Braun ist das neue Weiß 7 / Parkplatzbegegnung 3

Nach Feierabend treffe ich mich mit Alex und Marlies aus Maastricht auf dem Parkplatz vom Real-Markt. Er fährt einen schicken 230CE, dessen M102 schon sagenhafte 380.000 Kilometer auf der Uhr hat. Bisher habe ich mich über den Satz vom „Immortal Horse“ ja immer lustig gemacht. Vielleicht muss ich mein Urteil über den Einspritzer revidieren.

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Wenn ich so einen blitzeblanken Motorraum sehe, werde ich immer ganz nostalgisch. So sah meiner auch mal aus. Vielleicht wäre es 1995 schlauer gewesen, den Wagen auf LPG umzurüsten…

Nach ausführlichen Benzin- bzw. Pölgesprächen werden die beiden Coupés relokalisiert und vor die Gaststätte „Alt Brand“ im gleichnamigen Öcher Stadtteil positioniert.

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In deren Räumlichkeiten wird der gemütliche Teil des Abends eingeläutet: Ich hole meine historische Literatur heraus, Alex einen Schwung Autotests und Prospekte. Zum Beispiel eine „Motor Klassik“ von 1997 mit einer Kaufberatung für das W123-Coupé…

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…in der ich den bösartigen Satz entdecke:

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„Ein moorbraunes Vergaser-Coupé ohne Extras ist trotz Topzustands fast unverkäuflich.“

Woher kommt dieser Hass? Was haben wir der Fraktion der Leasingsilbernen und Weißgrundierten getan? Was, um alles in der Welt?

Lange nicht mehr gesehen

Begegnung auf dem Bürgersteig heute Morgen: Erinnert sich noch jemand an diesen eigenwilligen Gesellen?

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Citroën Visa. Gebaut 1978 bis 1988. Nachfolger des Ami8, in der Modellpalette angeordnet zwischen 2CV-Ente (deren Zweizylinder-Boxer er bekam) und GSA, dem er optisch angeglichen war. Mehr dazu auf dieser Fanseite.

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Dieses bestenstielblaue Kerlchen hier könnte tatsächlich genauso alt sein wie das Coupé mit é. Stammt aus der zweiten Baureihe ab 1981, hat Kunststoffbeplankung rundum, optisch konservativere Stoßfänger und ein „normalisiertes“ Armaturenbrett. Die früheren Versionen sahen da noch deutlich, öhm, individueller aus – vor allem mit diesem Multifunktions-Satelliten neben dem Lenkrad… (Fotos unter „identification„)

Weniger nostalgisch stimmt mich ein paar Schritte darauf der Blick auf die eigene Motorhaube. Jemand hat, wohl aus dem Wohnblock, vor dem ich geparkt hatte, eine halbe Mahlzeit auf den Benz geworfen oder gespuckt. Irgend etwas Frittiertes. Ich hoffe nur, es war noch nicht allzusehr angedaut.

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Ostviertel halt.

Braun ist das neue Braun

Glück ist…

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…in einem führenden Online-Auktionshaus eine niegelnagelneue Mittelarmlehne aus echtem Leder für 31,50 Euro zu schießen. Und deren Braunton dann ziemlich genau mit dem ansonstem im Wagen verbauten cremebeigefarbenen Kunstleder harmoniert. Darunter die alte Armlehne, die zwar etwas heller ist, doch im eingebauten Zustand fällt die leichte Abweichung nicht weiter auf.

Und wieso Echtleder statt Kunstleder? Weil das im Sommer doch etwas hautfreundlicher sein dürfte, wenn man den Arm darauflegt. Fahrer ohne Klimaanlage müssen halt Fantasie haben.

Rückblende vs. Radblende

Neu an Bord im Blog sind jetzt Bilder vom 11. September 2005. Nein, trotz des etwas belasteten Datums sind sie ganz hübsch.

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Und die Frage, die sich beim Betrachten stellt: Standen die Alufelgen damals dem Coupé mit é besser als die Blechradkappen heute?

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Ich meine: Optisch sind beide gleich reizvoll. Der dunkle Lack bringt sowohl das matte Silber der Alufelgen, als auch die verchromten Partien der Blechkappen besonders gut zur Geltung.

