbeiten, wäre die Reihenfolge sicher anders.

T: http://www.thehungersite.com

Meine Startseite. The Hunger Site ist ein Spendenprojekt. Für jeden Klick auf den grünen Button spenden die Sponsoren Geld für Nahrungsmittel. Dahinter taz.de, das mit dem letzten Relaunch richtig gut geworden ist. Für die etwas andere Sichtweise. Und den täglichen Tom. Dazu Tauschgarten.de und Tauschticket.de – für Samstag.

U: http://usaerklaert.wordpress.com/

Blogging at it’s best. Scot W. Stevenson erklärt freundlich, wie die USA funktionieren. Einfach so, ohne Häme, ohne Bewunderung, aber mit Humor. Zum Beispiel die erstaunliche Karriere des Wörtchens über.

V: http://www.volksbank-stuttgart.de/

Auf deren Seiten kam ich über einen Link im Lawblog. Es ging um ein Häufchen in einer Filiale und ein Überwachungsvideo. Die Geschichte schlug ganz schön Wellen.

W: http://www.wortfeld.de/

Noch ein Journalistenblog. Alexander Svensson findet oft sehr hübsche Überschriften für seine Beiträge. Hinter ihm eine Geschichte auf Welt.de über Andrea Kniewel. Jetzt weiß ich auch wieder, wie ich auf Frau Kniewel kam, wo ich mich für Fernsehen doch so gut wie gar nicht interessiere. Der Branchendienst turi2 hatte drauf verwiesen. Und natürlich Felix Schwenzels Blog Wirres.net.

X: https://www.xing.com/

Xing. Ja, auch ich.

Y: http://www.youtube.com

Ausgerechnet ein Video ohne Bild, das mir gestern zuflog. Ein Radiomitschnitt von Agathe-Bauer-Songs. Das sind Songverhörer (Agathe Bauer heißt eigentlich „I got the Power“). Kennen Sie „Oma fiel ins Klo„?

Z: nichts

Wieder Fehlanzeige. Muss ich mich jetzt schämen? Die Versuchung ist groß, nochmal in der Lesezeichenliste zu gucken, ob da nicht noch etwas mit z drinsteht. Aber wir wollen ja ehrlich sein.

Das Schönste an diesem Spiel ist: Man kann es jeden Tag spielen. An jedem Rechner. Und was steckt in Eurem Browser?

Neues aus Finnland

Finnschnitzel104_800Der Finne hat es im Moment nicht leicht. Seit überall feierlich Nokia-Handys zertreten werden, hat der Ruf des Landes oben rechts auf der Europakarte etwas gelitten. Zeit, eine Lanze für dieses sympathische Völkchen zu brechen, dem wir so wunderbare Dinge verdanken wie Deutschlands viertbeliebtesten Vornamen des Jahres 2007 („Finn“). Sowie die Finnbahn, und um die geht es hier.

Dem Rat unseres Expertenbloggers Rainer Sieven folgend, habe ich heute Nachmittag einmal der neuen Finnbahn auf dem RWTH-Gelände einen – haha – Antrittsbesuch abgestattet. Die im November eingeweihte Hackschnitzelstrecke rund um die Außenanlagen der sportwissenschaftlichen Fakultät hat nämlich nicht nur den Vorteil einer angenehm federnden Oberfläche. Sie ist außerdem nachts beleuchtet, nämlich von der Abenddämmerung bis Mitternacht und dann wieder ab 6 Uhr früh bis zum Sonnenaufgang. Was jeder zu schätzen weiß, der schon mal abends mit der Stirnlampe durch den dunklen Wald getappert ist und dabei irgendwelche Liebes(?)-Pärchen aufgeschreckt hat.

Finnkurve069_800Wer sich auf dem RWTH-Gelände nicht so gut auskennt *ahem*, der muss unter Umständen beim ersten Mal ein wenig suchen. Das Gelände ist nämlich von der Straße aus nicht sichtbar. Hier die Auflösung: Ein Stichweg zweigt von der Mies-van-der-Rohe-Straße ab und führt bis kurz vor das Stadion. Dort gibt es auch Parkplätze. Ein Blick auf die Webseite der Finnbahn (www.finnbahn-aachen.de – Respekt, meine Waldstrecke hat keine eigene Homepage) hilft weiter. Sogar ein Kartenabschnitt aus Google Maps ist eingebaut.

Es gibt drei mögliche Runden: Die Stadionrunde, die Bergrunde und die Chemierunde. Die Stadionrunde verläuft außen an der Tartanbahn entlang. Die Ostkurve – im Bild oben zu sehen – war heute Nachmittag noch ein wenig vereist.

