Links des Tages

1. Endlich mal ein qualifizierter Text über die desaströse Horrorkatastrophenlandung des Entsetzens (von der die meisten Passagiere demnach gar nichts mitbekommen haben). Schade, dass er „nur“ in der FAZ steht – bei den Bild-lesenden Massen werden wohl leider ausschließlich die etwas dickeren Schlagzeilen hängenbleiben.

2. Hier ein hübscher Bericht auf Einestages.de über einen Dachbodenfund: Alben, Fotos und Dokumente des Soldaten und späteren Fliegers Werner Dittmann aus dem Ersten Weltkrieg. Vor allem die Bildergalerie mit zahlreichen guten Fliegerfotos ist interessant: Man beachte zum Beispiel den merkwürdigen Anderthalbdecker-Prototypen auf Bild 18. Auch die beiden Spiegel-Videos am Anfang und Ende sind sehenswert.

3. Daraus folgend: www.flieger-album.de, auf der der Enkel das Material aufbereitet hat.
Nachtrag: Diese Seite ist mittlerweile („aus persönlichen Gründen“) offline.

Neues aus Norwegen

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Sie nennen ihn Brunost. Das ist Norwegisch und heißt „brauner Käse“. Was kein Zufall ist, denn Brunost kommt aus Norwegen und ist – Sie ahnen es – brauner Käse. Das ist aber auch schon alles, was so ist wie erwartet an diesem karamellfarbenen Quader, der da so harmlos auf seinem Teller wartet.

Vorweg muss ich erklären, wie ich an das gute Stück der Marke „Gudbrandsdalsost“ komme. Außerhalb der Staatsgrenzen ist das appetitlich gefärbte Molkereierzeugnis nämlich praktisch unbekannt. Was ebenfalls kein Zufall ist, aber zum Geschmack komme ich noch. Eine ins Land der Fjorde ausgewanderte Freundin hat ihn mir geschickt.

Brunost, so lese ich auf der englischsprachigen Webseite der Zeitung Aftenposten, wird von den Norwegern mit einer an Religiosität anmutenden Inbrunst („Inbrunost“?) verehrt. Kleinen Kindern schmiert man ihn gleich nach der Muttermilch aufs Butterbrot. Kein Norweger reist ins Ausland, ohne einen Kilovorrat (geschätzt: etwa eine Zigarettenschachtelgröße) an Brunost im Gepäck zu haben. Er entsteht, indem der Milchzucker im Lauf der Herstellung durch Aufkochen karamellisiert. Wie mir die Wahlnorwegerin berichtet, ähnelt das Ergebnis in seiner Konsistenz am ehesten Plastiksprengstoff. Was beim Einchecken am Flughafen zu Erklärungsnot führen kann.

Genug der Vorrede. Kommen wir zu dem, was den Brunost auszeichnet: Sein – man muss es wohl so nennen – Geschmack. Greifen wir also zum Ostehovel, dem traditionellen norwegischen Käsehobel, und trennen wir eine hauchfeine Scheibe vom Block ab. Sieht sie nicht lecker aus?

Nun ist äußerste Vorsicht geboten. Auf der Zunge entwickelt sich erst ein zartes Aroma nach Karamell, das den Augenschein zu bestätigen scheint. Doch nach der ersten Kaubewegung wird dem Essenden klar, dass hier etwas ganz und gar nicht so läuft, wie es sollte. Geschmacksrichtungen prallen aufeinander, die nach dem Willen der Natur auf ewig getrennt bleiben sollten. Wie kommen ein Bissen Ziegenkäse und ein Stück Lakritz gleichzeitig in meinen Mund? Über all dem hängt der Karamellgeschmack. Und lacht sich kaputt.

Man kriegt den Brunost schließlich hinunter. So ähnlich, wie die Natur mit einem Vakuum umgeht – indem sie tut, als existiere es gar nicht. Uff.

Nun liegt er da, auf seinem Teller, der Brunost. Er wird wohl noch ein Weilchen weiter liegen. Materie siegt über Mensch.

Mir egal, soll er liegen und leben. Aber eins weiß ich: Ob Norwegen jemals in die EU kommt, das müssen sich beide Seiten gut überlegen.