Aber zum Charakter eines Dieselcoupés passen die gediegeneren Chromkappen etwas besser als die Sportlichkeit signalisierenden Alu-Füchse.

Neues von der Drogenfahndung

Der Umschlag sah unverdächtig aus, wie er da in meinem Briefkasten steckte. Braun, DIN-A5-Format, an einer Stelle etwas dicker als gewöhnlich. Der Inhalt freilich hätte bei jedem Rauschgiftfahnder ein dienstliches Augenbrauenhochziehen ausgelöst: Ein transparentes Plastiktütchen, darin eine nicht geringe Menge leicht bröseliger Substanz.

Tuete_1960So schnell kann’s gehen, dass man sich in merkwürdige Machenschaften verstrickt. Anders aber als einem 27-jährigen Aldenhovener, der vergangene Nacht auf der Pützdorfer Straße von Polizisten angehalten worden ist, bin ich dann auf dem Weg zur Arbeit keinen Gesetzeshütern vor die ausgestreckte Kelle gefahren.

Und im Gegensatz zu jenem jungen Mann hätte ich darauf geachtet, dass keine Spuren des verdächtigen Zeugs an meinem Scheckkarten-Führerschein geklebt hätten, den ich den Beamten gereicht hätte. Und anders als beim Pechvogel von der Pützdorfer Straße hätten die misstrauisch gewordenen Beamten anschließend in meinem Wagen außer dem wohlgefüllten Plastiktütchen nicht auch noch ein Röhrchen gefunden, mit dem sich zum Beispiel Substanzen durch die Nase einsaugen lassen.

Ich hätte dann weiterhin auch nicht behauptet, dass die eigenartigen Spuren wohl gerade erst in einem soeben besuchten Club an den Führerschein gelangt sein müssten, wo ich ihn als Altersnachweis hätte vorzeigen müssen. Und dass das Tütchen sowieso nur einem Freund gehöre.

All das hätte ich nicht getan. Nein, ich hätte den Herren in Grün einfach mal am Tüteninhalt schnuppern lassen.

Womit wir schon bei der einzigen Parallele zum Fall von heute Nacht sind. Beide Substanzen machen nämlich süchtig. Ich hätte den Schutzmann wohl davon abhalten müssen, sich gleich die ganze Pampe in den Mund zu stecken. Sie enthält nämlich unter anderem Macadamia-Nussöl, Mandelöl, Orangenöl, Aprikosenkernöl, Kokosöl und Vanilleextrakt. Und duftet köstlich.

Es ist die Probe eines Schutzwachses für Autolacke, die ein Bekannter von mir aus der Oldtimerszene selber angerührt hat. Eins ist mal sicher – mit dem Inhalt meiner Tüte macht das Autofahren langfristig mehr Spaß.

Alter Kram

Es gibt sicher bessere Tage, die Millionenstadt Essen zu besuchen, als den der esten Love-Parade dort. Aber es hat sich halt so ergeben. Knubbel weist den Weg:

Knubbel_1882

Doch siehe da: So leer hatte ich die Autobahnen gar nicht erwartet. Offenbar hat sich die Bevölkerung der Metropole aus Angst vor entmenschten und zugedröhnten Techno-Horden gar nicht erst vor die Tür gewagt.

Um so ungestörter können wir uns dem Wagen widmen. Der gerissene Krümmer kommt raus…

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…und wird durch einen bei Ebay für sechs Euro ersteigerten neuen ersetzt. Der ebenfalls neue Ansaugkrümmer hat den selben Betrag gekostet. Man darf ja auch mal Glück haben.

Ansaugkruemmer_1926

Pech haben wir dagegen mit der leckenden Unterdruckpumpe, weil das Ersatzteil nicht passt.

Unterdruckpumpe_1933

Wobei die originelle Vermutung im Raum steht, dass Vakuumpumpen mit zwei Anschlüssen nur bei den wenigen OM616 verbaut wurden, die zwar schon Schlüsselstarter waren, aber noch 65 PS (statt 72) hatten. Kann das jemand betätigen oder widerlegen?

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Anschließend ging es ans Öl der Servolenkung. Das wurde zwar vor einiger Zeit schon einmal teilweise gewechselt, jetzt aber wird es komplett abgesaugt und abgelassen. Bernsteinfarbenes Neuöl und ein neuer Filter (Mann H 85) sollen dafür sorgen, dass der Moorbraune auch in Zukunft ohne die Sonderausstattung „Lenkspiel“ über die Straßen düst.

