Abendstern

Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f2.8, 1/4s, ISO 3200, 20 mm
Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f2.8, 1/4s, ISO 3200, 20 mm

„Ein gutes Foto muss wehtun“, zitierte mein Freund Andreas neulich einen Kollegen. Soll heißen: Es darf ruhig schon mal etwas unbequem werden für den Zweibeiner hinterm Dreibein. Muskelschmerzen und Mückenstiche, überlange Wartezeiten auf das geeignete Motiv und dann, wenn es da ist, spontane Panik, weil die Kamera plötzlich doch nicht tut, was sie soll: Gehört alles dazu.

Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f2.8, 1/60s, ISO 2500, 20 mm
Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f2.8, 1/60s, ISO 2500, 20 mm

Bei mir gab es heute Abend gleich das komplette Programm: das längliche Warten auf ein geeignetes Kraftfahrzeug, um die Objektverfolgung bewegter Motive auszuprobieren…

Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f7.1, 1/10s, ISO 3200, 20 mm
Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f7.1, 1/10s, ISO 3200, 20 mm

…den Mückenstich beim geduldigen bodennahen Begleiten meiner alten Freundin…

Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f5.6, 1/60s, ISO 1600, 20 mm
Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f5.6, 1/60s, ISO 1600, 20 mm

…und die Muskelschmerzen beim längeren Knien im Matsch, um den Untermieter dieses Sommerblühers (unteres Blatt rechts) ins Bild zu bekommen.

Und schließlich, als Belohnung beim abschließenden Fotoexperiment mit dem moorbraunen Stern im letzten spätabendlichen Dämmerlicht – siehe Bild ganz oben – noch einmal alles zusammen. Beziehungsweise auf eine gute halbe Stunde verteilt. So dass ich den eingangs zitierten Spruch jetzt ergänzen darf: Manchmal muss ein Foto auch ewig dauern, nervös machen – und jucken.

Nächtliches Wollen, Teil 2

Es hat mir keine Ruhe gelassen. Der wulstige Versuch an der Domschatzkammer in der vergangenen Woche, der am Ende doch nicht ganz befriedigte. Und das Foto vom Brunnen „Kreislauf des Geldes“ bei der Stadtführung für meinen Couchsurfer Fabian, das – obwohl für ein freihändig geschossenes Motiv gar nicht mal ganz schlecht – auch nicht hundertprozentig begeisterte. Und natürlich der Vergleich mit der bildgewaltigen Spitzenkamera Canon EOS 5D III von James, die mit ihrem Zoomobjektiv gezeigt hat, was in der Profiliga geht.

Was geht bei mir?

Weltenentrückt, wie ich derzeit bin, schwang ich mich also um 23.30 Uhr – mein Freund (und ebenfalls EOS-5D-Besitzer) Andreas hatte mir vorher noch einige gute Ratschläge gechattet – nochmal aufs Rad, die Nex, eine Objektivauswahl und das Stativ im Kamerarucksack.

Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f16, 30s, ISO 200, 32 mm
Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f16, 30s, ISO 200, 32 mm

Nachtfotografie ist etwas, das mich seit Teenagerzeiten fasziniert. Die herrlichen Dampflokfotos in Schwarz-Weiß des US-Fotografen O. Winston Link dürften dazu beigetragen haben.

Einer der Vorteile der Sony-Systemkameras ist, dass man sie per WLAN vom Smartphone aus fernsteuern kann. Das hat den Vorteil, dass man das Sucherbild auf dem viel größeren Display des Handys sehen, bewerten und viele Kameraeinstellungen gleich auch dort verändern kann. So lassen sich Fokuspunkt setzen, Blende oder ISO-Wert verändern und schließlich der Auslöser drücken. Angenehmer Nebeneffekt: Hat man das Stativ etwas tiefer eingestellt, ersparrt man sich Nackenstarre und schmerzende Kniegelenke, weil man das Fotografieren weitgehend im Stehen erledigen kann.

