Studentenleben

Am vergangenen Donnerstag hatte ich mal ganz unverbindlich bei der Flugwissenschaftlichen Vereinigung der RWTH (FVA) vorbeigeschaut, einer Akademischen Fliegergruppe (Akaflieg) mit besonders langer Geschichte – Gründungsjahr 1920. Gestern wurde es ernst. So stand ich an einem Sonntagabend um 19 Uhr mit Arbeitsklamotten in der Werkstatt im Gewerbegebiet Würselen, um mich und meine beiden linken Hände anzubieten.

Es stimmt schon: Wer ins Cockpit will, muss vorher eine elende Schleiferei mitmachen.

FVA-Schuhe

Geschlagene fünf Stunden lang habe ich Kratzer aus einer DG-1000-Tragfläche herausgeschliffen. Erst mit grobem 600er Schleifpapier, dann mit 1000er, dazwischen immer wieder mit Nitro verdünnte rote Farbe zum Kenntlichmachen der Riefen draufgeschmiert und wieder abgeschliffen. Als ich dann mit der dritten Schicht (1200er Papier) halb fertig war, sagte man mir, dieser letzte Arbeitsgang werde als einziger nicht diagonal kreuzweise geschliffen, sondern ausschließlich längs zum Flügel. Also nochmal rote Farbe drauf und wieder von vorn… da hatte ich dann erstmal genug.

Beigetreten bin ich trotzdem. Ein Verein, der nicht gleich -zig hundert Euro Aufnahmegebühr plus Jahresbeitrag von mir haben möchte, ist schon mal ein sympathischer Verein.

Außerdem waren die Leute lustig und die Musik in der Werkstatt (Gloria Gaynor) durchaus erträglich.

Fliegerlatein

saint-exuperyDas Leben schreibt immer noch die seltsamsten Geschichten. Das Rätsel um den mysteriösen Tod von Antoine de Saint-Exupéry ist offenbar gelöst. Der Autor („Der kleine Prinz“, „Nachtflug“, „Flug nach Arras“) war am 31. Juli 1944 in seiner Lockheed P-38 Lightning überm Mittelmeer verschwunden. Erst im Jahre 2000 wurden Wrackteile seiner Maschine gefunden, 2004 konnten sie eindeutig identifiziert werden.

Die jahrzehntelang offene Frage, ob es ein Unfall, Selbstmord oder ein Abschuss war, scheint nun geklärt zu sein. Horst Rippert, im Krieg als deutscher Jagdflieger aktiv und später als Journalist für das ZDF tätig, outete sich jetzt als verantwortlich für den Tod des berühmten Schriftstellers. „Wenn ich gewusst hätte, dass das Saint-Exupéry war, hätte ich niemals geschossen, niemals“, sagte der 85-Jährige. „Saint-Ex“ sei einer seiner Lieblingsautoren gewesen. Rippert ist Bruder der kürzlich verstorbenen Sängers Ivan Rebroff alias Hans Rolf Rippert. Sein Geheimnis hat er jahrzehntelang mit sich herumgetragen.

Nachtrag (21.3.08): Auf FAZ.net gibt es ein Interview mit Horst Rippert.

Schwellenangst

Wird mal Zeit, dass ich von der Schwellerschweißaktion im Februar berichte. Also, das war so…

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Es fing schon mal gut an. Die lieben Eltern besucht, das Colorglas für die Seitenscheiben eingepackt und auf dem Rückweg Station bei Siggi gemacht. Unmittelbar vor Neuenkirchen/Vörden dann dieses Schild, also Steuer rumgerissen und gerade noch rechts raus gekonnt. Es folgte eine halbe Stunde mit Höchstgeschwindigkeit über üble Feldwege – sowas kann man auch nur mit Navi machen. Immerhin, ich lag am Ende ganz gut in der Zeit.

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Bei Siggi ging es dann gleich gut weiter. Der TÜVie hatte ja bemängelt: „Schweller durch Korrosion geschwächt“. Nun ja: Wie man nach den ersten Aufräumarbeiten hier sieht, war das noch untertrieben. Das Foto zeigt die das vordere Ende auf der Beifahrerseite, fast senkrecht hochfotografiert. Mit den Schwellern des Golf III hat es nämlich folgende Bewandtnis: Die haben auf der Unterseite so einen eigenartigen Längssteg,…

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…hier besonders gut erkennbar, der eigentlich keinerlei Funktion zu haben scheint als bei unsachgemäßem Aufbocken plattgedrückt zu werden. (Auf diesen Bildern ist er bereits wieder aufgerichtet worden.) Woraufhin natürlich der Unterbodenschutz aufplatzt, Feuchtigkeit sich einnistet und die Schweller am Ende zur Wagenentlüftung beitragen.

