Ornbau 2009

Ach, Ornbau. Auch wenn ich im zweiten Jahr nicht mehr ganz so restlos erschlagen war von der schieren Wucht des Erlebten wie 2008, ein Erlebnis war es auch dieses Mal.

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Merken muss ich mir allerdings für 2010, dass man besser um 16 Uhr ankommen, als von zu Hause abfahren sollte.

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Sonst ist nämlich schon alles voll auf der Wiese…

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…auf der der Moorbraune dann aber doch noch sein Plätzchen fand. Sogar das Mammutzelt vom Sebastian – im Hintergrund zu sehen – ließ sich noch zwischen einem Wohnwagen und einer runtergerockten Pagode (O-Ton Kaype) unterbringen. Wenn auch zwischen dem Eingang des Leinwand-Eigenheims und der Seitenwand des Caravans nur etwa acht Zentimeter Platz waren.

Nach der Ankunft tat ich das, was ich letztes Jahr schon tat: Zur nächsten Waschanlage fahren und anschließend einige etwas ausgeblichene Lackpartien des Coupés mit é zu schokoladigem Strahlen polieren. Irgendwie kommt Ornabu jedes Jahr so plötzlich, dass dazu vorher keine Zeit mehr ist.

Jetzt aber auf, zu einem Rundgang!

Ornbau 2009 stand unter dem Zeichen des fünfzigjährigen Geburtstags der Heckflosse. Das Exemplar am Ortseingang sah allerdings so aus, als wäre es direkt aus dem Jahr 1959 nach heute und dann wieder zurückgefahren.

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Eine Leiche aus Portugal – in jeder Hinsicht.

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Den Portugiesen sagt man ja einen gewissen Hang zur Melancholie nach. Wäre ich ein Autorestaurateur von der Westkante der iberischen Halbinsel, wäre Trübsinn noch die mildeste meiner Auto-Emotionen.

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Nehmen und direktemang ab ins Museum damit. Meine Meinung. Gut, dass es nicht geregnet hat.

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Nein, da reckten sich doch weitaus schönere Flossen in den fränkischen Himmel.

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Diese hier hatte es mir mit ihrem betörenden Rotton angetan.

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Wobei auch ein sattes Grün entzücken kann. Agave nennt sich das hier wohl. Auf dem besten Weg, in Sachen Exclusivität in moorbraune Sphären vorzustoßen (und um die Frage gleich zu beantworten: Nein, ein zweiter Benz in Farbcode 479 war auch dieses Jahr nicht am Start).

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Ansonsten habe ich es mir geschenkt, wieder jedes halbwegs hübsche Fahrzeug abzulichten – zumal mir geschätzte 90 Prozent der Wagen eh noch vom letzten Jahr her bekannt vorkamen. Einige besonders ausgefallene Exemplare sollten allerdings nicht unabgelichtet bleiben.

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So wie dieses formal nicht ungelungene (sind doppelte Verneinungen nicht einfach unnegativ?) 190er-Cabrio. Gut, die mysteriösen Lackblasen unter den Türsicken darf man sich lieber nicht genauer angucken…

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Einen Blick wert waren dagegen die vielen Schilder und Embleme an den Exponaten, wie dieses seltene 220_Diesel-Schild, das angeblich in Großbritannien üblich war.

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Stilvoller Aufkleber zur Abwrackprämie im Achtziger-Jahre-Look.

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Hätte ich nur auf Mutti gehört, damals. Was sie gesagt hat? Keine Ahnung, hab ja nicht zugehört.

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W126 mit übertriebenem Hang zur Bescheidenheit. Immerhin: 190E, nicht 190 Vergaser.

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Auf der Wiese machen sich mittlerweile immer mehr Plastikbenze der Generationen W124 und W201 breit. Was die immer selbe Diskussion anfeuert, was denn nun der letzte wirklich echte Mercedes war. Die mehrheitsfähige Lösung verschiebt sich vermutlich jedes Jahr ein Stück weit nach hinten auf der Zeitachse. Die Frage, in welchem Modell man bequemer liegt, dürfte dagegen etwas einfacher zu klären sein.

