Sonntag. Die Rückfahrt. Saab-Autohaus Oestreich, Vohwinkeler Straße 158, Wuppertal. 20.45 Uhr.
In Betrieb während der Öffnungszeiten 7.30 bis 18 Uhr.
Kommt man mit einem knapp viertelvollen Tank aus dem Bergischen Land noch nach Aachen?

Da vorne wird's hell
Das, liebe Kinder, ist ein Kraftwerk. Und wofür braucht man ein Kraftwerk? Damit kann man tolles C02 machen. Und was macht man mit dem ganzen CO2? Damit macht man die ganze Welt so richtig schön warm. Dann könnt Ihr bald mit Mami und Papi auf dem Lousberg sitzen und mit den Füßen in der Nordsee plantschen.
Aber bis es soweit ist, gibt es noch eine Welt nördlich von Köln. Und einen Ort namens Porta Westfalica.
…ist doch immer wieder bezaubernd.
Betrachtet diesen französischen Kurzfilm, liebe Freunde, und genießt den Blick auf die Straßen der aufregendsten Stadt des Universums.
[Update 9. Mai 2013: Das Mashup aus „C’etait un Rendezvous“ und paralleler Google-Maps-Animation funktioniert leider nicht mehr. Hier gibt es den Film auf Youtube.]
Gedreht wurde der Streifen zweifellos mit Hilfe eines Mercedes 240CD, und zwar mit ausgebautem Starrlüfter, denn kein anderes Fahrzeug war 1978 zu derartigen Kapriolen in der Lage.
Bedienungsanleitung: Videoplayer oben starten und sofort wieder stoppen. Warten, bis sich ein genügend großer Puffer (grauer Balken in der Fortschrittsanzeige) aufgebaut hat. Video starten. Nach vier Sekunden den „Go“-Button bei Google Maps drücken. So kann man die Route des Zweitürers nachvollziehen. Bonne plaisir.
[via Titanic]
Nachtrag I: Jemand hat den Clip überarbeitet und den Song „Open Your Eyes“ von Snow Patrol drübergelegt. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir die Version fast noch besser gefällt.
[via pacecar im Forum]
Nachtrag II: Die ganze Hintergrundgeschichte zum Film (der Irre am Steuer ist übrigens Regisseur Claude Lelouch höchstpersönlich) hat die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 2004 erläutert.
[via rkl-ihap im Forum]
Update 9. Mai 2013: Es war denn doch kein Dieselcoupé, mit dem Lelouch durch das morgendliche Paris raste. In dieser Dokumentation wird das Geheimnis verraten: Es war ein Mercedes 450 SEL 6.9 – das Topmodell der W116-S-Klasse bot mit seiner Luftfederung eine stabile Kameraplattform. Lelouch ist die Strecke mit einem Ferrari 275 nachgefahren, um den Sound des V12-Motors darüberzulegen.
Ich fordere es ja geradezu heraus. Nach 115 Kilometern mit einer gemütlichen 60 : 40-Mischung E85 zu Normal im Tank (Heimweg nach Aachen seit dem Auftanken in Remscheid) ist es am Mittwochabend wieder soweit.
Stawag, die Zwote. 10 Liter, voll. Jetzt ist wieder eine kritische Masse im Tank: 36 Liter E85 und 19 Liter Normal. Macht 65 : 35 Prozent. Spiel mit dem Feuer. Aber er läuft gut, springt auch noch fein an, obwohl es schon fast friert draußen.
Die Stawag-Pförtnerin lacht schon, wenn ich vor die Schranke fahre. Wahrscheinlich hat sie mich mit der Kamera rumhantieren sehen. Mit der rechten Hand den Rüssel Tankstutzen halten und mit der linken fotografieren ist übrigens gar nicht so einfach. Was tu ich nicht alles für meine Leser.
Nachtrag: Ach ja, ich bin jetzt bei den Heckflossen. Heute kam der Teilekatalog. Prima Service.
Noch ein Nachtrag: Ich hatte am Donnerstag bei der FELTA-Tankstellenkette angefragt, woher sie ihr Bioethanol beziehen. Einen Tag darauf kam die Antwort vom Geschäftsführer Ludger Feldhaus persönlich: Das E85 beziehen sie von der Südzucker AG, es ist also deutsche Ware.
