Probleme mit dem Wachwerden

8. April (303.280 km): Seit dem 1. April ist der Wagen offziell wieder zugelassen (Saisonkennzeichen BI-CD 240 von 1.4. bis 30.11.). Ich wecke ihn aus dem Winterschlaf. Er springt sofort an, wie ein Uhrwerk. Leider habe ich es sehr eilig und kann ihn nicht erst eine Viertelstunde warmlaufen lassen.

Ich muss gleich nach Bielefeld, wo er aber noch kurz gewaschen wird. In der Aral-Waschanlage am Ravensberger Park treten fette Probleme auf: Der Motor geht ständig aus, will kaum noch anspringen, nimmt kein Gas mehr an. Mühsam rumpeln wir zum Teil auf dem Anlasser nach Hause. Dreck in der Spritleitung? Nach einiger Zeit geht es wieder, als wäre nichts gewesen.

Finito

30. November 2006 (303.280 km): Das Saisonkennzeichen (1. Mai bis 30. November) läuft ab. Den Wagen in den Winter-Unterstand nach Brackwede gebracht.

Die Saison 2006 ist zu Ende. Das Jubiläumsjahr war eins mit deutlichen Höhen und Tiefen. Nächstes Jahr geht es weiter…

Das Leih-Getriebe

27. September (301.973 km): Philip S. aus dem W123-Forum leiht mir sein altes Fünfgang. Typ 717.400 00 004 558 (davor steht 1232602. Und oben auf dem Gehäuse 275.00200.90). Siggi baut es schon mal ein, damit wir probieren können.

Die Getriebetraverse passt mal wieder nicht (natürlich nicht), auch Holger H. hat diesmal keinen Ersatz. Ein Behelfsstück wird gefruckelt. Die Tachowelle kommt neu. Eine Schaltstange auch. Wenigstens ist der Wagen wieder fahrbereit.

Perfekt ist noch nicht alles. Das Kupplungspedal klemmt gelegentlich unerwarteterweise; ich bleibe auf der ersten Fahrt im Ostwestfalentunnel fast liegen, weil sich der Gang nicht mehr einlegen lässt. Prost Mahlzeit. Abends wird ein neuer Kupplingsgeberzylinder (also der am Pedal) eingebaut, den ich bei Ebay ersteigert habe.

Das alte Getriebe wird bei Ebay reingestellt. Natürlich als defekt. Aber ein Fünfgang ist einfach zu schade, um es wegzuwerfen.

altfuenfgang

Besuch aus dem Norden

Ein Gast aus Hamburg macht auf der Durchreise Station in Bielefeld: Bjørn mit dem komischen ø besucht mich. Wir verbringen einen netten Abend mit Bierchen und Benzgeschichten, und zum Dank lässt er mich seine Wanderdüne mal rangieren.

Das Ding hat keine Servolenkung.

Aus dem „Wenden in drei Zügen“ in der Heinrichstraße wird ein qualvoller, sehnenscheidenentzündungshervorrufender Akt, der den Verkehrsfluss für Minuten komplett lahmlegt.

Das ist nicht mehr liebenswert-skurril. Das ist unfahrbar. Und dass Mercedes so etwas bis 1982 serienmäßig verkauft hat, ist unfassbar.

