Es war mein erstes Blog: Moorbraun.de beim Bloghoster Twoday.net. In den ersten Wochen des Jahres 2007 hatte ich es eingerichtet. Twoday war es geworden, weil der Blogger Don Dahlmann diesen Hoster in einem Vergleich für Turi2 als den besten in Deutschland empfohlen hatte.
Und in den ersten Jahren hat mir das Bloggen dort auch wirklich Spaß gemacht. Mit Begeisterung erzählte ich von meinen ersten Wochen und Monaten in Aachen und – rückwirkend – von der Restaurierung meines moorbraunen Dieselcoupés ab 2005. Fast täglich kam ein neuer Artikel dazu, manchmal sogar mehrere an einem Tag. Und ich freute mich über die vielen Kommentare. Auch wenn es zusehends nerviger wurde, dass man für große Bilder immer auf ein separates Foto bei Flickr verweisen musste. Trotzdem kamen in fünfeinhalb Jahren insgesamt 434 Beiträge zusammen, der letzte im August 2012. Aus der Auto-Biographie entwickelte sich mit der Zeit ein Blog über Mobilität und Reisen.
Was sich allerdings nicht weiterentwickelte, war Twoday. Das Interface blieb auf dem Stand von 2007. Noch heute steht auf einer Bezahlseite dieselbe Fehlermeldung wie damals („Dieses Weblog (Produkt: ‚<% param.product %>‚) ist derzeit nicht bezahlt!“). Irgendwann verlor ich immer mehr die Lust am mühseligen Herumgedoktore mit den parallelen Blog- und Bilder-Accounts. Irgendwann erschien auch etwas namens Facebook, war anders und aufregend und definierte das Social Web völlig neu. Die Abstände zwischen den Beiträgen auf Moorbraun wurden länger und länger. Auf große Bilder verzichtete ich schließlich ganz.
Erst nachdem ich in einigen warmen Wochen des Sommerurlaubs 2012 unter www.marc-heckert.de dieses WordPress-Blog hier eingerichtet hatte, kam der Spaß am Bloggen zurück. Und eine Mammutaufgabe auf mich zu: 434 Beiträge samt Bildern und Kommentaren wurden nach und nach von Twoday hier herüberkopiert. Dazu rund 60 Beiträge von Pilotblog.de und knapp 100 vom (inzwischen abgeschalteten) Blog „Moin Oche“ bei Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten sowie einem Testblog namens Printenheim bei Blogger.com, mit dem ich anfangs etwas herumgespielt hatte.
Warum das Ganze? Ich hatte Angst, dass Twoday und die anderen eines Tages die Pforten schließen und meine ersten Schreibversuche im Netz dann weg sind. Das WordPress-Blog hier lässt sich mit ein paar Mausklicks komplett archivieren. Und die Plattform selbst dürfte so als führende Open-Source-Lösung so zukunftssicher sein, wie es nur geht.
An diesem sonnenheißen Julisamstagnachmittag heute, fast ein Jahr später, ist endlich der letzte Beitrag von Twoday.net nach hier umgezogen („Was vorher geschah„, die Geschichte des moorbraunen Coupés, ehe ich es 1993 kaufte). Alles, was ich bis heute im Netz gebloggt habe, steht jetzt hier. Inzwischen sind es mehr als 600 Beiträge.
Zeit, meinem ersten Blog Adieu zu sagen. Alle Beiträge dort sind jetzt offline geschaltet. Beim Umtopfen der alten Texte kam etwas Melancholie auf. Wie anders das Netz 2007 noch aussah. Wieviel sich in der Zwischenzeit verändert hat – und wieviel Unschuld das alte, idealistische und nerdige Internet auf dem Weg zum Milliardenmedium inzwischen verloren hat.
