Neues aus den Siebzigern

Jetzt muss ich aber mal unbedingt von der Siebziger-Jahre-Party neulich erzählen. Normalerweise bin ich auf solchen Festivitäten eher das Moos an der Mauer – mein Kleiderschrank verfügt weder über ausreichend Flowerpower, noch über so unentbehrliche Accessoires wie Zweithaarmähne oder Porno Pilotenbrille. Doch diesmal war alles anders – dank eines völlig zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Gegenstandes. Bühne frei für Detlev.

Wenige Stunden vor Partybeginn, als ich trotz des eigens erworbenen, schrill gestreiften C&A-Shirts noch so richtig unzufrieden war mit dem Stand der Kostümierung, fiel mir beim Durchwühlen sämtlicher Schubladen Detlev in die Hand.

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Detlev ist etwas, das gegen Ende des partymottostiftenden Jahrzehnts kurzzeitig in Mode kam. Als nämlich die Hosen so knalleng an den Mann schmolzen, dass Portemonnaies und Schlüsselbunde nicht mal mit Gewalt und guten Worten hineinzuquetschen waren. Eine Herrenhandtasche. Eine Echte – nicht der Sechserträger Bier, der heutzutage gerne unter dieser Bezeichung gehandelt wird.

Irgendein wohlmeinender Verwandter muss mir das Stück vor über 20 Jahren in höchstwahrscheinlich guter Absicht vermacht haben (ich habe auch einen Verdacht, aber man ist seinen Eltern gegenüber zu einer gewissen Diskretion verpflichtet). Dass das ledrige Behältnis hier unter seinem leicht despektierlichen Spitznamen beschrieben wird, dafür bitte ich die Detlevs dieser Welt ebenso um Verzeihung wie alle gleichgeschlechtlich orientierten Menschen mit Geschmack, die sich so ein Teil nie und nimmer ans Gelenk hängen würden.

Um wieder zur Party zu kommen: Was das Streifen-Shirt nicht vermochte, das unscheinbare Täschchen schaffte es. Ich war beliebt. Ach was: begehrt. Frauen wie Männer umschwärmten mich, wollten mal anfassen, mal aufmachen, mal reingucken. „Wo hast du DAS denn her? Darf ich auch mal?“

Und das Schönste: Je länger Deti und ich ein Paar waren, desto mehr gewöhnte ich mich an ihn. Sein reißverschlussbewehrtes Innenleben schluckt nämlich wunderbar sämtlichen Krimskrams wie Schlüsselbund, Sonnenbrille oder Kugelschreiber. Was Mann halt so braucht. Als Aufbewahrungsort für familienplanerische Gummiartikel oder verwandten Zwecken dienende Erzeugnisse der Pharmaindustrie wären Detlevs verschwiegene Seitenfächer ebenfalls erste Wahl. Wie unglaublich praktisch! Zum ersten Mal in meinem Leben begann zu ahnen, was Handtaschen für Frauen bedeuten. Eine völlig neue Welt erschloss sich.

Glücklich zurück in Aachen, begann das große Grübeln. Warum nur hat sich der handliche Helfer nie durchgesetzt? Außer an Horst Schlämmer, und ob damit das große Comeback eingeläutet ist, darf bezweifelt werden. Vergeblich versuchen Firmen wie die Cityagenten, moderne Versionen an den Mann – und seine Hand – zu bringen. Doch nicht einmal die martialische Pistolenholster-Optik zieht die urbanen Massen an die baumelnden Begleiter. Wo doch Metrosexualität so angesagt sein soll.

Also lässt sich nur darauf hoffen, dass kommende Generationen nicht nur Boney M und Prilblume wiederbeleben werden, sondern auch die restlichen kulturellen Errungenschaften der Siebziger. Bis dahin wartet Deti allerdings brav in seiner Schublade. Sein Herrchen gibt nämlich lieber das Moos an der Wand als den einsamen Trendscout. Für Partys gelten Sonderregelungen.

Neues vom 1. April

Nachtrag zum Beitrag vom Scherztag: Mögen Sie Pinguine? Dann werden Sie den Aprilscherz der BBC zum 1. April lieben.

In was für einer wunderbaren Welt leben wir doch.