Sony Nex-6 mit Sony SEL 18200LE, f11, 30s, ISO 200, 64 mm
Sony Nex-6 mit Sony SEL 18200LE, f11, 30s, ISO 200, 64 mm

Hat die Kamera das Bild dann verarbeitet – was bei einer 30-sekündigen Belichtungszeit, so wie oben, schon mal eine weitere halbe Minute dauern kann, sieht man das fertige Ergebnis gleich auf dem Smartphone. Gefallen Bildausschnitt oder Lichteinfall nicht, oder ist gar ein Auto durchs Foto gefahren und hat Streiflichter quer durchs Motiv gezaubert, kann man es gleich noch ein zweites Mal versuchen.

Okay, von Kunst sind wir hier immer noch weit entfernt. Aber ich bin ziemlich sicher, dass ich den Bettler am Brunnen im Moment nicht wirklich besser hinbekomme.

A Day at the Races

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Woran erkennt man einen guten Fotografen? Sicherlich auch daran, dass er seine Ausrüstung in- und auswendig kennt und beherrscht. Dass er mit instinktiver Sicherheit zu den richtigen Komponenten greift, wenn er zu einem Fototermin aufbricht. Ob Landschaftsbild, ob Sportereignis, ob Straßenfotografie, ob Porträtfoto – für jeden Anlass gibt es bestimmte Objektive, Filter, Zubehörteile. Der Profi kennt sie alle und weiß, was er wann braucht.

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Wenn’s danach geht, darf ich mein kiemenbewehrtes Haupt getrost wieder in die fotografische Ursuppe sinken lassen, aus der es gerade versucht hat, sich zu erheben.

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Denn als ich mich heute zu einer Einkaufstour in die Stadt aufmachte und dabei für alle Fälle auch die Kameratasche packte, griff ich mit instinktiver Sicherheit zu genau dem Objektiv, das sich für das, was mich und meine Nex-6 erwartete, als am absolut defintiv total ungeeignetsten erweisen würde.

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Wie sich herausstellte, fand nämlich in der Innenstadt gerade das Radrennen „Rund um Dom und Altstadt“ statt, als ich mich nichtsahnend durch die immer dichter werdenden Menschenmassen in Richtung Mayersche bewegte.

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Und was, frage ich, hatte der Möchtegernprofi für dieses Sportereignis aus dem reichhaltigen Arsenal seiner fotografischen Waffen ausgewählt? Das 18-200-Millimeter-Teleobjektiv, um die rasenden Renner nah heranzuzoomen? Das 20-Millimeter-Weitwinkel, um möglichst viel vom Feld draufzubekommen? Oder die 32-Millimeter-Festbrennweite mit der tollen Bildqualität? Selbst das schlichte 16-50-Millimeter-Kitobjektiv wäre noch ein halbwegs brauchbares, da flexibles Werkzeug gewesen.

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Alles, aber nicht das SEL-30M35 F3,5/30mm Makroobjektiv. Genau, die Linse für Bienchen- und Blümchenbilder. Fürs Hummelhaare und Pollenpuder, für die ganz nahen Nahaufnahmen. Ich hatte halt eher damit gerechnet, dass mir im Elisengarten irgendein farbenfrohes Krabbel- und Grünzeug vor die Linse fleuchen würde. Jetzt stand ich da wie jemand, der zum Schneeschaufeln gerufen wurde und mit einem Bügeleisen erscheint. Das kannn man wohl nennen: Voll am Motiv vorbeifokussiert.

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Allerdings: Farbenfroh war das angebotene Event ja schon. Und die schon reichlich überbelichtete Erkenntnis, dass die beste Kamera die ist, die man dabei hat, erstreckt sich zweifellos auch auf Objektive. Und es ist ja nicht so, dass Sonys 30er-Makro bei allem, das mehr als einen halben Meter entfernt ist, kurzsichtig blinzelt wie ein halbblinder Professor. Es kann auch „richtig“ fotografieren – nur halt nicht besonders brillant. Und natürlich nur mit dem starren Bildausschnitt seiner 30 Millimeter Brennweite. Da ist nichts mit Telezoom oder Superweitwinkel – fotografieren wie zu Opas Zeiten halt, mit der klassischen Reporterbrennweite.