Egal, der Umzug ist geschafft – und ich hoffe, dass es für alle Zeiten der letzte ist. Obwohl man natürlich – also, eigentlich – auch all die Facebook-Einträge der letzten Jahre mal irgendwann irgendwie irgendwo archivieren müsste…
Wenn die Rheinischen Philharmoniker im Kölner Kronleuchtersaal auftreten, wird das kein Schlosskonzert. Sondern das genaue Gegenteil. Wer besagten Saal betreten will, stolziert keine barocke Prunktreppe hinauf. Er zwängt sich durch ein enges gemauertes Stiegenhaus, das sich unter einer gruftähnlichen Stahlklappe versteckt, die wiederum an einer Ecke der Grünanlage am Theodor-Heuss-Ring in der nördlichen Kölner Neustadt liegt. Und er nimmt sich besser einen der kleinen Pfefferminzstrauchzweige mit, die eine freundliche Dame mit den Empfehlungen der Kölner Stadtentwässerungsbetriebe am Eingang zum Orkus anreicht.
Der gemauerte Saal am Ende des Ganges wurde 1890 eingeweiht. Eine verzierte Gedenktafel an der Stirnwand erinnert an die für den Bau verantwortlichen Stadtoberen. Zwei Abwassersammelkanäle treffen dort zusammen, um vereint in Richtung Klärwerk weiterzufließen. Auf einer kleinen, an einen Bahnsteig erinnernden Plattform in dem etwa viereinhalb Meter hohen Tonnengewölbe ist genug Platz für etwa fünf Dutzend Klappstühle und vier Musiker.
Kronleuchtersaal heißt diese Höhle, weil auch Wilhelm II. sich das brandmoderne Bauwerk im Jahr seiner Einweihung anschauen wollte und man aus diesem Anlass zwei Kronleuchter unter die gemauerte Decke hängte. Der Saal ist also einer der ganz wenigen Orte, die selbst ein Kaiser zu Fuß aufsucht.
Und er riecht auch ganz genau so. Die Abwässer fließen munter plätschernd in braunem Strome hinter einem etwa kniehohen Mäuerchen vorbei. Gelegentlich dringt lautes Wasserplatschen ans Ohr, wenn in einem der größeren Wohnblöcke in der Nachbarschaft ein Sammelbehälter seine Pforten öffnet. Ja, das ist alles live, meine Damen und Herren.
Warum um alles in der Welt finden an so einem Ort klassische Konzerte statt? Ganz einfach: Die Akustik in dem Raum mit den drei Röhren ist einzigartig. Und so sitzt an diesem schönen warmen Sommerabend ein etwas flach atmendes, festlich gekleidetes Publikum auf den Holzstühlen mehrere Meter unter dem Erdboden, lauscht Bach-Klängen und versucht gleichzeitig, so gut es eben geht, die Bach-Geräusche und -Gerüche zu ignorieren.
Klassik in der Kanalisation. Samt einer Zugabe, die sich – mit Einverständnis des Publikums – nicht allzusehr in die Länge zog. Ein wahrlich unterirdisches Konzert. Musik, die man noch Tage später im Ohr hat, ist schon selten genug. Diese hier hatte man auch tagelang noch in der Nase.
Es ist Samstag, es ist früher Nachmittag, ich sitze wieder vor dem Bildschirm. Mal wieder. Seit geschätzten zwei Wochen schlage ich mich Tag für Tag, Nacht für Nacht mit einem der beliebtesten Luxusprobleme des frühen 21. Jahrhunderts herum: Was für eine neue Kamera soll ich mir nur kaufen?
Für einen mit der Bedienung des Internets vertrauten Menschen ist die Anschaffung eines neuen technischen Produkts normalerweise eine Sache von höchstens zwei, drei mehr oder weniger vergnüglichen Abenden am Rechner. In erster, grober Vorauswahl legt man sich auf eine Produktkategorie fest, definiert ein paar der wichtigsten Anforderungen und Must-Haves auf einer Stichpunktliste und stürzt sich alsdann mit Wonne in die schöne bunte Welt der Fachseiten, Testberichte und Amazon-Rezensionen. Schnell kristallisieren sich die ersten Favoriten heraus, die dann noch einmal einer genaueren Gegenüberstellung mit Hilfe einer Pro-und-Contra-Aufstellung unterzogen werden. Hat sich schließlich der Sieger herausgeschält, wirft man Idealo & Co an, um den günstigsten Preis herauszufinden und bestellt zuletzt beim Onlineversand seines Vertrauens oder schaut – wenn der örtliche Einzelhandel preislich halbwegs mithalten kann, was zu hoffen ist – im Fachgeschäft vorbei. Am Ende kommt der DHL-Mann, Zettel im Briefkasten („heute jedoch nicht!“), Abholakt auf dem Amt, fertig.
