Zweiradfreuden: Wir wechseln Luftfilter und Zündkerzen

Während wir, liebe Leser, dieser Tage gemeinsam das schöne Spiel „Wir warten auf das Dieselcoupé“ spielen, vertreiben wir uns die Zeit mit einigen Fingerübungen am Zweirad.

Denn so begeistert ich von der handlichen kleinen Suzi auch bin, dass Sie auf der Autobahn nicht richtig über 140 Sachen fahren mochte, hat mich doch etwas genervt. Da ich im Serviceheft keine Angaben zu Luftfilterwechsel oder -reinigung gefunden habe, habe ich mir bei Polo mal eine neue Filterpatrone bestellt (12,95 Euro – das Originalteil beim freundlichen Suzuki-Händler kostet mit 27,95 mehr als das Doppelte).

Da ich noch nie mit derartigen Ölbad-Schaumstofffiltern zu tun hatte, war ich gespannt, wie sich so etwas wechselt. Also runter mit der Sitzbank…

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…und als erstes die vier Schrauben des Luftfilterkasten-Deckels gelöst.

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Der alte Filter macht schon einen ziemlich verdreckten Eindruck.

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Und in der Tat: Solide Verkrustungen zeigen, dass er seine beste Zeit irgendwo auf den zurückliegenden 47.000 Kilometern hatte.

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Eine gute Gelegenheit, den Dreck, der sich am Boden der Luftfilterkammer angesammelt hat, zu entfernen. Am Boden ist die Öffnung für den Absetzschlauch zu erkennen…

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…dessen Auffangkappe am besten von hinten abzuziehen ist.

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Uih. Da hat’s die eine oder andere Mücke eingesaugt.

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Der neue Luftfilter wird über das Haltgegestell gezogen, etwas mit frischem Motoröl bekleckert und kräftig geknetet, damit der Schaumstoff überall gleichmäßig befeuchtet ist.

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Dann noch die Flügelmutter anziehen, den Deckel drauf – fertig! Nun zu den Zündkerzen.

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Mit dem Bordwerkzeug, so berüchtigt seine Qualität auch ist, lässt sich der Kerzenwechsel gut über die Bühne bringen. Vorher wird die seitliche Motorverkleidung abgeschraubt und -geklipst.

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Oha – starke Rußspuren an den alten Kerzen Könnte daran liegen, dass das Gemisch wegen eines verstopften Luftfilters zu fett war…

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Die neuen Kerzen (mit Doppelelektrode) sind eingebaut, die Kerzenstecker müssen noch aufgestöpselt werden.

Dann die Testfahrt. Der Motor springt schon mal prima an und läuft auch angenehm gleichmäßig. Besser als vorher, kommt es mir vor. Einmal kurz auf die A4 bis Eschweiler – jepp, jetzt läuft die Kiste locker über 140. Die Strecke ist zu kurz (ebenso meine Zeit), um die absolute Höchstgeschwindigkeit auf ebener Strecke auszutesten, aber der Unterschied ist spürbar. Endlich steigt die Öltemperatur auch mal über 60 Grad…

Morgen früh geht’s los. In die Eifel. Die Vorfreude ist riesig!

Kleine Schritte

Die immerwährende To-Do-Liste ist um einen Punkt kürzer. Mit roten Nummern rollt das Coupé mit é nach Eschweiler. Dort wartet ein neuer Kurbelwellensimmerring (derzeit der Hauptverdächtige für das Ölvergießen), der dem Patienten in einer viereinhalbstündigen Operation verpflanzt wird. Anschließend noch eine Motorwäsche und voilá! Innen sauber wie nie geht es zurück nach Aachen in die Heia.

Es zieht

Eigentlich, also eigentlich hatte ich ja vor, dieses Jahr sämtliche Kraft und Energie, vom Geld wollen wir gar nicht erst reden, in die Restaurierung des Moorfarbenen zu stecken. Eigentlich.

Dann kam leider etwas Wind dazwischen. Und machte mir einen Strich durch die Rechnung.

