Ans Ende der Welt (4): Die stille Stunde

Oldenburg. Donnerstag, 3. Juni 2010, kurz nach Mitternacht. Alles ist ruhig im Haus meiner Eltern. Die Mitfahrerin ist noch irgendwo auf der A1. In einer Stunde wird sie hier sein, sie hat es gerade gesimst. Dann werden wir komplett sein: Zwei Fahrer, zwei Maschinen, ein Ziel und noch 2900 Kilometer vor uns.Stille. Die Freewind steht in der Garageneinfahrt. Ihr Fahrer sitzt im ersten Stock in einem Raum, der vor 20 Jahren einmal sein Kinderzimmer war. Unten liegt der Flur übersät mit seinen Packtaschen, Seitenkoffern, Tankrucksäcken und Navigationsgerätehüllen, mit seinen Helm, Jacke, Hose, Stiefeln und minderen Ausrüstungsgegenständen wie Handschuhen, Halskrause und Nierengurt.

Marschgepäck, abmarschbereit. Und jetzt: Abmarsch!
Marschgepäck, abmarschbereit. Und jetzt: Abmarsch!

So sah es gestern Nachmittag in Aachen aus. Alles fein verpackt und verkorkt, aber es war ein harter Weg bis dahin. Was nämlich so voluminös aussieht, birgt in Wahrheit erschreckend wenig Platz. So wird manches Teil es nie ans Nordkap schaffen. Der kleine EeePC zum Beispiel. Oder die Jeans mit dem motorradtauglichen Kevlargewebe (und des komisch-chemischen Geruch, der ihm entströmt). Gewogen und für zu schwer befunden. Bitte wieder aussteigen, Ihre Reise endet hier, es gibt keine Karten mehr.

Das Zelt - neun Jahre im Verpackungskoma haben ihm nicht geschadet
Das Zelt – neun Jahre im Verpackungskoma haben ihm nicht geschadet

Mit im Kader für die Reise in den Norden ist dagegen das gute alte Zelt, im September 2001 beim Campingurlaub in der Provence gekauft (wegen dieses Urlaubs bin ich übrigens einer der ganz wenigen Menschen der westlichen Hemisphäre, die keine Ahnung haben, was sie gerade gemacht haben, als in New York die Flugzeuge ihre Ziele trafen).

Nach neun Jahren Dämmerschlaf in seiner Packtasche schimmerte das Leinwand-Teilzeitheim vorhin beim Probeaufbau so strahlend wie neu im Glanz von Sommersonne und frisch aufgesprühten Imprägnierspray.

Wenigstens eine Sache, die ich nicht neu kaufen musste. Ansonsten waren es teure Tage, die der vergangenen Wochen. Die neuen Reifen für die Freewind (250 Euro), das neue Kettenkit für die Freewind (170 Euro), die neuen Bremsbeläge, die neue Vergasereinstellung, die Seitenständerreparatur und die Heckhöherlegung (110 Euro), das neue Navi (190 Euro), das neue Bluetooth-Interkom (140 Euro), der neue Tankrucksack (45 Euro), die neue Ortlieb-Packtasche (65 Euro), der neue Regenkombi (50 Euro), die neuen Überschuhe (20 Euro), die neuen Überhandschuhe (10 Euro), die neue Halskrause (25 Euro), die zwei Paar neuen Socken (20 Euro), der neue Kamerachip (13 Euro), das Umfalltraining in Wuppertal… an dieser Stelle blenden wir die Musik für Sie aus, sonst werden Sie noch schwermütig.

Shawn, das Schaf von Ikea, vor seiner Rückkehr nach Schweden
Shawn, das Schaf von Ikea, vor seiner Rückkehr nach Schweden

Und dann ist da natürlich Shawn, das Schaf (15 Euro). Shawn heißt eigentlich Alleby, was aber nicht irisch oder auch nur englisch ist, sondern schwedisch, denn Shawn stammt aus dem Mitnahmelager eines großen blau-gelben SB-Möbelhauses in Heerlen. Shawn ist viereckig, wuschelig und wird meinen Hintern jenseits des Polarkreises hoffentlich besser wärmen als jede Sitzheizung.

Shawn ist eine Empfehlung der Mitfahrerin, deren Anruf in dieser Sekunde das Display meines Handys aufleuchten lässt: Sie steht vor der Tür. Die stille Stunde ist vorbei. Das Team ist komplett.

Ans Ende der Welt (3): Die Pylonen des Todes

Motorradfahren an sich ist bekanntlich keine ungefährliche Art, sich durch die Landschaft zu bewegen. Fast jeder Fahrer, den ich kenne, kennt jemanden, der jemanden kennt, dem schon einmal etwas Unangenehmes passiert ist.Mein ehemaliger Garagenmitnutzer Mathias zum Beispiel wurde in einer Saison gleich zweimal übersehen: Einmal fuhr ihm an einer Ampel ein Auto von hinten ins Moped, einmal humpelte ihm ein altes Mütterchen davor. Einerseits. Andererseits fährt Mathias ein böses, tiefes und vor allem mattgrau lackiertes Streetfighter-Bike mit Miniblinkern und weißem LED-Rücklicht. Und er trägt eine Jacke im coolen und ebenfalls grauen Urban-Camouflage-Tarnmuster. Man könnte also sagen, dass Mathias auf dem Weg zum unsichtbaren Motorradfahrer schon ziemlich weit ist. Leider nicht auf dem zum Unverletzlichen. Was ich damit andeuten will: Man ist auf zwei Rädern zwar seinen Unfallpartnern Mit-Verkehrsteilnehmern ein Stück weit ausgeliefert. Man hat aber auch einiges selbst in der Hand. Hoffe ich jedenfalls.

Was mich auf die bevorstehende Nordkapreise bringt. Noch gut zwei Wochen sind es bis zur Abfahrt. Auf den bevorstehenden 3200 Kilometern bis ans Ende der Welt und dem noch deutlich längeren Rückweg die norwegische Küste hinunter wird sich jede Menge Gelegenheit bieten, gegen malerisch in der Landschaft stehende Rentiere zu fahren oder in einen überraschend hinter einer Kurve herumlungernden Fjordarm zu fallen. So ließ ich mich gerne von der umsichtigen Mitfahrerin überzeugen, zehn Jahre nach bestandener Motorradführerscheinprüfung (im zweiten Anlauf) mal wieder an einem Sicherheitstraining teilzunehmen. Am vergangenen Samstag fand sich ein geeigneter Termin – wenn auch mit der Einschränkung, dass das Training im 120 Kilometer entfernten Wuppertal stattfand und ich von da aus direkt wieder nach Aachen fahren müsste, um beim Aufbau der Ein-Jahres-Geburtstagsparty unserer Community 5ZWO zu helfen. Volles Programm also. Aber schaffbar.

Kreiselkräfte in Aktion
Kreiselkräfte in Aktion

Das Trainingsgelände: der städtische Bushof von Wuppertal. Hatte ich erwartet, hier das Serpentinenwedeln mit 80 km/h zu lernen, werde ich etwas enttäuscht: Zunächst geht es brav in Schrittgeschwindigkeit um aufgestellte kleine Pylonen herum. Kreise, Achten, Abbiegemanöver. Erst am Nachmittag kommt Zug in die Sache: Bremsen steht auf der Tagesordnung. Immerhin, dass man bei Tempo 50 mit voll durchgetretener Hinterradbremse nicht gleich blockierend durch die Szenerie fliegt, das hatte ich tatsächlich vergessen.