Nicht so ich, nicht so in puncto Kamera. Anlass der Kaufblockade ist eine bevorstehende Indonesienreise im Herbst, die ich zum Anlass genommen habe, meine bildtechnische Ausstattung einmal einer Revision zu unterziehen. Es folgt der Aufmarsch der Gladiatoren, symbolisiert durch Testbilder vom abendlichen Balkon:
Fotografiert mit Fuji Finepix S9500
Da wäre zum ersten die treue Bridgekamera Fuji S9500 von 2006. Jahrelang hat sie mir treu Tausende von Fotos für Zeitungen und mein Blog produziert. Ihr 10-Megapixel-Festobjektiv zoomt mit beeindruckenden 28 bis 300 Millimetern. Dank ihres ausklappbaren Displays habe ich als frischgebackener Jungredakteur zum ersten Mal Fotos aus ungewohnter Perspektive schießen können und die angenehme neue Erfahrung machen dürfen, statt „Herr Heckert hat ja manchmal ein bisschen Probleme mit dem Fotografieren“ hören zu dürfen: „hey, schönes Bild“. Aber die Bildqualität selbst hat mich noch nie wirklich umgehauen – ich fand die Fotos grundsätzlich zu verrauscht. Zehn Zentimeter weniger Zoom, dafür etwas mehr Lichtstärke wären fein gewesen.
Fotografiert Canon Powershot A2000 IS
Die handliche Pocket Canon A2000 IS, angeschafft 2008, hat sich vor allem auf Touren und als tägliche Alltagsknipse gut bewährt. Bei ihr und der Fuji war die Kaufvoraussetzung, dass sie mit handelsüblichen 1,5-Volt-AA-Batterien laufen – die man zur Not selbst in Timbuktu in jedem Gemischtwarenladen nachkaufen kann. Ihr Display ist allerdings nicht schwenkbar, was Aufnahmen über Kopf und aus der Froschperspektive erschwert. Außerdem haben sich auf dem Sensor offenbar Staubkörner abgesetzt, was bei geblitzten Aufnahmen im Dunklen arg stört. Die Bilder sind okay und deutlich lichtstärker als die der Fuji, wobei die A2000 IS einen gewissen Hang zu romantischer Verklärung hat. Siehe oben.
Fotografiert mit Canon EOS 300D
Der Dritte im Bunde ist eine Canon EOS 300D von 2003, meine erste digitale Spiegelreflex. Wunderbar geeignet zum Üben von Belichtung, Blende und ISO-Werten. Besonders schweres, wertiges Gehäuse. Liegt von allen dreien am besten in der Hand. Ihre Nachteile: Die Auflösung ist mit 6 Megapixeln eher gering. Das relativ kleine Display bietet keine LiveView-Vorschau und lässt sich ebenfalls nicht herausklappen oder -schwenken. Dafür sind die Bilder am besten. Hier noch ein zweites – man beachte, wie schön das Rot der Blumen im Vordergrund noch leuchtet:
Fotografiert mit Canon EOS 300D
Soweit der Ist-Zustand. Eigentlich sollte es doch nicht schwer sein, im selbstgesteckten Preisrahmen von 500 bis 800 Euro einen halbwegs geeigneten aktuellen Nachfolger zu finden. Zumal viele Versandhändler und Elektronikmärkte 0%-Finanzierungen anbieten und die beiden größten Hersteller Nikon und Canon im Juli mit Cashback-Aktionen den Käufern zwischen 50 und 80 Euro per Scheck zurückerstatten.