Hier die Zusammenfassung zum Bookmarken
Testwagen Golf III, Baujahr 1/1995, 1,4 Liter, 60 PS, Motorkennung ABD. Laufleistung etwa 310.000 Kilometer. Keinerlei Umbauten oder Umrüstungen.
Testdauer Freitag, 9. November, bis Montag, 12. November 2007. Außentemperatur 5 – 10 Grad Celsius, Wetter: fies regnerisch.
Teststrecke: Autobahn 90 Prozent, Landstraße 10 Prozent, bisschen Stadtverkehr. Fahrweise vorsichtig, Autobahn 100 bis maximal 120 km/h, Landstraße zurückhaltend, Stadtverkehr normal.
1. Ein Drittel E85 – zwei Drittel Normalbenzin (33 Prozent E85, entspricht Gesamt-Ethanolgehalt E28):
2. Zwei Drittel E85 – ein Drittel Normalbenzin (66 Prozent E85, entspricht Gesamt-Ethanolgehalt E56):
3. Vier Fünftel E85 – ein Fünftel Normalbenzin (80 Prozent E85, entspricht Gesamt-Ethanolgehalt E68):
Gesamtbilanz: 70 bis 75 Prozent E85 dürften ohne Umbauten noch machbar sein (entspricht E60 bis E63). Ich werde das in den nächsten Tagen mal austesten.
E85-Preise: 95 Cent in Aachen, 93.9 Cent im Südoldenburgischen (da gibt’s stolze 15 Bioethanol-Tankstellen der FELTA-Kette, das dürfte die höchste E85-Dichte in ganz Mitteleuropa sein) und 89.9 Cent in Hagen/NRW.
Disclaimer: Es handelt sich um einen reinen persönlichen Erfahrungsbericht, nicht um eine Empfehlung.
Liste aller Tankstellen in Deutschland: www.ethanol-tanken.com
Liste aller Tankstellen in Europa: www.fuelcat.de (unten)
Nochmal nachgerechnet. Mit einem Verhältnis von E85 zu Normalbenzin von 2 : 1 (66,6 zu 33,3 Prozent) ist der Wagen 427 km gut gefahren. Dabei hat er im Schnitt 7,5 Liter verbraucht, macht ziemlich genau 32 Liter. Beim Nachtanken in Hagen waren im Tank also noch 23 Liter, 15 Ethanol und 8 Benzin.
In Hagen habe ich 20 Liter draufgetankt, so dass danach 35 Liter Ethanol und 8 Liter Benzin drin waren, also gut 4,37 : 1 oder etwa 81,4 : 18,6. Damit lief der Motor nicht mehr gut.
Nach dem Volltanken von 15 Litern Normal in Remscheid waren 32 Liter E85 und 23 Liter Normal drin. Macht 3 : 2 oder 60 zu 40. Damit läuft er natürlich wieder prima.
Als nächstes müssen wir mal wieder auf 75 : 25 erhöhen. Nach langem Nachrechnen bin ich zur Überzeugung gelangt, dass das drei Viertel zu einem Viertel sein könnten. Oder 41,25 zu 13,75 Liter. Oder…
[Assimilation, die: Anpassung an Lebensgewohnheiten und Gebräuche, Ernährung und Sprache in einem Land]
Woran merkt der Zugezogene, dass er sich langsam in seiner neuen Umgebung einlebt? Zum Beispiel daran, dass ihm die frühere Heimat fremd und fremder wird. Am Wochenende bei einem Familienbesuch im Oldenburgischen habe ich es wieder gemerkt.
Oben im Norden, wo der Horizont weit und der Himmel hoch ist, grüßt man sich bekanntlich mit „Moin“. Gerne auch mit „Moin, Moin“. Dies auch abends, denn der Gruß leitet sich ab von „mooi“, schön, und hieß ursprünglich soviel wie „einen schönen Tag“. Jeder Norddeutsche weiß Geschichten zu erzählen von Bajuwaren und anderen wilden Bergvölkern, die ungläubig diesen Zusammenhängen lauschten, weil sie sich über ein zu später Stunde geäußertes „Moin“ echauffiert hatten.
Am Wochenende musste ich nun feststellen, das mich das abendliche „Moin“ inzwischen schon selber irritiert. Und ich mit „Nabend“ darauf antworte. Oh je. Das ist sie, die Entfremdung von den eigenen Wurzeln.
