Dieseltuning: Underdrive Pulleys

Eine in den USA ziemlich beliebte Art der Leistungssteigerung sind „Underdrive Pulleys“, modifizierte Riemenscheiben. Dadurch werden die Nebenaggregate (Lichtmaschine, Wasserpumpe, Klimaanlage) um bis zu rund 20 Prozent langsamer angetrieben. So bleibt mehr Leistung für den Motor. Zudem werden die Scheiben aus leichterem Material hergestellt.

Underdrive Pulleys in der (englischen) Wikipedia:

Underdrive from the crankshaft pulley means the pulley is smaller that the original pulley it replaces. Underdrive from the accessory pulley means the pulley is larger than the original pulley it replaces.

Über die Wirkung heißt es bei der „Business Week“ unter Riemenscheiben, die unbesungenen Helden:

. You can expect about 6 to 10 additional horsepower and 7 to 12 more foot-pounds of torque after installation.

Weitere Details bei diesen Herstellern: Unorthodox Racing und March Performance.

Getunte Kurbelwellenscheiben können allerdings insofern problematisch sein, dass die Kurbelwelle bei modernen Motoren feinstens ausbalanciert ist und die Originalscheiben teilweise die Eigenschaft haben, ihre Vibrationen zu dämpfen.

Der Effekt von Underdrive Pulleys wird auch kritisch gesehen, wie etwa in diesem Test. Selbst der Ausbau der Riemenscheibe und damit die totale Abkoppelung der Nebenaggregate brachte nur knapp 3 Mehr-PS. Der Autor schätzt, dass es mit getunter Scheibe (maximal 20 Prozent Unter-Treibung seien herauszuholen) gerade ein knappes 1 PS wäre.

Ich weiß nicht, ob diese Rechnung so stimmt: Schließlich arbeitet die Lichtmaschine ja erst mit angeschalteten Verbrauchern richtig und zieht dann entsprechend Motorleistung ab. Und erst dann würde sich doch der Unterschied richtig bemerkbar machen. Oder?

Nun zu den 123ern.

Erkauft wird die Motor-Mehrleistung unter anderem mit weniger Stromnachschub für die Batterie. Das wäre bei unseren Wagen ja generell nicht so dramatisch, da beim Diesel der Strombedarf durch Entfall der Zündanlage ohnehin geringer ist. Bei angeschalteten Verbrauchern wie Radio, Scheinwerfer, Scheibenwischer und Heizheckscheibe (wobei der Moorbraune ja nicht im Winter fahren soll) müsste man entsprechend vorsichtig sein. Zur Sicherheit könnte man einen Megapulse-Batteriewächter einbauen, um die volle Leistung der Batterie zu bewahren.

Nils S. machte den Vorschlag, an der LiMa die etwas größere Riemenscheibe vom M110 zu verwenden. Bei der Wasserpumpenscheibe sieht er Modifikationen dagegen skeptisch. Laut Holger H. hat der 240D aber bereits die größte aller Scheiben.

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Auf dem Bild ist noch die leere dritte Riemenscheibe sichtbar, die zuvor den – hier ausgebauten – Starrlüfter angetrieben hat.

Die sinnvollste Lösung wäre wohl der Einsatz CNC-gefräster Scheiben aus leichtem Aluminium in passender Größe. So etwas gibt es (leider nur für Rippenkeilriemen) bereits im Handel:

Zwar nicht auf Leistungssteigerung, sondern auf Spritersparnis zielt die vergrößerte Lichtmaschinen-Riemenscheibe von Manfred Sonntag. Sie wird unter dem Label ESPA für rund 210 Euro vertrieben. Zwischen 6 und 15 Prozent Kraftstoff soll sie sparen. Auf der Webseite des Herstellers werden Anwender mit entsprechenden Verbrauchssenkungen (12-15 Prozent respektive 0,7 bis 1,5 Liter) zitiert.

Die ganze Geschichte hat bei unseren Dieseln nur einen Haken: Der Drehzahlmesser beim Diesel greift seine Messwerte bekanntlich über die Klemme W ab. Und wenn sich die LiMa plötzlich deutlich langsamer dreht, funktioniert er nicht mehr richtig.

Besuch bei Karl Albrecht

Quizfrage: Welche Stellen an diesem Fahrzeug sind frisch lackiert, welche 26 Jahre alt (und haben seit 1993 praktisch keine Garage mehr von innen gesehen)?

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Einmal mit Politur über die den Erstlack, und schon glänzt der Wagen wieder wie neu.