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Also: Alles zusammengekratzt, was wir über ultrakurze Verschlusszeiten, Objektverfolgung, Serienbildaufnahmen, Hintergrundunschärfe und Perspektive jemals vergessen haben…

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…und todesmutig ranfokussiert ans Motiv!

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Das Gute am Radrennen ist, das wurde schnell klar: Hat man den Schuss versemmelt, kommt das Motiv drei Minuten später nochmal vorbei. Und dann nochmal und nochmal –

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– und das Ganze jedesmal netterweise auch noch etwas langsamer als vorher.

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Bewahrheitet hat sich an diesem schönen Samstagnachmittag noch eine andere Erkenntnis, die ich in meiner geballten Altersweisheit gerne jungen Einsteigern in die journalistische Laufbahn mit auf den steinigen Weg gebe. Bitte mitschreiben: Das Geheimnis eines guten Fotos ist, dass es noch 19 schlechtere vom selben Motiv gibt.

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Dass hier nämlich überhaupt halbwegs vorzeigbare Bilder auf dieser Seite zu sehen sind, ist in erster Linie einem Ausstattungsmerkmal meiner Kamera zu verdanken, das ich heute zum ersten Mal an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gebracht habe: der Serienbildfunktion.

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Erstaunlich, welche Datenmengen so eine SD-Speicherkarte schluckt, wenn man den Auslöser einfach mal längere Zeit durchgedrückt hält: Stolze 862 Fotos mit rund 4,5 Gigabyte Datenvolumen musste der Chip an diesem Tag beim Rennen verdauen – das entspricht in etwa einem soliden einwöchigen Urlaub am Mittelmeer. Dafür aber steht am Ende jeder Motivreihe ungefähr ein Bild, bei dem die rasenden Radler halbwegs an einer brauchbaren Stelle im Bildausschnitt parken.

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Des Tages Ausbeute: diese 15 Fotos (sowie natürlich jeweils 19 schlechtere Varianten vom selben Motiv plus gewaltige Mengen Ausschuss). Auf der anderen Seite: Für ein Bienchen-und-Blümchen-Objektiv sind 15 Sportfotos eigentlich gar nicht mal sooo schlecht. Anscheinend lässt sich auch mit einem Bügeleisen Schnee schaufeln – irgendwie.

Und wieder und wieder

Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f10, 1/30s, ISO 3200, 20 mm
Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f10, 1/30s, ISO 3200, 20 mm

Eins ist mal sicher: Sollte es mich dereinst mit Herzkasper oder sonstwas aus den Latschen hauen – wenn das letzte, das meine Augen in diesem Leben sehen, der Matsch meiner geliebten Laufstrecke im Öcher Bösch ist, werde ich mich nicht allzu laut beklagen.

Nächtliches Wollen

Das derzeitige Bemühen des Verfassers dieser Zeilen um, nun, fotografische Meriten führte am späten heutigen Abend dazu, dass eine Reihe von Passanten auf der nächtlichen Johannes-Paul-II-Straße irritierte Seitenblicke auf den Herrn warfen, der da vor dem Papeterieladen in komischer Haltung neben einem Fahrrad kniete. Was macht der da? Hynotisiert der seinen Gepäckträger?

Nein, der gute Mann hatte nur kein Stativ dabei, aber ein Motiv gefunden. Was also tut der eifrige Amateur? Er improvisiert mit dem, was er hat. Die Kameratasche als Beanbag auf dem Träger, darunter Zweirad statt Dreibein – und schon sind auch zehn Sekunden Belichtungszeit machbar.

Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f3.2, 8s, ISO 100, 20 mm
Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f3.2, 8s, ISO 100, 20 mm

Und wenn man diese Konstruktion etwa eine halbe Stunde lang auf dem Kopfsteinpflaster hin- und herträgt, kommt am Ende etwas heraus, das man glatt in einem Blog herzeigen könnte. Wären nicht die Straßenlampen so überhell geraten und hätte nicht der Mond so seltsame Ghosting-Effekte erzeugt.