Dann zum zweiten Teil der Übung: Vollbremsung nur mit dem Vorderrad. Zweimal sanft, dann zweimal etwas kräftiger und dann zweimal „mit allem was geht“, wie der Kursleiter sagt. Dabei gilt aber: Blockiert das Vorderrad, hat man umgehend die Bremse wieder zu öffnen.

Los geht’s. Einmal sanft, upps, aus Versehen das Hinterrad mitgebremst, haha, die Gewohnheit, jetzt nochmal sanft, aber richtig, dann zweimal kräftig. Hu, das kostet schon Überwindung. Und jetzt mal mit allem, was geht. Erster Gang, Gas, 30 km/h, zweiter Gang, mehr Gas, jetzt mitten durch die Pylonen – rechte Hand würgt den Bremshebel bis zum Anschlag – es haut das Vorderrad zur Seite – das Bild kippt nach rechts –

Dem Boden so nah
Dem Boden so nah

Aua.

„Pardauz“ hieß es in den Bilderbüchern meiner Kindheit immer, wenn sich jemand auf die Nase legte. An die Kindheit erinnert es auch, Pflastersteine aus so unmittelbarer Nähe und den Himmel aus der Froschperspektive zu sehen. Erwachsenen Menschen ist das nicht mehr oft gegönnt. Was für eine elementare Erfahrung: Dem Boden so nah zu sein. Boden ist gut. Boden bewegt sich nicht.

Pardauz ist ein viel zu nettes Wort für einen Aufschlag mit Tempo 50 aufs Pflaster. Erster Gedanke: Jetzt ist das schöne Motorrad im Eimer. Zweiter Gedanke: du auch?

Menschen eilen herbei, Kursteilnehmer. Das Motorrad wird von mir gehoben, besorgte Stimmen reden auf mich ein. Was wollt Ihr von mir, ich bin so müde. „Tut dir was weh?“ Lasst mich liegen. „Hast du dir was gebrochen?“ Man hilft mir auf. Auuh, der Fuß. Und die Schulter. Immerhin, stehen kann ich noch. Jemand drückt mir einen Schokoriegel in die Hand, der in den Tagen meiner Kindheit Raider hieß. „Hier, iss das, wegen Blutzucker und Adrenalin.“ Gerne, Schoko nehmen wir immer. Aber wie geht es Marit, meiner Freewind?

Noch etwas wacklig auf den Rädern, hm?
Noch etwas wacklig auf den Rädern, hm?

Auch sie kann noch stehen. „Morgen holen wir uns auch solche Sturzbügel“, raunt die Hondafahrerin ihrem Mann zu. Prüfende Blicke zeigen, dass mein treues Maschinchen überraschend wenig abbekommen hat. Zwar sind Lenkerende, Spiegel, Handprotektor und das Topcase verkratzt, auch einige andere Teile haben kleinere Schleifspuren abbekommen. Doch der massive Motorschutzbügel hat das Meiste abgefangen. Mehr noch: Das ausladende Stahlrohr hat mein Bein davor bewahrt, unter dem Motorrad eingequetscht zu werden. Nur für meinen großen Zeh – ihr erinnert euch, ich und meine großen Zehen – scheint es nicht mehr ganz gereicht zu haben: Er fühlt sich an, als hätte ihn jemand mal wieder mit einer Kommode bearbeitet. Am schlimmsten hat es aber die Jacke erwischt: Das Textilgewebe ist am Unterarm bös zerfetzt. Doch die Protektoren an Ellenbogen und Schulter haben den Sturz anscheinend gut abgefangen.

Fazit: Der Fahrer kann noch laufen, sein Untersatz noch fahren. Für meinen ersten Sturz ist die Angelegenheit ganz glimpflich abgegangen. „Meine Kiste wäre jetzt hin gewesen“, sagt der Fahrer der vollverkleideten Ninja. Stimmt – zumindest die metallic-blaue Eierschale rund um seinen Supersportler wäre empfindlich angeschmirgelt worden, hätte er sie so auf die Seite gelegt.

Den Rest des Trainings absolviere ich etwas zittrig und mit schmerzender linker Körperhälfte. Auf der Rückfahrt nach Aachen lasse ich mir dann auch wesentlich mehr Zeit als auf dem Hinweg und komme nur ein ganz kleines bisschen zu spät, um beim Aufbau der Party zu helfen. Das Leben geht ja weiter.

Es stimmt wohl: Man hat selbst in der Hand, wie man durchkommt. Das gilt auf zwei Rädern wie auch im Leben an sich. Seit Samstag weiß ich, dass es beim Fahren vor allem die rechte Hand ist, in der man es haben sollte. Und noch etwas haben Motorrad und Leben gemeinsam: Blockieren tut man sich meistens selbst.

Ans Ende der Welt (2): Das Kind im Manne

In jedem Mann steckt ein Kind, um auch den zweiten Teil dieser Reihe mit einer Plattitüdemit einem klugen Spruch anzufangen. Da beim morgendlichen Rasieren gelegentlich graue Stoppeln in mein Waschbecken rieseln, muss ich mittlerweile im Mannesalter angekommen sein. Doch unter der angejahrten Hülle steckt definitiv noch ein Kind. Und das verlangt nach Spielzeugen. Mehr Spielzeug!So eine lange Reise ist natürlich eine ideale Gelegenheit, derlei Spieltrieb zu befriedigen. Ach was sag ich: eine Verpflichtung! Gut, dass wir im Zeitalter des Dispokredits leben.

Zu groß, zu klein, halbwegs passend: mein Hosentrio
Zu groß, zu klein, halbwegs passend: mein Hosentrio

Frisch ans Werk also. Erstmal eine neue Motorradhose angeschafft. Die alte, Größe XXXL (oben), die hatte ich vor zehn Jahren gekauft, als ich noch viele Kilos mehr zählte als heute, und seitdem schlackert sie um meine verschlankten Waden. Die zweite wiederum, Größe L (unten), die habe ich vor sechs Jahren gekauft, als ich einmal für kurze Zeit diverse Kilos weniger zählte als heute, und seitdem zieht sie im Schrank den Staub an. Die nunmehr dritte (Mitte), vor wenigen Tagen frisch Erworbene, die liegt größenmäßig irgendwo dazwischen. Dass beim Hinsetzen noch gerne mal der oberste Druckknopf aufspringt, nehme ich als Ansporn, demnächst wieder etwas konsequenter zu sein mit dem Salatessen. Demnächst.

Weiter auf der Einkaufsliste. Eine Regenkombi muss her, denn was ist, wenn es auf der Rückfahrt tagelang dauerschüttet, man aber einfach übermorgen wieder im Büro sein muss?

Intensives Prospektstudium klärt mich auf, dass neben den althergebrachten Regenpellerinen aus wasser- und luftdichtem Kunststoff (Nachteil: Man schwitzt von innen fleißig gegen die Feuchtigkeit von außen an) inzwischen auch Exemplare mit atmungsaktiver Membran auf dem Markt sind. Solche Membranen haben meine normalen Motorradklamotten allerdings auch, doch die Fahrten durch Skandinavien und Spanien haben mich gelehrt: Wenn man stundenlang mit aufrechtem Oberkörper durch den Regen knattert, kriecht einem die Dauerpfütze auf der Sitzbank doch irgendwann in die Unterwäsche. Sorry, Mister Goretex, ich wähle die Plastikhaut nach alter Väter Sitte.