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Moorbraun ist eben die Farbe aller Farben.

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Ob allerdings ein Aldi-Parkplatz der Fotohintergrund aller Fotohintergründe ist, darüber, und nur darüber, ließe ich mit mir diskutieren, liebe Freunde.

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Der Ton macht die Musik

Don Alphonso bespricht eine CD des Ensembles Florilegium mit bolivianischer Barockmusik (ja, so etwas hat es gegeben). Nun bin ich weder ein besonderer Fan diese Genres, noch dieses Landes. Aber der Text hat Passagen, die mir außerordentlich gut gefallen. Ein – besonders kräftiges – Zitat:

Dann entfaltetet das Stück seine volle Wucht. Sollte man vorhaben, sich jemals mit 300 Sachen auf Koks in einem Ferrari in den Brückenpfeiler zu knallen, den man voller Überheblichkeit noch mit „Verpiss Dich“ anbrüllt – dann ist das der passende Soundtrack dafür.

Sollte ich mir eine CD mit bolivianischer Barockmusik zulegen? Nicht, dass ich den Moorbraunen an eine Brücke zu tapezieren gedenke (er hat ja nicht mal ein funktionierendes Kassettendeck), aber man kann das Stück ja vielleicht auch im Wohnzimmer genießen.

Es sind solche Texte, wegen derer ich den Rebellmarkt in meiner Blogroll (von Feedreader und sämtlichen Lesezeichenlisten ganz zu schweigen) habe. Aber dann kommt heute im selben Blog die Ankündigung einer Strafanzeige gegen ein „kommerzielles Medienangebot“… wer hat sich diesmal den Zorn des Dons zugezogen? Stefan Niggemeier? Spreeblick?

Ich habe neulich mal vermutet, dass im Jahr 2011 die Abmahnung den Kommentar als häufigste Kommunikationsform in der Blogosphäre ablösen wird.

Sowas kann einem schon die Lust am Bloggen verderben.

Bin ich ein Reptil?

Wenn ich schon am Zitieren bin… gefunden bei Spiegel in einem Text über Motorradfahrer:

[…] Appelle an das schlechte Gewissen haben bei dieser Sorte Raser kaum Erfolg. Woran das liegt, hat der Physiker André Bresges von der Universität Duisburg-Essen herausgefunden. In Kooperation mit der Polizei hat er Probanden in den Kernspintomografen geschoben, während sie ein simuliertes Rennen fuhren.

Sein Befund: Bei sehr hoher Geschwindigkeit stellt das Großhirn seine Arbeit zugunsten eines Areals in Stammhirnnähe ein. In dieser Hirnregion – auch Reptilien-Komplex genannt – sind weder Moral noch eine Ahnung von Gut und Böse zu Hause.

Einer Echse gleich, reagiert der Mensch hier im vollautomatischen Modus. „Diese Gehirnteile sind sehr reaktionsschnell“, meint Bresges, „aber auch sehr alt und faszinierend dämlich.“

W123-Dieselpiloten sind folglich nicht in Gefahr, stammhirngesteuert durch die Lande zu donnern.

Zwei Kleinigkeiten

Erstens: Norman E. Mailers kunsthistorische Analyse des digitalen Meisterwerks „Newsroom der Welt-Gruppe in Berlin“ ist wirklich sensationell (danke, Stefan, für den Link). Zitat:

Die insgesamt sieben Falten auf der Stirn des Chefredakteurs lassen zusammen mit den herabgezogenen Mundwinkeln die emotionale Auswirkung dieser Situation auf die Person erahnen. Einzig die hochgezogene Augenbraue lässt Ironie als mögliche Bewältigungsstrategie aufblitzen. Bei der dem Chefredakteur gegenüber sitzenden Frauenfigur ist die Möglichkeit der Ironisierung bereits aufgehoben, die ebenfalls herabgezogenen Mundwinkel, der leere Blick und die auf dem Schoße ruhenden Hände zeigen das Bild der Resignation. Die Figur könnte die Norne „Urd“ darstellen, die auf das Gewesene zurückblickt, hier in die ferne Vergangenheit der Gutenberggalaxis einer nicht wiederkehrenden Print- und Papierkultur.

Hoffentlich bloggt der Mann weiter.

Zweitens: Alle iPhone-Freaks müssen jetzt ganz, ganz tapfer sein. Was kommt raus, wenn man eins in den Mixer tut?

Die Antwort ist so eine Art schwarzes Pulver.