Derweil bin ich meiner Fjordfreundin heimlich dankbar, dass sie mir nicht noch die andere norwegische Nationalspeise geschickt hat: Lutefisk. Trockenfisch, für längere Zeit in Ätznatronlauge eingelegt, zu Gelee zerronnen und angeblich von der Genfer Konvention geächtet. Der Gestank soll wochenlang nicht aus dem Haus zu kriegen sein (schreibt auch die taz).

Es könnte eben auch alles viel schlimmer sein. Mag jemand einen echten norwegischen Käse probieren?

Erinnerungen

Gerade bei den Bookmarks aufgeräumt. Dabei auf eine alte Ebay-Auktion gestoßen. Warum hatte ich die denn gespeichert? Ach ja. Erinnert sich noch jemand an den SCHEISS-ALFA?

Nochmal alle Kommentare gelesen (eine suuuper artikelbeschreibung! :o) mit dir würd ich ja gerne was trinken gehen! mfg, xxxx), nochmal über die Antworten gegrinst (mini2410: Kauf den SCHEISS-ALFA und ich bezahl den O-Saft!). Sogar www.scheiss-alfa.de gibt’s noch. Und den Ausschnitt aus der Stern.TV-Sendung kann man sich auch noch angucken.

Der Link bleibt erstmal in der Sammlung.

Neues vom Fax

Manchmal macht Google fassungslos. Dass die oberste aller Suchmaschinen besonders häufig in Blogs sucht, ist bekannt – Blogs werden nun einmal öfter aktualisiert als statische Webseiten. Doch wie häufig Blogs inzwischen abgescannt werden, zeigte sich vor ein paar Minuten. Als jemand die Faxen dicke hatte.

Der Jemand war mein Kollege Tom Thelen, dessen Bockblog längst nicht nur im Haus eine feste Fangemeinde hat. Vor gut einer Stunde hat er in seinem jüngsten Beitrag „Ich behaupte, dass…!“ dem FC Köln mal wieder einige ernsthafte Mahnungen ins Stammbuch geschrieben. Weil er die Fatzen dicke hatte, wie er schrieb.

Beim Lesen stutzen die Kollegen. Fatzen? Faxen? Geht beides? Also einfach mal schnell „Fatzen dicke“ in Google geworfen. Und dann einfach nur gestaunt:

Google-Fatzen-Pfeil_800

Toms Tippfehler – denn nichts anderes war es – stand, gerade eine halbe Stunde nachdem er passiert war, schon auf Platz 2 bei Google. Wer jetzt mit den Schultern zuckt, ist einfach zu jung, um sich an die quälenden Anfänge der Suchmaschinen-Ära vor mehr als zehn Jahren zu erinnern. Als es nur Altavista und Yahoo gab und die Adresse einer geheimnisvollen Uni-Seite namens MetaGer unter der Hand weitergereicht wurde.

Wenn Googles Zeitangabe „vor 34 Minuten gefunden“ unter dem Eintrag halbwegs korrekt war, wurde der Bockblog-Text praktisch in der selben Minute (etwa 13.20 Uhr) von der Suchmaschine gelistet, in der er freigeschaltet wurde. Ich weiß nicht, ob jeder Leser hier das kleine technische Wunder ebenso erstaunlich findet wie ich – Bockblog-Fangemeinde hin oder her, wir reden hier schließlich vom kleinen AZ/AN-Blog und nicht von Spiegel Online oder dergleichen.

Whow. Von jetzt an muss man beim Bloggen also noch vorsichtiger sein, was man schreibt. Wer hätte gedacht, dass das Uralt-Medium Fax nochmal solche Erkenntnisse bringt.

PS: Dicke „Fatzen“ sind übrigens als Formulierung im Web ziemlich weit verbreitet. Wahrscheinlich, weil im Deutschen ein „tz“ einfach gängiger klingt als ein „x“. Auch das verrät Google. Und, dass es eine Fatzer-Sprache gibt, entstanden im 19. Jahrhundert, verbreitet durch böhmische Wanderarbeiter, und verwandt mit der Gaunersprache Rotwelsch. Jetzt ist aber genug gegoogelt, bevor der geneigte Leser noch die Fa-… äh, die Nase voll hat.