Aber wo wir schon einmal die Kreditkarte gezückt in der Hand halten: wasserdichte Überschuhe brauche ich noch. Für zum über die Stiefel drüberziehen. Und ein spezielles, winddichtes Halskragentuch, soll ja schon mal was frischer werden da oben am Polarkreis. Jetzt darf es denn auch mal Goretex sein. Ach, und geben Sie mir bitte Ersatzhandgriffe für Kupplung und Bremse, falls die vollbeladene Maschine mal umkippt und so ein Hebelchen abbricht. Und neue Rückspiegel, wo wir schon mal im Katalog blättern. Gut, dass in Aachen sämtliche großen deutschen Motorradhändler Filialen haben.

Was noch? Brauch ich ein neues Zelt, oder reicht das alte noch? Ich vergaß zu erwähnen, dass sich mittlerweile über ein Motorradforum eine Mitfahrerin – sogar mit Nordkap-Erfahrung – gefunden hat. Die delikate Frage, ob ein großes Zelt oder viele zwei kleine mit sollen, bedarf noch einer diplomatischen Klärung.

Bis jetzt hielten sich die Ausgaben noch im Rahmen. Ein schicker neuer Helm sollte also noch drin sein. Ist ja schließlich ein nicht ganz unwichtiger Teil der Ausrüstung, und der alte – ebenfalls vor zehn Jahren angschafft, damals, während der ersten Fahrstunden – hat auch schon die eine oder andere Schramme. Also wieder intensiv das Angebot in Katalogen und Online-Shops gewälzt.

Für 150 bis 200 Euro sollte schon ein vernünftiger Klapphelm zu bekommen sein. Das Einsteigermodell von Probiker gibt’s schon für 119 Euro, das von MTR sogar nur für 99. Oder vielleicht ein Vorjahresmodell von Nolan für 169 Euro? Ein Caberg? Ein Airoh? Shark? Marushin? Ein Auslaufmodell von Shoei? Als mir die freundliche Verkäuferin mit den Worten „man hat schließlich nur einen Kopf, probier doch den hier mal“ das Spitzenmodell ihrer Kollektion nahebringen will, den Schuberth C3 für stolze 480 Euro, werde ich energisch: Alles hat seine Grenzen, auch und vor allem mein Dispo. Diese High-Tech-Haube ist etwas für pensionierte Sparkassenvorstände, die auf einer Harley oder dicken BMW-Boxer in den dritten Lebensabschnitt reiten wollen.

Doch so viele Helme ich auch auf mich stülpe, sie alle haben einen Nachteil: Keiner passt. Jedenfalls nicht richtig. Seit Vater Staat nach meinen Diensten verlangte und mich Helme in Olivgrün tragen hieß, weiß ich, dass mein Schädel nur mit Hutgröße 63 angemessen bedeckt ist. Das ist mindestens ein Zentimeter mehr als der deutsche Durchschnittsklotzkopf. Schon aus dem Styroporfutter des alten Helms musste ich ein Stück Stirnschutz heraussäbeln, damit er kopfschmerzfrei zu fahren war.

„Du kannst den Schuberth doch mal aufsetzen, dann weißt du wenigstens, dass selbst der nicht passt“, empfiehlt die hilfreiche Verkaufsfee. Na schön, was habe ich zu verlieren. Das silberne Spitzenmodell, garantiert Made in Germany, wird aus dem oberen Regal geholt. Klapp, sagt das Visier. Um mich herum wird es still.

„Verdammt“, sage ich.

Denn sonst gibt es auch nichts zu sagen. Er sitzt, er passt, er umschmeichelt meinen Schädel so perfekt, als hätte jemand heimlich einen Gipsabdruck genommen, damals im Kreiswehrersatzamt 1989.

„Das nehme ich dir jetzt ein kleines bisschen übel“, grummele ich die Fee an. „Weißt du eigentlich, dass wir gerade eine Zwanzig-Prozent-Rabattaktion haben?“, flötet sie siegessicher zurück.

Taa... tataaaaaa... taataaaaaaaaa ("Also sprach Zarathustra")
Taa… tataaaaaa… taataaaaaaaaa („Also sprach Zarathustra“)

Nun ja. Da ist er also. Doppelt so teuer wie einkalkuliert ist immerhin nicht dreimal so teuer. Außerdem, und letztlich kann man auch dieser Plattitüde diesem klugen Spruch nicht widersprechen: Außerdem hat man schließlich nur einen Kopf.

Ans Ende der Welt (1): Gedankenspiele

Auch die längste Reise, sagt ein sicherlich chinesisches Sprichwort, beginnt mit dem ersten Schritt. Das ist nur die halbe Wahrheit, denn bevor der erste Schritt getan werden kann, muss die Reise geplant werden. Die längste Reise beginnt also mit dem ersten Gedanken an sie. Einem Gedanken wie diesem: Wohin komme ich, wenn ich so weit fahre, wie es geht? Zum Beispiel: so weit nach Norden wie möglich?In Zeiten von Google Maps ist die Frage so einfach beantwortet wie nie. Man kommt an diesen Ort:

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Das Ende der Welt in nördlicher Richtung heißt Nordkapp, in der Landessprache mit doppeltem P, und liegt auf der Insel Magerøya in der Provinz Finnmark in Norwegen.Auch die nächste Frage ist dank Google einfach beantwortet. Vom Aachener Europaplatz aus sind es genau 3186 Kilometer bis dahin. Einfach auf die A4, am Kreuz Köln-West links abbiegen auf die A1, dann immer nach Nordwesten Richtung Bremen und Hamburg. Der kleine Fährhüpfer von Puttgarden nach Rødby über die Ostsee bleibt das einzige Mal, dass wir den festen Boden verlassen müssen. Schon sind wir in Skandinavien, der Rest ist ein Pappenstiel: Malmö – Kopenhagen – Stockholm – Uppsala. Da haben wir dann auch schon fast die Hälfte geschafft. Die restlichen 1670 Kilometer geht es einfach weiter den Bottnischen Meerbusen hoch, über den nördlichen Polarkreis, ein Stück durch Finnland, ein Stück durch Norwegen, durch einen fast sieben Kilometer langen (und furchtbar teuren) Mauttunnel auf die Nordkapinsel, et voilà. Da sind wir schon.Aber was heißt: schon? Dem ersten Gedanken folgen weitere. Denn laut Google schafft man die Fahrt durch fünf Länder und halb Europa (zum Vergleich: bis zum Capo Passero auf Sizilien sind es gerade einmal 2333 Kilometer) in nur einem Tag und 13 Stunden. Das dürfte nur zu machen sein, wenn man beim Tanken den Motor nicht abstellt und die Rentiere auf der Landstraße so zügig umkurvt wie Maria Riesch die Slalomstangen von Whistler.

Das Nordkap. Wer schon einmal da war, sagt oft: Ganz schön öde, die Fahrt. Und oben gibt es nichts zu sehen, außer einem Besucherzentrum und einer langen, langen Reihe von Wohnmobilen, fein säuberlich auf einen Sonnenuntergang ausgerichtet, der im Sommer nicht einmal stattfindet. Lohnt das die Fahrt? Die Mühe? Das Geld?

