Neues aus Oranje-Land

[Magenta, das: Rotblaue Farbe, helles Purpur. M. war eine der ersten künstlich hergestellten Farben auf Anilinbasis. Benannt ist es nach der Schlacht von (der norditalienischen Stadt) Magenta 1859, da M. kurz nach diesem Ereignis erstmals produziert wurde]

Knapp 150 Jahre später tobt jetzt eine weitere Schlacht um die Befreiung von Magenta.

Magenta: Auch bekannt als RAL 4010, #FF0090 oder RGB 255-0-255. Zweiter Buchstabe im CMYK-Farbmodell, das seit 1890 jeder Drucker für die Produktion von Vierfarbseiten kennt. Cyan (Grünblau), Magenta (Rotviolett), Yellow (Gelb) und Key (Schwarz) sind die Basis für sämtliche bunten Printprodukte dieser Welt, vom Aldi-Werbeposter bis zum Wochenendmagazin unserer Zeitung.

Sämtliche? Halt, nicht ganz. Wenn ein deutsches Unternehmen auf den Gedanken käme, sein Logo oder einen Reklamespruch in Magenta zu drucken, würde es böse Post von der Telekom bekommen. Die hat sich nämlich die Farbe Magenta schützen lassen. Für Werbung. Was seinerzeit für Fassungslosigkeit und Gelächter sorgte, ist längst von deutschen Gerichten bestätigte Wirklichkeit: Eine Farbe gehört einer Firma – zumindest, was Werbung angeht. Es gruselt Sie dabei? Mich auch. Ich rechne es der Post, der Polizei und der Feuerwehr hoch an, dass sie dem fiesen Beispiel bis jetzt nicht gefolgt sind.

Hierzulande hat sich das Volk dem Diktat gebeugt. Es übt allerdings seit Jahren süße Rache dadurch, dass es dem rosa Riesen in Scharen davonläuft. Doch nun versuchen die Fernmelder aus Bonn, ihren Farbanspruch auch in den Niederlanden durchsetzen. Doch so schnell geben die Oranje-Jungs ihre Farbpalette nicht preis: Auf der Seite Freemagenta rufen sie zum Widerstand auf.

Und das mit viel Witz. Da werden schicke CMYK-Shirts (siehe oben) angeboten, da ist eine Photoshop-Palette zu sehen, auf der der Purpurton mit dem Hinweis belegt ist „Diese Farbe gehört Ihnen nicht. Bitte wählen Sie eine andere!“, da zeigt der Rosarote Panther, wie ihm stattdessen Blau stehen würde. Aus dem bekannten Marilyn-Monroe-Motiv des Malers Andy Warhol wird der Magenta-Ton entfernt. Zu sehen ist auch, wie die Schwulenbewegung ohne Rosa aussähe – wenn es nämlich statt „Gay Pride“ demnächst „Grey Pride“ heißen würde.

Die User-Kommentare am rechten Seitenrand sprechen Bände. „Wo kann ich den Buchstaben T sichern?“ fragt Lenny. „Ich beanspruche die (schwarze) Linie“, sagt Dirk Pereres. Und Yke Bartels fordert die Welt auf: „Setzt die rosa Brille ab!“

Recht hat sie. Nicht unterkriegen lassen, Leute! Mein Herz habt Ihr gewonnen. Gibt es die Shirts auch in XXL?

[via Martin Oetting in ConnectedMarketing]

Ich habe es getan

Es wird jetzt vor ziemlich genau acht Jahren gewesen sein, dass ich mit den anderen Osnabrücker Jungs unter Peters Führung nach Florida aufbrach, um den US-PPL zu machen. Gestern habe ich den letzten Schritt in der „Europäisierung“ meines Pilotenscheins gemacht. Ich habe den Antrag auf Konvertierung meiner nationalen Lizenz in einen europäischen PPL nach JAR-FCL samt aller Formulare und Kopien fertig in den Briefkasten geworfen. Der Flug Porta-Bielefeld war der Übungsflug zum Erhalt der Klassenberechtigung für Reisemotorsegler.

Mal schauen, wie lange es dauert, bis ich endlich den JAR-Schein in den Händen halte.

Neues aus Landgraaf

Mailpapier17_800Nein, ich werde der Dame nicht den Gefallen tun, ihren Namen oder ihr Etablissement zu nennen. Das hat die Dame nämlich nicht verdient. Verdient hat sie den ersten Platz auf meiner persönlichen Rangliste der am wenigsten kompetentesten E-Mailer des Jahres.

Die Dame hat ein Rundschreiben verschickt. Für die meisten solcher ziellos mit dem Schrotgewehr ins Netz gehusteten Massenverkündigungen haben die sie empfangenden Journalisten nur ein müdes Löschen übrig. Manchmal aber bieten die mehr oder weniger gekonnt formulierten Mailbomben zumindest Gelegenheit für Hohn und Spott.

