Alea iacta est

Ich kann mich nicht erinnern, mich in meinem Leben mit einer Entscheidung – also: Kaufentscheidung – schon einmal so schwer getan zu haben, wie jetzt mit der Wahl der neuen Kamera. Was ich in den langen Nächten der vergangenen Wochen gelernt habe: Die Recherchemöglichkeiten im Netz sind mittlerweile schlicht umwerfend. Klar, ausführliche Tests, Erfahrungsberichte und Youtube-Videos gibt es zu jedem Modell en gros. Was ich dagegen bis dato noch nicht kannte, sind interaktive Vergleiche, etwa bei DPReview, wo man die Leistungen seiner Wunschkamera im Vergleich zu anderen Modellen in übersichtlichen Balkengrafiken präsentiert bekommt.

2013_07_28_DPReview Screenshot

Oder die Snapsort-Datenbank, wo die Vor- und Nachteile fast jeder aktuellen Kamera stichwortartig mit denen jeder anderen verglichen werden kann.

2013_07_28_Snapsort Screenshot

Und wenn es um die Jackentaschentauglichkeit geht, hilft Camerasize, wo alle Modelle aus jeder Perspektive nebeneinander gestellt werden können. Natürlich jeweils mit einer ganzen Palette passender Objektive, man will ja objektiv sein und nicht ein Tele mit einem Pancake vergleichen.

2013_07_28_Camerasize Screenshot

Es gibt also wirklich keine, aber auch gar keine Notwendigkeit mehr, sich vom heimischen Schreibtischstuhl zu erheben, um sich für eine Kamera zu entscheiden. Fehlt eigentlich nur noch ein Fotografiersimulator, mit dem man seine Wunschmotive in einem ausgesuchten Kameramodell künstlich erzeugen kann – dann bräuchte man seine Wohnung nicht mal mehr zum Knipsen zu verlassen.

Okay. Durchatmen. Also. Ich habe mich entschieden.

Earlier this year, I made a pretty drastic change in my camera set up. I left behind my trusty Canon DSLR, and the lenses and accessories that had served me well for six years, and I picked up a Sony NEX-5N mirrorless camera. (Dan Seifert, auf The Verge)

Zuerst mal: Es wird keine Spiegelreflexkamera.

Da ich die Sony NEX-6 zu meiner Hauptdigitalkamera zu adeln gedenke, (…) (Stephan Spiegelberg, in Nach einer Woche mit der Sony NEX-6)

Was mir bei der Entscheidung half, waren die diversen Statements von teils sehr bekannten Fotografen, die ihre Mittelklasse-DSLRS für Systemkameras aufgegeben haben. Gut, die High-End-Modelle mit Vollformatsensor bleiben eine Klasse für sich. Jedenfalls noch für eine Weile.

Is the Sony NEX-7 WAY better than the my previous camera, the Nikon D800? No. Is it better enough to switch? Definitely. (Trey Ratcliff, in Hello Sony. Goodbye Nikon. The story of why I am switching from Nikon to Sony.)

Aber dem Argument „die besten Fotos macht man mit der Kamera, die man mit hat“ können sich auch die besten Fotografen offenbar nicht verschließen.

„(…) the NEX-6 might be my favorite mirrorless camera yet. It’s certainly the first one I’ve tried that feels like it could replace my DSLR (…)“ (David Pierce, auf The Verge)

Vielleicht werde ich mir dann irgendwann auch noch eine Spiegelreflex zulegen. Wenn die NEX einmal meine Ansprüche nicht mehr erfüllt.

Die Nex hat auch mein fotografisches Leben total umgekrempelt. (…) Also 5N im Kit gekauft (…) Kurze Zeit später war alles Nikonequipment im Biete-Bereich zu finden. Das war zwar ein ziemlich harter Cut, aber ich würde es jederzeit wieder so machen. (User cp995 im DSLR-Forum)

Und wenn es dann noch Spiegelreflexkameras gibt. Wer weiß. Vor zehn Jahren haben ja auch die meisten von uns noch mit Rollenfilm fotografiert.

5 Antworten auf „Alea iacta est“

    1. Hallo Stephan,

      ja, deine Erfahrungen mit der NEX hatte ich allesamt gelesen. Deine Aussage, daraus deine Hauptkamera zu machen, war dann für mich quasi das Fazit – und passte so schön in meinen Text.
      Theoretisch könnte ich die Entscheidung zwar noch wieder rückgänging machen – ein Kollege hat mich gestern auf die neue Fujifilm X-M1 aufmerksam gemacht, die vielleicht tatsächlich noch einen Tacken besser wäre, insbesondere von der Bildquali her -, aber irgendwann muss man auch einfach mal eine Entscheidung treffen und dann durchziehen. Die NEX scheint mir jedenfalls keine Fehlentscheidung zu sein.

      Vielen Dank nochmal für deinen Hinweis. Deinem Blog bleibe ich mit Sicherheit als Leser erhalten. Beste Grüße

      Marc

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