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Das ist, öhm… Windy.

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Ich weiß, ich weiß. Nach Jahren der XT hätte es eigentlich etwas mit deutlich mehr als 45 PS sein sollen. Und mit mehr Zylindern. Und größer, viel größer, Ténéré oder Africa Twin oder so. Mal abgesehen davon, dass ich mir eigentlich wirklich kein neues Motorrad leisten sollte kann.

Aber Windy war sehr, sehr billig. Und sieht sie nicht schnuckelig aus in ihrem dunkelrot-silbernen Lack? Klar, etwas dreckig ist sie, aber wenn Gott gewollt hätte, das Motorräder sauber sind, wäre Spüli im Regen.

Noch mal offiziell: Suzuki XF 650 Freewind. Baujahr 98, 47.000 km. Eintopf, 48 PS. Tourenscheibe, Hauptständer. Reifen nagelneu, Kettenkit 12.000 km, Bremsbeläge vorne 6.500 km alt. Stahlflexleitung vorne, Scheibe noch gut.

Erster Eindruck: Die fast perfekte Maschine für mich. Leicht, trotzdem komfortabel groß. Liegt wie das berühmte Brett auf der Straße. Angenehm mit 130-140 Sachen zu fahren. Und nicht so viel Leistung, dass ich Angst haben müsste.

Schade, dass die erste Fahrt gleich so fies war. Von ihrem Vorbesitzer in Laubach bei Gießen ging es in völliger Dunkelheit, Eiseskälte und gelegentlichen Nebelbänken über 260 Kilometer zurück nach Aachen.

Immerhin weiß ich jetzt auch, dass die letzten beiden Segmente in der digitalen Füllstandsanzeige „Reserve“ bedeuten. Und dass man kurz vorher besser noch schnell tankt. Oder zumindest den Tankschalter auf Reserve dreht. Weil nämlich sonst schlagartig der Motor ausgeht, wenn tatsächlich Reserve erreicht ist. Wär ja unangenehm, wenn das mitten auf der Autobahn passieren würde. Jaja, was ich jetzt so alles weiß.

Neues aus den Siebzigern

Jetzt muss ich aber mal unbedingt von der Siebziger-Jahre-Party neulich erzählen. Normalerweise bin ich auf solchen Festivitäten eher das Moos an der Mauer – mein Kleiderschrank verfügt weder über ausreichend Flowerpower, noch über so unentbehrliche Accessoires wie Zweithaarmähne oder Porno Pilotenbrille. Doch diesmal war alles anders – dank eines völlig zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Gegenstandes. Bühne frei für Detlev.

Wenige Stunden vor Partybeginn, als ich trotz des eigens erworbenen, schrill gestreiften C&A-Shirts noch so richtig unzufrieden war mit dem Stand der Kostümierung, fiel mir beim Durchwühlen sämtlicher Schubladen Detlev in die Hand.

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Detlev ist etwas, das gegen Ende des partymottostiftenden Jahrzehnts kurzzeitig in Mode kam. Als nämlich die Hosen so knalleng an den Mann schmolzen, dass Portemonnaies und Schlüsselbunde nicht mal mit Gewalt und guten Worten hineinzuquetschen waren. Eine Herrenhandtasche. Eine Echte – nicht der Sechserträger Bier, der heutzutage gerne unter dieser Bezeichung gehandelt wird.

Irgendein wohlmeinender Verwandter muss mir das Stück vor über 20 Jahren in höchstwahrscheinlich guter Absicht vermacht haben (ich habe auch einen Verdacht, aber man ist seinen Eltern gegenüber zu einer gewissen Diskretion verpflichtet). Dass das ledrige Behältnis hier unter seinem leicht despektierlichen Spitznamen beschrieben wird, dafür bitte ich die Detlevs dieser Welt ebenso um Verzeihung wie alle gleichgeschlechtlich orientierten Menschen mit Geschmack, die sich so ein Teil nie und nimmer ans Gelenk hängen würden.