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Eins ist mal sicher: Als Leiche würde man lieber hier aufgebahrt liegen, als im portugiesischen Todesmobil oben. Außerdem können sich hier die Trauergäste während der Fahrt gut an den Griffstangen festhalten.

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Was fällt uns an diesem Verblichenenveteran auf? Linke Seite…

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…rechte Seite? Eigentlich nichts – haben nicht die meisten Autos vier Türen?

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Eine weitere Variation zum Thema Tür und Tod.

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Aber dass Mercedesfahrer Humor haben, müssen sie natürlich an allen Ecken und Enden beweisen. Man lese den aufgeklebten kleinen Zusatz (die Bilder lassen sich übrigens großklicken).

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Überhaupt, der Flohmarkt. Was gab es nicht alles wieder zu Bestaunen und zu Ergattern.

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Ich gebe zu: Die schönsten Klorollenhäkelmützchen der Welt haben mich eine Sekunde lang gereizt. Waren nur die falschen Autochen drauf.

Ich hatte dann freilich mein ganz persönliches Schnäppchenjägererlebnis. Und davon will ich nun berichten.

Denn es begab sich zu Ornbau Anno Domini MMVIII (das war letztes Jahr, für die, die es mit römischen Zahlen nicht so haben), dass ich stand am Stand eines Teppichhändlers Teilehökers und ein Teil einen Teppich in der Hand hielt. Es war eine paßgenaue Fahrerfußraummatte für den W123, cremebeige, Zweitserienschlinge, mit originaler Passformunterschäumung. Hundert Gülden-Silberlinge verlangte der Händler dafür. Mit mir hadernd, wog ich das originalverpackte Stück synthetischen Bodenbelags in meinen Händen: Hatte ich nicht gerade erst ein vielfaches der geforderten Summe für Gummidichtungen und andere Kleinodien ausgegeben? Nein!, sprach ich schließlich zu mir selbst. Einmal muss es gut sein mit dem Geldverprassen! Schweren Herzens legte ich das verhüllte Utensil zurück an seinen Platz und warf dem Händler ein hastiges Lebewohl hin.

Doch kaum war ein Stündelein vergangen, da reute mich mein vorschnelles Tun. Du Tor!, schalt ich mich: Würde ich je im Leben wieder an einen originalverpackten Fahrerfußraumteppich für den W123, cremebeige, Zweitserienschlinge kommen? Flugs raffte ich meine Gewänder und eilte zurück zum Tisch des Händlers, doch siehe! Längst hatte er seine Zelte abgebrochen und war von hinnen gezogen. Betrübt ließ ich den Kopf hängen: Solch eine Gelegenheit, dessen war ich gewiss, würde nie wieder kommen.

Doch was tat das Schicksal? Es verschaffte mir ein Deschawüh. Denn als ich am Samstag, ein Jahr darauf, auf dem Flohmarkt am Ortseingang um eine Straßenecke bog, stand ein Teilemensch an derselben Stelle, an der im vergangenen Jahr der Teppichmann stund. Und auf dem Boden lag ein originalverpackter Fahrerfußraumteppich für den W123, immer noch cremebeige, immer noch in Zweitsellerieschlinge.

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Ich hab sogar noch zehn Euro Rabatt rausgeschunden. Jetzt aber schnell den dunkelbraunen Fußabstreifer draufgelegt, damit man nichts mehr von der beige Beauty sieht!

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Ornbau ist schon ein Phänomen. Die lockere Stimmung, das bunte Programm, die vielen lustigen Einfälle und Ideen – an der auf die Seite gelegten Flosse im Unterbodenworkshop war sogar der Stern auf der Kühlermaske abgekippt – sind einfach wunderbar. Auch wenn man nicht mehr ganz so erschlagen ist wie beim ersten Mal.

Zum Schluss noch ein Blick auf einen anderen Oldie, der einsam am Rande der „freien Wiese“ stand.

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…und erst der Aufkleber vom Schweden-TÜV im Fenster!

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Auch in Skandinavien haben sie eigenwillige Autos gebaut. Damals, als Volvo noch nicht zu Ford und Saab noch nicht zu General Motors gehörte.