Wer möchte, kann nach diesem flachen Stück nun rechts den Hang hinaufkeuchen. Oben belohnt eine schöne Aussicht die Mühe. Auf dem Lousberg gegenüber glänzt das Drehrestaurant im Abendlicht. Das Schild an der Theo-Lieven-Kurve lässt allerdings stutzen.

Finnehrung073_800Sportlerehrung? Also, das wäre doch nicht nötig gewesen…

Ein paar Meter hinter dem Gipfel wird dem Jogger dann allerdings unbarmherzig klargemacht, dass er in Deutschland ist. Wo alles seine Ordnung hat, auch und gerade die Benutzung von Sportstätten.

Finngenehmigung081_800Verdammt – Sonntagnachmittag und ich hab die Handynummer vom Rektor nicht. Was jetzt? Tun wir einfach so, als hätten wir das Schild nicht gesehen…

Der reizvollste Teil der Runde kommt zum Schluss. Am Fußballplatz vorbei geht es hinunter zur Professer-Pirlet-Straße. In ein paar hübschen Schleifen windet sich die Strecke unter Bäumen hindurch.

Finnsparkasse091_800Von der Sparkassenkurve am östlichen Ende aus kann man sogar einen Ausblick auf die Dächer der Stadt erhaschen. Dann geht es in Schlaufen wieder hoch zum Stadion.

Finnsonne113_800Letzte Sonnenstrahlen blitzen durch die Baumkronen auf dem Königshügel. Gleich werden die Laternen angehen. Was für eine tolle Einrichtung: 1.150 Meter beleuchteter Waldboden mitten in der Stadt. Auf der einen Seite empfindet man Dankbarkeit gegenüber den vielen Sponsoren, die dieses weiche Wunder möglich gemacht haben.

Auf der anderen Seite wird einem klar: Jetzt gibt es leider keine Ausrede mehr, in der dunklen Jahreszeit noch Winterspeck zu tragen.

Dumm gelaufen, liebe Finnen. Wo man doch gerade anfing, euch wieder ein klein wenig zu mögen.

Neues vom Karneval (2)

Jetzt muss ich aber wirklich mal Kollegenlob betreiben. Erwähnte ich schon, dass ich nicht aus der Gegend komme (ja? Schon tausendmal?) und mir karnevalistische Bräuche und Riten eher fremd sind? Nun, es gibt Hoffnung.

Orden_800Zwar ist neulich bei der AKV-Sitzung der karnevalistische Funke noch nicht so ganz auf mich übergesprungen. Heute sieht es da schon besser aus. Freundliche Kollegen aus dem Büro nebenan nahmen sich des verwirrten Nordlichts in ihrer Mitte an, drückten dem stammelnden Unbeholfenen eine Art hohes Schnapsglas mit einem bierähnlichen Getränk in die Hand und hießen ihn lustig sein. Luftschlangen und allerlei Deko formten den Rahmen, jecke Mucke lag in der Luft. Eine ehemalige Kollegin war auch da, kostümiert als Köln. Es war richtig nett.

Der Mann, der noch gestern meinen SexyRosi-Gehörsturz verschuldete, hängte mir heute die oben gezeigte bunte Plakette um (oben im Bild, klicken Sie drauf, um das Ding komplett zu sehen). Das Amulett soll mir bei Begegnungen mit Eingeborenen helfen und sie überzeugen, dass ich einer von ihnen bin. „Vür klammere Öcher Jecke“ steht drauf. Das passt insofern schon ganz gut, dass ich zwar noch kein Öcher bin, dafür aber ständig klamm.

Solcherart kostümiert sitze ich jetzt an der Tastatur. Einen cremegefüllten Berliner im Bauch, das bierähnliche Getränk im Kopf und den Duft von Mettbrötchen in der Nase, schwappt ein warmes Gefühl der Dankbarkeit durch meine Blutbahn.

Karneval, du bist ja gar nicht so. Auf dem Weg der gegenseitigen Annäherung sind wir zwei jedenfalls einen großen Schritt weiter. Nächstes Jahr, das habe ich mir schon vorgenommen, ziehe ich am Fettdonnerstag auch extra einen alten Schlips an. Alaaf.