[PPS: Nachtrag um 16 Uhr – war ja klar, oder?]

Angekommen

Ich staune. Die Hamburger Crosswind Landing samt Touch ’n‘ Go (hehe) hat es auf die Startseite von CNN geschafft. Die wiederum verweist hierhin:

A320-Landung bei CNN

Screenshot: CNN

Und bevor ich den Screenshot gemacht hab, war sie auf der Rangliste der meistgeklickten Videos sogar auf Platz 1. In der Redaktion lief das Video auch den ganzen Tag im Fernsehen.

Am nettesten finde ich den nordischen Akzent der Planespotter.

Neues vom Licht

Früher war alles anders. Manche sagen: besser. Auf alle Fälle: einfacher. Wenn früher zum Beispiel die Steuern gar zu drückend wurden, schnappte man sich ein paar Fackeln, rottete sich mit den anderen Dorfbewohnern zusammen und steckte die Burg des Grafen in Brand. Und heute?

Wollen wir doch mal sehen. Das mit den hohen Steuern funktioniert auch heute noch, zeigt mir ein Blick auf meine jüngste Gehaltsabrechnung. Das ist nicht mehr der gute alte „Zehnte“, den uns die Büttel der Obrigkeit da abpressen. Das ist eher der „Zweite“. Sowas hätten sie mal im Mittelalter versuchen sollen.

Wäre es da nicht mal an der Zeit, noch weitere alte Volksbräuche wieder zum Leben zu erwecken? Man reiche mir etwas zum Brandschatzen… dieses Teelicht dürfte genügen. Doch was flattert da für ein Zettel zu Boden?

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Es ist eine Packungsbeilage. Für Kerzen. Ja, Sie lesen richtig. Eine Gebrauchsanleitung. So etwas gibt es wirklich. Weil Kerzen ja nicht ganz unproblematisch in der Handhabung sind. Hier der Text:

Kerzen nicht unbeaufsichtigt brennen lassen.

Kerzen außerhalb der Reichweite von Kindern und Haustieren brennen lassen.

Die Kerze nicht auf oder in der Nähe von leicht entflammbaren Gegenständen brennen lassen.

Zugluft vermeiden.

Kerzen senkrecht aufstellen.

Wenn Kerze rußt Docht etwas kürzen.

Das geschmolzene Wachs frei von Streichhölzern und anderen Verunreinigungen halten, um das Entflammen Zu vermeiden,

Eine brennende Kerze nicht bewegen.

Immer die Flamme ersticken. Nicht ausblasen. Nie eine Flüssigkeit zum Löschen verwenden.

Ein geeignetes Glas oder Behälter verwenden.

Die Krönung folgt zum Schluss, wie es sich für eine Krönung gehört:

Achtung!
Artikel wird heiß, bitte nicht berühren.

Oh je, das konnte keiner ahnen.

Da ist es wieder, dieses Rührei-Gefühl. Diese dumpfe Ahnung, dass wir alle auf dem Holzweg sind. Dass diese Gesellschaft zum Untergang verurteilt ist wie weiland der verirrte Fußgänger in den Sümpfen des Hohen Venn.

Es wird also nichts mit dem Brandschatzen. Es sei denn, wir zünden erstmal den Kerzenfabrikanten an. Oder zumindest seine Rechtsabteilung. Aber wie kommen wir dahin? Weiß jemand, wie man sich Schuhe anzieht? Hallo?

Touché

Natürlich möchte man da weder am Steuerknüppel gesessen haben noch als Pax in der Kabine. Und trotzdem finde ich es irgendwie… hmja, beruhigend, dass selbst Profis sowas passiert wie die Sache heute mit dem Lufthansa-A320 in Hamburg. Und dass nicht gleich eine Katastrophe draus werden muss. „Das ist extrem, so etwas habe ich auf einem deutschen Flughafen noch nicht gesehen“, zitiert Spiegel Online den Sprecher der DFS. Auch das finde ich beruhigend.

Bilder hier
, Text hier, Video da. Also, DAS nenne ich mal Crosswind Landing. Was kostet eigentlich ein Winglet?