Neues aus China (Update)

Vor ein paar Tagen habe ich über den chinesischen Journalisten Shi Tao geschrieben, der in seiner Heimat zu zehn Jahren Haft verurteilt worden ist. Sein eigener E-Mail-Dienstleister Yahoo! hatte den Behörden seine Identität verraten.

Dagegen kann man ein wenig mehr tun, als sich zu ärgern und seinen Yahoo!- oder Flickr-Account zu kündigen, wie es von einigen Bloggern gefordert und praktiziert wird. Neben der Button-Kampagne „boo Yahoo“ (ich verlinke jetzt nicht darauf, weil die Seite defekt zu sein scheint) läuft auch bei Amnesty International eine Aktion, bei der man eine Online-Petition für Shi Taos Freilassung unterschreiben kann.

Auf der Seite steht noch ein wenig mehr über die Umstände der Verhaftung des 37-jährigen Journalisten und Autors. Sein Verbrechen: Er hatte einer amerikanischen Nichtregierungsorganisation in einer Mail berichtet, dass die chinesische Regierung Journalisten davor gewarnt hatte, zum 15. Jahrestages des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens zu berichten. Das Gericht wertete dies als Verrat von Staatsgeheimnissen.

Bisher haben 6.487 Menschen unterschrieben. Vielleicht kommen ja noch ein paar Adressen aus dem Großraum Aachen dazu. Shi Tao würde sich vielleicht darüber freuen.

[via Don Alphonso im Rebellmarkt]

Startprobleme

Eine neue AU. Bei Jos. Heeren in der Oranienstraße in Aachen. Der Meister dichtet den Luftansaugkrümmer (zwischen Luftfilter und Zylinderkopf) mit Kleber ab, weil der Motor dort etwas Falschluft zieht.

Drei Tage später tritt schon wieder dieses rätselhafte Nicht-anspringen-wollen auf. Als ich nach Feierabend nochmal zum Joggen fahren will, will der Wagen nicht. Langes Orgeln – kein Erfolg. Kurzes Anspringen, der Motor dreht einmal hoch, geht wieder aus. Gaspedalpumpen bringt nichts. Immer wieder Startversuche, immer wieder Vorglühen. Ohne Erfolg.

Dann irgendwann springt er an, als wär nichts gewesen…

Seitenblick nach NRW

Doppelschlag. Nein, das sind definitiv keine guten Nachrichten für die Medienlandschaft in Nordrhein-Westfalen. Nachdem gestern bekannt gewordenen Aus für die NRW-Ausgabe der Tageszeitung taz wird heute das einstweilige Aus für die Online-Zeitung OnRuhr verbreitet. Allerdings: Vergleichbar sind beide Projekte kaum.

Gleichgültig, wo immer man politisch stehen mag, ist das Ende der linksalternativen taz-Landesausgabe ein herber Verlust für die Pressevielfalt. Zumal wohl ein weiteres Mal die harte Wahrheit des Print-Sektors gelten wird: Für eine eingestellte Zeitung wird keine neue mehr gegründet. Nach dem Ende des nur 14 Monate lang erscheinenden NRW-Teils der Süddeutschen vor vier Jahren ist damit eine weitere überregionale Tageszeitung in unserem Land gescheitert. Ehrliches Mitgefühl habe ich mit den 20 taz-Mitarbeitern, auch wenn ich – im Gegensatz zur NRW-Süddeutschen, wo zwei frühere Redakteurskollegen von mir betroffen waren – niemanden persönlich kenne.

Für das Redaktionsteam ist die Nachricht um so bitterer, als sie – wie alle taz’ler – aufgrund der chronischen Finanznot des Blattes ohnehin stets unter Tarif bezahlt wurden, aber in den vergangenen Wochen eine fulminante Werbe- und Sympathiekampagne für ihr Blatt organisiert hatten. Um die bis Ende Juni angepeilten zusätzlichen 1.000 Neu-Abonnements zu erreichen, wurde etwa von einem „Kommando Horst Schleußer“ (ein früherer SPD-Landesminister) die Domain www.kraft-2010.deentführt„. Kämen nicht von der SPD (deren Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2010 Hannelore Kraft ist) 100 neue Abos, werde die Adresse an die CDU verschachert, drohten die Maskierten.

Wann hat je eine Zeitung so fantasievoll um Leser gekämpft? Selbst eine gemeinsame Probe-Abo-Vermarktung mit der Konkurrentin WAZ gab es. Und noch vor wenigen Tagen hatte – ausgerechnet – die Süddeutsche noch eine Gegendarstellung drucken müssen, in der die angeblich beschlossene Einstellung der taz-NRW-Ausgabe dementiert wurde.