Neues aus der Hightech-Welt

Rasierer26_800„Boys and their toys“, seufzt die Frau, wenn der Mann elektrisch wird. Das wird er oft, und ich bin da keine Ausnahme. Hat es ein kleines Display? Hat es ein Ladegerät? Kann man Fotos drauf abspeichern oder wenigstens Musik? Ist es sinnlos und teuer? Ich will es! Manchmal jedoch birgt die Welt der Verbraucherelektronik wundersame Überraschungen.

Es gibt nämlich Geräte, die kennt kein Mensch Mann. Trotzdem taugen sie was. Nehmen wir nur meinen neuen Freund hier. Seine Anschaffung wurde mir von nahen Angehörigen ans Herz gelegt (danke, Mama). Obwohl ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass man so etwas braucht.

Man nennt es einen Fusselrasierer. Es ist ja so, dass mit der Zeit vor allem an den Kragen von Hemden, Sweatshirts und Jacken auf der Innenseite diese kleinen Flusen entstehen. Die dem Aussehen des jeweiligen Kleidungsstücks diesen gewissen Altkleidercontainerlook verleihen. Doch was tun? Einzeln abpflücken ist zu mühsam. Und diese altmodischen Bürsten oder seltsamen Kleberollen funktionieren auch nicht.

Entsprechend groß war meine Skepsis gegenüber dem nur zehn Euro billigen Gerätchen. Um mehr überzeugt das Ergebnis: Mit der vollen Power einer 1,5-Volt-Monozelle rasieren die drei Scherblätter konturgenau jeden Fussel schon an der Wurzel ab. Auch in den Problemzonen wie Reißverschluss und Revers. Im Nu fühlt sich der olle Pulli wieder unwiderstehlich glatt an. Am Ende der Sitzung fällt das Mähgut in großen Flocken aus dem Auffangbehälter. Whow! Was es nicht alles gibt!

Was lehrt uns der weißgraue Flocken-Terminator? Mann sollte ruhig offen sein für Neues im Leben. Auch und besonders im Bereich Haushaltsgeräte. Die Welt der Technik ist größer und bunter als wir glauben. Und sicher dauert es nicht mehr lange, bis Braun & Co den High-Sensity Reflex FusselShave GTi herausbringen. Mit Dreifach-Schwingkopf, radiumveredeltem Klingenblock, Ladegerät und natürlich einem kleinen Display.

Neues aus dem Waschsalon

Kamera03_800Na schön. Zwar ist am Sonntag der Versuch, sich bei der AKV-Ordensverleihung in die rheinische Seele einzufühlen, nicht restlos geglückt. Sei’s drum. Schon tags drauf, am Montagabend, bietet sich Gelegenheit für das nächste soziokulturelle Experiment. Wir sitzen bei „Nightwash„, der seit acht Jahren durchs Land tourenden Comedy-Veranstaltung. Wir sitzen in einem Waschsalon.

Der Kontrast könnte kaum größer sein. Im Aachener Eurogress ließen sich über 1.300 Menschen mehr oder weniger ausgeprägter Prominenz in aufwändiger Kulisse von einer ebenso aufwändig inszenierten Mammutveranstaltung bespaßen. Das Fernsehen war vor Ort und der Eintritt nicht wirklich billig.

Bei der Nachtwäsche quetschen sich etwa 50 Menschen in eine winzige Münzwäscherei am Hönniger Weg in Köln. Die Kulisse ist karg: Das Publikum hat sich locker um und auf den massiven Waschmaschinenblock mitten im Raum platziert. Unmittelbar davor, direkt auf der Fensterbank, treten die Akteure auf. Für die Bildtechnik ist eine einfache Videokamera zuständig, das Stativ mit Klebeband auf einem der Waschautomaten befestigt. Der Eintritt ist frei.

Nightwash, das ist reinster und feinster Eventminimalismus. Die Stimmung im Licht der Neondeckenlampen ist eine Mischung aus überfülltem Soziologieseminar und Flughafenwartehalle. Die Stimmung ist gut.

Knacki50_800Was momentan Klaus-Jürgen „Knacki“ Deuser zu verdanken ist, dem Moderator und Erfinder von Nightwash. „Wer ist Student?“ fragt er in die Runde. Einen sich outenden Sonderpädagogiker tröstet er: „Irgendeiner muss ja die ganzen Lehrer ausbilden.“

Wer das Glück hatte, bis etwa zwei Stunden vor Programmbeginn noch einen der Stühle vor den Maschinen zu ergattern, hat jetzt ein Problem. Denn Deuser ist ein überzeugter Verfechter von Publikumsnähe. Gnadenlos zieht er über den „modischen Pulli“ eines mutmaßlichen Chemie-Studenten vor ihm her, wohl „beim letzten Experiment selbst gefärbt“, man könne bestimmt den pH-Wert drauf ablesen. Überhaupt, all die Studenten hier. „So viele junge Leute, das hat man doch zum letzten Mal in der JVA Siegburg gesehen.“

Das Besondere an Nightwash ist die Authentizität. Vor den zunehmend beschlagenden Scheiben werden schemenhaft die Umrisse eines haltenden Straßenbahnzuges sichtbar. Eine müde aussehende Hausfrau holt ihre Wäsche aus dem Trockner, auf dessen Gehäuse bereits Bierflaschen stehen.