Doch schon bei der ersten grundsätzlichen Entscheidung für den Kameratypen drehe ich mich jetzt seit zwei Wochen im Kreis. Dann so alternativlos wie noch vor drei, vier Jahren sind die Einsteiger-Spiegelreflexkameras von Nikon, Canon & Co. gar nicht mehr. Die neue Klasse der Systemkameras macht ihnen ganz schön Dampf unter den Bodys. Und auch die High-End-Pocketkameras von Canon und Nikon kratzen an der Tür zur Oberstufe. Drei ganz verschiedene Kameraklassen stehen also zur Debatte.
Fangen wir mit den klassischen Kompakten an. Sagte nicht schon Konfuzius: „Die beste Kamera ist die, die man dabei hat“? Darum wollte ich mir schon vor Jahren eine Canon Powershot G12 als Universalknipse zulegen. „Built like a tank“ hieß es über ihre Verarbeitungsqualität gerne in amerikanischen Vergleichstests; mittlerweile ist sie allerdings unter anderem von der G1X mit einem größeren Sensor überholt worden (der direkte Nachfolger G15 hat kein Schwenkdisplay mehr und scheidet daher aus). Nikon schickt die P7700 ins Rennen, die im Gegensatz zum Vorgänger P7100 nun endlich auch ein bewegliches Display hat.
Reizvolle Alternativen sind die günstigeren Samsung-Modelle EX1 und vor allem EX2F: Die beiden Koreaner sind noch kompakter, aber ähnlich wertig verarbeitet wie die Platzhirsche aus Japan. Die EX2F bietet 12 Megapixel und ist mit Bord-WLAN und NFC besonders gut vernetzt.
Eins aber können alle Kompakten nicht: den Spiegelreflex- und Systemkameras das Wasser reichen. Alle Tester sind sich einig: Ganz oben auf der Qualitätsskala spielen die Fotos der Festobjektivkameras nicht mit. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Wechselobjektive für verschiedene Motivanforderungen logischerweise auch nicht – one size fits all. Aber wenn wir schon 500 Euro und mehr ausgeben, sollte da nicht die Bildqualität eine der wichtigsten Anforderungen sein?
Was uns zur spannendsten der drei Geräteklassen bringt: den Systemkameras. Viele Vergleichsreihen bescheinigen etwa der NEX-Reihe von Sony deutlich bessere Bilder als mancher Mittelklasse-DSLR. Warum also noch einen voluminösen Klappspiegelmechanismus in einem noch voluminöseren Gehäuse mit sich herumschleppen, wenn am Ende das selbe 16 Megapixel-JPG herauskommt? Also überspringen einfach wir das Zeitalter der Dinosaurier mit ihren steinzeitlichen mechanischen Spiegeln! Denken wir in neuen Kategorien!
An der Spitze der Systemkamera-Bestenlisten stehen die Sonys NEX-Modelle. Die NEX-6 etwa war im Dezember 2012 „Editor’s Choice“ bei CNet. Die etwas günstigere NEX-5R ist mit ihrem 16-50er-Objektiv flach genug für jede Tasche und schon für knapp unter 600 Euro zu haben. Ihr Display ist wunschgemäß klappbar, sogar WLAN hat sie dabei. Bingo!
Bingo? Gegen die NEX-5 spricht, dass sie keinen eingebauten Blitz hat, nur einen zum Aufstecken. Die Kit-Objektive 18-55 und 16-50 mm bleiben, wie alle Kit-Scherben, hinter den Möglichkeiten der Kamera zurück. Wirklich viele Wechselobjektive gibt es für Sonys E-Bajonett auch noch nicht. Das Bedienmenü wird als arg unübersichtlich kritisiert.
Und noch ein Gedanke: Für die allermeisten Schnappschüsse ist doch eigentlich schon bei weitem ausreichend, was heute jedes moderne Smartphone an Bord hat. Braucht man da wirklich zwei Kameras in der Jackentasche? Schon beim vorletzten Segelfluglager in Feurs habe ich die Canon A2000 IS zu Hause gelassen und nur mit meinem iPhone 4 fotografiert. Die Fuji nehme ich schon seit Jahren nicht mehr auf Reisen mit: Der Qualitätsvorsprung gegenüber der kleinen Canon, soweit überhaupt vorhanden, rechtfertigt das Mehrgewicht und die störende große Kameratasche nicht.