So etwa vor einer Woche, als Handelsblatt-Blogger Thomas Knüwer eine Mail erhielt, bei der offenbar die Praktikantin der absendenen Werbeagentur vergessen hatte, den Text noch einmal zu korrigieren, den ihre Chefin ihr zur Weiterverbreitung zugeschickt hatte – so bekam Knüwer Elektropost mit dem Betreff „hi melli bitte einmal durch den Audi verteiler jubeln“. Da lacht der Fachmann, und die Pressestelle schämt sich.

Hohn und Spott allerdings blieben mir im Halse stecken, als meine Kollegin S. mir jetzt eine Einladung anlässlich der Eröffnung einer Gastronomie aus Landgraaf zeigte. Die Mail war nämlich nicht nur an so ziemlich jeden gerichtet, der im deutschen Teil des Dreiländerecks Rang und Namen hat (genauer gesagt, war sie an einen Großteil der gesamten Bevölkerung des Dreiländerecks gerichtet). Nein, die Absenderin hat auch sämtliche Adressen der Empfänger im Adressfeld sichtbar stehen gelassen. Alle. Alle 876. Kein Witz. Leider.

Die Reaktionen der Kollegen reichten vom andächtigen „sowas hab ich ja mein Lebtag noch nicht gesehen“ über fassungsloses „wie **** kann man eigentlich sein?“ bis zum anerkennenden „ich hätt nie gedacht, dass Mailprogramme sowas überhaupt können“. Hinter den 22.598 Buchstaben der Empfängerliste (ohne die etwa 900 Leerzeichen) folgt der eigentliche Nachrichtentext, ganze 22 Worte kurz. Angehängt ist ein Flugblatt zur Betriebseröffnung, aus geheimnisvollen Gründen gestaltet als Powerpoint-Präsentation mit nur einer Seite. Hoffentlich haben alle 876 Empfänger das entsprechende Microsoft-Programm auf ihren Rechnern. Sonst entgeht ihnen noch etwas.

Und was für eine interessante Empfängerliste das ist. Es sind Mitarbeiter der Aachener Bank und Sparkasse ebenso darunter wie der IHK, Caritas und Polizei, der Firmen Lambertz, Lindt und Zentis, Philips und Babor, alleine 39 Angehörige des Hauses Grünenthal, das Forschungszentrum Jülich steht einträchtig neben dem Fraunhofer-Institut, die halbe RWTH ist dabei, eine kleine feine Auswahl des Personals von Uni-Klinik, Stawag und Alemannia und viele, viele Namen mehr, die ich als Zugezogener noch nicht kenne. Aber ich weiß jetzt, welche Mailadresse Erik Meijer hat. Und Accom-Chef Ulrich Hacker. Und, und, und…

Auf der Minusseite steht die Sehnenscheidenentzündung, die man sich beim Scrollen dieses Who-is-Who des Aachener Landes zuzieht. Und wer die Nachricht ausdruckt (eine definitiv wenig kluge Idee), versprüht seine Tinte für mehrere Seiten, die ausschließlich E-Mail-Adressen enthalten. In der Schriftart Arial 12 Punkt sind es sieben eng bedruckte Blätter, siehe das Foto oben. Noch unlustiger wird es, wenn auch nur einer der Empfänger die komplette Adressliste an einen Spam-Versender weiterverkauft. Dann bekommen Erik und ich in Zukunft dieselben Werbemails für nächtliche Durchhaltemittelchen.

Blindkopie_140Liebe Frau X., machen Sie doch bitte mal eine neue leere E-Mail auf und werfen Sie einen Blick das Formular. Da unten hin, auf das geheimnisvolle Feld mit der Bezeichnung „Blindkopie“ oder „BCC“. Es ist das Feld, das Sie und viele andere noch nie benutzt haben. Es ist ein Zauberfeld. Der liebe Gott hat es für E-Mails mit mehr als einem halben Dutzend Empfänger geschaffen. Es bewirkt, dass die Adressaten nicht sehen, an wen das Schreiben noch alles geht. Wenn man es benutzt, wird niemand verletzt.

Versuchen Sie es ruhig mal. Ich bin sicher, viele Menschen im Dreiländereck werden Ihnen dafür danken. Aber nehmen Sie bitte nicht gleich Ihren kompletten Mailverteiler. Probieren Sie es für den Anfang erst einmal mit vier- oder fünfhundert Adressen.

Bis dahin: Viel Glück mit dem frisch eröffneten Geschäft. Hoffentlich ist die Küche mindestens so gut wie die Öffentlichkeitsarbeit.

