Baskenblog: San Sebastián (2). Monte Urgull.

Am Hafen bieten sie eine Bootsfahrt zu unbekanntem Ziel für acht Euro an. Da mir die Fjordkreuzfahrt nach Lysebotn noch in guter Erinnerung ist, klettere ich an Bord eines betagten kleinen Ausflugsbootes. Alsbald legt der Kahn ab und verlässt den Hafen.

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Wir passieren den Kai und das Aquarium an seinem Ende. Die Mauern gehören zur alten Zitadelle auf dem Monte Urgull.

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Wir verlassen die Bucht und erreichen die offene See. Was mag das Ziel unserer wilden verwegenen Yacht sein? Robbenbänke? Walbeobachtung? Nichts dergleichen. Als die Wellen zu hoch schlagen, geht Christobal Colon in der Kapitänskajüte gemächlich wieder auf Gegenkurs.

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Hübsch ist es trotzdem. Wir blicken auf den Monte Urgull mit seiner mächtigen Jesusstatue zur Linken…

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…und die kleine Felseninsel Santa Clara am anderen Ende der La-Concha-Bucht zur Rechten.

An Bord komme ich mit einem Deutsch-Kanadier ins Gespräch. Wie sich herausstellt, ist der vor gut 40 Jahren ausgewanderte Ex-Niedersachse ebenfalls Motorradfan. Er plant, mit seiner Kawasaki KLE, ein Einzylinder wie meine Freewind, von Ontario im Osten quer durch Nordamerika an die Westküste zu fahren. Ich schwärme ihm von meiner aufgepolsterten Jungbluth-Sitzbank und dem 41-Zahn-Kettenrad vor, die lange Touren erst erträglich machen.

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Nachdem unsere Nussschale den Hafen wieder sicher erreicht hat, gucke ich auf die Uhr: Es ist gegen 18 Uhr, genug Zeit also, noch einmal auf den Urgull zu kraxeln, bevor ich meinen Gastgeber zum einem Tapas-Essen einlade.

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Von oben: Panoramablick auf den Strand von La Concha.

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Das alte Kasino, heute Rathaus. Erstaunlich, was die kleine Canon A2000 IS mit dem 6fach-Zoom noch heranholt – gestochen scharf (auch diese Bilder hier kann man übrigens groß klicken).

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Die Jesusstatue. Ein Hauch von Rio de Janeiro. In der Zitadelle ist ein kleines Museum zur Geschichte von San Sebastián untergebracht. Positiv: Alle Exponate sind zweisprachig beschriftet. Negativ: Die beiden Sprachen sind Baskisch und Spanisch. So bleibt nur der Image-Film des Stadtmarketings hängen, der eine erstaunliche Zahl an Festivals beschreibt. In San Sebastián scheint ständig irgendwas gefeiert zu werden. Kein Wunder, dass die Immobilienpreise hier so hoch sind.

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In einem der Erker der alten Festung (als Ex-Bielefelder weiß ich, dass man so etwas Scherpentiner nennt), ist heute ein Café. Sie spielen Enyas „Only Time“, als ich ankomme. Man kann das Lied ja kitschig finden, aber die Stimmung passt zu dieser stillen, entrückten Szene. Was für ein schöner Ort.

Baskenblog: La Rochelle

Freitag, 26. September (1). War da nicht was? „Das Boot“? Bedrueckende Riesenbunker, Kriegsstimmung, naechtliche Strassen und betrunkene Matrosen?

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Als ich am Morgen die Jugendherberge verlasse, koennte der Anblick nicht anders sein. Strahlend scheint – endlich! – die Sonne, alles ist hell und freundlich. Da ich gleich weiter will, drehe ich nur noch schnell mit der beladenen Maschine eine Runde durch die Stadt.

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Der Tour de la Lanterne am Strand. Eine duestere Geschichte verbindet sich allerdings auch mit ihm: 1565 wurden hier waehrend der Religionskriege 30 katholische Priester erdrosselt und vom Turm geworfen. Die Stadt blieb eine Hochburg der Protestanten, bis sie schliesslich 1628 nach langer Belagerung von Richelieu erobert wurde. Von 28.000 Einwohnern waren da bereits 23.000 verhungert.