Der Weg ist das Ziel, sagt ein anderes Sprichwort. Vielleicht ist es besser, das Nordkap nicht als Höhepunkt, sondern als Anfang der eigentlichen Reise zu verstehen. Die fast 3200 endlosen Autobahn- und Landstraßenkilometer als Vorspiel. Die eigentliche Reise würde dann am Kap beginnen und nicht auf dem selben Weg zurückführen, sondern viel weiter westlich verlaufen: die norwegische Küste entlang. Atemberaubende Fjorde, steile Schluchten, Gletscher und Wasserfälle, Serpentinenstraßen, Meerblick. Vielleicht ein Abstecher auf die Lofoten? Wale beobachten? Das wäre eine Reise! Dafür könnte man sich auch gut und gerne zwei, drei Wochen Zeit lassen. Wann kann ich mir dieses Jahr eigentlich Urlaub nehmen?

Den ersten Überlegungen folgen Erinnerungen. An die Norwegenfahrt vom Juni 2008 (siehe 2008-06: Skandinavien).

Blick vom Preikestolen den Lysefjord hinauf
Blick vom Preikestolen den Lysefjord hinauf
Marc auf dem Preikestolen
Auf dem Preikestolen

Die Überlegungen verfestigen sich, werden von vagen Gedankenspielen zu konkreten Plänen. Mit dem Auto kann es jeder, wenn auch vielleicht nicht in einem Tag und 13 Stunden. Nein, es muss schon wieder mit der Freewind sein, wenn man dereinst am prasselnden Kamin die Enkelkinder beeindrucken will. Mit Zelt und Schlafsack. Durch Sonne und Regen. Den Wind spüren und mit der Nase das fremde Land erschnuppern. Schnell hin, gemütlich zurück.

Einmal ans Ende der Welt also. Der Gedanke ist gefasst. Die längste Reise hat begonnen.

Baskenblog: Abgeledert in Lyon

Donnerstag, 2. Oktober 2008. Da sich in der näheren und weiteren Umgebung des Pont du Gard keine Herberge anbietet, ich außerdem so langsam den Drang in die Heimat verspüre (am Montagmorgen muss ich schließlich wieder in der Redaktion schwitzen), entscheide ich mich für Lyon. In der Riesenstadt gibt es gleich zwei Jugendherbergen, da wird schon irgendetwas frei sein. Allerdings sind es stolze 200 Kilometer bis nach da oben. Egal – adieu, Mittelmeer. Jetzt geht es nach Norden, das Rhônetal hoch.

Viel bekomme ich von der schönen Landschaft allerdings nicht mehr zu sehen. Als ich ein paar Stunden später nach ziemlich scharfem Ritt (die Freewind dankt es mit zügellosem Verbrauch) in der Stadt ankomme, ist es längst dunkel. Die erste Jugendherberge ist geschlossen, wie mir die Mitarbeiter der zweiten erklären. Die wiederum ist bei meiner Ankunft schon voll. Man verweist mich an ein Hotel in der Rue Vaubecourt – 45 Euro soll das Zimmer kosten. Was hilft’s.

Aber wo steckt die Bleibe? Das Navi bekommt in den engen Straßen keine Verbindung. Die Rue Vaubecourt kennt auch niemand (man spricht es „Wubkurt“ aus, erklärt mir schließlich ein englisch radebrechender Einheimischer). In mittlerweile strömendem Regen quartiere ich mich ein. Während die nassen Klamotten trocknen, gucke ich etwas fern, zum zweiten Mal in diesem Jahr: Deutsches Unterschicht-TV, in dem eine Art männliche Sozial-Nanny die von Mann und Kindern permanent gedemütigte Frau und Mutter einer Problemfamilie auf unfassbare Weise, nun ja, demütigt. Oh, wär ich doch am Mittelmeer geblieben, wo es sonnig, warm und nett war und nirgendwo Super-RTL lief.

(Das mehrminütige Gruselerlebnis ist übrigens Schuld daran, dass sich mein TV-Konsum 2008 auf diese Sendung, die Übertragung der Ordensverleihung wider den tierischen Ernst im Januar sowie eine Doku über die „Lustiania“-Versenkung im Dezember beschränken werden. Was definitiv zwei Sendungen zuviel waren.)

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Freitag, 3. Oktober 2008. Am nächsten Morgen sieht die Welt schon viel freundlicher aus. Ich mache dem Portier zum Abschied noch eine kleine Szene, weil laut Zettel an meiner Zimmertür das Kämmerchen nur 35 Euro hätte kosten dürfen. Klugerweise warte ich mit der Szene bis nach dem Frühstück, dessen Bezahlung ich dankend ablehne. Dann stürze ich mich ins Stadtleben.

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Ein prima Startpunkt für eine Lyon-Erkundung ist die Basilika Notre-Dame de Fourvière auf dem Fourvière-Hügel. Ein absolut bombastisches, neo-byzantinisches Monster von 1896. Wir Aachener gucken ja etwas säuerlich, wenn eine gerade mal über hundert Jahre alte Kirche genauso zum Weltkulturerbe gehören soll wie unser tausend Jahre älterer Dom. Klickt die Bilder ruhig an – wozu hab ich mir schließlich die Mühe gemacht, sie mit den Großversionen auf Flickr (Pro-Account!) zu verknüpfen?

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„Ist uns egal, was es kostet“, haben die Stadtväter dem Architekten eingeimpft. „Nur teuer muss es aussehen. Richtig teuer.“

Wir überlassen das prestigeträchtige Glaubenssymbol sich selbst und gehen ein Stück weiter den Hügel hinunter…

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…wo andere Architekten vor etwas längerer Zeit ein doppeltes Amphitheater in den Hang gebaut haben. Eine Art römisches Multiplexkino. Für mich deutlich spannendender. Hier haben die Lyoner (die damals noch Lugdunumer hießen) vor zweitausend Jahren gesessen und Stars zugejubelt, deren Namen längst vergessen sind. Nur die Sitzreihen von damals sind noch da. Und werden heute immerhin für Open-Air-Konzerte genutzt.

Direkt daran schließt sich das Gallo-römische Museum an, das in den Berg hinein gebuddelt worden ist und einige ziemlich beeindruckende Mosaike und Statuen hat. Wer auf Römergedöns steht, ist in Lyon genau richtig. Mit dem zweifachen Cineplexx ist es übrigens nicht getan – etwas weiter liegt noch ein drittes Amphitheater. Man hatte es ja. Damals genau so wie 1896.

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Mitten durch die Stadt fließen die Rhône – hier im Bild – und wenige Meter daneben die Saône. Soviel zur berühmten französischen Inkreativität in Sachen geografischer Namensgebung (ich sage nur: Zentralmassiv. Max Goldt meinte, einst müsse wohl die DDR für die Benennung französischer Gebirge zuständig gewesen sein).

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Doch die Stadt selber ist wirklich schön. Einen Tag lang bummele ich durch die Gassen der Altstadt (ein weiteres Weltkulturerbe, man hat’s ja) und klettere zum Arbeiterviertel Croix-Rousse hoch. Rechts im Blick Sacre-Coer und Eiffelturm Basilika und Funkturm.