Mehr noch. Nicht erst seit Kollege Felix Lennartz im Friteusenglück schwelgte, weiß ich, dass die Pommes im Aachener Land nicht Pommes heißen, sondern Fritten. Und dass sie auch sonst ganz anders sind als das, was der Rest der Republik unter frittierten Kartoffelstäbchen versteht. Spätestens beim Besuch in Brüssel vor zwei Monaten wurde ich zum Bekehrten (hier noch einmal das Foto des Überzeugungsarguments).
Und hier jetzt das Bild einer Zwischenmahlzeit, die ich mir am Samstag in einem Schnellimbiss in Bersenbrück – nördlich von Osnabrück – gegönnt habe. Bitte klicken Sie nur dann auf das Bild, wenn sie stark genug sind.
Uih. Habe ich wirklich jahrelang solche Pommes Fritten gegessen? Und sie haben mir geschmeckt? Wahrlich: Fremd, arg fremd ist sie geworden, die Heimat.
Mit solchen Gedanken im Kopf fährt der Ausgewanderte zurück nach Süden, durch Ruhrgebiet und Bergisches Land. Freundlich grüßt das erste „Aachen“ auf dem Autobahnschild. Da fällt ihm noch was auf.
Mir war nie bewusst, dass es in Leverkusen genauso aussieht wie in Belgien.
Ich glaube, ich werde langsam heimisch hier im Westen. Tschö, wa.
Mit der erwähnten 2:1-Bioethanolmischung bin ich am Montagmittag aus Oldenburg wieder zurück Richtung NRW. Kurz einen Zwischenstopp bei Siggi Heppner eingelegt (neidischer Blick auf ein gewisses blitzeblankes Coupé in Astralsilber mit Wiesbadener Kennzeichen), kurz in Porta Westfalica auf dem Platz vorbeigeschaut (war aber einfach kein Flugwetter), kurz Christof in Bad Oeynhausen besucht (jahrelang nicht gesehen und jetzt schon das zweite Mal innerhalb einer Woche) und kurz noch das frisch ausgebaute 3,69er-Differential zu Holger H. in Bad Salzuflen zurückgebracht (das mit dem Heulton).
Dafür, dass alles so kurz war, war es aber doch schon verdammt halb acht, als ich den Wintergolf endlich auf der A2 final in Richtung Südwest ausgerichtet hatte.
In Hagen, nach etwa 410 Streckenkilometern, bin ich dann noch extra von der Autobahn runter, um die dortige Bioethanol-Tanke zu besuchen. Nochmal 20 Liter draufgetankt. Warum? Warmer Motor, lange Strecke, genug Gelegenheit zum Nachtanken, falls es doch nicht funktionieren sollte.
Und tatsächlich: Es war zu viel des Guten. Der Motor lief brummig, unrund und mit deutlichem Klappergeräusch, der Wagen vibrierte spürbar und von Beschleunigung konnte keine Rede mehr sein (Disclosure: Wir reden von einem 1,4-Liter mit 60 PS). Fahren und anspringen tat er aber noch.
Ich habe dann an der Raststätte Remscheid nochmal mit Normalbenzin vollgetankt, etwa 15 Liter, und dann ging es wieder. Ich werde die Mischungsverhältnisse mal durchrechnen und mich langsam ans Maximum herantasten.
Fazit: eine interessante Fahrt. Und was für surreale Bilder längere Belichtungszeiten an Autobahnbaustellen zaubern können:
Man beachte die hauchzarte Wellenlinie links im Bild, die wohl die Positionslampen eines Lkws oben am Führerhaus erzeugt haben (die Fotos sind übrigens alle anklickbar).
Mehr über das Wochenende im Norden und was Leverkusen mit Belgien gemein hat, steht hier.
Nachtrag: Boert macht mich gerade auf einen interessanten Artikel auf Welt.de aufmerksam, in dem es um die Hintergründe zur Preisexplosion bei Sprit geht – und um Einsparmöglichkeiten.
Über die Oberflächen-, äh, -güte der Oberfläche von belgischen Autobahnen habe ich mich ja erst kürzlich schon mal ausgelassen. Aber dass es da drüben so schlimm ist…
Doppelter Achsenbruch! Das sowas überhaupt möglich ist!