Trockner42_800Derweil lamentiert der erste Gast des Abends, Johannes Flöck, über die Strapazen des Älterwerdens. Selbst sein alter TBC (Tabak, Bier, Currywurst)-Freund Klaus sei mittlerweile zu gesunder Bionade konvertiert – weil keine Konservierungsstoffe drin seien. Flöck kann’s nicht glauben: „Wir sind jetzt in dem Alter, in dem wir jeden Konservierungsstoff brauchen!“

Immer noch drängen Besucher in den überfüllten Raum. Hinter der Glasfront herrscht jetzt – haha – eine Atmosphäre wie in der Waschküche. Puh, stöhnt der Gast. Wohin nur mit der Jacke? Gut, dass es so viele leere Waschtrommeln gibt, die sich zur Instant-Garderobe umfunktionieren lassen. Die Jungs da vorne leben schließlich auch vom Improvisieren.

Salon68_800Nach Flöck ist Markus Barth an der Reihe, der heimatvertriebene Bamberger: „Ich konnte das R nicht rollen.“ Ohnehin hatte er sich in der kleinen Metzgersfamilie seiner Kindheit nie allzu heimisch gefühlt. Als sein Bruder den Eltern gestand, Vegetarier zu sein, nutzte Barth die Gelegenheit, seiner Familie die eigene Homosexualität zu beichten. „Egal“, brüllte der Vater verzweifelt zurück, während er an seinem anderen Sohn mit zwei Weißwürsten einen Exorzismus durchführte, „dein Bruder ißt kein Fleisch mehr!“

Dann ist endgültig Schluss mit Political Correctness. Die Bühne betritt Motombo Umbokko alias Dave Davis. Der lautstarke Applaus zu seiner Begrüßung zeigt, dass er am Rhein längst eine feste Fangemeinde hat.

Als Toilettenmann bei McDonalds ausstaffiert, spielt der nach eigener Darstellung „Maximalpigmentierte“ geschickt mit Vorurteilen und schlechtem Gewissen seines deutschen Publikums. „Isch mag weiße Leute, ne.“ Sein gekonnt tumbes Dauergrinsen und holprig-hintergründiges Asylbewerbersprech würden einen Saal auch dann im Nu zum Brodeln bringen, wenn die Luftfeuchtigkeit nicht so hoch wäre wie hier.

Motombo79_800Toilettendienst sei immer noch besser als Hartz IV, sinniert Motombo, wobei sich der Begriff bei ihm eher wie „Hass vier“ anhört. Erst vergangene Woche sei in seiner Toilette ein Deutscher depressiv geworden, „wege Hass vier“, und habe sich die Pulsadern aufgeschnitten. „Jetze hat er offene Stelle!“ Das Publikum quietscht vor Vergnügen; erst recht, als der Mann auf der Bühne beim Schildern einer Szene in einem bayerischen Einwohnermeldeamt unvermittelt in perfektem Beamten-Bairisch lospoltert. Nur um wieder nahtlos auf seinen Afro-Singsang umzuschalten: „Wer musse hier Deutschkurs mache?“

Mit dem Lied „Kiliman Joe“ (Download als MP3 hier) verabschiedet sich der Höhepunkt des Abends. „Das war die Rache des schwarzen Mannes“, bilanziert Knacki Deuser und ruft noch eine Warnung hinterher: „Pass auf, dass De Höhner das Lied nicht hören!“

Munter geht das Programm voran, eine den Sportunterricht ihrer Jugend parodierende Ramona Schukraft und zum Schluss noch einmal Johannes Flöck – eingesprungen für einen erkrankten Kollegen – lassen den komödiantischen Schleudergang locker ausklingen. Ein letztes Mal darf Flöck über den 40. Geburtstag weinen, „wenn Happy und Birthday getrennte Wege gehen“. Und in der U-Bahn plötzlich Kinder artig aufstehen: „Möchten Sie sich setzen?“ – „Nein! Ich möchte dir wehtun!“

Buegelschild14_800Nach anderthalb abwechslungsreichen Stunden ist Schicht im Salon. Die Besucher drängen auf den Bürgersteig. Zurück bleiben nur die Bierflaschen auf den Waschmaschinen – „so finanzieren wir uns“, behauptet Knacki Deusler noch allen Unernstes.