(Zwei Dinge kann ich mir nicht verkneifen anzufügen: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Großbritannien scheint unserem in puncto Humor einen Schritt voraus zu sein – nicht erst seit 1957, als die berühmte BBC-Dokumentation über die Spaghetti-Ernte in der Schweiz tausende von Briten dazu brachte, beim Sender nach Samen für Nudelbüsche zu fragen. Und zweitens: Dass die BBC ein eigenes Youtube-Portal betreibt, wo man sich Videos wie dieses frei und ohne Angst vor Abmahnern und klagewütigen Anwälten einbinden kann, verdient Anerkennung.)

Neues aus Australien

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Über Google lässt es sich bekanntlich immer wieder staunen. Jetzt haben die Spürnasen des Webs eine weitere Suchoption eingeführt: gDay, die Suche auf Webseiten des folgenden Tages.

Das neue Werkzeug bietet nicht mehr und nicht weniger als einen Blick in die Zukunft des Internets. Noch lässt sich kaum abschätzen, was das für die Nutzung des Webs, wie wir es heute kennen, bedeuten wird.

Wer über Google sucht, hat heute drei Möglichkeiten zur Verfeinerung: Suche im Web, auf deutschsprachigen Seiten und auf Seiten aus Deutschland. Wenn gDay hält, was es verspricht, wird in Zukunft noch eine Weitere hinzukommen: Seiten von Morgen.

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Kern der neuen Technologie ist das MATE™-Modul (Machine Automated Temporal Extrapolation), das den Google-Spidern auf Basis von gespeichertem Webcontent, ausgefeilten Analysemethoden und Wahrscheinlichkeitsrechnung eine exakte Voraussage des Inhaltes von Webseiten ermöglicht. Nachrichten von Morgen, Sportergebnisse, die nächsten Lottozahlen – dem Verbraucher eröffnen sich neue Welten. Einziger Nachteil: In der Pilotphase ist gDay nur in der australischen Google-Version verfügbar.

Trotz des Potenzials von gDay ist das erste Feedback von Test-Nutzern eher durchwachsen. Zwar berichtet ein User namens Daryl aus Victoria von einem Glücksspielgewinn, den er mit Hilfe von gDay gemacht haben will. Sally aus Western Australia ist dagegen skeptisch: „Das ist doch kalter Kaffee. Das hab ich schon gestern bei Google gelesen.“

Ob sich gDay durchsetzt und ob wir bald wirklich schon heute die Nachrichten von morgen anklicken können, wird sich zeigen, wenn die Beta-Phase abgeschlossen ist. Spätestens nächstes Jahr am 1. April.

Neues vom Markt (3)

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Wunder unserer Welt, Teil 616: die Kumquat. Sich als jemand zu outen, der eine Sache zum ersten Mal erlebt, ist immer riskant. Schnell steht man da als ungebildet, als Landei, als tumber Tor: „Aber elektrisches Licht gibt’s bei euch schon, oder?“

Ich weiß noch, wie peinlich berührt ich als Kind immer war, wenn in der Schule ein Videofilm gezeigt wurde, der Lehrmensch dabei die Taste „Schnellvorlauf“ drückte und die im Zeitraffer dahinflitzenden Darsteller die halbe Klasse zum Gackern brachten. Hatten die denn alle keinen Videorekorder zu Hause? Dank des Grundig-Geräts im heimischen Wohnzimmer – natürlich im guten Video-2000-System – war klein Marc der Effekt schon längst vertraut.

Doch Bloggen heißt ja bekanntlich, Privates öffentlich machen, sich zu Schwächen bekennen und gelebte Gefühle zu teilen. Darum bekenne ich, dass ich heute ein neues Geschmackserlebnis hatte. Anders als in der Affäre „norwegischer Karamelkäse“ war es war es sogar recht angenehm (Anmerkung: Es gibt weder eine einleuchtende Erklärung dafür, dass der braune Block inzwischen verschwunden, noch dafür, dass Nachschub unterwegs ist).

Diesmal geht es um Kumquats. Erläuterung für diejenigen Leser, die auf einem ähnlich niedrigen kulinarischen Bildungsniveau vegetieren wie der Schreiber dieser Zeilen: Das ist so eine Art längliche Mini-Mandarine in der Größe einer Kirschtomate oder, passend zur Jahreszeit, eines kleinen Schoko-Ostereis. Das Wort Kumquat kannte ich zwar schon aus diversen Büchern, allerdings habe ich mir immer eine Mischung aus Kartoffel und Zucchini darunter vorgestellt.