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Mein Versuch, das kulinarische Zentrum Frankreichs – Lyon nennt sich selbst die „Gaumenstadt“ – zu erobern, scheitert an den immensen Preisvorstellungen der hiesigen Gastronomie. Wir erinnern uns: Oktober 2008 war noch vor der Krise. Frustriert bestelle ich in einem Bistro das einzig zumindest ansatzweise frankophile Bier im Sortiment – ein belgisches Duvel. Für den frugalen 0,3-Liter-Trunk berappt man dem tumben Touri aus den sumpfigen Nordlanden 7,80 Euro, schade, dass es die Preußen 1871 nicht doch noch ein paar Kilometer weiter geschafft haben. Vielleicht hätten sie ja wie einige Jahre später in Tsingtao eine ordentliche Brauerei dagelassen. Der kurzfristige Aufenthalt der Türken vor Wien hat sich auf die europäische Frühstückskultur ja auch ganz segensreich ausgewirkt.

So wie dieser zur Abwechslung mal ganz schön fußläufige Tag mit einer kleinen Abzocke begonnen hat, geht er also auch zu Ende. Die Freewind erholt sich derweil vor der Jugendherberge, wo ich zumindest für die zweite Nacht noch ein Zimmer ergattert habe.

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Gleichheit unter Rollern – klickt das Bild an und lest die Beschriftung: Egalité! Frankreich, Frankreich.

Morgen, Samstag, geht’s weiter nach Norden. Mal sehen, wie weit ich komme.

Baskenblog: Ans Wasser! Ans Wasser!

Ach ja, das Baskenblog. Februar war’s, als ich zuletzt von meiner Motorradreise durch Frankreich und Spanien im Herbst 2008 berichtet hatte. Dann habe ich durch Umzug, Fliegerlager und Arbeitsstress nicht nur den Draht zum Motorradfahren, sondern auch gleich zum Bloggen verloren. Dabei warten noch ein paar wirklich hübsche Bildmotive darauf, gemoorbloggt zu werden. Also los, sonst bin ich schon aus Schottland zurück, bevor ich von Frankreich fertig erzählt habe.

Donnerstag, 2. Oktober 2008. Von Carcassonne geht es über Narbonne und Béziers weiter in Richtung Mittelmeerküste. Die Autobahn 61 schenke ich mir und fahre lieber gemütlich über die Landstraße.

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Was für eine herrliche Landschaft. Was für ein herrliches Wetter. In Aachen ist es bestimmt schon wieder kühl und regnerisch, so Anfang Oktober.

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Hier dagegen ist allenfalls schon Spätsommer. Gerade wird der Wein geerntet. Bizarre Erntemaschinen und Traktoren mit Hängern voller Weintrauben sind überall unterwegs. Es riecht betäubend nach Wein. Etwas anderes scheint hier im Languedoc-Roussillon auch gar nicht angebaut zu werden. Weinfelder reihen sich an Weinfelder, an jeder Ecke wird er flaschenweise verkauft und Degustation angeboten. Schade, dass ein Motorrad so wenig Kofferraum hat. Oder ist es ein Glück?

Von Béziers aus fahre ich nicht über die A9 („La Languedocienne“) durchs Hinterland, sondern mitten über die langgestreckte Sandbank „Le Toc“, die wie ein Damm den See Étang de Thau vom Meer trennt.

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Rechts von der Straße erstreckt sich ein kilometerlanger Sandstrand. Das Mittelmeer!

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Aaaah, ist das herrlich, in den Wellen zu plantschen… naja. Könnte es jedenfalls sein, wenn man Zeit hätte. Und eine Badehose. Immerhin, ich habe im Mittelmeer gestanden. So.

Jetzt aber schnell weiter, wir haben ja noch etwas vor. Das Navi verrät mir, dass das berühmte römische Aquäduct Pont du Gard nicht allzuweit weg ist. Mit meiner bekannten Schwäche für sogenanntes Römergedöns steht das Unesco-Weltkulturerbe ganz weit oben auf der Liste der Dinge, die ich im Leben noch einmal sehen möchte.

Südlich geht es an Montpellier vorbei (hier habe ich vor ein paar Jahren mal eine sehr angenehme Urlaubswoche verbracht, von der ich als Reiseandenken eine Vorliebe für Kaffee mit heißer Milch mitbrachte), dann hinter Nîmes links abgebogen. Da sind wir.

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Man parkt am Besucherzentrum, bummelt ein paar hundert Meter einen Weg hinunter und steht dann am Fuß eines der beeindruckendsten Bauwerke – tja, wohl des ganzen Planeten.

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Ahem. Ich bitte um Aufmerksamkeit. Also: Die 49 Meter hohe, 275 Meter lange und am Fuß 6 Meter breite Aquäduktbrücke aus dem 1. Jahrhundert nach Christus überquert das Tal des Flusses Gardon. Sie war Teil einer rund 50 Kilometer langen Wasserleitung, die die römische Stadt Nîmes mit 20.000 Kubikmetern Wasser pro Tag versorgte. Bis heute weiß niemand, wie die Römer die Leitung durch das schwierige Gelände mit zahlreichen Bergdurchführungen exakt mit einem Gefälle von durchschnittlich 24 Zentimetern pro Kilometer anlegen konnten. Rund 800 Jahre lang war die Wasserleitung in Betrieb, bevor sie im 9. Jahrhundert verfiel. Der Pont du Gard diente aber weiter Straßenbrücke, bis er im 18. Jahrhundert erstmals restauriert wurde. Seit 1985 steht er auf der Liste des Welterbes.

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Da können wir nur staunen und ein paar hübsche Erinnerungsfotos schießen.

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Zweitausend Jahre alter Muschelkalk. Was bleibt wohl in zweitausend Jahren von unserer Zivilisation? (Als Aachener hofft man, dass es vielleicht nicht ausgerechnet das Uniklinikum ist.)

Ornbau 2009

Ach, Ornbau. Auch wenn ich im zweiten Jahr nicht mehr ganz so restlos erschlagen war von der schieren Wucht des Erlebten wie 2008, ein Erlebnis war es auch dieses Mal.

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Merken muss ich mir allerdings für 2010, dass man besser um 16 Uhr ankommen, als von zu Hause abfahren sollte.

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Sonst ist nämlich schon alles voll auf der Wiese…

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…auf der der Moorbraune dann aber doch noch sein Plätzchen fand. Sogar das Mammutzelt vom Sebastian – im Hintergrund zu sehen – ließ sich noch zwischen einem Wohnwagen und einer runtergerockten Pagode (O-Ton Kaype) unterbringen. Wenn auch zwischen dem Eingang des Leinwand-Eigenheims und der Seitenwand des Caravans nur etwa acht Zentimeter Platz waren.

Nach der Ankunft tat ich das, was ich letztes Jahr schon tat: Zur nächsten Waschanlage fahren und anschließend einige etwas ausgeblichene Lackpartien des Coupés mit é zu schokoladigem Strahlen polieren. Irgendwie kommt Ornabu jedes Jahr so plötzlich, dass dazu vorher keine Zeit mehr ist.

Jetzt aber auf, zu einem Rundgang!

Ornbau 2009 stand unter dem Zeichen des fünfzigjährigen Geburtstags der Heckflosse. Das Exemplar am Ortseingang sah allerdings so aus, als wäre es direkt aus dem Jahr 1959 nach heute und dann wieder zurückgefahren.

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Eine Leiche aus Portugal – in jeder Hinsicht.