So viel Spaß, live und ohne Eintrittsgeld – dass es das noch gibt. Wie gesagt, der Kontrast zum Abend davor war groß. Um so weniger Probleme hatte der neu in die Region gezogene Blogger mit dem Verstehen und Amüsieren. Es ist halt doch oft sinnvoll, erstmal klein anzufangen.

Das Schönste zum Schluss: Für eine Nachtwäsche muss man nicht mal nach Köln fahren. Volle drei Tage lang, vom 26. bis 28. Februar, gastiert die Show ohne Schonwaschgang im Aachener Jakobshof. Sauber.

Neues vom Karneval (1)

Sonntag, 20.14 Uhr: Mit dem Laptop auf den Knien und dem Ersten Programm im Fernsehen sitzt der Neu-Aachener gespannt auf dem Sofa. Auf dem Schirm: die AKV-Ordensverleihung. „Einmal musst du das gesehen haben“, hieß es aus dem Freundeskreis. „Sonst wirst du nie richtig ankommen hier.“ Die Frage des Tages lautet also: Springt der karnevalistische Funke auch auf Nicht-Öcher über? Protokoll eines Selbstversuchs.

20.15 Uhr. Anpfiff, äh, Anfang. Vor der Bühnenkulisse, offenbar eine Mischung aus Ponttor und Quellenhof, hüpfen diverse Damen zu launiger Musik. Allerdings scheinen die Handwerker mit der Deko nicht rechtzeitigfertig geworden zu sein. Während die Funkenmariechen ihre Beine werfen, wuselt diverses Volk mit Leitern und Kabeltrommeln zwischen ihnen herum. Ist das gewollt? Jetzt fallen sie hin, alle. Muss gewollt gewesen sein. Bestimmt.

20.18 Uhr. Das erste Tätää des Abends. Vor einer Kulisse aus Tänzerinnen mit etwas starrem Grinsen begrüßt der Moderator – das wird AKV-Chef Horst Wollgarten sein – die Menge und kündigt ihre Durchlaucht an. Pickelbehaubte Uniformträger strömen auf die Bühne. Man muss ja nicht alles verstehen, ich werde einfach mal das Geschehen auf mich wirken lassen.

20.21 Uhr. Böses Foul in der 6. Minute: Jemand schwenkt einen Schal von Bayern München. Schiri Wollgarten lässt weiterspielen. „Die Bayern waren dreimal hier, wir haben sie dreimal geschlagen. Kein Problem.“ Es kann jetzt nur noch wenige Minuten dauern, bis der karnevalistische Funke auch auf mich überspringt.

20.24 Uhr. Der erste Höhepunkt des Abends: Wollgarten bittet „Exzellenzen und Hofberichterstatter“ (endlich behandelt jemand uns Blogger mal so, wie es uns gebührt), sich zu erheben: Die Sänfte der Fürstin schwebt ein. Ein dreifaches Oche Alaaf begrüßt sie. Schade, früher war ihre Frisur interessanter. Dennoch ist sie ganz natürlich geblieben. Nichts Durchlaucht – „ich bin die Gloria“. Zum Dank für soviel Volksnähe wird die Öcher Version von „Glory Halleluja“ intoniert. Nach neun in Bielefeld verlebten Jahren kann ich nicht umhin, einen gewissen Unterschied im Selbstbewusstsein von Westfalen und Rheinländern festzustellen.

Und erst die Prominenz im Saal. Der Saaldiener – Jürgen Beckers, verrät mir mein Script – begrüßt sie einzeln: Constantin Freiherr von Heeremann, Hans-Dietrich Genscher (oh, ist der dünn geworden), der ehemalige „Leiter der FDP-Krabbelgruppe“ Guido Westerwelle. Friedrich Merz, Heide Simonis. Fehlen eigentlich nur noch Andrea Ypsilanti und Roland Koch, aber die müssen ja gar nicht mehr ins Fernsehen, die waren heute schon drin.

20.32 Uhr. Eine Art getanztes Rokkoko-Menuett endet in Puncto Bekleidung als etwas, das Mozart sicher gerne auf einer Beachparty gehabt hätte.