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An Tuermen herrscht kein Mangel. Muss an den kriegerischen Ereignissen liegen. Der Tour de la Chaine und der Tour St.-Nicolas bewachen den Eingang zum Hafen.

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Im dessen Becken selber geht es friedlich zu. Neben einigen Museumsschiffen liegt eine Flotte von modernen Yachten und Katamaranen…

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…waehrend ein nicht minder prachtvolles Schiff oben auf dem Kai steht. Wahrlich, welches Auto koennte besser in diese Umgebung passen? Und dann noch ein Diesel! Wie schoen, mal wieder den Bogen zum Ausloeser dieses Blogs spannen zu koennen, dem Mercedes W123.

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La Rochelle ist ohnehin recht Kfz-freundlich. Sogar eine eigene Abzweigung gibt es fuer die lieben Zweiradfahrer, die sonst von hohen Bordsteinen ueberall vom Parken abgehalten werden.

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Ein paar Schritte dahinter blickt stolz Admiral Duperré von seinem Sockel vor der Altstadt. Als ich gerade die naechsten Zieldaten ins Navi einprogrammiere, ruft ploetzlich jemand laut hinter mir: „Sind Sie Deutscher!?“ Es ist ein Paerchen aus Berlin, mit dem ich mich beim Fruestueck nett unterhalten habe. Wir plaudern noch ein bisschen im Schatten der Baeume am Kai, dann muss jeder weiter: Ich auf die Autobahn Richtung San Sebastián, die Berliner in die Gassen der Altstadt.

[Gebloggt von unterwegs]

Baskenblog: La Rue. Aquitanien

Freitag, 26. September (2). Von La Rochelle aus fahre ich ueber Bordeaux durch Aquitanien die Atlantikkueste herunter. Da die unterwegs geschossenen Bilder relativ selbst erklaerend sind… („das ist eine Windmuehle“), lasse ich die Motive einfach mal fuer sich selbst wirken.

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Ich bin ziemlich froh, dass die am Montag um 2 Uhr nachts vor der Abreise bestellte Canon am Dienstagabend um 20 Uhr denn noch geliefert worden ist. Die Kamera ist so klein, dass sie in jede Tasche passt, und mit den Bildern kann ich – soweit sich das an den ausgenudelten Internetcafé-Monitoren beurteilen laesst – ziemlich zufrieden sein.

Baskenblog: Dune du Pyla

Freitag, 26. September (3). Als ich so gemuetlich die A 63 Richtung von Bordeaux nach Biarritz runtertuckere, faellt mir bei einem Hinweisschild „Dune du Pyla “ der Tipp von Martin 230C(80)230CE(84) aus dem W123-Forum ein: Die soll beeindruckend sein. Da ich keine Ahnung habe, was sich dahinter verbergen koennte, biege ich kurzentschlossen rechts ab und fahre nach Westen, an die Kueste.

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Suedlich des Bassin d’Arcachon liegt sie: die groesste Wanderduene Europas, auch Dune du Pilat genannt. Ich dachte, Råbjerg Mile in Daenemark waere beeindruckend gewesen, aber die hier ist noch groesser: 117 Meter hoch, einen halben Kilometer breit, mehr als zweieinhalb Kilometer lang. 87 Hektar Sand.

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Ob Besuchertreppe oder Stuetzzaeune – die Duene wandert ueber alles einfach hinweg.

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Die Aussicht von hier oben auf den Atlantik ist grandios.

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Nach dem Mont-Saint-Michel ist die Dune du Pyla die Naturattraktion mit den meisten Besuchern in Frankreich.

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Hier ist es besonders gut zu erkennen: Duene frisst Wald.

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Auf der Leeseite ist zu sehen, dass die Duene staendig in Bewegung ist. Sand rieselt den steilen Hang herunter und hinterlaesst bizarre Strukturen.

Sachen gibts. Der Tipp war jedenfalls gut und die Duene die Anfahrt wert. Danke, Martin!

[Geschrieben in Lyon, am 3. Oktober]

Baskenblog: La Rue. Nachts.