Kunst kommt von Können, schrieb ein in Vergessenheit geratener Autor Ende des 19. Jahrhunderts, käme sie von Wollen, hieße sie Wulst. Es werden noch viele Fahrräder über viele Pflastersteine getragen werden müssen, ehe auf dieser Webseite so etwas wie Kunst zu sehen sein wird. Bis dahin begnügt euch bitte mit dieser wulstigen Aufnahme vom Dom bei Nacht. Und damit gute selbige.

Gäste auf der Couch

Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f8, 1/60s, ISO 2500, 32 mm
Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f8, 1/60s, ISO 2500, 32 mm

Kommen wir nun zu etwas völlig anderem. Genug von der Kamera, sprechen wir über die Couch. Beziehungsweise dem Surfen darauf. Es ist wieder ein lauschiger angenehmer Abend in diesem so seltsam launigen Sommer, es ist wieder die Pontstraße, es ist wieder das La Jeunesse. Ich sitze mit meinem derzeitigen Couchsurfing-Gast bei einem knusprigen Flammkuchen – und natürlich einem herrlichem Bier, heute einem Aachener Cornelius.

In dieser Woche ist es Fabian, ein reisender Konditor aus Bern mit einem prächtigen Bart, der bei mir Zwischenstation auf der Weiterreise nach Südengland macht. Vor ein paar Tagen war es Barış, ein junger Student aus Istanbul, der seinerzeit an den Gezi-Protesten beteiligt gewesen war. Davor James, der Pharmaentwickler aus San Francisco mit seiner großen Canon 5D. Jeder auf seine Weise ein höchst interessanter Gesprächspartner und liebenswerter Gast, jeder mit hörenswerter Lebensgeschichte und bedenkenswerten Ansichten.

Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f1.8, 1/60s, ISO 2500, 32 mm
Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f1.8, 1/60s, ISO 2500, 32 mm

Es ist Außenstehenden – vor allem weniger netz-affinen Menschen – schwer zu erklären, warum man wildfremde Leute in seinen eigenen vier Wänden übernachten lässt, sie bewirtet wie alte Freunde, mit ihnen etwas trinken geht und ihnen die Innenstadt zeigt.

Man muss ihn wohl einfach einmal selbst erlebt haben, den Geist dieses weltwumspannenden Netzwerks, in dem so viele Menschen bei aller Unterschiedlichkeit so ähnlich ticken. Und man sich mit der Zeit Vertrauen so nachhaltig aufbauen kann, dass einem ein Gastgeber zur Begrüßung seine Wohnungsschlüssel in die Hand drückt („ich komm dann in acht Stunden von der Arbeit nach Hause, bedien dich einfach am Kühlschrank“, so passiert 2008 auf der Rückreise von der Skandinavien-Tour in Kopenhagen).

Es ist auch gar nicht reine Selbstlosigkeit, die mich bei den „Couch Requests“, den Anfragen nach Übernachtungsmöglichkeit, auf „Yes“ klicken lässt. Es ist im Grunde Eigennutz. Denn auch wenn mancher Gast ein kleines Geschenk mitbringt – das kann ein Stück leckerer Käse aus seiner Heimat sein, ein Kochbuch oder auch ein Kopfhörer von Apple -, geht es nicht ums Materielle. Es geht auch den Gästen nicht ums Sparen von Hotelkosten (jedenfalls nicht den meisten).

Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f1.8, 1/60s, ISO 1600, 32 mm
Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f1.8, 1/60s, ISO 1600, 32 mm

Es geht ums Kennenlernen, ums Berichten, ums Austauschen, ums Erzählen. Ein Stück große weite Welt im Wohnzimmer zu haben, den eigenen Horizont zu erweitern. Ein Freundschaftsband in eine weit entfernte Stadt zu knüpfen – und wer weiß, vielleicht braucht man ja selbst einmal eine Couch in Brüssel, Paris, Lausanne, Nürnberg, im litauischen Joniškis oder toskanischen Pistoia.