20.34 Uhr. Prominenz, Prominenz. Das Begrüßen geht weiter. Nach welcher Reihenfolge die Gäste wohl geordnet sind? Diesmal sind dran: Doktor Jürgen Rüttgers mit der Frau, mit der er verheiratet ist: seiner eigenen (wieder so eine Anspielung, die ich nicht verstehe). Armin Laschet. Jürgen Linden. Hübscher Hut.

20.40 Uhr.
Wo sind die Videotext-Untertitel auf Tafel 352, wenn man sie braucht? Rotbeschürzte Gestalten singen Öcher Platt, was für einen Oldenburger etwa so verständlich ist wie Baschkirisch. Erst beim Refrain bin ich wieder an Bord: „Lalaaaa, lalalalala lala…“ Das gefällt mir an Aachen – man ist ja doch schnell sozialisiert.

Immerhin eins verrät der Videotext: Die Sendung geht bis 23 Uhr. Also noch genug Zeit für den karnevalistischen Funken.

20.45 Uhr. Huch, was will der denn da? Guido Westerwelle steht auf der Bühne, mit Rosenstrauß (natürlich gelb) (die Rosen). „Ich bin heute Abend verabredet. Mit einer Frau.“ Großes Hallo im Saal. „Es ist nicht so, wie Ihr denkt.“ Es folgt ein Hausfreund-Bonmot, das ich schon mal irgendwo gehört habe, ist aber schon lange her. Kommen am Ende noch Turnwitze und Taxi-Scherze? Nein, es geht gegen Angela und die Große Koalition, die ja eher eine „schlagende Verbindung“ sei. Tätä, tätä. Es gibt Gründe, warum man die Politik den Politikern und das Kabarett den Kabarettisten überlassen sollte. Was Westerwelle nicht davon abhält, sich als Fan von Radio Eriwan zu outen. Gregor Gysi habe auf die Frage, ob man den Sozialismus in der Schweiz einführen könnte, geantwortet: „Im Prinzip ja, aber es wäre doch schade um das schöne Land.“ Warten wir einfach, bis der Kalte Krieg vorbei ist, dann springt der Karnevalsfunke sicher umso besser über. Guido ist mittlerweile in der Gegenwart angekommen: „Kennen Sie den Unterschied zwischen Wolfgang Schäuble und einem Arzt? – Beim Arzt merken Sie, wenn sie abgehört werden.“ Tätä. Was sagt er jetzt? Er will was mit Heidi Klum anfangen? Ich kann nicht mehr folgen.

20.59 Uhr. Ich verstehe wieder etwas. Gitta Haller erklärt den Klenkes-Gruß. Unterbrochen wird sie von einem herbeispazierenden Brunnen mit Frosch, den sie umgehend wieder von der Bühne scheucht. Schade, gerade habe ich gedacht, ich komme einigermaßen mit.

21.20 Uhr. Nach diversem karnevalistischen Ritual ist wieder der Saaldiener dran. „We are frecking for Happiness“, begrüßt er den US-Botschafter John Kornblum. Noch mehr Gäste, noch mehr Öcher Platt. Thomas Bohrer. Wendelin Wiedeking. Joachim Hunold. Prinz Charles und Camilla. Nein, halt, die gehören zum Programm. Sie singen einen „Song against Earnest“. Zur Melodie von „Yellow Submarine“ heißt es „Ick bin die Blüte von Englands Monarkie“. Mir ist neu, dass man auch tief im Binnenland seekrank werden kann.

21.37 Uhr. Auftritt der Prinzengarde. Das Tanzpaar demonstriert Spagat. Sieht schmerzhaft aus.

21.52 Uhr. Endlich, die Erlösung. Jürgen Beckers macht ihn, den Turn-und-Taxi-Witz: „Ich turn für die Taxis, weil es hier Praxis / ist…“. Gut, jetzt haben wir’s hinter uns.

21.55 Uhr. Auftritt Josef, Jupp und Jüppchen. Jüppchen berichtet, wie er im Ägyptenurlaub mit seiner neuen, Zitat, Genitalkamera Fotos gemacht hat. Es wird wohl doch noch eine Weile dauern, bis ich in Aachen angekommen bin.

22.10 Uhr. Uh, die kulturelle Kluft vergrößert sich noch weiter. Auf der Bühne platteln die Vorderhüttn- Holzhackerbuam. Ein Geschenk für Gloria, so heißt es.