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Den Portugiesen sagt man ja einen gewissen Hang zur Melancholie nach. Wäre ich ein Autorestaurateur von der Westkante der iberischen Halbinsel, wäre Trübsinn noch die mildeste meiner Auto-Emotionen.

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Nehmen und direktemang ab ins Museum damit. Meine Meinung. Gut, dass es nicht geregnet hat.

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Nein, da reckten sich doch weitaus schönere Flossen in den fränkischen Himmel.

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Diese hier hatte es mir mit ihrem betörenden Rotton angetan.

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Wobei auch ein sattes Grün entzücken kann. Agave nennt sich das hier wohl. Auf dem besten Weg, in Sachen Exclusivität in moorbraune Sphären vorzustoßen (und um die Frage gleich zu beantworten: Nein, ein zweiter Benz in Farbcode 479 war auch dieses Jahr nicht am Start).

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Ansonsten habe ich es mir geschenkt, wieder jedes halbwegs hübsche Fahrzeug abzulichten – zumal mir geschätzte 90 Prozent der Wagen eh noch vom letzten Jahr her bekannt vorkamen. Einige besonders ausgefallene Exemplare sollten allerdings nicht unabgelichtet bleiben.

7823_190-Cabrio

So wie dieses formal nicht ungelungene (sind doppelte Verneinungen nicht einfach unnegativ?) 190er-Cabrio. Gut, die mysteriösen Lackblasen unter den Türsicken darf man sich lieber nicht genauer angucken…

7846_220Diesel

Einen Blick wert waren dagegen die vielen Schilder und Embleme an den Exponaten, wie dieses seltene 220_Diesel-Schild, das angeblich in Großbritannien üblich war.

7841_Schrottpraemie

Stilvoller Aufkleber zur Abwrackprämie im Achtziger-Jahre-Look.

7847_Hoeraufmutti

Hätte ich nur auf Mutti gehört, damals. Was sie gesagt hat? Keine Ahnung, hab ja nicht zugehört.

7821_Energiesparer

W126 mit übertriebenem Hang zur Bescheidenheit. Immerhin: 190E, nicht 190 Vergaser.

7848_Kofferliegen

Auf der Wiese machen sich mittlerweile immer mehr Plastikbenze der Generationen W124 und W201 breit. Was die immer selbe Diskussion anfeuert, was denn nun der letzte wirklich echte Mercedes war. Die mehrheitsfähige Lösung verschiebt sich vermutlich jedes Jahr ein Stück weit nach hinten auf der Zeitachse. Die Frage, in welchem Modell man bequemer liegt, dürfte dagegen etwas einfacher zu klären sein.

7834_Leichenhimmel

Eins ist mal sicher: Als Leiche würde man lieber hier aufgebahrt liegen, als im portugiesischen Todesmobil oben. Außerdem können sich hier die Trauergäste während der Fahrt gut an den Griffstangen festhalten.

7849_Tuerleiche1

Was fällt uns an diesem Verblichenenveteran auf? Linke Seite…

7850_Tuerleiche2

…rechte Seite? Eigentlich nichts – haben nicht die meisten Autos vier Türen?

7835_Hand

Eine weitere Variation zum Thema Tür und Tod.

7851_20Prozent

Aber dass Mercedesfahrer Humor haben, müssen sie natürlich an allen Ecken und Enden beweisen. Man lese den aufgeklebten kleinen Zusatz (die Bilder lassen sich übrigens großklicken).

7815_Einkaufstrio

Überhaupt, der Flohmarkt. Was gab es nicht alles wieder zu Bestaunen und zu Ergattern.

7781_Klorollen

Ich gebe zu: Die schönsten Klorollenhäkelmützchen der Welt haben mich eine Sekunde lang gereizt. Waren nur die falschen Autochen drauf.

Ich hatte dann freilich mein ganz persönliches Schnäppchenjägererlebnis. Und davon will ich nun berichten.

Denn es begab sich zu Ornbau Anno Domini MMVIII (das war letztes Jahr, für die, die es mit römischen Zahlen nicht so haben), dass ich stand am Stand eines Teppichhändlers Teilehökers und ein Teil einen Teppich in der Hand hielt. Es war eine paßgenaue Fahrerfußraummatte für den W123, cremebeige, Zweitserienschlinge, mit originaler Passformunterschäumung. Hundert Gülden-Silberlinge verlangte der Händler dafür. Mit mir hadernd, wog ich das originalverpackte Stück synthetischen Bodenbelags in meinen Händen: Hatte ich nicht gerade erst ein vielfaches der geforderten Summe für Gummidichtungen und andere Kleinodien ausgegeben? Nein!, sprach ich schließlich zu mir selbst. Einmal muss es gut sein mit dem Geldverprassen! Schweren Herzens legte ich das verhüllte Utensil zurück an seinen Platz und warf dem Händler ein hastiges Lebewohl hin.

Doch kaum war ein Stündelein vergangen, da reute mich mein vorschnelles Tun. Du Tor!, schalt ich mich: Würde ich je im Leben wieder an einen originalverpackten Fahrerfußraumteppich für den W123, cremebeige, Zweitserienschlinge kommen? Flugs raffte ich meine Gewänder und eilte zurück zum Tisch des Händlers, doch siehe! Längst hatte er seine Zelte abgebrochen und war von hinnen gezogen. Betrübt ließ ich den Kopf hängen: Solch eine Gelegenheit, dessen war ich gewiss, würde nie wieder kommen.

Doch was tat das Schicksal? Es verschaffte mir ein Deschawüh. Denn als ich am Samstag, ein Jahr darauf, auf dem Flohmarkt am Ortseingang um eine Straßenecke bog, stand ein Teilemensch an derselben Stelle, an der im vergangenen Jahr der Teppichmann stund. Und auf dem Boden lag ein originalverpackter Fahrerfußraumteppich für den W123, immer noch cremebeige, immer noch in Zweitsellerieschlinge.

7808_Teppich

Ich hab sogar noch zehn Euro Rabatt rausgeschunden. Jetzt aber schnell den dunkelbraunen Fußabstreifer draufgelegt, damit man nichts mehr von der beige Beauty sieht!

7874_Laster

Ornbau ist schon ein Phänomen. Die lockere Stimmung, das bunte Programm, die vielen lustigen Einfälle und Ideen – an der auf die Seite gelegten Flosse im Unterbodenworkshop war sogar der Stern auf der Kühlermaske abgekippt – sind einfach wunderbar. Auch wenn man nicht mehr ganz so erschlagen ist wie beim ersten Mal.

Zum Schluss noch ein Blick auf einen anderen Oldie, der einsam am Rande der „freien Wiese“ stand.

7843_Saabhaenger

…und erst der Aufkleber vom Schweden-TÜV im Fenster!

7845_Saabschild

Auch in Skandinavien haben sie eigenwillige Autos gebaut. Damals, als Volvo noch nicht zu Ford und Saab noch nicht zu General Motors gehörte.

Was für eigenwillige Mercedesse man dagegen in England zurechtgeschweißt hat, davon erzähle ich im nächsten Beitrag. Kann allerdings ein, zwei Tage dauern, denn der Verfasser dieser Zeilen hat derzeit kein funktionierendes DSL daheim.

Transportaufgaben (Feurs 2009)

Es ware eine harte Zeit, das dreiwöchige Segelfliegerlager in Südfrankreich. Und das nicht nur für mich. Golfi, das vor der Schrottpresse gerettete Hunderteuro-Sparwunder, musste richtig arbeiten für sein Geld. Von dem ich spätestens jetzt weiß, dass es wirklich, wirklich gut angelegt war.