Um wieder zur Party zu kommen: Was das Streifen-Shirt nicht vermochte, das unscheinbare Täschchen schaffte es. Ich war beliebt. Ach was: begehrt. Frauen wie Männer umschwärmten mich, wollten mal anfassen, mal aufmachen, mal reingucken. „Wo hast du DAS denn her? Darf ich auch mal?“

Und das Schönste: Je länger Deti und ich ein Paar waren, desto mehr gewöhnte ich mich an ihn. Sein reißverschlussbewehrtes Innenleben schluckt nämlich wunderbar sämtlichen Krimskrams wie Schlüsselbund, Sonnenbrille oder Kugelschreiber. Was Mann halt so braucht. Als Aufbewahrungsort für familienplanerische Gummiartikel oder verwandten Zwecken dienende Erzeugnisse der Pharmaindustrie wären Detlevs verschwiegene Seitenfächer ebenfalls erste Wahl. Wie unglaublich praktisch! Zum ersten Mal in meinem Leben begann zu ahnen, was Handtaschen für Frauen bedeuten. Eine völlig neue Welt erschloss sich.

Glücklich zurück in Aachen, begann das große Grübeln. Warum nur hat sich der handliche Helfer nie durchgesetzt? Außer an Horst Schlämmer, und ob damit das große Comeback eingeläutet ist, darf bezweifelt werden. Vergeblich versuchen Firmen wie die Cityagenten, moderne Versionen an den Mann – und seine Hand – zu bringen. Doch nicht einmal die martialische Pistolenholster-Optik zieht die urbanen Massen an die baumelnden Begleiter. Wo doch Metrosexualität so angesagt sein soll.

Also lässt sich nur darauf hoffen, dass kommende Generationen nicht nur Boney M und Prilblume wiederbeleben werden, sondern auch die restlichen kulturellen Errungenschaften der Siebziger. Bis dahin wartet Deti allerdings brav in seiner Schublade. Sein Herrchen gibt nämlich lieber das Moos an der Wand als den einsamen Trendscout. Für Partys gelten Sonderregelungen.

Schlechte Karten

Früher habe ich den Autotest im „Zeit“-Magazin geliebt. Seit das Magazin „Leben“ heißt und als Beilage im A4-Format erscheint, ist auch der Autotest schrittweise geschrumpft. Aus den liebevoll inszenierten Fotos ist ein schlichtes, langweiliges Pressebild des Herstellers geworden. Sehr schade.

Der aktuelle Test des Mazda CX-7 von Philipp Schwenke ist dennoch höchst lesenswert. Selten hat jemand so auf den Punkt gebracht, wie weit sich die Entwicklung moderner Autos von dem entfernt hat, was ein Auto einmal war – ein Mittel, Menschen von A nach B zu bringen, im Idealfall warm und trocken.

Stieg aus, drückte wieder die Scheckkarte, aber die Tür schloss nicht ab. (…) In der Bedienungsanleitung nahm das Kapitel „Ver- und Entriegeln der Türen“ 25 Seiten ein. (…) Ich legte die Karte 30 Meter weiter auf einen Mauervorsprung. Eine Gruppe Obdachloser beobachtete mich interessiert. Die Türen blieben offen… (…) am nächsten Tag war die Batterie leer. (…) Das Radio fraß also über Nacht stumm die Batterie leer.

Auf dem Frühlingsgrillen bei Dirk am vergangenen Samstag erzählt mir jemand, wie er beim aktuellen VW Polo drei Arbeitsstunden gebraucht hat, eine Standlichtbirne zu wechseln. Es müssten dafür diverse Anbauteile und Verkleidungen im Motorraum entfernt werden. Auch in der Markenwerkstatt ginge es nicht schneller.

Sagt, was ihr wollt – der W123 war die Krönung des Automobilbaus. Alles, was danach kam, weist in wachsendem Maß Züge der Degeneration auf.