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Freitag, 26. September (4). Irgendwann wird es dunkel, und plötzlich macht die gemütliche Reise auf der Landstraße keinen großen Spaß mehr. Als in Biarritz plötzlich unmittelbar vor mir ein kleiner Motorroller mit zwei Jugendlichen drauf von links aus dem Mittelstreifengrün quer vor mein Bike rast, habe ich genug. Wäre ich ein bisschen schneller gewesen, hätten mich diese Kamikazedeppen direkt seitlich erwischt.

Maut hin oder her, die Autobahn ist einfach sicherer. Von den schönen Pyrenäen kriege ich im Dunkeln eh nichts mit.

Gegen 22 Uhr erreiche ich das Ziel meiner Reise, San Sebastián. Das erste, was mir beim Abbiegen von der Autobahn – man fährt von dort in die große Bucht hinunter, in der die Stadt liegt – auffällt, ist der extreme Seegeruch. „Riecht wie eine Fischfabrik“, schießt es mir durch den Kopf.

Knubbel, das Navi, führt mich problemlos in die richtige Straße am Ostrand der Innenstadt. Da mein Couchsurfing-Gastgeber ohnehin noch anderswo zum Essen eingeladen ist, warte ich in der kleinen Tapas-Bar gegenüber seiner Wohnung auf ihn. Ein kaltes Bier und ein leckeres Hühnchen-Käse-Tapa – was auf Baskisch Pintxo heißen – helfen über die Wartezeit hinweg.

Als er gegen 23 Uhr kommt, lerne ich gleich, wie vertrauensvoll das System dieser Bars funktioniert. Müde wie ich bin, marschiere ich nämlich schnurstracks mit ihm in die Wohnung. Erst dort fällt mir auf, dass ich glatt vergessen habe, beim Barkeeper die Rechnung zu bezahlen. Was ich beim zweiten Gang zwecks Hochschleppen der Motorradkoffer dann natürlich noch erledige.

Endlich: in San Sebastián!

[Geschrieben in Aachen, 8. Oktober. Alle folgenden Beiträge wurden nicht mehr unterwegs verfasst, sondern zu Hause.]

Baskenblog: Auf den Spuren der Jungfrau

Donnerstag, 25. September. Am naechsten Morgen nimmt sich Max noch die Zeit, mich durch die Stadt zu fuehren.

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Die Pont Royale ueber die Loire. Im Hintergrund sind schon die Tuerme der Kathedrale zu erkennen.

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Jeanne d’Arc beherrscht praktisch die gesamte Stadt. Dieses Reiter(innen)standbild zum Beispiel zeigt die Jungfrau von Orleáns. Irgendwann muss ich mal nachgoogeln, warum sie ihr Schwert so komisch mit der Klinge nach unten haelt.

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Das Hotel de Ville, das alte Rathaus.

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An der Kathedrale fallen vor allem die ungewoehnlichen Turmspitzen auf.

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Pure, beeindruckende Gotik im Inneren…

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…und natuerlich, erneut: Jeanne d’Arc (rechts, gefluegelt)…

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…deren Wohnhaus man auch besichtigen kann. Wenn man die Zeit hat. Ich habe nicht. Au revoir, Orleáns. Hast mir gut gefallen. Aber ich muss weiter, weil ich uebermorgen in San Sebastián sein will – ein CouchSurfer dort hat mir geantwortet, ich kann bei ihm uebernachten.

Unterwegs muss ich meine Plaene allerdings etwas aendern. In Bordeaux, das ich als zweite Zwischenstation angepeilt hatte, gibt es weder antwortende CouchSurfer, noch eine Jugendherberge. Die naechste liegt in La Rochelle, ein gutes Stueck weiter noerdlich an der Atlantikkueste. Aber was soll’s? Auf die paar Kilometer kommt es nicht an. An der Loire entlang fahre ich gen Suedwesten.

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Ein Moment des Innehaltens. Gelegentlich stehen am Strassenrand diese schwarzen Silhouetten. Sie bedeuten etwas genau so Duesteres, wie ihr Anblick andeutet: Hier ist ein Mensch gestorben. Ein Grund mehr, es beim Fahren vorsichtig angehen zu lassen und nicht zu rasen.