Bleibt noch die gute, alte Königsklasse: die Spiegelreflexkamera. Angenehm schwer liegt sie in der Hand, das Gehäuse verträgt schon mal einen Schlag und leicht lassen sich mit so einem schwarzen Klotz in der Hand beim Pressetermin Bürgermeister, Geschäftsführer und Vereinsvorsitzender zum Klassenfoto herumscheuchen (was für einen Journalisten tatsächlich ein nicht von der Hand zu weisendes Kaufkriterium sein kann). Die Modelle der Marktführer sind um Dutzende von Objektiven und Blitzgeräten erweiterbar und erfreuen mit erwiesenermaßen hervorragender Bildqualität. DSLR: das ist zwar Technik aus dem 19. Jahrhundert, aber eben auch absolut ausgereift. Eine nachhaltige Entscheidung für viele Jahre – da weiß man, was man hat, guten Abend.
Oberhalb der absoluten Einsteigergeräte in diese Klasse liegen die beliebten EOS 700D von Canon und D5200 von Nikon. Die Nikon mit ihrem 24-Megapixel-Sensor liegt in allen Vergleichstests vorne, die Canon kann dafür als einzige DSLR mit einem Touch-Display beeindrucken – als Smartphone-Nutzer ahnt man, was das für den tatsächlichen Einsatz bedeutet. Ansonsten tun sich die beiden Standardkameras im unteren Preissegment im direkten Vergleich nicht viel. Zufriedenheit ist bei beiden quasi garantiert.
Aber: Nimmt man so ein schweres Teil denn auch wirklich noch mit auf Touren? Hat man nicht im Gedränge immer Angst um die Tasche mit ihrem teuren Inhalt? Olympus wirbt für seine PEN-Systemkameras mit der Aussage: „90,2% der Zeit bleiben DSLR-Kameras in der Schublade“.
Klares Patt also. Und dann waren da noch die Quereinsteiger im Spiel: Die Panasonic Lumix G6 etwa, eine neue Systemkamera mit hervorragender Bildqualität, WLAN und NFC. Kaum kleiner als eine Spiegelreflexkamera allerdings – dafür sicher gut zu handhaben. Oder die Spiegelreflex Sony Alpha SLT-A57, die mit ihrem halbtransparenten Spiegelsystem von der Bildqualität her ganz oben mitspielt.
Besuche im Elektronikmarkt sollten Klarheit bringen. Doch sie warfen nur alle Erkenntnisse wieder über den Haufen. Betrat ich das Gebäude mit der Nikon D5200 als Favoriten, verließ ich es mit der Canon EOS 700D im Kopf. Zu schlecht ließ sich das Nikon-Gehäuse mit der rechten Hand halten, vor allem die Auflagefläche für den Daumen ist viel zu klein. Die Systemkamera Sony NEX-5R wiederum, auf die ich besonders gespannt war, entpuppte sich als so zierlich und fragil, dass ich vor allem ihrem Klappdisplay jahrelangen härteren Einsatz nicht zutrauen mochte.
Dafür tauchten plötzlich völlig neue Sterne am Himmel auf: Die Canon EOS 60D zum Beispiel, eine schon etwas in die Jahre gekommene Mittelklasse-Spiegelreflex von 2010, deren 18-MP-Sensor aber noch bis in die aktuelle 700D hinein verbaut ist. Der Youngtimer kann mit einem spritzwassergeschützten Gehäuse aufwarten, das rechts auf der Oberseite über dem Handgriff eine klassische – und sogar beleuchtete – Digitalanzeige für die Kameraeinstellungen hat. WiFi, GPS, einen Touchscreen oder gar NFC sucht man dagegen vergebens.