Was für eigenwillige Mercedesse man dagegen in England zurechtgeschweißt hat, davon erzähle ich im nächsten Beitrag. Kann allerdings ein, zwei Tage dauern, denn der Verfasser dieser Zeilen hat derzeit kein funktionierendes DSL daheim.

Ornbau? Ornbau!

Das gab’s auch noch nicht. Nicht nur, dass ich nicht schon wie in den Jahren zuvor pünktlich am 1. Mai auf der Matte stand, das moorbraunste QP aller Zeiten aus dem saisonkennzeichenbedingten Winterschlaf zu wecken. Nicht nur, dass es diesmal ein paar Tage dauerte, bis ich den Staub vom Blech gewaschen hatte. Nicht nur, dass ich seit geschlagenen vier Wochen mit einem zugemüllten Kofferraum und halb auseinandergerissenem Lenkrad durch die Lande fahre. Und für längere Strecken immer noch den LPG-Golf nehme.

Der Grund für diesen so überaus zögerlichen, ja geradezu schleppenden Saisonstart hat vier Buchstaben. Beziehungweise eine Zahl und drei Buchstaben. 5ZWO. Eine neue Community für die Region Aachen-Düren-Heinsberg. Nach zwei Jahren der Vorbereitung jetzt endlich online gegangen. Die Wochen vor dem Start waren überaus anstrengend. Die beiden Wochen seitdem sind die Hölle. Vor 21 Uhr bin ich selten aus der Redaktion gekommen, gestern war’s kurz vor Mitternacht. Keine Zeit für den Benz, keine Lust auf irgendwelche Ausbesserungsarbeiten.

Überhaupt, der Kofferraum. Darin lagen unter anderem diverse Gummidichtungen für Türen und Kofferraumklappen, eine Lärmschutzmatte für die Motorhaube und Fensterdichtungen. Gekauft vor genau einem Jahr. In einem kleinen fränkischen Ort namens Ornbau.

Ornbau. Da war noch was. Das Pfingsttreffen der Heckflossenfreunde. Bin ich da Mitglied? Der Blick irrt ziellos auf dem mit diversem Geröll übersäten Küchentisch umher und bleibt an einem blauen Heft hängen. „Benzheimer Flosskeln“. Verdammt, ich bin da wirklich Mitglied. Und heute ist Freitag. Der erste Tag des Pfingsttreffens.

Ich muss weg. Jetzt fängt die Saison doch noch an. Endlich. Ornbau!

Scheunenfund

Es als Gewinn an Lebensqualität zu empfinden, vor jedem Anlassen des Autos zehn Gedenksekunden für Rudolf Diesel einzulegen, dürfte vielen Menschen schwer zu vermitteln sein. Der Verfasser dieser Zeilen gehört zur kleinen Gruppe der Verrückten, denen das gelingt.

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Wir sind wieder da-haaa. Nach sechs Monaten Winterpause in Bauers Scheune. Und genau danach sah das moorbraunste Dieselcoupé aller Zeiten auch aus, als es gestern Abend ans Tageslicht rollte. Verstaubt, verdreckt, versifft – innen wie außen.

Aber angesprungen auf den ersten Schlüsselwink. Wie jedes Jahr. Wird schon wieder, auch 2009.

Transportaufgaben (Feurs 2009)

Es ware eine harte Zeit, das dreiwöchige Segelfliegerlager in Südfrankreich. Und das nicht nur für mich. Golfi, das vor der Schrottpresse gerettete Hunderteuro-Sparwunder, musste richtig arbeiten für sein Geld. Von dem ich spätestens jetzt weiß, dass es wirklich, wirklich gut angelegt war.

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Wer hätte gedacht, dass mein armes kleines Winterautochen im zarten Alter von 14 Jahren und mit rund 300.000 Kilometern auf der Uhr noch einmal in den Genuss kommen würde, ein 110.000 Euro teures Segelflugzeug zu schleppen?

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Dabei hat das 1,4-Liter-Nähmaschinenmotörchen die Aufgabe mit Bravour gelöst. Beeindruckend, wie sich die 60 PS in so manch steile Steigung der Ardennen verbissen haben. Auch wenn die Nadel der Motortemperaturanzeige umgekehrt proportional zur fallenden Tachonadel in ungeahnte Höhen stieg.

