Die immerwährende To-Do-Liste ist um einen Punkt kürzer. Mit roten Nummern rollt das Coupé mit é nach Eschweiler. Dort wartet ein neuer Kurbelwellensimmerring (derzeit der Hauptverdächtige für das Ölvergießen), der dem Patienten in einer viereinhalbstündigen Operation verpflanzt wird. Anschließend noch eine Motorwäsche und voilá! Innen sauber wie nie geht es zurück nach Aachen in die Heia.
Weiß ist das neue Weiß
Ikonen der Automobilgeschichte
…gibt es, der Titel deutet es an, neu auf ikonengold.de. Die Geschichte von Knöpfle, Lesern des VdH-Magazins „Benzheimer Flosskeln“ bereits bekannt, ist jetzt auch webgerecht aufbereitet.
Knöpfle, benannt nach dem Konstanzer Unternehmen, das ihn 1971 in einen Abschleppwagen umbaute, ist ein Lastwagen des Typs 406 mit Bilstein-Bergekran. Sowie diversen stabilitäts- und gewichtsfördernden Verstärkungen. Eberhard erwarb das gute Stück im vergangenen Jahr und überführte es in den Fahrzeugbestand der Heckflossenfreunde. Wobei sich der eigentliche Überführungsvorgang bei einer Maximalgeschwindigkeit von etwa 50 km/h in der Ebene etwas hinzog.
Schon leer vermisst der Wagen mit seinen 55 schmächtigen Dieselpferdchen ein wenig an Fahrdynamik, wie sich das mit aufgeladenem Unfallwagen anfühlt, das möchte ich mir nur vorstellen müssen. Man beachte die bildhübschen Bilder – da hatte jemand Auge für’s Detail.
Eberhard merkt noch an, dass es Charme hat, wenn Moorbraun auf Ikonengold verlinkt, das wiederum mit Surfblau zusammenarbeitet. In diesem Zusammenhang weise ich darauf hin, dass folgende Farben noch nicht bei der DENIC registriert sind:
- www.chinablau.de (wie wär’s, Kaype?)
- www.taigabeige.de (Franz-Josef vielleicht?)
- www.liasgrauen.de (Roman?)
- www.erbswurstsuppengruen.de (dito www.kaledoniengruen.de)
- www.leasingsilber.de
- www.grundiert.de
(Und dass Pedro immer noch nicht Moorbraun in der Farbtabelle auf Astralsilber.de ergänzt hat. Schämst du disch!)
Das wär Ihr Preis gewesen!
Wenn das mal keine coole Seite ist: Der W123-Stammtisch Hannover hat sämtliche Sonderausstattungen und sämtliche Baumuster sämtlicher Baujahre in eine Datenbank geworfen. Damit kann man ausrechnen, was das eigene Schätzchen seinerzeit mal gekostet hat.
Der moorbraune Fast-Nullausstatter (einzige bekannte Extras: Sonderlackierung, Becker-Radio, rechter Außenspiegel[?]) hat Herrn P. demnach 31.668,25 DM gekostet, inklusive 13 Prozent Mehrwertsteuer. Wahrscheinlich war aber noch ein bisschen Radiogedöns mit dabei, den ich jetzt auswendig nicht mehr zusammenkriege.
Ausklang
Das war’s. Die Coupésaison 2007 ist hiermit beendet.
Mit fünf Fahr-Monaten war sie eigentlich viel zu kurz. Aber was haben wir alles geschafft!
Die Heckpartie glänzt jetzt wieder in schönstem Moorbraun, Radläufe und Heckblech sind makellos. Der Querträger an der Hinterachse ist entrostet.
Der Motor ist mit neuen 265er-Düsen ausgerüstet, Förderbeginn und Volllastmenge sind an Pflanzenöl angepasst, die Ventile eingstellt. Er wird von einem neuen Anlasser gestartet und treibt über ein neues Fünfganggetriebe und ein neues 3,69er-Differential Hinterräder mit neuen Reifen und neuen Bremsen an. Neu lackierte Radkappen zieren die Räder.
Der Drehzahlmesser geht nach zehn Jahren endlich, eine Druckanzeige am Spritfilter ist eingebaut, der Fahrersitz aufgepolstert und das Beifahrertürschloss repariert.
Die Spur ist eingestellt, beide äußere Spurstangen, beide Hardyscheiben, die Koppelstangen am hinteren Stabilisator, der Kupplungsnehmerzylinder und die 100-A-Battierie sind neu. Motoröl, Differentialöl, Servolenkungsöl sind gewechselt.
Wir haben Christian in Wiesbaden und P.S. samt Forenclique in Seeheim-Jugenheim besucht, bei Wolfi einen dreitägigen Pölumbau gemacht, Roman und Björn in Hamburg gesehen, mit Hauke und den Nordlichtern in Kiel gegrillt, bei Nils in Rödinghausen am Hücker Moor gesessen, bei Christian in Essen geschraubt und – wie wie könnte es anders sein – Siggi in Belm beim Zaubern am Auto zugesehen.
Wir haben neue Freunde und neue Werkstätten in Aachen gefunden, man hat uns Essen aufs Auto gespuckt, wir haben in Brüssel die Youngtimerfahne hochgehalten und sind in Henri-Chapelle nachdenklich geworden, wir haben Lastwagen mit schönen Sprüchen überholt, sind im Dreiländereck noch älterem Metall und in Aachen einem Eichhörnchen begegnet. Wir haben Autos aus Stein und solche aus schlechtem Blech gesehen, uns dem Thema Sex im Auto gewidmet, sind bei Homer Simpson mitgefahren und waren bei Aldi.