Kleine Anfrage

Ich hab mal was Originelles gemacht. Ich habe bei Mobile.de brav angefragt, ob ich einen ihrer alten TV-Werbespots ins Moorblog einbinden darf. Ihr wisst schon, den mit der Blondine im US-Musclecar nachts an der Tankstelle, die mal probeweise den V8 aufheulen lässt, was ihr sichtlich Spaß macht. Der Spot kursiert natürlich auch bei Youtube. Die Wertschätzung des Autoklassikers darin unterscheidet sich deutlich von der des Mitbewerbers Autoscout24. [Via pacecar im Forum.]

Das war letzte Woche Freitag. Mal sehen, wann ich etwas von den Jungs höre. Und ob überhaupt. Meine Wette: Die wissen überhaupt nicht, was ich von ihnen will und ich höre nie was von ihnen.

Desaster

Es ist wirklich eine Hiobsbotschaft, was heute Morgen im W123-Forum steht: Die Werkstatt von David Bothen in Bottrop ist abgebrannt. Verloren sind diverse Youngtimer und das riesige Teilelager („ca. 100 Armlehnen alleine“). Einziges Glück im Unglück – zumindest David ist außer einer leichten Rauchvergiftung offenbar nichts passiert. Bilder vom Feuer, das nach ersten Angaben durch Arbeiten in einer benachbarten Werkstatt ausgelöst wurde, gibt es bei Blaulichtreporter, ebenso ein Video (da war aber ein Reporter fleißig).

Die Szene ist zu Recht geschockt (1, 2). Bothen ist seit Jahren als ebenso kenntnis- wie hilfreicher Altmercedesexperte bekannt, war mit zahlreichen Restaurierungsaktionen in Fachmagazinen vertreten, sein Teilelager war legendär. Für die Youngtimerszene ist es ein rabenschwarzer Tag. Und David steht ohne Werkstatt, ohne Lager, ohne Werkzeug, vor den Trümmern seiner Existenz. Schon kursieren erste Spendenaufrufe im Netz.

Seit Jahren hatte ich mir vorgenommen, endlich mal selber hinzufahren, um nach Einlagen für die Innenverkleidung des Coupés – beige, kariert, ohne Fensterkurbellöcher – zu gucken. Zu spät. Wie viele Altbenzfahrer gerade wohl ähnliche Gedanken hegen?

Ich darf an dieser Stelle

darauf hinweisen, dass auf Ikonengold.deThe Stylish Classic Cars Webzine ein ebenso lesens- wie betrachtenswerter Bericht über die Techno Classica in Essen…

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…steht, die zu besuchen vor einigen Tagen auch der Autor von Moorbraun.deThe Correctly Coloured Cars Weblog das Vernügen hatte, wie meine treuen Leser wissen (für die anderen ist hier der Link).

Ich darf ferner an dieser Stelle mit einem warmen Glimmen des Stolzes beiläufig einstreuen, dass dem Betrachter des Ikonenartikels das eine oder andere Foto darin möglicherweise bekannt vorkommen könnte.

Notgelandet. Sprit geklaut. Eingebuchtet.

Die Augsburger Allgemeine berichtete gestern in einem größeren Artikel über die Notlandung einer Cessna 150 bei Jesenwang. Der 63-jährige Pilot musste gegen 22 Uhr mit leerem Tank auf einer Wiese in unmittelbarer Nähe des Platzes landen. Statt die Landung anzuzeigen und auf legalem Weg neuen Treibstoff zu organisieren, versuchte er, am nahegelegenen Flugplatz aus geparkten Maschinen Sprit abzuzapfen.

Es hatte nicht sollen sein: Die Polizei erwischte ihn noch auf dem Platz mit einem Kanister. Im Lauf der Vernehmung musste er mit Kreislaufproblemen ins Krankenhaus gebracht werden. Jetzt erwartet ihn neben einer Prüfung seiner Flugtauglichkeit auch eine Anzeige wegen versuchten Diebstahls. Beklagen darf er sich trotzdem nicht: Wer in völliger Dunkelheit ohne Sprit heil auf einem Acker runterkommt, hat sein Fliegerglück vermutlich für mehrere Jahre erstmal aufgebraucht.