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Aber es gibt auch freundlichere Anblicke, etwa diese eigenartigen bewohnten Felshoehlen an einem kilometerlangen Felshang direkt am Flussufer.

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Zwei Dinge praegen das Loiretal. Schloesser – beziehungsweise das, was von ihnen uebrig ist – und Wein.

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Ueberall am Weg wird Direktverkauf angeboten, ueberall gibt es „Degustation“, Probierstuben. Manchmal aergert man sich als Motorradfahrer ja doch, dass man keinen groesseren Kofferraum hat.

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Aber es ist ein schoener Tag, eine schoene Landschaft und endlich kommt so etwas wie Urlaubsstimmung auf. Schliesslich bin ich zum ersten Mal nicht mehr in Eile.

Nu das Navi spielt mir einen Streich. Irgendwann muss ich an einer Departementsstrasse eine falsche Abzweigung erwischt haben, worauf das Navi sofort eine Alternativroute ausarbeitet. Die fuehrt jedoch ueber winzige Strassen uebers Land – durch menschenleere Gegend. Kommt mal eine menschliche Siedlung, sind saemtliche Tueren geschlossen und saemtliche Fenster verrammelt. Ein etwas mulmiges Gefuehl: Wenn mir hier irgendwas zustoesst, finde ich niemanden und niemand mich. Die Strassen sind so klein, dass sie auf meiner Frankreichkarte nicht mal verzeichnet sind.

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Die Tatsache, dass hier schon andere Leute gescheitert sind, macht die Sache nicht angenehmer. Und jetzt geht auch noch allmaehlich das Benzin aus… irgendwann muss doch einfach mal wieder eine groessere Stadt kommen!

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Dieses Nest ist es jedenfalls nicht. Sonnenschutzanlagen werden hier wohl nicht gebaut, aber der Name passt trotzdem – hier wird buchstaeblich das Licht ausgemacht.

Doch der Sprit reicht. Irgendwann kommt doch wieder eine zweispurige Strasse. Dazu eine offene Tankstelle, sogar mit Service. „Merci pour ouvrir“, radebreche ich die Tankwartin an, sie laechelt zurueck. Gegen 21 Uhr erreiche ich die Jugendherberge von La Rochelle.

Mein Plan, dort abends noch am Internetrechner die ersten Eindruecke zu verbloggen, scheitert an den franzoesischen Tastaturen: Alles, aber auch alles sitzt an der falschen Stelle. Das A anstelle des Q, der Punkt ist mit Shift zu erreichen, ebenso die Zahlen. Muede klicke ich mich passiv durch ein paar Webseiten und Mails, futtere dabei fades Automatensuesszeug – einen offenen Imbiss gab es nicht mehr in Gehreichweite.

Das war ein anstrengender Tag. Morgen wird noch einmal viel gefahren. Doch dann bin ich endlich da, wo ich hinwollte – in San Sebastián.

[Gebloggt von unterwegs.]

Baskenblog: Nach Orleáns

Mittwoch, 24. September. Die Fahrt beginnt eher ereignislos. Etwas gewoehnungsbeduerftig sind die Mautstellen auf den Autobahnen in Frankreich. Die Abschnitte kosten fuer mich einmal rund 7,50 und einmal 5,50 Euro.

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Gewoehnungsbeduerftig ist auch der Verkehr in Paris. Auf der Stadtautobahn staut sich alles. Zwischen den stehenden Autos (und dem anfangs ebenfalls darin stehenden Verfasser dieser Zeilen) knallen Motorrad- und Rollerfahrer hindurch, als gaebe es eine freie Spur. Meist mit eingeschaltetem Warnblinker. Selbst riesige Cruiser rasen nur wenige Zentimeter vom stehenden Blech entfernt entlang. Interessant: Jeder, der so an mir vorbeirauscht, gruesst mich – entweder mit der linken Hand oder mit einem ausgestreckten rechten Bein.