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In Feurs angekommen, bewies der wendige Wolfsburger umgehend seine Vielseitigkeit. Ob bei einer Reparatur der defekten Blinkeranlage des Hängers für die ASW 28…

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…dem Transport unzähliger Klappstühle, Flugzeugbatterien, Jacken, Schuhen, Transportkullern, Mineralwasser-Sixpacks und Freßkörben mit Pilotennahrung (was ihm den Spitznamen „fahrende Wellnessoase“ einbrachte)…

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…bei Starthilfe für eingeborene Oberklassemobile…

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…dem Vollbringen geradezu herkulischer Zugleistungen…

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…Golfi war immer und überall dienstbereit, wo geflogen wurde, brachte fliegendes und kochendes Personal an seine Bestimmungsorte, holperte geduldig über sämtliche Bodenwellen, die Frankreichs Feldwege und Flugplätze zu bieten hatten, erledigte Einkäufe und schluckte überschwappendes Flugmotorenöl aus leckenden Kanistern. Selbst als Sockentrockner fungierte er.

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Sein Herrchen quetschte sich derweil fröhlich in fremde Einspurfahrzeuge…

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…musste Schlepphilfe in Anspruch nehmen…

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…und machte den Luftraum im Loire-Tal zwischen Zentralmassiv und Lyon unsicher.

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Golfi musste sich derweil mit dem bescheidenen Komfort mobiler Feldwaschanlagen zufrieden geben.

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Nicht, dass die anderen anwesenden Fahrzeuge sich nicht auch diversen demütigenden Transportaufgaben unterziehen mussten. Ob die Winglets das Fahrverhalten von Andrés C-Klasse verbessert haben?

Für Golfi gab’s für drei Wochen mit Anstand durchgestandener Strapazen zwei wohlverdiente Belohnungen:

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Eine neue Heckwischerkappe für 2,48 Euro (siehe unten: Massives privates Investitionsprogramm gegen die Weltwirtschaftskrise)…

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…und den roten Segelflieger-Ehrenfaden am Klebeband in Weiß.

Im Ernst: Der olle Golf ist der fahrende Beweis, dass man auch mit sehr wenig Auto sehr glücklich werden kann. Ich weiß nicht, ob Autos eine Seele haben. Aber ich hatte das Gefühl, er fand den Urlaub genauso toll wie ich.

Link des Tages

Darauf hat die Welt gewartet: Endlich mal wieder ein cooler Mercedes. Im F-Cell Roadster treffen sich das Design des 19. und die Antriebstechnik des 21. Jahrhunderts. Hübsch wäre noch ein fähnchenschwenkender Androide, der vor dem Vehikel herläuft.

Moorbraun zwitschert

  • Erster Versuch, per Handy zu twittern. XT9, die siebte Plage aus dem alten Testament.
  • Funktioniert aber. Weiß jetzt schon, wofür ab jetzt die 100 Frei-SMS draufgehen.
  • Baumarktkasse. „Ihre Postleitzahl bitte.“ – „12345.“ Stutzen. „Das ist nicht Ihr Ernst, oder?“ – „Tschüß.“ Immerhin, sie hat’s noch gemerkt.
  • Am Montagabend war die Tanke in Eynatten 20 Min. vor Feierabend schon zu. Heute klemmte nur die Zapfpistole. Belgien.
  • Schraubereien im Hangar. Wenn man lange genug über das Wort „Poppniete“ nachdenkt, wird es irgendwann doch wieder lustig.
  • Von innen verschlossene Hangartür mit Rohrzange aufgekriegt. Ich Held. Schade, sonst wären wir heute auf alle Fälle noch fertig geworden.

Mehr hier.

Premium Vehicle

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Da steht er, mein Wintergolf. Und zum ersten Mal, seit ich ihn vor fast drei Jahren für einen Hunderter gekauft habe, finde ich den Gedanken an einen Neuwagen verführerisch, die Irrsinnspreise der Autoindustrie hin und jahrelanges Abstottern absurd hoher Monatsraten her. Es ist 22.45 Uhr, es ist an der Total-Tankstelle in Eynatten, Belgien, die gerade geschlossen hat, es ist schweinekalt und ich habe mich ausgesperrt und kann nicht mehr weg.