Schlechte Erfahrungen habe ich nie gemacht, schöne um so öfter. Fast immer waren zwischen Gast und Gastgeber sofort Vertrautheit und Freundlichkeit da, vor allem bei den „echten“ Couchsurfern, den langjährigen Mitgliedern, den ganz Reiseerfahrenen und Weltenbummlern, denen die Welt das Zuhause ist.

Eins hatten alle gemeinsam, die es im Lauf der Jahre zu mir geweht hat: Es war eine Bereicherung, sie kennenzuerlernen. Und darum freue ich mich schon aufs nächste Mal, wenn in meiner Mailbox ein Couch Request aufploppt. Willkommen in Aachen, unbekannter Freund.

Schnuckelvergleich II

Sie ist hübsch, sie ist handlich, sie ist günstig, sie ist gut. Sie ist die kleine Schwester meiner Sony Nex-6: die Nex-5 (rechts). Und auf die Gefahr, euch mit meinen ermüdend fußläufigen Kameravergleichen (hier und hier) zum Ababonnieren meines Blogs zu treiben: eiiinen habbich noch! (Ⓒ O. Waalkes). Was könnte virtueller sein als Vergleiche von Elektrogeräten, die gar nicht mehr auf dem Markt sind? Bloggen ist bekanntlich Leidenschaft, Bloggen ist, wenn es raus muss, wenn du um zwei Uhr nachts noch am Rechner sitzt und am nächsten Morgen um sieben Uhr zum Zahnarzt musst. Bloggen ist Punk.

Wo war ich? Bei den beiden Vorgängermodellen der aktuellen Systemkamera-Mittelklasse (A5100/A6000) von Sony. Mir ist da nämlich vor ein paar Tagen so ein Modell mal kurz in die Hände gefallen, also wurden die beiden Schnuckel fix mal nebeneinandergelegt und mit dem Smartphone abfotografiert.

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Die Nex-5 stand nämlich auch zur Debatte, damals, in den langen Nächten vor Dem Großen Kamerakauf™ vom Juli 2013.

Denn die schlanke Schwester ist nicht nur ein paar Millimeter und Gramm handlicher, sie war auch seinerzeit erinnerte 200 Euro billiger und hat ein paar durchaus interessante Vorteile gegenüber der Nex-6. Das Display ist ein Touchscreen, was das Fokussieren und die Bedienung des Menüs viel komfortabler macht (versucht mal, die Bildbeschreibung für ein Facebook-Foto mit Drehrädchen und Okay-Taste in eine Tastatur einzugeben). Es lässt sich bei den späteren Versionen um 180 Grad hochklappen, was für ein Selfie praktisch ist. Die 2013 erschienene letzte Version 5T hat sogar NFC-Nahfunk, so dass sich Bilder noch leichter auf andere Geräte überspielen lassen. Da kann man als Nex-6-Fan durchaus ins Grübeln kommen.

Was die Nex-5 nicht hat, sind ein elektronischer Sucher und ein ausklappbarer Blitz. Beides trägt die Nex-6 mit sich an Bord, und ich würde auf beides jederzeit verzichten. Der ELV-Sucher (Electronic Viewfinder) der Nex-6 wird zwar einhellig als zu den Besten am Markt gehörig gepriesen – mit meinen Dioptrienwerten im rechte Auge kann ich ihn jedoch nicht so einstellen, dass ich ohne Brille ein scharfes Bild bekomme. Und mit Brille ist der Abstand zum Mini-Display zu groß, um das komplette Bild zu erkennen. Das Teil ist für mich kaum nutzbar, denn ein so dermaßen stark blendendes Sonnenlicht, dass ich das kleine Sucherbildchen dem großen LCD-Monitor vorziehen würde, habe ich noch nie erlebt.