Glücklichsein mit Pflanzenöl

Eine kleine Anleitung

  • Beim freundlichen Kfz-Zubehörhändler einen Dieselhauptfilter kaufen (etwa 7 Euro) sowie einen Vorfilter (etwa 1,49 Euro). Einen 22er-Maulschlüssel zum Wechseln des Ersten (hey, keine Garantie, messt vorher nach!!) und einen Kreuz- oder Schlitzschraubenzieher zum Tausch des Zweiten organisieren. Alle vier Gegenstände gut erreichbar im Wagen deponieren. Vielleicht das Wechseln mal üben, damit das schnell über die Bühne geht, zumal es mit Sicherheit im Ernstfall regnet und man ein nörgelndes Weib im Wagen hat.
  • Zum Supermarkt des Vertrauens fahren. Drauf achten, dass der Tank höchstens halb oder viertelvoll ist, weil man sonst nicht wirklich mischen kann. Pflanzenöl kostet eigentlich flächendeckend 75 85 Cent. Einen Kasten davon käuflich erwerben. Den Inhalt in den Tankstutzen einfüllen, möglichst keine Plastikringe in die Öffnung flutschen lassen (wär aber auch kein Grund, den ADAC zu rufen – wir haben ja ein Sieb da unten). Die Blicke der anderen Kunden standhaft ignorieren. Ganz selbstverständlich tun.
  • Fahrzeug anlassen. Finger in die Ohren stecken, falls der Motor zerknallt.
  • Da nichts zerknallt, Finger zögerlich aus den Ohren nehmen. Ein paar Minuten warten, bis das flüssige Gold den Motorkreislauf geflutet hat. Der Motorlauf wird sich eventuell leicht verändern. Am Auspuff schnuppern. Komisch, Pommes duften anders. Der Benz riecht eher angebrannt.
  • Vorsichtig anfahren. Mit nervösem Abzugsfinger auf dem Warnblinker, falls man mal plötzlich mit lichterloh brennendem Motorraum rechts ran muss.
  • In den Folgetagen häufiger mal hektisch das Radio ausdrehen, weil „da so ein komisches Geräusch“ war. Ist aber nie was. Der Endorphinspiegel im Blut steigt auf ungeahnte Höhen. Ungläubig realisieren, dass man sich soeben aus einem der grundlegendsten Zwänge der Industriegesellschaft ausgekoppelt hat: dem Ausgeliefertsein an die Ölkonzerne. Der Blick auf die Preisaushänge der Tankstellen löst schamhaft wahrgenommene Schadenfreude aus.

Die vier Hauptargumente gegen Pöl sind ja auch:

1. Sowas hab ich ja noch nie gehört!
2. Wenn das so gut funktionieren würde, warum macht’s dann nicht jeder?
3. Sie wissen aber, dass das illegal ist, was Sie da tun?
4. Sehr umweltfreundlich ist das aber nicht, mit den ganzen Plastikflaschen!

Die Antworten:

Zu 1: Selbst schuld. Wer bin ich, jemanden zu seinem Glück zu zwingen?

Zu 2: Keine Ahnung. Leute sind halt komisch. Warum lassen sich plötzlich Millionen von Frauen nahezu identische, potthässliche Tattoos auf den Steiß tätowieren?

Zu 3: Das verwechseln Sie mit Heizöl, guter Mann. Aber wo wir schon dabei sind, darf ich mal einen Blick in Ihre letzte Steuererklärung werfen?

Zu 4: Klar, es ist viel umweltfreundlicher, 60 Kilo unersetzliche fossile Brennstoffe gleich komplett zu verbrennen und dabei kräftig Giftstoffe in die Atmosphäre zu blasen (und den Mineralölkonzernen die Kassen zu füllen), als 60 Kilo nachwachsende, CO2-neutrale Biomasse zu verfeuern und 1 Kilo Plastifklaschen ins Recycling zu geben (und den Rapsbauern um die Ecke zu unterstützen).

Und damit endet diese kleine Geschichte. Ich müsste noch anfügen, dass ich nicht weiß, ob die uralten Glühkerzen aus den Siebzigern (die mit der Drahtwendel) wirklich gut bei Pöl zünden. Ich hab moderne Bosch Duratherms drin, die verkürzen auch die Vorglühzeit mächtig. Dazu ein Nachglührelais, das die ersten drei Minuten die Kerzen weiterglühen lässt. Das erleichtert die Kaltstartphase ungemein, insbesondere bei Pöl. Ein Nachglühset mit vier Kerzen und Relais kostet übrigens etwa 85 Euronen.

Es mag aber auch ohne gehen – man merkt das ja beim Starten. Dass er mit Pflanzenöl etwas schwerer anspringt, ist normal. Nach ein paar gefahrenen Metern sollte er schnurren wie immer.

Ach ja, Filterwechsel ist nicht verpflichtend: Ich fahr jetzt schon seit fast 10.000 Kilometern immer noch mit den ersten Filtern, tanke aber auch nur Lebensmittelöl aus Einliterflaschen. Alle weiteren Umbauten (Wärmetauscher, Elektro-Vorheizer usw.) sind meines Erachtens Luxus, auch wenn ich meinem QP aus Spaß an der Bastelei nach und nach das eine oder andere davon gönnen möchte, etwa dickere Spritleitungen.