Vor ein paar Wochen ist mir beim Einsteigen der Griff der Fahrertür abgebrochen. Vielleicht ist bei der starken Kälte zu der Zeit – es war minus 15 Grad – das Material spröde geworden. Andererseits ist bei einem Kilometerstand von über 290.000 halt mit dem einen oder anderen Schwund zu rechnen (ich hätte mir natürlich statt des Golfs auch ein Auto für 200 Euro kaufen können).

Da ich im Januar umgezogen bin und für lange Abende in der Werkstatt weder Zeit noch Lust hatte, musste ich unzählige Male durch die Beifahrertür reinklettern, die linke Tür von innen aufmachen und dann um den Wagen herumgehen, um endlich einsteigen zu können. Unzählige Male ging das auch gut. Bis jetzt, an der Gas-Zapfsäule in Eynatten nach dem VdH-Stammtisch. Da habe ich den Schlüssel im Zündschloss stecken und die Fahrertür zufallen lassen – bei abgeschlossener Beifahrertür.

Da steht er nun, mit kaputter Tür, mit rostfleckigem Kotflügel vorne rechts, mit Hinterradbremsen, die fiese Scheuergeräusche von sich geben, mit einem gerade geschweißten und trotzdem wieder röhrendem Auspuff. Ein Wort drängt sich in so einer Situation in den Kopf.

ABWRACKPRÄMIE.

Aber natürlich ist es Schwachsinn, um an einen Nachlass von zweieinhalbtausend Euro zu kommen, weitere tausende von Euros auszugeben. Und dafür völlig fahrtüchtige Autos reihenweise zu schreddern und so Werte in Millionenhöhe zu vernichten. Staatliche Hilfe scheidet also aus. Die Antwort auf die Tankstellenkrise von Eynatten kann also nur ein massives privates Investitionsprogramm sein. Gestreckt über mehrere Wochen.

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Da wäre zunächst, quasi als – haha – Einstieg, der zerbröselte Türgriff, vorne im Bild. Siggi hat noch ein paar Neugriffe in seinem Kabinett der Köstlichkeiten. Mehr noch: Er ist sogar in der Lage, den Schließzylinder so umzufruckeln, dass mein alter Schlüssel weiterhin passt. Fragt nicht, was so etwas bei VW gekostet hätte.

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Zweitens: Der rostige Kotflügel. Der linke kam ja schon gleich zu Anfang neu, da ist es nur logisch, dass es den anderen jetzt auch erwischt hat. Das Ding hat bei Ebay lächerliche 28 Euro inklusive Versand (!) gekostet, das Lackieren schlägt dagegen mit 180 Euronen zu Buche.

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Aber es hat sich gelohnt.

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Drittens: Das komische Geräusch von hinten. Weil Reinigen der Bremsen vor einigen Wochen nichts gebracht hat, kommt jetzt das ganz große Konjunkturpaket zum Tragen. Erstmal runter mit den rostigen Trommeln…

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…und raus mit dem alten Innenleben. Bremszylinder und Beläge kommen neu, das Innenleben der Trommel wird gründlich gereinigt, ausgebrannt und überlackiert – weil auf der so geglätteten Oberfläche der Bremsstaub nicht mehr so gut haftet.

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Verhüllt wird die glänzende Pracht von nicht minder glänzenden neuen Bremstrommeln, frisch mit silbernem Zinkspray lackiert, damit sie auch so bleiben. Samt neuer Radlager.

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Das ganze achtteilige Reparaturset hat übrigens bei Ebay gerade einmal läppische 74 Euro gekostet – inklusive Versand. Trotz Trommeln made in Germany by Herzog. Für das Geld hätte ich im Teilehandel nicht einmal diese Trommeln bekommen. Ein Osnabrücker Teilefritze wollte über 120 Euro für einen Satz haben, mit Radlagern 160.

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Neu kommt auch der Auspuff. Ich hatte gar nicht gewusst, dass ein Endtopf an so vielen Stellen gleichzeitig durchrosten kann. Daher also das Wort Aus-puff.

