Sie ist hübsch, sie ist handlich, sie ist günstig, sie ist gut. Sie ist die kleine Schwester meiner Sony Nex-6: die Nex-5 (rechts). Und auf die Gefahr, euch mit meinen ermüdend fußläufigen Kameravergleichen (hier und hier) zum Ababonnieren meines Blogs zu treiben: eiiinen habbich noch! (Ⓒ O. Waalkes). Was könnte virtueller sein als Vergleiche von Elektrogeräten, die gar nicht mehr auf dem Markt sind? Bloggen ist bekanntlich Leidenschaft, Bloggen ist, wenn es raus muss, wenn du um zwei Uhr nachts noch am Rechner sitzt und am nächsten Morgen um sieben Uhr zum Zahnarzt musst. Bloggen ist Punk.
Wo war ich? Bei den beiden Vorgängermodellen der aktuellen Systemkamera-Mittelklasse (A5100/A6000) von Sony. Mir ist da nämlich vor ein paar Tagen so ein Modell mal kurz in die Hände gefallen, also wurden die beiden Schnuckel fix mal nebeneinandergelegt und mit dem Smartphone abfotografiert.
Die Nex-5 stand nämlich auch zur Debatte, damals, in den langen Nächten vor Dem Großen Kamerakauf™ vom Juli 2013.
Denn die schlanke Schwester ist nicht nur ein paar Millimeter und Gramm handlicher, sie war auch seinerzeit erinnerte 200 Euro billiger und hat ein paar durchaus interessante Vorteile gegenüber der Nex-6. Das Display ist ein Touchscreen, was das Fokussieren und die Bedienung des Menüs viel komfortabler macht (versucht mal, die Bildbeschreibung für ein Facebook-Foto mit Drehrädchen und Okay-Taste in eine Tastatur einzugeben). Es lässt sich bei den späteren Versionen um 180 Grad hochklappen, was für ein Selfie praktisch ist. Die 2013 erschienene letzte Version 5T hat sogar NFC-Nahfunk, so dass sich Bilder noch leichter auf andere Geräte überspielen lassen. Da kann man als Nex-6-Fan durchaus ins Grübeln kommen.
Was die Nex-5 nicht hat, sind ein elektronischer Sucher und ein ausklappbarer Blitz. Beides trägt die Nex-6 mit sich an Bord, und ich würde auf beides jederzeit verzichten. Der ELV-Sucher (Electronic Viewfinder) der Nex-6 wird zwar einhellig als zu den Besten am Markt gehörig gepriesen – mit meinen Dioptrienwerten im rechte Auge kann ich ihn jedoch nicht so einstellen, dass ich ohne Brille ein scharfes Bild bekomme. Und mit Brille ist der Abstand zum Mini-Display zu groß, um das komplette Bild zu erkennen. Das Teil ist für mich kaum nutzbar, denn ein so dermaßen stark blendendes Sonnenlicht, dass ich das kleine Sucherbildchen dem großen LCD-Monitor vorziehen würde, habe ich noch nie erlebt.
Immerhin: Der kleine Näherungssensor neben dem Sucher der Nex-6 schaltet das Bild automatisch vom Monitor auf den Sucher, wenn sich ihm etwas – ein Gesicht, aber gerne auch mal ein Finger – nähert. Dies lässt sich mit der wahlweise auf die Kamera downloadbaren Sony-App „Touchless Shutter“ für berührungsloses Auslösen benutzen, was für Nachtaufnahmen sehr praktisch ist.
Und der Blitz? War damals für mich ein echtes Kaufargument, weil ich vor zwei Jahren noch nicht wusste, was Available Light bedeutet und was lichtstarke Objektive im Zusammenspiel mit einem großen APS-C-Kamerachip auch aus Schummerlicht noch herausholen können. Ergo: Geblitzt hab ich mit der Nex-6 dann fast nie und vermisst habe ich es ebensowenig. Es geht auch ohne.
Was Sony den beiden so ähnlichen Schwestern gemeinsam mit auf den Weg gegeben hat, sind ein solides Magnesiumgehäuse, WLAN, der erwähnt große 16,1-Megapixel-Chip (beides ab der Version 5N), dieselbe brillante Bildqualität und das gleiche umständlich verschachtelte Kameramenü. Beide Kameras lassen sich mit einem der drei flacheren verfügbaren Objektive (16-50mm-Powerzoom, 16mm und 20mm Pancake-Weitwinkel) auch mal in eine etwas größere Jackentasche stecken.
Wer keines dieser – auch nicht wirklich brillierenden – Pfannkuchenobjektive auf den E-Mount-Bajonettverschluss stecken will, hat die Auswahl aus einer mittlerweile stark gewachsenen Reihe von Objektiven von Sony, Sigma, Tamron, Samyang/Walimex, Zeiss und anderen sowie natürlich einer immensen Zahl alter Objektive aus der analogen Ära. Auf den Bildern steckt an meiner Nex-6 der jüngste Neuzugang meiner kleinen Sammlung, das Makro-Objektiv Sony SEL-30M35 F3,5/30mm. An der Nex-5 ist mit einem Adapterring ein manuell fokkussierendes Aremac 1:2,8 befestigt.
Kommen wir zu dem, was die Nex-6 dem kleineren Modell voraushat. Sie hat, wie gesagt, einen elektronischen Sucher und einen ausklappbaren Blitz, auf dessen ISO-Schuh sich auch Blitzgeräte von Fremdherstellern stecken lassen. So weit, so unwichtig.
Sie ist spürbar größer, dicker und schwerer, lässt sich aber dank der ausgeprägteren Daumenmulde für mich deutlich besser greifen – letzteres ist für mich schon ein Argument mit – haha – mehr Gewicht.
Vor allem aber hat sie rechts auf dem Gehäuse zwei Rädchen. Mit dem oberen sind die Kameraprogramme (P-A-S-M, Panorama, Scene und zwei intelligende Modi) im Nu einstellbar, darunter liegt ein zweites für die Parameter (je nach Programm entweder Blende oder Belichtung). Ich bin ja (noch) kein Profiknöpfchenfummler, aber für jede Einstellung ins Menü gehen zu müssen, wie bei der Nex-5, wäre mir doch etwas zu fisselig. Seit ich vor ein paar Wochen etwas tiefer in die Thematik eingetaucht bin, weiß ich das sehr zu schätzen.
Und da sind wir schon wieder, vielen Dank für eure Geduld: Die Entscheidung für die teurere Kamera bleibt im nachhinein weiterhin die Richtige. Die Rädchen machen den Unterschied. Was für eine befriedigende Erkenntnis – auch wenn es zwei Jahre bis dahin gedauert hat.
Nachtrag am 28.7.: Wer einen richtigen Kameravergleich der Nex-5 lesen will, schaue hier bei Colorfoto. Der Gegner ist, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, keine Nex-6, sondern die – vor allem in der Rückeansicht – frappierend ähnliche Panasonic Lumix GX7. – Eine umfassende Kaufberatung für Systemkameras bietet Colorfoto hier.