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Da hilft nur: blankes Blech. Es wird geschnitten, gebogen und mit Zangen angepasst.

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Einmal rechts…

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…und einmal links. So wird der Steg wieder halbweg stabil. Drauf aufbocken wird man den Wagen aber auch in Zukunft nicht können…

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Die Nähte werden anschließend schön glattgeflext, zwecks Optik. Dann wird durch einen herausgeprokelten Gummistopfen an der Schwellerunterseite die Spritzdüse für das Hohlraumwachs eingefädelt. Und – pffffffschhhhht – das neue Blech von innen versiegelt.

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Zum Schluss werden die Schweller noch mit weißem Steinschlagspray übergetüncht.

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Auch der angerostete Gumminupfel unter der Rückbank kriegt bei dieser Gelegenheit eine Ladung verpasst.

Fertig. Fast wie neu. Und wieder ein Stückchen Wartungsstau beseitigt…

Links des Tages

1. Endlich mal ein qualifizierter Text über die desaströse Horrorkatastrophenlandung des Entsetzens (von der die meisten Passagiere demnach gar nichts mitbekommen haben). Schade, dass er „nur“ in der FAZ steht – bei den Bild-lesenden Massen werden wohl leider ausschließlich die etwas dickeren Schlagzeilen hängenbleiben.

2. Hier ein hübscher Bericht auf Einestages.de über einen Dachbodenfund: Alben, Fotos und Dokumente des Soldaten und späteren Fliegers Werner Dittmann aus dem Ersten Weltkrieg. Vor allem die Bildergalerie mit zahlreichen guten Fliegerfotos ist interessant: Man beachte zum Beispiel den merkwürdigen Anderthalbdecker-Prototypen auf Bild 18. Auch die beiden Spiegel-Videos am Anfang und Ende sind sehenswert.

3. Daraus folgend: www.flieger-album.de, auf der der Enkel das Material aufbereitet hat.
Nachtrag: Diese Seite ist mittlerweile („aus persönlichen Gründen“) offline.

Neues aus Norwegen

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Sie nennen ihn Brunost. Das ist Norwegisch und heißt „brauner Käse“. Was kein Zufall ist, denn Brunost kommt aus Norwegen und ist – Sie ahnen es – brauner Käse. Das ist aber auch schon alles, was so ist wie erwartet an diesem karamellfarbenen Quader, der da so harmlos auf seinem Teller wartet.

Vorweg muss ich erklären, wie ich an das gute Stück der Marke „Gudbrandsdalsost“ komme. Außerhalb der Staatsgrenzen ist das appetitlich gefärbte Molkereierzeugnis nämlich praktisch unbekannt. Was ebenfalls kein Zufall ist, aber zum Geschmack komme ich noch. Eine ins Land der Fjorde ausgewanderte Freundin hat ihn mir geschickt.

Brunost, so lese ich auf der englischsprachigen Webseite der Zeitung Aftenposten, wird von den Norwegern mit einer an Religiosität anmutenden Inbrunst („Inbrunost“?) verehrt. Kleinen Kindern schmiert man ihn gleich nach der Muttermilch aufs Butterbrot. Kein Norweger reist ins Ausland, ohne einen Kilovorrat (geschätzt: etwa eine Zigarettenschachtelgröße) an Brunost im Gepäck zu haben. Er entsteht, indem der Milchzucker im Lauf der Herstellung durch Aufkochen karamellisiert. Wie mir die Wahlnorwegerin berichtet, ähnelt das Ergebnis in seiner Konsistenz am ehesten Plastiksprengstoff. Was beim Einchecken am Flughafen zu Erklärungsnot führen kann.

Genug der Vorrede. Kommen wir zu dem, was den Brunost auszeichnet: Sein – man muss es wohl so nennen – Geschmack. Greifen wir also zum Ostehovel, dem traditionellen norwegischen Käsehobel, und trennen wir eine hauchfeine Scheibe vom Block ab. Sieht sie nicht lecker aus?

Nun ist äußerste Vorsicht geboten. Auf der Zunge entwickelt sich erst ein zartes Aroma nach Karamell, das den Augenschein zu bestätigen scheint. Doch nach der ersten Kaubewegung wird dem Essenden klar, dass hier etwas ganz und gar nicht so läuft, wie es sollte. Geschmacksrichtungen prallen aufeinander, die nach dem Willen der Natur auf ewig getrennt bleiben sollten. Wie kommen ein Bissen Ziegenkäse und ein Stück Lakritz gleichzeitig in meinen Mund? Über all dem hängt der Karamellgeschmack. Und lacht sich kaputt.