Doch es sind Zitrusfrüchte, oder etwas ähnliches. Entdeckt habe ich sie vorhin in der Lebensmittelabteilung des Hirsch-Centers. Das ist das neue Einkaufszentrum auf dem ehemaligen WalMart-Gelände gegenüber vom Verlag an der Dresdener Straße. Osterurlaubsbedingt war ich heute in der Mittagspause zum ersten Mal da (ist alles übrigens sehr hübsch geworden). „Doch, die werden wirklich mit Schale gegessen“, beteuerte die freundliche Fruchtverkaufsfachkraft. Mutig ließ ich sie fünf der orangefarbenen Kugeln eintüten.

Schmecken tun sie – tja, ähnlich wie längliche Mini-Mandarinen samt Schale eben schmecken würden. Süßlich-herb und leicht bitter. Die allwissende Wikipedia hat den Tipp parat, sie vor dem Essen zwischen den Fingern hin- und herzurollen. Die Schale wird dann weich, der Duft entfaltet sich und die Frucht wird milder und süßer. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass ich zu einem späteren Zeitpunkt erneut eine Kumquat erwerben und verzehren werde.

Soviel, liebe Leser, zum Thema exotische Lebensmittel. Morgen kommen wir dann zu einem weiteren Wunder: elektrischem Licht.

Neues vom indischen Subkontinent

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Kennen Sie das Kaschmir-Gefühl? Kaschmir, das muss man vorwegschicken, ist eine landschaftlich überaus reizvolle Region nordöstlich von Pakistan, nordwestlich von Indien und südwestlich von China. Genau das ist ihr Problem. (Was das mit Aachen zu tun hat, erkläre ich weiter unten.)

Denn von ihren herrlichen Bergen und wunderschönen Seen haben die Kaschmiri, wie sich die freundlichen Einwohner nennen, nicht viel. Seit Indien und Pakistan vor über 60 Jahren unabhängig wurden, liegen sich die beiden Mächte über Kaschmir böse in den Haaren. Dreimal – 1948, 1965 und 1971 – gab es schon Krieg. Natürlich herrscht auch keine Klarheit darüber, was und wo genau Kaschmir eigentlich ist. Weil das alleine noch nicht kompliziert genug wäre, mischen noch ein paar Terroristen, die üblichen religiösen Extremisten und natürlich die Chinesen mit.

Derzeit ist die malerische Bergregion von indischen Truppen besetzt. Diszipliniert halten sie sich an die Jahrtausende alte Tradition, dass Besatzungssoldaten in ihrem Gastland nicht allzuviele Beliebtheitspunkte sammeln sollten. Die Einwohner Kaschmirs selbst, die sich am liebsten in einem eigenen, von allen Nachbarn unabhängigen Staat dem Bau von Hausbooten und der Verarbeitung ihrer berühmten Kaschmir-Ziegenwolle widmen würden, werden in der ganzen Angelegenheit natürlich nicht gefragt. Wo käme man hin.

Das Kaschmir-Gefühl, um wieder zum Anfang zurückzukommen, ist also die Gewissheit, hilflos fremden Mächten ausgeliefert zu sein, seit Ewigkeiten nicht mehr selbst entscheiden zu dürfen, was gut für einen ist und ständig unfreundlichen Leuten zu begegnen, die einen herumkommandieren.

Mir ist schleierhaft, wie ein Hersteller von Hautpflegeprodukten auf die Idee kommen kann, von einem derartigen Gefühl in der Badewanne überkommen zu werden, sei wünschenswert. Dennoch habe ich soeben in einem von mir sehr geschätzten Aachener Supermarkt ein Produkt entdeckt, das derartiges vorspiegelt:

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Supermärkte – was wäre ein Blogger ohne ihren steten Quell an Inspiration. Ich sage nur eckiges Rührei und marktwirtschaftliche Neuerungen. Jetzt also Kaschmir-Momente. Ob schon jemand ein Patent auf Sauerländer Pralinen oder Sushi à la Napoli angemeldet hat? Norwegischen Karamelkäse gibt es ja leider schon.

Wer mir jetzt oberschlau unter die Nase reibt, im Englischen werde die Region heutzutage nur noch „Kashmir“ geschrieben, während die alte Schreibweise „Cashmere“ sich ausschließlich auf die Wollprodukte beziehe, den frage ich höflich, ob er denn das Gefühl schöner findet, in Ziegenhaaren zu baden. Na also.