Als ich sie in die Hand nahm, wusste ich: So muss sich eine Kamera anfühlen. Über den mit 799 Euro (inklusive 18-55er Kitobjektiv) erstaunlich günstigen Preis im Markt (die neue EOS 700D kostet dort, mit allerdings neuerem Objektiv, 719 Euro) wunderte ich mich nur so lange, bis Google mir zu Hause verriet, dass vor nicht einmal zwei Wochen der Nachfolger 70D vorgestellt worden ist. Worüber mich der freundliche Canon-Berater im Markt mit einem nebulösen „ein Nachfolgemodell wird natürlich in Vorbereitung sein, aber genaueres kann ich Ihnen auch nicht sagen“ klar im Unklaren gelassen hatte. Die 70D selbst fällt mit ihrem angekündigten Preis von 1200 bis 1500 Euro je nach Kit-Objektiv übrigens ebenso klar aus dem selbstgesteckten Preisrahmen heraus. Die 60D dagegen gibt’s im Zuge der aktuellen Cashback-Aktion schon ab 680 Euro mit dem 18-55er-Kit-Objektiv.
Und dann ist da noch die kleine Systemkamera Samsung NX300. Ein weiterer Überraschungsgast an der Spitze des Pelotons, der wie aus dem Nichts nach dem Gelben Trikot greift. Der Blick auf ein Samsung-Verkaufsdisplay im Laden mit mehreren Kameras und Tablet-PC war lohnend. Die NX300 besticht mit einem überaus edlen Gehäusefinish, liegt sehr angenehm in der Hand, hat ein durchaus solide wirkendes Klappdisplay und eine ganze Palette an Vernetzungsmöglichkeiten von WLAN über NFC bis zur direkten Anbindung von E-Mail- und Facebook-Account. Whow. Wenn Systemkamera, dann so, gerade wenn man gerne multimedial unterwegs ist.
Also immer noch keine Entscheidung, nicht einmal für die Kameraklasse. Wer weiß, welches Modell sich morgen in mein sehnendes Hirn schiebt? Die Panasonic Lumix G6? Die Olympus PEN E-PL5?
Geh mir weg mit deiner Lösung!
Sie wär der Tod für mein Problem.
Jetzt lass mich weiter drüber reden
– ist schließlich mein Problem
und nicht dein Problem. (Annett Louisan)
Es ist Sonntag, es ist drei Uhr nachts, ich sitze immer noch vor dem Bildschirm. Danke für Eure Aufmerksamkeit.
Ich habe schon Sattelschlepper mit allem Möglichen auf der Ladefläche überholt, von zerlegten Jahrmarktsfahrgeschäften bis zu riesigen Windrad-Rotorblättern. Das hier heute Morgen war eine Premiere.
„Wenn Holland nicht wär, läg Aachen am Meer“, kalauert der Öcher Volksmund. Manchmal trifft man ein Stück Seefahrt auch schon zwischen Kerpen-Buir und Düren.
Das lang erwartete Ornbau-Video ist online! (Wir erinnern uns, da standen so Leute beim Pfingsttreffen rum.) Es ist wirklich hübsch gemacht, nicht zu lang, nicht zu kurz und deckt tatsächlich fast das komplette Programm ab – vom Flohmarkt über den Teilemarkt bis zur Live-Musik, dazu Auktion und Feuerwerk. Sehr schön, das.
Überraschung: Da waren ja auch Öcher vor Ort! Warum sagt mir keiner was?
Es ist der 30. September 2012. Udo Jürgens wird an diesem Tag 78 Jahre alt, ich gottseidank nur 42. Da aber auch das eine ganz besondere Zahl ist, hat ein sehr lieber Mensch einen ganz besonderen Tag für mich arrangiert. Er führt uns im schokoladigsten Dieselcoupé westlich des Rheins eine gute halbe Autostunde flussaufwärts mitten in das, was Kölner die verbotene Stadt nennen.
Dort wird der Moorbraune mit schöner Aussicht geparkt. In seinem Rücken liegt, was ich bislang nur aus schwärmerischen Erzählungen von Tagesausflügen anderer Leute kannte.