So langsam glaube ich, ich sollte mal einen dieser so beliebten Disclaimer einfügen: Alle Angaben wie immer ohne Gewähr. Pöl kann Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung schweren Schaden zufügen. Pöl tötet. Nach dem neuen EU-Recht kann ich keine zweijährige Gewährleistung für gelieferte Informationen übernehmen. Keine Haftung für dritte Zähne. Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! (Kant)

[Originaltext geschrieben 2006 für die Database des W123-Forums]

Die Weltmeisterfahrt – und die humpelnde Heimkehr

28. Juni (300.167 km): Ölwechsel. 6 Liter Liqui Moly 10W40 MOS2-Leichtlauf, mit neuer Ölwannendichtung. Hutablage gereinigt.

ca. 301.910 km: Fahrt nach Stuttgart, zur Hochzeit von Christian T.. Nach dem Fußball-WM-Sieg über Argentinien in der Stadt noch mitgefahren im Jubel-Korso. Einmal im Leben muss man das mitgemacht haben – ich kaufe sogar so ein Fähnchen für das hintere Seitenfenster. Was für eine Stimmung!

Dabei fällt beim Fahren allerdings starkes Ruckeln auf. Trotzdem geht es anschließend weiter nach Österreich, zur Fliegerarzt-Untersuchung. Auf der Rückfahrt wird das Ruckeln stärker. Irgendwann treten im fünften Gang mahlende Geräusche auf. Im Rückspiegel ziehen wir eine Rauchfahne hinter uns her. Dann lässt sich der fünfte Gang nicht mehr schalten. Zum Schluss fällt der Tacho aus. Offensichtlich geht das Getriebe in die Binsen.

Da wir zu dem Zeitpunkt schon den Kater an Bord und keine Lust haben, mit Katze, Sack und Pack auf einem nächtlichen Standstreifen liegen zu bleiben, fahre ich gnadenlos durch. Im vierten Gang wird schließlich nicht übersetzt…

Und am folgenden Tag hält das morsche Getriebe sogar noch bis zu Siggi. Der Wagenboden ist mit Goldflitter gesprenkelt. Das Getriebe ist aber wohl im Eimer. Zum zweiten Mal.

Frisch gedämpft und hoch den Po

Mittwoch, 31. Mai: Der Wagen bekommt neue Stoßdämpfer hinten (Fabrikat Armstrong aus England, Ebay, 37 Euro) und neue Distanzpuffergummis für die Federbeine hinten (drei Noppen, genau wie vorne – er stand hinten einfach irgendwie immer etwas zu tief). Da ich Rückbank und Hutablage eh schon draußen habe, will ich sie auch saubermachen. Die Hutablage ist irre dreckig und natürlich total ausgeblichen. Belgisches Wundermittelchen macht sie zumindest wieder sauber.

Die Hinterachse rumpelt und rötert furchtbar, so ohne dämpfende Bank drüber…

Fotoshooting

Der Tag geht dann noch weiter. In Bielefeld lichtet Roman die Benze von Steffen und mir in einem stillgelegten Industriegelände in Brackwede stilvoll und gekonnt ab. Sofern man von „Licht“ sprechen kann…

fotoshooting1Die Location

fotoshooting2Die Komparsen

fotoshooting3Der Set

fotoshooting4Der Mann am Objektiv

Die Ergebnisse jedenfalls sprechen für sich.

Windelbunker

Dieses Bild wird später sogar in einem Kalender veröffentlicht.

Von der Drittserie lernen heißt siegen lernen

23. Mai (296.360 km): Drittserienrostschutz rult. Der Moorbraune bekommt von Siggi zwei bei H. gekaufte Innenkotflügel in die vorderen Radhäuser eingebaut.

Siggi schweißt, hämmert, bohrt und lackiert auch einen hübschen Halter für die Blumenvase mit der Plastik-Rapsblüte:

blumenvase

Außerdem werden die überlangen Bremsschläuche vorne duch Gummipuffer auf Distanz zum Radhaus-Blech gebracht, an dem sie bisher gescheuert haben. Folge: 2 x 30 Euro für neue Bremsschläuche gespart. Es ist mal wieder ein langer Werkstattbesuch: Insgesamt bin ich von 14.30 bis 21 Uhr da.

Die bei Ebay ersteigerte Außentemperaturanzeige funktioniert nicht. Nix geht: Tempomat, Drehzahlmesser, Temperaturanzeige, Sitzheizung – sogar die Kombiinstrumentenbeleuchtung ist ausgefallen.

Aus Frust baue ich das gute alte Becker-Radio wieder ein. Das geht. Nur die Antenne fährt nicht mehr ein. Es ist zum Schreien.