Man kriegt den Brunost schließlich hinunter. So ähnlich, wie die Natur mit einem Vakuum umgeht – indem sie tut, als existiere es gar nicht. Uff.

Nun liegt er da, auf seinem Teller, der Brunost. Er wird wohl noch ein Weilchen weiter liegen. Materie siegt über Mensch.

Mir egal, soll er liegen und leben. Aber eins weiß ich: Ob Norwegen jemals in die EU kommt, das müssen sich beide Seiten gut überlegen.

Derweil bin ich meiner Fjordfreundin heimlich dankbar, dass sie mir nicht noch die andere norwegische Nationalspeise geschickt hat: Lutefisk. Trockenfisch, für längere Zeit in Ätznatronlauge eingelegt, zu Gelee zerronnen und angeblich von der Genfer Konvention geächtet. Der Gestank soll wochenlang nicht aus dem Haus zu kriegen sein (schreibt auch die taz).

Es könnte eben auch alles viel schlimmer sein. Mag jemand einen echten norwegischen Käse probieren?

Erinnerungen

Gerade bei den Bookmarks aufgeräumt. Dabei auf eine alte Ebay-Auktion gestoßen. Warum hatte ich die denn gespeichert? Ach ja. Erinnert sich noch jemand an den SCHEISS-ALFA?

Nochmal alle Kommentare gelesen (eine suuuper artikelbeschreibung! :o) mit dir würd ich ja gerne was trinken gehen! mfg, xxxx), nochmal über die Antworten gegrinst (mini2410: Kauf den SCHEISS-ALFA und ich bezahl den O-Saft!). Sogar www.scheiss-alfa.de gibt’s noch. Und den Ausschnitt aus der Stern.TV-Sendung kann man sich auch noch angucken.

Der Link bleibt erstmal in der Sammlung.

Neues vom Fax

Manchmal macht Google fassungslos. Dass die oberste aller Suchmaschinen besonders häufig in Blogs sucht, ist bekannt – Blogs werden nun einmal öfter aktualisiert als statische Webseiten. Doch wie häufig Blogs inzwischen abgescannt werden, zeigte sich vor ein paar Minuten. Als jemand die Faxen dicke hatte.

Der Jemand war mein Kollege Tom Thelen, dessen Bockblog längst nicht nur im Haus eine feste Fangemeinde hat. Vor gut einer Stunde hat er in seinem jüngsten Beitrag „Ich behaupte, dass…!“ dem FC Köln mal wieder einige ernsthafte Mahnungen ins Stammbuch geschrieben. Weil er die Fatzen dicke hatte, wie er schrieb.

Beim Lesen stutzen die Kollegen. Fatzen? Faxen? Geht beides? Also einfach mal schnell „Fatzen dicke“ in Google geworfen. Und dann einfach nur gestaunt:

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Toms Tippfehler – denn nichts anderes war es – stand, gerade eine halbe Stunde nachdem er passiert war, schon auf Platz 2 bei Google. Wer jetzt mit den Schultern zuckt, ist einfach zu jung, um sich an die quälenden Anfänge der Suchmaschinen-Ära vor mehr als zehn Jahren zu erinnern. Als es nur Altavista und Yahoo gab und die Adresse einer geheimnisvollen Uni-Seite namens MetaGer unter der Hand weitergereicht wurde.

Wenn Googles Zeitangabe „vor 34 Minuten gefunden“ unter dem Eintrag halbwegs korrekt war, wurde der Bockblog-Text praktisch in der selben Minute (etwa 13.20 Uhr) von der Suchmaschine gelistet, in der er freigeschaltet wurde. Ich weiß nicht, ob jeder Leser hier das kleine technische Wunder ebenso erstaunlich findet wie ich – Bockblog-Fangemeinde hin oder her, wir reden hier schließlich vom kleinen AZ/AN-Blog und nicht von Spiegel Online oder dergleichen.

Whow. Von jetzt an muss man beim Bloggen also noch vorsichtiger sein, was man schreibt. Wer hätte gedacht, dass das Uralt-Medium Fax nochmal solche Erkenntnisse bringt.

PS: Dicke „Fatzen“ sind übrigens als Formulierung im Web ziemlich weit verbreitet. Wahrscheinlich, weil im Deutschen ein „tz“ einfach gängiger klingt als ein „x“. Auch das verrät Google. Und, dass es eine Fatzer-Sprache gibt, entstanden im 19. Jahrhundert, verbreitet durch böhmische Wanderarbeiter, und verwandt mit der Gaunersprache Rotwelsch. Jetzt ist aber genug gegoogelt, bevor der geneigte Leser noch die Fa-… äh, die Nase voll hat.

[PPS: Nachtrag um 16 Uhr – war ja klar, oder?]