7718_Golf+LS7

Wer hätte gedacht, dass mein armes kleines Winterautochen im zarten Alter von 14 Jahren und mit rund 300.000 Kilometern auf der Uhr noch einmal in den Genuss kommen würde, ein 110.000 Euro teures Segelflugzeug zu schleppen?

7720_DZM-Ardennen

Dabei hat das 1,4-Liter-Nähmaschinenmotörchen die Aufgabe mit Bravour gelöst. Beeindruckend, wie sich die 60 PS in so manch steile Steigung der Ardennen verbissen haben. Auch wenn die Nadel der Motortemperaturanzeige umgekehrt proportional zur fallenden Tachonadel in ungeahnte Höhen stieg.

1300_Blinkertest

In Feurs angekommen, bewies der wendige Wolfsburger umgehend seine Vielseitigkeit. Ob bei einer Reparatur der defekten Blinkeranlage des Hängers für die ASW 28…

1481_Wellnessoase

…dem Transport unzähliger Klappstühle, Flugzeugbatterien, Jacken, Schuhen, Transportkullern, Mineralwasser-Sixpacks und Freßkörben mit Pilotennahrung (was ihm den Spitznamen „fahrende Wellnessoase“ einbrachte)…

1480_Starthilfe

…bei Starthilfe für eingeborene Oberklassemobile…

1461_DG-Haenger

…dem Vollbringen geradezu herkulischer Zugleistungen…

1376_Betriebssocke

…Golfi war immer und überall dienstbereit, wo geflogen wurde, brachte fliegendes und kochendes Personal an seine Bestimmungsorte, holperte geduldig über sämtliche Bodenwellen, die Frankreichs Feldwege und Flugplätze zu bieten hatten, erledigte Einkäufe und schluckte überschwappendes Flugmotorenöl aus leckenden Kanistern. Selbst als Sockentrockner fungierte er.

1437_Marc-ASW

Sein Herrchen quetschte sich derweil fröhlich in fremde Einspurfahrzeuge…

1412_im-Schlepp

…musste Schlepphilfe in Anspruch nehmen…

1323_Into-the-Blue

…und machte den Luftraum im Loire-Tal zwischen Zentralmassiv und Lyon unsicher.

1450_Autowaesche

Golfi musste sich derweil mit dem bescheidenen Komfort mobiler Feldwaschanlagen zufrieden geben.

1455_Benzlets

Nicht, dass die anderen anwesenden Fahrzeuge sich nicht auch diversen demütigenden Transportaufgaben unterziehen mussten. Ob die Winglets das Fahrverhalten von Andrés C-Klasse verbessert haben?

Für Golfi gab’s für drei Wochen mit Anstand durchgestandener Strapazen zwei wohlverdiente Belohnungen:

7722_Wischerkappe-neu

Eine neue Heckwischerkappe für 2,48 Euro (siehe unten: Massives privates Investitionsprogramm gegen die Weltwirtschaftskrise)…

1402_Faden

…und den roten Segelflieger-Ehrenfaden am Klebeband in Weiß.

Im Ernst: Der olle Golf ist der fahrende Beweis, dass man auch mit sehr wenig Auto sehr glücklich werden kann. Ich weiß nicht, ob Autos eine Seele haben. Aber ich hatte das Gefühl, er fand den Urlaub genauso toll wie ich.

Neues aus Schweden

Socken sollen rein. Dazu die Unterwäsche natürlich, und sämtliche T-Shirts. Dafür hat meine neue Kommode drei Schubladen. Weil ich viele Socken und Shirts habe, ist es eine große, stabile Kommode. 65 Euro hat sie gekostet, was für ein Möbelstück von 80 Zentimeter Breite, fast ebensolcher Höhe und einem knappen halben Meter Tiefe nicht allzu viel ist. Die Sache hat nur einen Haken, und von dem kann meine rechte große Zeh ein Lied singen.

Denn wer die Produkte einer großen schwedischen Möbelhauskette kennt, der weiß, dass ihr Verkaufspreis daran gekoppelt ist, dass der Zusammenbau dem Kunden überlassen ist. Der darum vor dem Einrichten neuer Sockenkommoden erst einmal große Pappkartons in die eigenen vier Wände schleppen muss. Große Pappkartons, schwere Pappkartons. Auf dem, in dem meine Kommode war, steht „33 kg“, und ich will’s gerne glauben.

33 Kilo in einem glattwandigen, sehr kompakten Karton von 80 Zentimeter Kantenlänge sind nicht leicht unter den Arm zu klemmen. Nach dem Aufschließen der Haustür kam, was kommen musste – die Schwerkraft verlangte ihren Tribut.

Bonks.

Die gute Nachricht: Die Kommode fiel nicht auf die Fliesen. Die Schlechte: Sie fiel auf meinen rechten Zeh. Mit der Kante.

Ein paar Minuten lang konzentrierte ich mich nur auf’s Atmen, dann wurde das Bild vor meinen Augen wieder farbig und das Leben ging irgendwie weiter. Der Zeh nahm in den Tagen danach sehr interessante Farben an. Die Frage, ob der Zehennagel „dranbleiben“ würde, war am Samstagabend einige Zeit lang das Gesprächsthema in einer geselligen Runde (er blieb übrigens dran, zumindest bis heute).

Nun zur Pointe. Sie beweist, dass das Leben immer noch die schönsten Streiche spielt. Denn wie heißt das Möbel, das mir den Zeh zermalmte? Genau so:

Malm_1024

Aber wie meinte ein Bekannter so schön? „Sei froh, dass sie ‚Malm‘ hieß. Sie hätte auch ‚Trenn‘ heißen können.“

Feurs 2009

Jetzt also Feurs. Drei Wochen Fliegerlager im sonnigen Süden Frankreich. Neben den drei Wochen Florida 1999 zweifellos das größte fliegerische Erlebnis meines Lebens.

Betrieb in Roanne
Betrieb in Roanne

Zwar hatten beide Urlaube einiges gemeinsam – vor allem, dass sie keine waren, sondern ziemlich anstrengend. Aber auch überwiegend warmes Wetter, überwiegend frühes Aufstehen, überwiegend konsequente Präsenz am Flugplatz und danach überaus guten Schlaf.

Die Hornet hebt ab
Die Hornet hebt ab

Aber sonst war alles anders. In St. Petersburg bin ich rund 40 Stunden Cessna geflogen. In Feurs waren es am Ende nur sechseinhalb Stunden motorloses Gleiten. In Florida wurde uns drei Wochen lang von Berufsfluglehrern die Kunst beigebogen, einen Blechbomber so zu landen, dass er danach nicht seinerseits geradegegoben werden muss.

The Hornet has landed
The Hornet has landed

In Feurs verbrachten wir die meiste Zeit am Boden, wenn auch in ständiger Bewegung: Schieben, Schieben, Schieben.

Wer seinen Flieger liebt...
Wer seinen Flieger liebt…

Wahlweise gelandete Flieger zurück zum Start schubsen oder die zu Startenden in die Bahn drücken. Schieben, so lange man will, und dann noch länger.

Mehr Schubsung, bitte
Mehr Schubsung, bitte

Schieben wie Gott in Frankreich. Nur Fliegen ist schöner.