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Immerhin: Der kleine Näherungssensor neben dem Sucher der Nex-6 schaltet das Bild automatisch vom Monitor auf den Sucher, wenn sich ihm etwas – ein Gesicht, aber gerne auch mal ein Finger – nähert. Dies lässt sich mit der wahlweise auf die Kamera downloadbaren Sony-App „Touchless Shutter“ für berührungsloses Auslösen benutzen, was für Nachtaufnahmen sehr praktisch ist.

Und der Blitz? War damals für mich ein echtes Kaufargument, weil ich vor zwei Jahren noch nicht wusste, was Available Light bedeutet und was lichtstarke Objektive im Zusammenspiel mit einem großen APS-C-Kamerachip auch aus Schummerlicht noch herausholen können. Ergo: Geblitzt hab ich mit der Nex-6 dann fast nie und vermisst habe ich es ebensowenig. Es geht auch ohne.

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Was Sony den beiden so ähnlichen Schwestern gemeinsam mit auf den Weg gegeben hat, sind ein solides Magnesiumgehäuse, WLAN, der erwähnt große 16,1-Megapixel-Chip (beides ab der Version 5N), dieselbe brillante Bildqualität und das gleiche umständlich verschachtelte Kameramenü. Beide Kameras lassen sich mit einem der drei flacheren verfügbaren Objektive (16-50mm-Powerzoom, 16mm und 20mm Pancake-Weitwinkel) auch mal in eine etwas größere Jackentasche stecken.

Wer keines dieser – auch nicht wirklich brillierenden – Pfannkuchenobjektive auf den E-Mount-Bajonettverschluss stecken will, hat die Auswahl aus einer mittlerweile stark gewachsenen Reihe von Objektiven von Sony, Sigma, Tamron, Samyang/Walimex, Zeiss und anderen sowie natürlich einer immensen Zahl alter Objektive aus der analogen Ära. Auf den Bildern steckt an meiner Nex-6 der jüngste Neuzugang meiner kleinen Sammlung, das Makro-Objektiv Sony SEL-30M35 F3,5/30mm. An der Nex-5 ist mit einem Adapterring ein manuell fokkussierendes Aremac 1:2,8 befestigt.

Kommen wir zu dem, was die Nex-6 dem kleineren Modell voraushat. Sie hat, wie gesagt, einen elektronischen Sucher und einen ausklappbaren Blitz, auf dessen ISO-Schuh sich auch Blitzgeräte von Fremdherstellern stecken lassen. So weit, so unwichtig.

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Sie ist spürbar größer, dicker und schwerer, lässt sich aber dank der ausgeprägteren Daumenmulde für mich deutlich besser greifen – letzteres ist für mich schon ein Argument mit – haha – mehr Gewicht.

Vor allem aber hat sie rechts auf dem Gehäuse zwei Rädchen. Mit dem oberen sind die Kameraprogramme (P-A-S-M, Panorama, Scene und zwei intelligende Modi) im Nu einstellbar, darunter liegt ein zweites für die Parameter (je nach Programm entweder Blende oder Belichtung). Ich bin ja (noch) kein Profiknöpfchenfummler, aber für jede Einstellung ins Menü gehen zu müssen, wie bei der Nex-5, wäre mir doch etwas zu fisselig. Seit ich vor ein paar Wochen etwas tiefer in die Thematik eingetaucht bin, weiß ich das sehr zu schätzen.

Und da sind wir schon wieder, vielen Dank für eure Geduld: Die Entscheidung für die teurere Kamera bleibt im nachhinein weiterhin die Richtige. Die Rädchen machen den Unterschied. Was für eine befriedigende Erkenntnis – auch wenn es zwei Jahre bis dahin gedauert hat.

Nachtrag am 28.7.: Wer einen richtigen Kameravergleich der Nex-5 lesen will, schaue hier bei Colorfoto. Der Gegner ist, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, keine Nex-6, sondern die – vor allem in der Rückeansicht – frappierend ähnliche Panasonic Lumix GX7. – Eine umfassende Kaufberatung für Systemkameras bietet Colorfoto hier.