Neues aus Norwegen

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Sie nennen ihn Brunost. Das ist Norwegisch und heißt „brauner Käse“. Was kein Zufall ist, denn Brunost kommt aus Norwegen und ist – Sie ahnen es – brauner Käse. Das ist aber auch schon alles, was so ist wie erwartet an diesem karamellfarbenen Quader, der da so harmlos auf seinem Teller wartet.

Vorweg muss ich erklären, wie ich an das gute Stück der Marke „Gudbrandsdalsost“ komme. Außerhalb der Staatsgrenzen ist das appetitlich gefärbte Molkereierzeugnis nämlich praktisch unbekannt. Was ebenfalls kein Zufall ist, aber zum Geschmack komme ich noch. Eine ins Land der Fjorde ausgewanderte Freundin hat ihn mir geschickt.

Brunost, so lese ich auf der englischsprachigen Webseite der Zeitung Aftenposten, wird von den Norwegern mit einer an Religiosität anmutenden Inbrunst („Inbrunost“?) verehrt. Kleinen Kindern schmiert man ihn gleich nach der Muttermilch aufs Butterbrot. Kein Norweger reist ins Ausland, ohne einen Kilovorrat (geschätzt: etwa eine Zigarettenschachtelgröße) an Brunost im Gepäck zu haben. Er entsteht, indem der Milchzucker im Lauf der Herstellung durch Aufkochen karamellisiert. Wie mir die Wahlnorwegerin berichtet, ähnelt das Ergebnis in seiner Konsistenz am ehesten Plastiksprengstoff. Was beim Einchecken am Flughafen zu Erklärungsnot führen kann.

Genug der Vorrede. Kommen wir zu dem, was den Brunost auszeichnet: Sein – man muss es wohl so nennen – Geschmack. Greifen wir also zum Ostehovel, dem traditionellen norwegischen Käsehobel, und trennen wir eine hauchfeine Scheibe vom Block ab. Sieht sie nicht lecker aus?

Nun ist äußerste Vorsicht geboten. Auf der Zunge entwickelt sich erst ein zartes Aroma nach Karamell, das den Augenschein zu bestätigen scheint. Doch nach der ersten Kaubewegung wird dem Essenden klar, dass hier etwas ganz und gar nicht so läuft, wie es sollte. Geschmacksrichtungen prallen aufeinander, die nach dem Willen der Natur auf ewig getrennt bleiben sollten. Wie kommen ein Bissen Ziegenkäse und ein Stück Lakritz gleichzeitig in meinen Mund? Über all dem hängt der Karamellgeschmack. Und lacht sich kaputt.

Man kriegt den Brunost schließlich hinunter. So ähnlich, wie die Natur mit einem Vakuum umgeht – indem sie tut, als existiere es gar nicht. Uff.

Nun liegt er da, auf seinem Teller, der Brunost. Er wird wohl noch ein Weilchen weiter liegen. Materie siegt über Mensch.

Mir egal, soll er liegen und leben. Aber eins weiß ich: Ob Norwegen jemals in die EU kommt, das müssen sich beide Seiten gut überlegen.

Derweil bin ich meiner Fjordfreundin heimlich dankbar, dass sie mir nicht noch die andere norwegische Nationalspeise geschickt hat: Lutefisk. Trockenfisch, für längere Zeit in Ätznatronlauge eingelegt, zu Gelee zerronnen und angeblich von der Genfer Konvention geächtet. Der Gestank soll wochenlang nicht aus dem Haus zu kriegen sein (schreibt auch die taz).

Es könnte eben auch alles viel schlimmer sein. Mag jemand einen echten norwegischen Käse probieren?

Neues vom Fax

Manchmal macht Google fassungslos. Dass die oberste aller Suchmaschinen besonders häufig in Blogs sucht, ist bekannt – Blogs werden nun einmal öfter aktualisiert als statische Webseiten. Doch wie häufig Blogs inzwischen abgescannt werden, zeigte sich vor ein paar Minuten. Als jemand die Faxen dicke hatte.

Der Jemand war mein Kollege Tom Thelen, dessen Bockblog längst nicht nur im Haus eine feste Fangemeinde hat. Vor gut einer Stunde hat er in seinem jüngsten Beitrag „Ich behaupte, dass…!“ dem FC Köln mal wieder einige ernsthafte Mahnungen ins Stammbuch geschrieben. Weil er die Fatzen dicke hatte, wie er schrieb.