Mächtig: Die Winde in Roanne
Mächtig: Die Winde in Roanne

In Florida waren wir zu sechst und logierten komfortabel im Bungalow-Appartment.

Das Zeltlager
Das Zeltlager

In Feurs hausten wir mit zwischen 20 und 30 Leuten in einer ungeheizten Halle und Zelten.

Gammelei am Start
Gammelei am Start

Gemeinsam war beiden Events ein arg hoher Männeranteil. Naja, was soll’s – alles andere lenkt nur ab.

Socken trocknen im laufenden Betrieb
Socken trocknen im laufenden Betrieb

Florida endete mit der bestandenen PPL-Prüfung. Aus Frankreich habe ich gerade mal die A-Prüfung des Segelflugscheins heimgebracht, die erste von dreien.

Feurs von oben
Feurs von oben

Aber was mehr Spaß gemacht hat? Vielleicht war es Feurs. Zu erleben, wie aus völlig unterschiedlichen Charakteren eine Gruppe zusammenwächst, wie sich ein chaotischer Haufen Fußgänger zu einer funktionierenden Ground Crew formt, wie zwei Dutzend Studenten und Ex-Studenten ihr Zusammenleben auf engstem Raum selbst organisieren, ohne dass sich am Ende eine Armee von Kakerlaken über die Leichen hermacht – das war großartig.

Schneeberg in Sicht
Schneeberg in Sicht

Und obwohl ich als Nicht-RWTH-Student, vom Alter und vom beruflichen Hintergrund her eher ein Exot war, habe ich mich in der Truppe nicht eine Minute lang als Fremdkörper gefühlt.

Im Schlepp
Im Schlepp

Und natürlich: das Segelfliegen selbst. Es ist anders als Motorfliegen, ganz anders. Beides ist so verschieden wie Motorradfahren vom Busfahren. Der Motorflieger bringt die Kiste auf Kurs, der Segelflieger kurvt und kreist, spürt der Thermik nach, steigt und sinkt und hält ständig nach Aufstiegsmöglichkeiten Ausschau. Das ist, wenn man so will, Fliegen pur.

Die DG 1000
Die DG 1000

Ach ja, die Flugzeuge selbst. Nach 17 Starts auf der DG 1000 durfte ich zum ersten Mal in die Luft mit leerem hinteren Sitz. Das sind die Kleinigkeiten, in denen sich eine Akaflieg von einem herkömmlichen Verein unterscheidet. Ob ich beim Aeroclub 08/15 Dingsdorf auch schon nach so kurzer Zeit so ein High-Tech-Teil solo hätte pilotieren dürfen?

6 G
6 G

(Die sechs G auf der Anzeige stammen allerdings nicht von mir. Kurbel hat mich freundlicherweise mal mit auf einen Kunstflug genommen. Es war die Mutter aller Achterbahnerlebnisse.)

Kaum halbwegs beherrscht, hieß es dann sogar schon wieder Abschied nehmen vom Zweisitzer. Um den Schulbetrieb nicht zu blockieren, wurden die Soloflieger flugs auf die ASW 28 bugsiert.

Die ASW 28
Die ASW 28

Ist sie nicht todschick? Brandneu und mit 110.000 Euro nur ein wenig teurer als ein vernünftiger Motorflieger. Aber was für Linien…

Im Cockpit
Im Cockpit

…und ich durfte damit in den Himmel. Die ersten selbst in der Thermik erkurbelten 100 Meter Höhengewinn vergisst man nie.

Dann waren da noch diese Momente abseits des Flugbetriebs.

Lämmchen

Spinnweben

Morgennebel
Morgennebel

„Glück ist… im allerersten Morgenlicht durch neblige französische Wiesen zu fahren, das Auto voll warmer, duftender Baguettes“, schrieb ich dazu bei Twitter.

Sonnenaufgang

Nebelberg

Regenbogen

Landnebel

So wie 1999 der Tagestrip ins Disneyland, gönnten wir uns bei schlechtem Wetter einen Abstecher ins rund 50 Kilometer – eine Stunde kurvenreiche Landstraße – entfernte Lyon.

Panoramablick auf Lyon
Panoramablick auf Lyon
Die Basilika
Die Basilika
Römisches Amphitheater
Römisches Amphitheater
In der Innenstadt. Oben die Basilika.
In der Innenstadt. Oben die Basilika.
Der Aéroport Lyon Saint Exupéry
Der Aéroport Lyon Saint Exupéry

Für mich brachte das Fliegerlager im übrigen die Erkenntnis, dass die Franzosen so gut wie alles schöner hinkriegen als wir Deutschen. Das da oben ist der TGV-Bahnhof des Flughafens von Lyon. War jemand schon mal am Flughafen Köln-Bonn?

Auch die nähere Umgebung hatte einiges zu bieten. Interessante Ortsnamen…

La Petite Motte
Die kleine Motte…
La Grande Motte
…und ihre größere Schwester

…und natürlich Feurs, das regionale Oberzentrum der historischen Provinz Foret, Teil des Arrondissements Montbrison, Hauptort des Kantons Feurs im Département Loire in der Region Rhône-Alpes etcetera, etcetera, etcetera… am meisten hat mich an dem 7500-Einwohner-Nest die grandiose Frischfisch-Abteilung im lokalen Carrefour-Supermarkt beeindruckt.

Die Pfarrkirche Notre Dame in Feurs
Die Pfarrkirche Notre Dame in Feurs

Eine schön kleine Kirche gibt es dort aber auch.

In der Kirche
In der Kirche

Mit hübschem Fenster.

Römische Wasserleitung
Römische Wasserleitung

In der Nähe sind Reste einer römischen Wasserleitung samt Aquaeduct (im Hintergrund) zu bewundern.

Drei Wochen Fliegerlager waren ein faszinierendes Erlebnis. Man ist danach nicht mehr derselbe. Und das nicht nur wegen des Barts, den ich mir in dieser Zeit habe wachsen lassen. Man vollbringt in so einer Situation Dinge, die man vorher nie für möglich gehalten hat. Ich habe mit Simon Kartoffelsuppe für 30 Personen gekocht. Und sie war genießbar. Mein Gott, einmal habe ich zwei Stunden lang Geschirr gespült. Einfach, weil’s da rumstand und erledigt werden musste. Wenn meine Mutter das liest, wird sie weinen.

Stachliges Gewächs möge die nötige Sensibilität bringen
Stachliges Gewächs möge die nötige Sensibilität bringen

Zum Weinen ist natürlich auch die traditionelle Taufe der Soloflieger. Gratuliert wird mit einem stachligen Strauß hautunverträglicher Gewächse. Abends darf dann die ganze Truppe dem Delinquenten den Hintern versohlen, auf dass sein Sitzfleisch die nötige Thermikfeinfühligkeit entwickele. Naja, ich hab’s überlebt.

Ins Blaue geflogen

Zum Schluss noch ein paar Impressionen aus der Luft.

Straßenkurve

Schneebergkurve

Die Welt ist sehr schön, wenn man sie aus 800 Meter Entfernung von oben betrachtet, aus einem Winkel von 45 Grad. Auch wenn am Horizont nicht die schneebedeckten Gipfel des Zentralmassivs leuchten. Kann ich sehr empfehlen. Als Dauerperspektive gut geeignet. Ich arbeite dran.