Das Meilenwerk. Halt, seit einem Jahr heißt es ja „Classic Remise„. Hintergrund der – in meinen Augen wenig glücklichen – Umbenennung ist ein verworrener Streit um die Rechte am Namen Meilenwerk. Sei es, wie es sei, der Ort ist immer noch einzigartig und hat eine fantastische Atmosphäre. In einem um 1930 erbauten Ringlokschuppen der Bahn ist etwas entstanden, das sich in der Wikipedia schwulstig „Dienstleistungszentrum rund um die Themen Motorrad und Automobil mit Spezialisierung auf den Bereich der Klassiker, Oldtimer und Sammlerfahrzeuge“ nennt.
Kurz: Hier werden gebrauchte Oldtimer ausgestellt, zum Kauf angeboten und in zahlreichen Werkstätten restauriert. Aber lassen wir lieber die Bilder für sich sprechen. Oder besser: die darauf abgebildeten Protagonisten.
Wo einst Dampfloks aus dem Schuppen auf die Drehscheibe rollten, schillert heute hochglanzpoliertes Blech unter einem transparenten Dach – so wie dieser Jaguar XK 120 FHC, laut Verkaufsschild frisch reingekommen, für nur 120.000 Euro.
Rund 150 Meter Durchmesser hat das Halbrund voll mobilen Kulturguts. Bürgerliche W123er mit ehrlicher Alltagspatina oder irgendwelche runtergerockten Leichenwagenwohnmobile sind hier allerdings nicht zu bestaunen oder gar erwerben. Wie es sich für Düsseldorf gehört, darf es schon ein Löffelchen Butter mehr sein. Lagonda, Maserati, Ferrari, Porsche… und natürlich auch eine ganze Palette Sternenschiffe aus Stuttgart. Man will ja auf der Kö Neid erregen, kein Mitleid.
Aber bei aller Affinität zu Daimler & Benz: 107er-SLs und 116er-S-Klassen schaue ich mir doch lieber in Ornbau an. Einen waschechten Maserati Khamsin dagegen kriege ich so schnell nicht wieder vor die Linse… (Höchstens einen Quattroporte III, aber das war ja auch ein Glücksfall.)
Nicht, dass sich nicht auch der eine oder andere liebenswerte Geselle mit etwas weniger Überholprestige unter all den Premiummobilen vergangener Jahrzehnte verstecken würde. Etwa diese schnuckelige heckgetriebene Autobianchi Bianchina, mit ihren 7500 Euro sogar geradezu erschwinglich. Allerdings auch die einzige im Saal, auf die dieses Etikett zutrifft.
Egal. Ich habe mich gerade verliebt. Können Sie mir bitte zwei von diesen hübschen roten Alfas einpacken?
Und dann ist da natürlich noch die Insel-Fraktion. Die Raubkatzen. Die Langgestreckten. Die, denen die laszive Eleganz schon in die Wiege gelegt wurde (sowie diverse elektrische Gendefekte, aber das spielt im milden Licht des zu Ende gehenden Herbsttages gerade keine Rolle).
Sie können, wie dieser knallrote Zwölfzylinder-XJS, mit wunderhübschen Details aufwarten, wie diesem verchromten Tankdeckel. Mit dessen liebevoll gestalteter Schlüsselabdeckung man im Lauf der Zeit sicher öfter in Berührung kommt, als man möchte.
Was mich sanft zurück auf den Boden der Realtität holt. Die moorbraune Tankklappe eines gewissen Dieselcoupés mag ja weniger Erotik versprühen, dafür muss man sie bei Reichweiten von über 1000 Kilometern aber auch nicht ganz so oft in die Hand nehmen.