Beim Lesen stutzen die Kollegen. Fatzen? Faxen? Geht beides? Also einfach mal schnell „Fatzen dicke“ in Google geworfen. Und dann einfach nur gestaunt:

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Toms Tippfehler – denn nichts anderes war es – stand, gerade eine halbe Stunde nachdem er passiert war, schon auf Platz 2 bei Google. Wer jetzt mit den Schultern zuckt, ist einfach zu jung, um sich an die quälenden Anfänge der Suchmaschinen-Ära vor mehr als zehn Jahren zu erinnern. Als es nur Altavista und Yahoo gab und die Adresse einer geheimnisvollen Uni-Seite namens MetaGer unter der Hand weitergereicht wurde.

Wenn Googles Zeitangabe „vor 34 Minuten gefunden“ unter dem Eintrag halbwegs korrekt war, wurde der Bockblog-Text praktisch in der selben Minute (etwa 13.20 Uhr) von der Suchmaschine gelistet, in der er freigeschaltet wurde. Ich weiß nicht, ob jeder Leser hier das kleine technische Wunder ebenso erstaunlich findet wie ich – Bockblog-Fangemeinde hin oder her, wir reden hier schließlich vom kleinen AZ/AN-Blog und nicht von Spiegel Online oder dergleichen.

Whow. Von jetzt an muss man beim Bloggen also noch vorsichtiger sein, was man schreibt. Wer hätte gedacht, dass das Uralt-Medium Fax nochmal solche Erkenntnisse bringt.

PS: Dicke „Fatzen“ sind übrigens als Formulierung im Web ziemlich weit verbreitet. Wahrscheinlich, weil im Deutschen ein „tz“ einfach gängiger klingt als ein „x“. Auch das verrät Google. Und, dass es eine Fatzer-Sprache gibt, entstanden im 19. Jahrhundert, verbreitet durch böhmische Wanderarbeiter, und verwandt mit der Gaunersprache Rotwelsch. Jetzt ist aber genug gegoogelt, bevor der geneigte Leser noch die Fa-… äh, die Nase voll hat.

[PPS: Nachtrag um 16 Uhr – war ja klar, oder?]

Neues vom Licht

Früher war alles anders. Manche sagen: besser. Auf alle Fälle: einfacher. Wenn früher zum Beispiel die Steuern gar zu drückend wurden, schnappte man sich ein paar Fackeln, rottete sich mit den anderen Dorfbewohnern zusammen und steckte die Burg des Grafen in Brand. Und heute?

Wollen wir doch mal sehen. Das mit den hohen Steuern funktioniert auch heute noch, zeigt mir ein Blick auf meine jüngste Gehaltsabrechnung. Das ist nicht mehr der gute alte „Zehnte“, den uns die Büttel der Obrigkeit da abpressen. Das ist eher der „Zweite“. Sowas hätten sie mal im Mittelalter versuchen sollen.

Wäre es da nicht mal an der Zeit, noch weitere alte Volksbräuche wieder zum Leben zu erwecken? Man reiche mir etwas zum Brandschatzen… dieses Teelicht dürfte genügen. Doch was flattert da für ein Zettel zu Boden?

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Es ist eine Packungsbeilage. Für Kerzen. Ja, Sie lesen richtig. Eine Gebrauchsanleitung. So etwas gibt es wirklich. Weil Kerzen ja nicht ganz unproblematisch in der Handhabung sind. Hier der Text:

Kerzen nicht unbeaufsichtigt brennen lassen.

Kerzen außerhalb der Reichweite von Kindern und Haustieren brennen lassen.

Die Kerze nicht auf oder in der Nähe von leicht entflammbaren Gegenständen brennen lassen.

Zugluft vermeiden.

Kerzen senkrecht aufstellen.

Wenn Kerze rußt Docht etwas kürzen.

Das geschmolzene Wachs frei von Streichhölzern und anderen Verunreinigungen halten, um das Entflammen Zu vermeiden,

Eine brennende Kerze nicht bewegen.

Immer die Flamme ersticken. Nicht ausblasen. Nie eine Flüssigkeit zum Löschen verwenden.

Ein geeignetes Glas oder Behälter verwenden.

Die Krönung folgt zum Schluss, wie es sich für eine Krönung gehört:

Achtung!
Artikel wird heiß, bitte nicht berühren.