22.16 Uhr. Die Laudatio. Gesprochen von Postillon Joachim Hunold. Nun ja, was bleibt ihm übrig.

22.27 Uhr. Ah, Musik aus meiner Jugend. Das Lied „Gloria“.

22.32 Uhr. Da ist sie, die Ordensritterin: Gloria von Thurn und Taxis. Überraschenderweise ist sie eine Überraschung. Sie spricht frei, locker, witzig. Sie röhrt, sie rockt, sie imitiert Stoiber: „Ganz Bayern eine riesige Wirtschaftskraft. Das hat der durch Aktenfressen geschafft.“ Und hat sichtlich Spaß bei der Sache. „Was Bayern fehlt, ich verkünde es klar: Edmund? Nein, Glanz und Gloria!“ Auch Merkel kriegt ihr Fett weg: „Wirtschaftsboom und Aufschwung nun – und alles, ohne irgendwas zu tun.“ Schließlich erklärt sie noch, wie das damals gemeint war, ihre Äußerung mit dem Schnackseln. In Wahrheit habe sie gemeint: „Der Schwarze kraxelt halt gern! Kraxeln heißt klettern, jetzt habt ihr Ruh‘. Und ein Schwarzer – ist von der CSU“. Einmal richtig in Fahrt, singt sie auch noch. „Karneval, endlich ist Karneval! Jeder sagt und macht heut, was er will.“ Die Fürstin ist ein Show-Talent. Respekt.

Zur Belohnung bekommt sie nach ihrer Rede eine Art Bild aus printenähnlichem Material sowie die Öcher Karnevalskappe, die erst runterfällt, dann wieder aufgesetzt wird, gleich danach nochmal runterfällt, wieder aufgesetzt wird, aber offenbar verkehrt herum, deshalb noch einmal abgenommen und erneut aufgesetzt wird. Muss gewollt gewesen sein. Bestimmt.

22.57 Uhr. Die Veranstaltung neigt sich dem Ende zu. Auf der Bühne schneit es Konfetti. Menschen tanzen Samba. Samba? Samba.

23.00 Uhr. Tom Buhrow läutet die Tagesthemen ein. Irgendwo zwischen Jülicher Straße und Adalbertsteinweg sitzt ein Neu-Aachener auf seinem Sofa, ein Laptop auf den Knien. Eins ist ihm klar: Er hat noch einen weiten Weg vor sich.

Neues vom Abend davor

Das Thema der heutigen Predigt lautet: Wenn Öcher zu sehr feiern. Vorweg sei gesagt, dass es nicht mein erster Jahreswechsel in Aachen war. Als Besucher bin ich schon mehrfach in der Kaiserstadt in neue Jahre gerutscht. Aber diesmal war’s das erste Mal als Einwohner, also in eigener Wohnung. Und mannomann, in der bin ich dann auch besser geblieben.

In der groben Unwissenheit eines neu in die Stadt Gezogenen hatte ich den geladenen Gästen vorgeschlagen, kurz vor Mitternacht gemeinsam die Trierer Straße hinunter zur Josefskirche zu gehen. In besinnlicher Stimmung könne man dort mit einem Gläschen Sekt auf das neue Jahr anstoßen und den prächtigen Blick den Adalbertsteinweg hinab auf Dom und Stadt genießen. Was von den Ortskundigen entsetzt abgeschmettert wurde. „Bist du irre? Da böllern sie wie im Ersten Weltkrieg!“

Was in der Wikipedia über die Schlacht von Verdun zu lesen steht, ließ diese Reaktion ein wenig überzogen erscheinen. Urgroßvater hat da doch ganz andere Sachen erlebt als ein bisschen Silvesterfeuerwerk. Dass diese Rheinländer auch immer so übertreiben müssen.

Doch sei es, wie es sei. Der Abend begann gemütlich, in geselliger Runde wurden Cocktails und Brettspiele ihrer jeweiligen Bestimmung gemäß verwendet. Je näher es allerdings auf Mitternacht zuging, desto wahrer ward die Prophezeiung. Es begann mit den Kids. Schon ab etwa 20 Uhr fing eine kleine Horde an, auf der Straße Knaller zu zünden. Knaller? Ach was. Kracher. Ka-Wummer. Einmal blitzte es gut hundert Meter weit, und als wir entsetzt auf den Balkon stürmten, wallten dichte schwarze Nebelschwaden über den malträtierten Asphalt. Eins ist mal sicher: Aus dem Lidl hatten sie die Dinger nicht.