Das Geschenk

Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f5, 1/60s, ISO 200, 20 mm
Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f5, 1/60s, ISO 200, 20 mm

Doch lieber etwas näher an die Säule ran? Oder lieber an die Bahnsteigkante? Soll noch ein Stück des weißen Empfangsgebäudes links hinten zu sehen sein?

Es ist gegen halb neun Uhr am Montagabend, ich stehe auf Bahnsteig 1 des Eschweiler Hauptbahnhofs und bin zufrieden. Der Tag liegt hinter mir, die C-Klasse habe ich gerade in der Indestadt beim Schrauber abgegeben, jetzt warte ich nur noch auf eine Regionalbahn, die mich zurück nach Aachen-Rothe Erde schaukeln wird. Ob sie in einer Minute kommt oder erst in fünfzehn, was macht das schon. Endlich habe ich Ruhe, der Rest des Abends gehört allein mir. Die Wartezeit am Bahnsteig ist geschenkte Lebenszeit. Und so ein Geschenk darf man denn auch einfach mal annehmen, darum habe ich auch gar nicht groß auf den Abfahrtsplan geschaut. Es kommt eh alle halbe Stunde etwas Passendes vorbei.

Blende ganz aufreißen bis 2.8 und cremiger Hintergrund? Oder lieber ganz schließen bis auf 16 und dafür durchgängig Schärfe im Bild?

Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f16, 1/60s, ISO 3200, 20 mm
Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f16, 1/60s, ISO 3200, 20 mm

So ein menschenleerer Bahnhof schreit ja geradezu nach einem Stimmungsfoto. Etwas trist, ja – aber auch wunderbar kontemplativ. Diese Stille, dieser Dornröschenschlaf, nur alle halbe Stunde unterbrochen für die wenigen Minuten, in denen hier Betrieb herrscht. Dann der Abfahrtpfiff – und wieder Ruhe.

Das kleine Zeitgeschenk lässt sich wunderbar nutzen, um ein bisschen mit der Kamera – diesmal ist das flache 20-Millimeter-Pancake drauf – herumzuspielen. Belichtungskorrektur, Weißabgleich und Verschlusszeit schon so einzustellen, dass ich mich gleich ganz auf den einfahrenden Zug konzentrieren kann. Den Standort und den Winkel wählen. Ich denke, ich mache eine Serienaufnahme und entscheide mich dann später zu Hause beim Sortieren der Bilder für das, auf dem die Lok an der richtige Stelle steht.

So langsam könnte allerdings mal etwas kommen. Seit 20.28 Uhr eigentlich, um genau zu sein. Das ist jetzt schon vier Minuten her. Verspätungsanzeigen gibt es hier ebensowenig wie den guten alten Bahnhofsvorsteher mit Kelle und Trillerpfeife. Es gibt nur mich.

Und eine böse Ahnung. Die sich beim Studieren der Aushänge im Fahrplanschaukasten bestätigt: Von Juni bis August verkehren in Eschweiler-Hauptbahnhof keine Züge. Gleisbauarbeiten. Dunkel steigt die Erinnerung an die Berichterstattung in der eigenen Zeitung hoch. Ach ja, da war was…

Zum Glück ist es nicht ganz so weit bis zum Haltepunkt Eschweiler-West der Euregiobahn. Eine knappe halbe Stunde und einen strammen Fußmarsch später – es hat inzwischen angefangen zu nieseln – kommt denn tatsächlich endlich ein Triebwagen angerollt. So ersehnt sein Anblick denn auch sein mag: Fotografisch ist er bar jeden Reizes.

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Ich bitte um Nachsicht, Ihr Lieben, dass ich euch das perfekte Foto einer in abendlicher Stimmung in den Eschweiler Hauptbahnhof einfahrenden Regionalbahn wohl noch etwas schuldig bleiben werde. Das Zeitgeschenk war mir denn doch ein bisschen zu groß.