Nachdem mir klar wird, dass ich hier noch Stunden herumstehen kann (von denen ich nicht mehr viele habe), nehme ich allen Mut zusammen. Trotz Seitenkoffer – die Franzosen schwoeren verstaendlicherweise auf Topcases – tuckere ich mit zusammengebissenen Zaehnen zwischen den Kolonnen hindurch. Und siehe, es geschieht ein Wunder: Die Autos vor mir weichen aus, machen Platz, lassen mich durch. So fuehlt es sich also an, wenn man ein Rettungswagen ist. Sobald von hinten ein rasender Roller oder ein selbstmoerderisch schnelles Motorrad angezischt kommt, mache ich aber schnell Platz. Und werde stets zum Dank gegruesst.

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Ziemlich kaputt komme ich gegen 20.30 Uhr in der Stadt der Heiligen Johanna an. Zu Gast bin ich bei zwei CouchSurfern. Der Empfang ist geradezu ueberwaeltigend herzlich. Man fuettert mich mit koestlichen Muscheln, es gibt ein karibisches Getraenk mit Rum und diversen Umdrehungen, dazu eine sehr angenehme Unterhaltung und am Ende das beste Bett im Haus. Das Internet ist schon etwas Wunderbares – man kommt zu wildfremden Leuten und wird empfangen wie ein alter Freund.

[Gebloggt von unterwegs]

Abendglück

Im Moment bin ich einfach nur zufrieden mit der Maschine.

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Das hat natürlich seine Gründe.
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Einer davon kam gestern mit der Post. Kleiner Tipp: Am Samstag sah die Sache noch ganz anders aus…

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…als bei unserer Essenspause ohne Essen im Bergischen drei der Freewinds in unserer Gruppe etwas ins Licht der Nachmittagssonne streckten, was mit Sicherheit nicht als der schönste Kettenschutz aller Zeiten in die Motorradgeschichte eingehen wird.

Zwischen Hoffnung und Sülze

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Das Bergische Land ist eine schöne Gegend. Das kann ich sagen, weil meine Mutter von daher kommt – mein Vater hat sie gegen Ende der Sechziger in einem unbeobachteten Moment auf den Gepäckträger seines Heinkel-Rollers gebunden und ist mit ihr über den Teutoburger Wald nach Norden geflüchtet (so ähnlich erzählt man es im Familienkreis jedenfalls).

In meinen ach wie glücklichen Jugendjahren habe ich den Landstrich zwischen Wuppertal und Remscheid jedenfalls zwecks Großelternbesuch oft in Augenschein nehmen dürfen – so schöne Ortsnamen wie Schwelm und Radevormwald sind aus der Zeit hängengeblieben.

Jetzt gab es Gelegenheit, nochmal zurückzukommen. Aber nicht auf der Rückbank eines weißen Strichachters. Sondern selbst am Steuer. Beziehungsweise am Lenker: Ein paar Freewindler aus Aachen und Köln luden zu einem kleinen Ausritt.

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Wenn das Bergische Land nicht so heißt, weil es dort bergig ist, dann heißt die Burg auf diesem Bild Schloss. Schloss Burg nämlich.

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So romantisch wie sie ausschaut, kann man glatt vergessen, dass sie nicht echt ist. Sondern erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus einer Ruine rekonstruiert.

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Einige Kilometer weiter, hinter Dörfern mit so schönen Ortsnamen wie Sonne, Stumpf, Habenichts, Dreibäumen, Hinterhufe, Sülze und Enkeln, liegt ein Stück weit von der Landstraße entfernt auf einer – so nennt man das wohl – Anhöhe eine Art Mahnmal.

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Zu was es an dieser abgelegenen Stelle mahnen soll, weiß ich nicht. Außer dem Spruch „Gott der Herr segne uns und schütze uns“ stand nichts auf dem schlichten Waschbetonbau, auf dem drei weiße Kreuze hoch in den wolkenlosen Himmel ragten.

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Dort wurde ich Zeuge eines bizarren Zwischenfalls. Während wir Zweiradmenschen uns die Beine vertraten, näherte sich noch ein Mercedes-Kombi der Hügelkuppe. Der Fahrer parkte hinter unseren Krädern. Ein wenig schräg zur Straße, die als breiter Teerweg vor dem Mahnmal über die frisch gemähte Wiese führte.