Bitter, dass alles umsonst war. Bitter, dass es zuerst – ausgerechnet – im Springer-Blatt Welt stand (die höhnischen Leserkommentare dort sind noch einmal ein Fall für sich: „wenn die Türken verstehen würden, was die Taz und die Linken schreiben, würden sie auch rechts wählen“).

In der Medienlandschaft fallen die Antworten auf die Einstellung denn auch wenig begeistert aus, etwa bei Jens im Pottblog, der das Drama in den vergangenen Wochen ausführlich begleitet und kommentiert hatte. Eine Sammlung der Nachrufe findet sich im taz-NRW-Blog. Die Sicht der Geschäftsführung ebenfalls.

Onruhr-schliessen_388„OnRuhr Schließen“ – ein Button mit Symbolkraft

Anders sieht die Situation bei OnRuhr aus. Das im November 2006 vom früheren WAZ-Chefredakteur Uwe Knüpfer gestartete Lokalnachrichten-Portal hatte den Anspruch, ein völlig neues Medium für das Ruhrgebiet zu sein. Die Verfügbarkeit eines kostenlosen Onlinedienstes sollte mit der Lesequalität einer professionellen Printzeitung verbunden werden. Ein flächendeckendes Netz von Lokalredaktionen über ein Franchise-System war geplant. „OnRuhr versteht sich als Stimme der Ruhrstadt“, verkündete Knüpfer. Und hatte dabei sicher auch den Ehrgeiz, dem mit ähnlichen Zielen angekündigten WestEins-Projekt seines Ex-Arbeitgebers WAZ eins vorzusetzen.

Was dabei in der Realität herauskam, sah sich heftiger Kritik ausgesetzt: Eine Zeitung im PDF-Format zum Herunterladen. Viel zu wenig lokale Themen, stellenweise dürftige journalistische Qualität, überkomplizierte Anmeldeverfahren, mangelhafte Druckmöglichkeiten und unzureichende Aktualisierung (einmal am Tag) wurden dem Produkt vorgeworfen. Von „Totgeburt“ bis zu „OnRuhr schwer offruhr“ reichten die Reaktionen. „Onruhr ist so grausam schlecht angelegt, dass es eigentlich nur als Vintage-Internet-Seite für 90er-Jahre-Nostalgiker durchgeht“, ätzte Thomas Knüwer vom Handelsblatt.

Schon im April sah sich Chefredakteur Knüpfer gezwungen, Honorarzahlungen an freie Mitarbeiter einzustellen. Grund: Geldmangel durch zu geringes Anzeigenaufkommen. Ab etwa dem 17. Juni wurden auch die meisten Lokalausgaben nicht mehr aktualisiert. Jetzt folgt das offizielle Aus: OnRuhr werde „eingefroren„, erklärte Knüpfer im Wirtschaftsmagazin Ruhr. Zwar will er im Herbst mit einem neuen, ähnlichen Dienst wieder antreten, dann aber von Herne aus. Die Redaktionsräume in Essen würden aufgegeben.

Zweifellos hatte OnRuhr seine Mängel. Traurig ist es trotzdem, wenn ein innovatives Start-Up nach gerade einem halben Jahr schon wieder vor dem Ende steht. Ein Erfolg hätte auch ein Überlebensbeweis für ambitionierten Journalismus in den Zeiten des Web 2.0 sein können. Freilich: Nicht mit dem aktuellen Konzept.

Fazit. Die Medienlandschaft in NRW ist um zwei interessante, wenn auch höchst unterschiedliche Farbtupfer ärmer. Nun ruhen wieder alle Augen auf dem WAZ-Projekt WestEins. Dessen für Frühjahr 2007 angekündigter Start ist mittlerweile auf Sommer verlegt, was allerdings für ein Vorhaben dieser Größenordnung nicht ungewöhnlich ist. Die Erwartungen sind hoch. Das Gesetz der Serie ist jedenfalls auf der Seite von Online-Chefin Katharina Borchert und ihrer Truppe: Nach zwei gescheiterten Projekten wäre es nun wieder Zeit für einen Erfolg.

Das Geheimnis

Sojapoel-34_600Wenn alles funktioniert, habe ich das Paradies entdeckt. Es ist der C1000-Supermarkt in Vaals, gleich hinter der Grenze links. 52 Cent, sage ich nur. 52 Cent.