Ich geb Gas, ich will Spaß

Das Weihnachtsgeld macht mir wirre Gedanken. Wieder spiele ich damit, den Wintergolf auf LPG umzurüsten. Ein Angebot habe ich:

Geregelte Venturi-Anlage, Typ BRC Just, Einbau, TÜV, 57-Liter-Radmuldentank (= 48 Liter Fassungsvermögen), 2 Jahre Garantie, deutsche Werkstatt, Einbau hier vor Ort, 1.400 Euro. Das sind sogar noch 150 Steine weniger als beim Angebot vom September letzten Jahres aus Warendorf. Und die gleiche Anlage.

Das wär Ihr Preis gewesen!

Wenn das mal keine coole Seite ist: Der W123-Stammtisch Hannover hat sämtliche Sonderausstattungen und sämtliche Baumuster sämtlicher Baujahre in eine Datenbank geworfen. Damit kann man ausrechnen, was das eigene Schätzchen seinerzeit mal gekostet hat.

Der moorbraune Fast-Nullausstatter (einzige bekannte Extras: Sonderlackierung, Becker-Radio, rechter Außenspiegel[?]) hat Herrn P. demnach 31.668,25 DM gekostet, inklusive 13 Prozent Mehrwertsteuer. Wahrscheinlich war aber noch ein bisschen Radiogedöns mit dabei, den ich jetzt auswendig nicht mehr zusammenkriege.

War’s das jetzt?

Während hierzulande VW und andere Hersteller zaghaft anfangen, Hybridmotoren nachträglich in Tiguanosaurus Rex & Co einzuschrauben, stellt Honda in den USA das erste Serienauto vor, dass von einer Brennstoffzelle angetrieben wird: den Clarity. Er stößt reinen Wasserdampf statt Abgasen aus – heißt es jedenfalls in dem hübschen Videoclip auf der Seite.

Honda-Clarity

Erhältlich ab Sommer 2008. In Kalifornien.

Ist das die Zukunft? So schnell? Steht die Revolution unmittelbar bevor?

(Und gibt’s diese Zellulose auch zum Nachrüsten?)

Demnächst an Ihrer Tankstelle

Mercedes Daimler-Benz braut sich demnächst sein eigenes Biodiesel. Meldet Auto Motor und Sport gerade. Das Zeug trägt den leicht zu merkenden Namen NExBTL und wird ab Frühjahr nächsten Jahres erprobt. Es soll den vollsynthetischen Treibstoffen GTL und BTL ähneln (was immer das bedeutet), farb- und geruchlos sein und sauber verbrennen. Es wird aus Pflanzenöl und tierischen Fetten hergestellt, denen Sauerstoff entzogen und Wasserstoff hinzugefügt wird.

Wenn die Bildzeitung davon hört, schreit sie sofort wieder „Katzendiesel“ und stellt ein Bild von einem süßen Haustierchen über einem Mixer dazu.

Ride & Fly

Zwei Stunden geschlafen. Drei Stunden im Auto gesessen. Vier Stunden beim Hallenputztag geackert. Und dann das.

Wolkenuntergrenze

Hauptwolkenuntergrenze unter 1.000 Fuß.

Das einzige, was heute fliegt, sind Möwen. Und zwar tief.

Endlich im Bild: der Gyro-Effekt

Mit 65 Euro kann man schöne Dinge tun. Man kann den Tank seines Autos vollmachen und irgendwohin Kaffeetrinken fahren. Oder man kauft sich die komplette Staffel „Desperate Housewifes“ auf DVD. Oder ein besonders edles Duftwässerchen.

Gyrocopter am Boden

Oder man trifft nach der Landung auf Edwin Dodd, der vor der Löhner Halle gerade sein Fliewatüt klarmacht. Und kommt ins Gespräch.

Gyrocopter von hinten

Was für ein feines kleines Maschinchen das ist…

Gyrocockpit

…mit einem richtig schnuckeligen Cockpit.

Gyrorotor

Es hat sogar einen Rotor, genau wie ein Großer.

Gyrowurst (oder Gyros?)

Das ist übrigens Willi, der Freund von Biene Maja. Wie man sieht, hatte ich Zeit, Lust und 65 Euro. Außerdem: Wer hätte schon so einem smarten blauen Overall widerstehen können?

Gyrorollen

Schon auf dem Rollweg wird mir klar, dass Tragschrauberfliegen eine verdammt coole Angelegenheit ist. Geradezu ice-cool.

Gyrogrinsen

Doch haben nicht stets Piloten mutig dem Unbekannten ins Auge geblickt, Stürmen und Gefahren getrotzt?

Porta Westfalica

Nach unfassbar kurzer Startstrecke zieht Edwin das Gerät hoch. Olla, was für eine Steigleistung!

Klinikum Minden

Eine halbe Stunde lang kurven wir über Minden. Leider machen die Batterien meiner Kamera schnell schlapp. Es reicht noch für einen Schuss des neuen Klinikums (Grüße an Kerstin, deren neuer Arbeitsplatz da unten liegen wird)…

Gyrodaumen

…und eine Aufnahme des berühmten Gyro-Effektes. Das ist er: Daumen rauf!