Knaller72_800Und dann die fröhliche Truppe vor der Eckkneipe. Etwa vierzig Personen, aber laut wie vierhundert. Remmidemmi hoch zehn. Special Gag: Den vor dem Haus geparkten Wagen anstupsen, dass die Alarmanlage losging. Jedesmal fünf Minuten Heulboje in wechselnden Melodeien, und das Stunde um Stunde. Akustisch unterfüttert natürlich von Partymucke und Pyrotechnik, weil ja ohne Bässe gar nichts geht. Nur gelegentlich drang das Heulen eines Rettungswagens auf der Trierer Straße durch den Lärmteppich. Manchmal tasteten sich auch zaghaft die Scheinwerfer eines verirrten Pkws durch den Rauch. Er wurde sofort unter Feuer genommen.

Rinnstein84_800Oder der Besoffene in der Wohnung gegenüber. Um Mitternacht setzte er sich auf die Fensterbank und feuerte aus einer Sektflasche Feuerwerksraketen nicht in den Himmel, sondern in die Menschenmenge an der Kreuzung. Als ihm die Luft-Boden-Munition ausging, ließ er Knaller auf die Kids auf dem Bürgersteig fallen. Und zuletzt seine Bierflasche. Pardauz.

Scherben80_800Und natürlich der lustige Vogel aus dem Nachbarhaus. Mit mehreren Großpackungen Raketen, Standgranaten und sonstigen Knallschoten kam er auf die Straße marschiert. Knappe anderthalb Meter vom nächsten Auto entfernt (meinem) jagte er mit der Verbissenheit eines Flakhelfers kurz vor dem Endsieg Ladung um Ladung in den geschändeten Aachener Himmel. Das war zwar der falsche Weltkrieg, aber wer achtet schon auf Details. Seitdem ziert fettig-schwarzer Fallout die Wagendächer der Nachbarschaft. Dass diese Rheinländer auch immer so übertreiben müssen.

Genug gegrummelt, sonst hält man mich am Ende noch für einen Westfalen. Sagen wir einfach, es war ein… abwechslungsreicher Abend. Eins ist aber sicher: Die Runde Trivial Pursuit bei entspanntem Caipirinha-Schlürfen lag mir doch mehr als das Häuserkampf-Erlebnis auf der Straße. Fühlt es sich so an, wenn man alt wird? Man müsste Urgroßvater fragen.

Vorsatz fürs neue Jahr: Neue Wohnung suchen. Im Grünen.

In eigener Sache

Wir unterbrechen dieses Blog für eine private Mitteilung. Einen Spendenaufruf. Im Ernst jetzt. Seit geraumer Zeit verfolge ich im Blog des Medienjournalisten Stefan Niggemeier (das ist übrigens der Gründer des bekannten Bildblog.de) den Rechtsstreit mit der Firma Callactive. Die betreibt Gewinnspiele im Privatfernsehen (diese fürchterlichen Anrufsendungen), und Kritiker werfen ihr vor, dass die teilnehmenden Zuschauer dabei systematisch betrogen werden.

In einem privaten Online-Forum namens Call-In-TV wird über das Gebaren des Unternehmens diskutiert und werden auffällige Details bei den Gewinnspielen dokumentiert. Wie bei Stefan Niggemeier zu lesen ist, habe es die Firma Callactive geschafft, mit Klagen und Geldforderungen den Betreiber des Forums Marc Doehler so unter Druck zu setzen, dass er kurz vor dem Aufgeben stehen soll. Erstaunlicherweise kommen demnach sowohl die Landesmedienanstalten ihrer Aufgabe der Senderkontrolle ebensowenig nach, wie die Justiz willens scheint, das Grundrecht der Meinungsfreiheit über die Geschäftsinteressen von Wirtschaftsunternehmen zu stellen.

Es ist eine ziemlich lange, komplizierte und deprimierende Geschichte, bei Niggemeier hier nachzulesen. Darum beschränke ich mich darauf, seinen heutigen Spendenaufruf für Marc Doehler an dieser Stelle wiederzugeben. Hier die Daten:

CALL-IN-TV.DE
Kontoinhaber: MARC DOEHLER
Konto: 4779072008
Bankleitzahl: 76026000
IBAN: DE35760260004779072008
SWIFT-BIC: NORS DE 71
PayPal: marc.doehler@call-in-tv.de

Vielleicht gibt es ja doch noch so etwas wie Solidarität im Netz.

PS: Stefan Niggemeier ist heute zum Journalisten des Jahres gewählt worden. Herzlichen Glückwunsch! (Ich darf mich rühmen, ihn ebenfalls dafür vorgeschlagen zu haben.)