Wunder unserer Welt, Teil 616: die Kumquat. Sich als jemand zu outen, der eine Sache zum ersten Mal erlebt, ist immer riskant. Schnell steht man da als ungebildet, als Landei, als tumber Tor: „Aber elektrisches Licht gibt’s bei euch schon, oder?“
Ich weiß noch, wie peinlich berührt ich als Kind immer war, wenn in der Schule ein Videofilm gezeigt wurde, der Lehrmensch dabei die Taste „Schnellvorlauf“ drückte und die im Zeitraffer dahinflitzenden Darsteller die halbe Klasse zum Gackern brachten. Hatten die denn alle keinen Videorekorder zu Hause? Dank des Grundig-Geräts im heimischen Wohnzimmer – natürlich im guten Video-2000-System – war klein Marc der Effekt schon längst vertraut.
Doch Bloggen heißt ja bekanntlich, Privates öffentlich machen, sich zu Schwächen bekennen und gelebte Gefühle zu teilen. Darum bekenne ich, dass ich heute ein neues Geschmackserlebnis hatte. Anders als in der Affäre „norwegischer Karamelkäse“ war es war es sogar recht angenehm (Anmerkung: Es gibt weder eine einleuchtende Erklärung dafür, dass der braune Block inzwischen verschwunden, noch dafür, dass Nachschub unterwegs ist).
Diesmal geht es um Kumquats. Erläuterung für diejenigen Leser, die auf einem ähnlich niedrigen kulinarischen Bildungsniveau vegetieren wie der Schreiber dieser Zeilen: Das ist so eine Art längliche Mini-Mandarine in der Größe einer Kirschtomate oder, passend zur Jahreszeit, eines kleinen Schoko-Ostereis. Das Wort Kumquat kannte ich zwar schon aus diversen Büchern, allerdings habe ich mir immer eine Mischung aus Kartoffel und Zucchini darunter vorgestellt.
Doch es sind Zitrusfrüchte, oder etwas ähnliches. Entdeckt habe ich sie vorhin in der Lebensmittelabteilung des Hirsch-Centers. Das ist das neue Einkaufszentrum auf dem ehemaligen WalMart-Gelände gegenüber vom Verlag an der Dresdener Straße. Osterurlaubsbedingt war ich heute in der Mittagspause zum ersten Mal da (ist alles übrigens sehr hübsch geworden). „Doch, die werden wirklich mit Schale gegessen“, beteuerte die freundliche Fruchtverkaufsfachkraft. Mutig ließ ich sie fünf der orangefarbenen Kugeln eintüten.
Schmecken tun sie – tja, ähnlich wie längliche Mini-Mandarinen samt Schale eben schmecken würden. Süßlich-herb und leicht bitter. Die allwissende Wikipedia hat den Tipp parat, sie vor dem Essen zwischen den Fingern hin- und herzurollen. Die Schale wird dann weich, der Duft entfaltet sich und die Frucht wird milder und süßer. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass ich zu einem späteren Zeitpunkt erneut eine Kumquat erwerben und verzehren werde.
Soviel, liebe Leser, zum Thema exotische Lebensmittel. Morgen kommen wir dann zu einem weiteren Wunder: elektrischem Licht.