Oh je, das konnte keiner ahnen.

Da ist es wieder, dieses Rührei-Gefühl. Diese dumpfe Ahnung, dass wir alle auf dem Holzweg sind. Dass diese Gesellschaft zum Untergang verurteilt ist wie weiland der verirrte Fußgänger in den Sümpfen des Hohen Venn.

Es wird also nichts mit dem Brandschatzen. Es sei denn, wir zünden erstmal den Kerzenfabrikanten an. Oder zumindest seine Rechtsabteilung. Aber wie kommen wir dahin? Weiß jemand, wie man sich Schuhe anzieht? Hallo?

Neues aus der Welt der Untoten

Guter alter Acrobat Reader. Manchmal nervt er ja mit seinen ständigen Updates – vor etwa zwei Jahren gab es eine Zeit, da war vor jedem Angucken eines PDFs ein satter 60-MB-Download fällig. Dafür kann man heute sogar den Text aus den Dokumenten rauskopieren. Aber jetzt stürzt er mich noch vor dem Frühstück in eine Identitätskrise.

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Schnell noch vor dem ersten Kaffee des Tages ein Mail-Attachment geöffnet, dachte ich. Und dann das:

„Möchten Sie die vertrauenswürdigen Identitäten einer früheren Acrobat-Version importieren?“

Möchte ich was bitteschön? Im Hause Adobe scheint man an Reinkarnation zu glauben, die Lehre von der Wiedergeburt. Welche früheren Identitäten sind wohl gemeint? Ist es die alte Version 6.0.1, damals schlanke 17,8 MB klein? Ist es Ausgabe 7.0.9, die bereits 90 MB Festplattenplatz als Spielwiese verlangte?

Doch viel wichtiger: Warum will mein aktueller Reader (Modell 8.1.1. – sind diese dreistelligen Versionsnummern nicht unglaublich sexy?) Kontakt mit den Geistern seiner dahingeschiedenen Vorfahren aufnehmen? Ist er einsam? Aus welch morbidem Grund sucht jemand Umgang mit Zombies?

Was also ist nun zu tun? Den alternativ angebotenen „Standardsatz vertrauenswürdiger Identitäten“ anlegen, was immer dann auch geschehen mag?

Ruhe bewahren. Nachdenken. An sich ist der Reader ja ein ganz umgängliches Programm. Das mit den Updates hat sich auch mittlerweile wieder beruhigt (in der Wikipedia heißt es: „In die Kritik geraten ist der Acrobat Reader in den letzten Jahren wegen seiner automatischen nicht deaktivierbaren Updates und wegen seines enormen Ressourcenhungers, der sich jedoch seit Version 8 etwas gebessert hat.“).

Na schön. Ich habe also „Ja“ angeklickt und auf eine Art Voodoo-Zeremonie gewartet. Es wurde dann aber nur ganz normal die Version 8.1.2. installiert. Reine Routine – bis am Ende dieses Fenster hier aufging:

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Mein eigener Reader stellt mir Aufgaben! Wohl übermütig geworden, der Kleine. So nicht, mein Freund – Herrchen trinkt jetzt erstmal Kaffee.

Neues vom Markt (2)

Kennen Sie das Gefühl, dass unsere Zivilisation zum Untergang verurteilt ist? Dass die Menschheit keine Zukunft mehr hat? Hatte ich jetzt grad wieder. Lag nicht an Klimaerwärmung oder Dieter Bohlen. Es lag an Rührei. Hier ein neuer Beitrag aus der beliebten Serie: „Dinge, die die Welt nicht braucht“.

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Rührei aus dem Tetrapack. Sorry für das schlechte Foto, ich hatte nur die Handy-Kamera dabei.

Ja, sowas gibt’s wirklich. Leider. Und es ist so unglaublich einfach zuzubereiten! Einfach die Verpackung öffnen und in die heiße Pfanne füllen! Nicht so wie dieses furchtbare Rührei aus der Natur, dass man vorher erst umständlich… äh, rühren muss. Überhaupt lassen sich Eier mit Kanten viel leichter stapeln als ihre hühnerbasierten ovalen Vorbilder aus Omas Zeiten.

Unsere Kinder werden glauben, dass Hühner quadratisch sind. Würfeleier und Dieter Bohlen – das ist das Ende. Was wird nach dem Menschen kommen? Die Herrschaft der Insekten? Auch gut. Die legen wenigstens richtige Eier.