Benni-Halle_1943

Zum Schluss werden noch die Bremssättel der Vorderräder gängig gemacht und die Beläge mit neuer Kupferpaste eingeschmiert, dann die lose Leerlaufdrehzahl-Regulierung repariert und die Scheinwerfer neu eingestellt. Fertig!

Eine Fahrt nach Essen kann sich auch lohnen, ohne dass man Massen zugedrogter halbnackter Menschen sieht. Naja, vielleicht nächstes Jahr…

Parkplatzbegegnung 1

Schon zum zweiten Mal treffe ich auf dem Parkplatz eines niederländischen Supermarktes einen netten 240D-Fahrer. Diesmal spricht er mich an, beim letzten Mal war ich’s. Wir plaudern nett über Dieselmotoren und Pflanzenöl.

Leider habe ich nur die Handy-Kamera dabei, deshalb sind die Fotos etwas dürftig:

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W123-Piloten verstehen sich sofort, und wenn sie dann noch denselben Treibstoff im Tank haben…

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Dieser ehemalige 220D (mit 2,4-Liter-Austauschmotor) ist allerdings etwas Besonderes: Er hat eine volle Pöl-Umrüstung bekommen, also Zweitanksystem, Wärmetauscher, elektrischen Filterheizer und Glasvorfilter.

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Eine Erstserie, die schon einiges hinter sich hat. Und noch einiges vor sich: Der Motor läuft fast vibrationsfrei und nagelt wie ein Uhrwerk vor sich hin. Deutlich laufruhiger als meiner. Aber der kriegt ja demnächst auch einen neuen Motoranschlag verpasst, wenn das Ölleck an der Vakuumpumpe behoben ist.

Morgen früh geht’s los, ich freu mich schon.

Vorfreude

Das Wochenende wirft Schatten voraus. Christian hat angeboten, sich am Samstag mal diverse Gebrechen des Moorbraunen anzusehen. Die nötigen Teile habe ich schon besorgt.

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Das wird bestimmt interessant. Und versöhnt mich vielleicht etwas mit der Macke, die eine Wermelskirchener Gartenmauer gestern Abend in der Beifahrertür hinterlassen hat.

Weiteres:

Mal wieder was zu meinem beliebten Thema Hybrid. Opel bastelt an einem Diesel-Hybrid-Corsa, meldet der Spiegel. Dabei hilft der Elektromotor nicht nur beim Anfahren und Beschleunigen, sondern übernimmt auch die Rolle des Anlassers. Was ja nahe liegt – warum sollte man auch zwei Elektromotoren am Hauptaggregat herumwerkeln lassen? 3,75 Liter Verbrauch soll der 75-PS-Corsa so erreichen.

Ich prophezeihe mal, dass Anlasser und Hybrid-Elektromotor in der nächsten Autogeneration miteinander verschmolzen sein werden. Das ist natürlich keine echte Revolution, aber doch ein Schritt zu mehr Effizienz und intelligenter Ressourcenverwertung.

Und hier noch ein paar doppelt dämliche Dänen: Erst schraubten die Jungs bei Tempo 100 das Lenkrad ab, dann stellten sie ein Video von der Aktion ins Netz. Die Polizei hatte keine Probleme, den deutlich erkennbaren Fahrer des Wagens anhand des deutlich erkennbaren Kennzeichens zu identifizieren. (Der Nordschleswiger)

Nachtfahrt

Beim Sternentreffen am 5. August hat P.S. ein wunderschönes Nachtbild vom Coupé mit é gemacht (als Simon und ich noch eine Runde damit gedreht haben).

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Sieht das nicht toll aus? Viel stimmungsvoller als die vier anderen ebenfalls nachts entstandenen Aufnahmen, die ich heute hier reingestellt habe.

(Warum sind die eigentlich alle in Schwarz-Weiß?)

Nachtrag: Fotos vom Wintermöhrentreffen am Flugplatz Bielefeld im Februar 2006 sind jetzt (dank der Hilfe von Nils) ebenso online wie meine Bilder vom 2. Bielefelder W123-Treffen im Schatten der Sparrenburg.