Nach einiger Zeit kam ein roter VW Golf mit einem Rentnerehepaar des Weges. Statt mit einem kleinen Schlenker um das Heck des Mercedes‘ herumzufahren, wie es kurz zuvor noch ein Traktor mit Anhänger getan hatte, wurde der Golf langsamer und hielt schließlich an.

Zuwenig Platz? Und selbst wenn: Das Gelände links und rechts des Teerwegs war flach und frisch gemäht. Trotzdem trat der Mercedesfahrer einen Schritt heran, warf einen Blick auf die Szene und signalisierte dem Golffahrer freundlich: Noch soooo viel Platz, da kommen Sie locker dran vorbei.

Worauf der Rentner die Scheibe herunterfuhr und im Brustton der Rechtschaffenheit aus dem Fenster rief: „Es geht nicht darum, dass ich hier nicht durchfahren kann! Sondern dass das verkehrswidrig ist, was Sie hier machen!“

Verkehrswidriges Halten auf einem Feldweg in der Mitte von Nirgendwo. Der Satz war so absurd, dass es volle ein, zwei Sekunden dauerte, bis das halbe Dutzend Umherstehender in schallendes Gelächter ausbrach. Worauf der empörte Senior nun doch den Schlenker um das Kombiheck machte, Vollgas gab und mit laut quietschenden Reifen von dannen brauste.

Die Laune der Zurückgebliebenen hatte der gute Mann spürbar gehoben. „Dein Motorrad steht da übrigens auch verkehrswidrig“, informierte mich ein Mitfahrer. Der Spruch sollte von da an auf dem Rest der Fahrt bei jeder sich bietenden Gelegenheit wiederholt werden.

Wir bestiegen unsere Rösser. Zum Abschied winkte ich dem Mercedesfahrer drohend mit meiner Kamera zu. „Ich zeig Sie an! Ich hab alles auf Film!“ Er konterte grinsend: „Wir sprechen uns vor Gericht!“

Nicht lange danach folgte der krönende Abschluss der Tour: die Essenspause. Endlich. Ich war schließlich schon um halb Sieben aufgestanden, jetzt meldete sich der Magen.

Ausgeguckt hatten sich die Tourplaner eine der unzähligen Mühlen (Jörgensmühle, Preyersmühle, Mebusmühle, Markusmühle und so weiter). Zu Essen gab es allerdings nichts, wie uns die liebe Bedienung gleich wissen ließ, „da ist gerade ein Riesenreisegruppe gekommen, die Küche ist total überlastet“, aber wenigstens etwas zu gucken:

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Den Hückelhovener Altmetallsammelverein zum Beispiel.

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Oder dieses Verspielzeug hier, wer’s mag.

Wenn Motorräder Frauen wären, meine kleine Marit wäre trotz ihres norwegischen Namens eine Französin. Schlank, chic, selbstbewusst, mit elegantem bordeauxroten Spaghettiträger-Top, Bubikopf und langen Beinen, etwa 1,75 Meter groß.

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Wenn Motorräder Frauen wären, wäre das hier etwas, das von weniger einfühlsamen Menschen als Kampflesbe bezeichnet wird.

So also war’s im Bergischen: Berge, Burgen, Verkehrsüberwacher in zivil und Motorräder im Kostüm. Ich hatte es aus meiner Kinderzeit zwar ein bisschen anders in Erinnerung – aber es war die Reise wert.

Versilbert

Endlich mal wieder eine gute Nachricht. Marit – ach ja, ahem, der Name ist Windy in Norwegen irgendwie zugeflogen – ist wieder heil.

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Und aus der errötenden Schönheit…

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…ist ein echter Silverback geworden. Dank einer freundlichen Mitarbeiterin namens Alex eines Duisburger Moppedschuppens, die heute extra länger im Laden geblieben ist, bis ich da war.

Uni steht ihr doch gut, oder?

Wie war eigentlich der Sonnenuntergang heute? Auch so schön?