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Fünftens: Was fürs Auge. Die Abwrackprämie hat nämlich durchaus auch ihr Gutes. Der Hof beim Verwerter Hüllsiek steht voller Autos. So voller Autos, dass die armen Leute nicht mehr wissen, wohin mit den ganzen Todeskandidaten. Wer nach Altteilen sucht, hat Auswahl ohne Ende. Ich entscheide mich für das Innenleben eines weinroten Golf III mit ganzen 108.000 Kilometern. Er ist innen und außen wie neu. 150 Euro für Sitze und Innenverkleidungen, fertig ausgebaut. 5 Euro für eine Hutablage, die aussieht wie frisch gepresst. Dazu ein paar Kleinteile vom Spiegelglas (2 Euro – das alte war angelaufen) bis zur Innenverkleidung der Heckklappe (3 Euro).

Da ich hier ohnehin die nächsten Jahre in dieser Umgebung verbringen werde, bis sich die Gasanlage rentiert hat, kann ich es mir wenigstens etwas wohnlich einrichten. Der Fahrersitz des Weinroten war ganz nach oben gekurbelt – ich tippe auf eine zierliche Fahrerin älteren Baujahrs, so unverbraucht, wie der Wagen aussah. Schade drum. Die Karosserie war nach dem Hängetransport mit dem Gabelstapler eh nicht mehr zu retten.

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Zuletzt: Neue Schuhe. Eine Woche später fallen mir an einem anderen Neuankömmling auf dem Hüllsiekschen Firmengelände die fast makellosen Originalfelgen auf. Es ist 12.50 Uhr, zehn Minuten vor Feierabend. Weil die Schrottis pünktlich Feierabend machen wollen, vergessen sie ganz, die Reifen von den Felgen zu ziehen. Zwei haben noch prima Profil – das alles für 120 Euro. Dafür hätte ich beim Reifenhändler gerade zwei neue Uniroyal-Sommerschlappen gekriegt.

So. Immer noch kein Neuwagen. Aber der Frust ist wieder weg für eine Weile. Und das Thema Vernichtungsprämie ist vom Tisch. Jetzt kann der Sommer kommen.

PS: In Eynatten rettete mich übrigens am Ende der Thomas K. vom VdH.

Dackelgewackel

Wenn man für sich die Entscheidung getroffen hat, eine Sache wirklich mit ganzer Seele und mit vollem Herzen zu unterstützen, dann gibt es keinen Grund, sich mit halben Sachen zufrieden zu geben.

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Ruhm

Einen Moment lang dachte ich, das ist der Durchbruch, jetzt werde ich berühmt. Endlich bin ich entdeckt. Eine Dame namens Emma Williams vom Online-Reiseführer Schmap mailte mich über Flickr an, mein Foto des Guggenheim-Museums in Bilbao, ihr erinnert euch…

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…sei für würdig befunden worden, in ihren Stadtführer über Bilbao aufgenommen zu werden. Natürlich gibt es dafür kein Honorar, aber Ruhm ist ja auch was Feines, und der Weg zum Ruhm führt bekanntlich über CreativeCommons-Lizenzen.

Tja, der Bilbao-Guide ist mittlerweile online. Und wenn man dort auf „Top Attractions“ klickt, dann das Guggenheim aufruft, rechts oben die Bildergalerie startet und ganz, ganz oft klickt (geschätzte 70 Mal, links rum geht es schneller), kommt irgendwann auch das Bild von Marc Heckert.

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Ich glaube, es dauert noch ein bisschen, bis Stern und Spiegel anrufen und was von mir drucken wollen.

Neues vom Straßenrand (6)

Es ist manchmal praktisch, unterwegs eine Kamera dabei zu haben. Und auch wenn ich jetzt Gefahr laufe, für einen Autoblogger gehalten zu werden – siehe den Beitrag über den Volvorrari neulich – und im Feld von Rolf Reiners zu wildern: Das Dackelgewackel neulich neben mir an der Ampel am Prager Ring war einfach zu hübsch.

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Wenn man für sich die Entscheidung getroffen hat, eine Sache wirklich mit ganzer Seele und mit vollem Herzen zu unterstützen, dann gibt es keinen Grund, sich mit halben Sachen zufrieden zu geben.