Was für ein Nachmittag. Bestimmt nicht mein Letzter hier. Denn das ist ja der Vorteil eines Dienstleistungszentrums mit Spezialisierung auf den Bereich Klassiker: Es kostet nicht nur keinen Eintritt, es sind auch bei jedem Besuch neue Exponate zu bestaunen. Mal schaun, welche Strahleaugen uns beim nächsten Mal den Kopf verdrehen. So eine süße rote Giulietta als Zweitwagen, das müsste man doch irgendwie hinkriegen…
Wenn einer eine Mitfahrgelegenheit anbietet, dann kann er was erzählen. Menschen aller Art und aus aller Herren Länder quetschen sich seine Fahrgastzelle. Es sind weißbärtige Männer und junge Mädchen, füllige Mütter und durchtrainierte Mittzwanziger. Sie sind Pysiotherapeuten und Friseurinnen, Autoverkäufer und Hartz-IV-Empfänger, Studentinnen und Rentner, Handwerker und Schauspielerinnen, Lehramtsanwärter und Abiturientinnen, Jobcenter-Mitarbeiterinnen und Kiffer. Sie kommen aus Italien, Belgien, England, Finnland und Polen, aus Turkmenistan, China, Kenia und Mexiko, aus der Mongolei, der Türkei und der Ukraine. Sie wollen zur Vorlesung an die Uni, zum Scheidungstermin ans Gericht, zum Bundeswehr-Flug nach Afghanistan oder zum Urlaubsflug nach Istanbul, zur Anschluss-Mitfahrgelegenheit nach Augsburg oder zum Feiern an die Kölner Partymeile. Sie sind gesprächig oder schweigsam, locker oder verkrampft, überpünktlich oder zwei Straßenbahnen zu spät. Sie sind von einer Parfümwolke umgeben oder einer Schweißnote, stehen mit Rollkoffern und Trekkingrucksäcken am vereinbarten Treffpunkt oder haben nicht mal ein eigenes Handy, sind topmodisch gestylt oder tragen schmuddelige Arbeitsklamotten, sind sympathisch oder unsympathisch.
Heute hatte ich das Vergnügen, Leyla mitnehmen zu dürfen: pünktlich am Treffpunkt, von adretter Erscheinung, zurückhaltend im Wesen und zugleich von freundlicher Aufmerksamkeit.
Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn jeder Mitreisende der vergangenen sieben Monate auch nur die Hälfte dieser Eigenschaften gehabt hätte.
Gestern schon hatte sich über Mitfahrgelegenheit.de für die 19-Uhr-Heimfahrt am Abend nach Köln eine Elena angemeldet. Heute, am Nachmittag, klingelt mein Handy: „Hallo, mein Names ist Elena, ist noch ein Platz frei nach Köln?“ Natürlich, ist ganz korrekt reserviert. – „Wo in Köln können Sie mich absetzen?“ – An der Luxemburger Straße, Ecke Sülzgürtel. „Hm, ich muss nach Troisdorf weiter, das ist etwas ungünstig. Ich melde mich gleich nochmal.“ Minuten später die SMS: Sorry, komme doch nicht mit.
Kein Problem. Und so ich diesele um 19 Uhr gemütlich alleine nach Köln. Halt, „alleine“ ist nicht richtig, denn auf dem Beifahrersitz des moorbraunsten Dieselcoupés westlich des Rheins findet sich doch noch ein Mitfahrer, Patrick aus Stuttgart. Für ihn ist es die erste Mitfahrgelegenheit überhaupt. „Und dann so ein cooles Auto!“ Wir plaudern nett, am Ende setzte ich ihn wunschgemäß am Obi an der Abfahrt Frechen ab.
Gegen 20 Uhr, glücklich zu Hause angekommen, ein zufälliger Blick aufs Handy: eine SMS von Elena. Sie warte am Bahnhof Rothe Erde. In Aachen. Schamesröte schießt mir ins Gesicht und ein Gedanke durchs Hirn: Jetzt ist es soweit, du bist dement. Aber sie hatte doch eindeutig abgesagt…?
Ein Vergleich der Handynummern hinter den SMS schafft Klarheit. Es waren tatsächlich zwei verschiedene Elenas. Am selben Tag. Für dieselbe Fahrt.
Den Entschuldigungs-Anruf bei Elena 1 hat es mir nicht erspart. Aber ich habe das Gefühl, ich klang so rechtschaffen zerknirscht, dass sie mir zumindest die Begründung fürs Stehenlassen abgenommen hat.