Allen, die am Coupé mit é geschraubt haben, bei denen ich pennen durfte, die mir geholfen und mich getröstet haben, wenn die Kiste mal wieder nicht wollte, mit denen ich Bier getrunken habe und durch die Lande gefahren bin – allen, die dazu beigetragen haben, dass 2007 die vielleicht beste Saison der letzten 14 Jahre war: Danke.
Rückrüstung
Erst versucht man jahrelang, die eigene Kiste schöner als ab Werk zu machen. Spielt vielleicht mal mit Spoilern rum, mit Pornofelgen, Holzlenkrädern.
Aber am Ende geht es, das hat neulich jemand im Forum sehr schön beschrieben, Schritt für Schritt wieder zurück in Richtung original.
Ein schwarzer Fünfgang-Schalthebel liegt auch schon hier.
Jahresendreparatur
Noch einmal eine große Werkstattaktion zum Saisonabschluss. Diesmal bei Dirk in Eschweiler.
Da das 3,69er-Differential ab etwa 80 km/h arg jaulte, muss es wieder heraus. An seine Stelle kommt nun das kürzlich aus Hamburg geholte, bei Ebay für *schäm* zehn Euro (inklusive Gelenkwellen) ersteigerte Neue hinein.
Nein, ich habe kein schlechtes Gewissen. Schließlich habe ich auch schon einmal Pech mit einem Ebay-Diff gehabt: Vor über einem Jahr habe ich mal eins ersteigert, von dem sich beim Einbau herausstellte, dass es voll mit schwarzem Fett war. Da das nur aus Geräuschminderungsgründen eingefüllt worden sein konnte, habe ich das Teil damals wegwerfen müssen.
Das neue Differential hat sogar Kühlrippen. Spiel hat es nicht. Und das Öl in seinem Inneren ist hell und sauber. Damit das so bleibt, bekommt es eine magnetische Ablassschraube und vorher ungefähr 1,2 Liter neues 75W90 GL4-Öl eingefüllt.
Und weiter. Da die Hinterachse bei Bodenwellen klonkt und poltert, werden die Koppelstangen (die Verbindungsstücke des Stabilisators mit der Antriebswelle) durch Neuteile ersetzt.
Die Dinger kosten bei Mercedes Daimler neu 10 Euro pro Stück. Keine große Investition.
Der Querträger (an dem das Differential befestigt ist) hat Rost angesetzt – das haben wir schon neulich in Hamburg festgestellt. Dirk beseitigt den Rost mit der Flexbürste und versiegelt das Ganze wieder.
Dann werden die beiden von Wolfi gekauften Hardyscheiben eingebaut. Ich habe mich nach intensivem Herumfragen doch für normale Viergangscheiben entschieden. Die aufwändigeren (und doppelt so teuren) Fünfgangscheiben mit eingegossenen Weichgummilagern sollen viel schneller verschleißen und bei der Hauptuntersuchung ständig moniert werden. „Die Taxifahrer nehmen auch alle Viergangscheiben“, sagte Holger H.
Vorweg haben wir einen Ölwechsel gemacht, aber nicht irgendeinen Ölwechsel, neinein, einen echten Deluxe-Ölwechsel mit Motorspülung. Altöl raus, frisches Baumarktöl rein (mein Vater hatte noch ein paar uralte 5-Liter-Kanister in der Garage stehen), Liqui Moly Motorspülung reingekippt, eine Viertelstunde laufen lassen, ablassen, neues Baumarktöl drauf, eine Viertelstunde laufen lassen, ablassen, neues Liqui Moly 10W40 MOS2 Leichtlauföl drauf.
Wider Erwarten – wir alle kennen ja die Horrorgeschichten – tötet die Spülung den Motor nicht sofort. Eher im Gegenteil. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber der OM 616 scheint danach ruhiger und gleichmäßiger zu laufen.
A propos Öl: Die einzige größere Sache, die jetzt noch offen ist (neben diversen Roststellen), ist der undichte Kurbelwellen-Simmerring. Das austretende Öl hat mittlerweile den ganzen Motorraum versaut und eingesprüht. Wirklich unangenehm.
Aber genug geärgert. Auf zur Probefahrt! Siehe da: Es hat sich gelohnt. Schon auf dem mit Schlaglöchern übersäten Hof rumpelt nichts mehr, auf offener Straße kann man ab 40 km/h in den Dritten schalten und beschleunigen, ab 60 (statt bisher 65) in den Vierten gehen. Die dumpfen Poltergeräusche von hinten sind weg, ebenso das Heulen ab 80 Sachen. Ruhig und gleichmäßig beschleunigt der Wagen, alles wirkt wieder harmonisch und straff. Man kann sogar im dritten Gang um Ecken biegen, ohne schalten zu müssen. Für so ein bisschen Gummi eine erstaunliche Wirkung.
Schade nur, dass wir keine Gelegenheit mehr haben, das Vergnügen auf längeren Strecken zu genießen…
Ab durch die Mitte
Das Ende der Saison zeichnet sich ab: Noch sechs Tage, bis das Saisonkennzeichen abgelaufen ist. Bei Dirk Q. in Eschweiler plane ich die letzten Reparaturen (Ölwechsel, Differenzial-Wechsel, Rostbeseitigung, neue Koppelstangen am Stabilisator hinten). Er ist übrigens lustigerweise gerade dabei, den gelben 230.4 aus Limbourg (siehe Beitrag unten) mit Gurten auf der Rückbank nachzurüsten, als ich bei ihm ankomme.
Glänzen tut mein Brauner jetzt auch wieder. Die letzten Reste der über das Auto gespuckten Mahlzeit (das war immerhin schon am 12. September!), auch nach zwei Waschanlagen-Besuchen noch sichtbar, beseitige ich in mehrstündiger Arbeit mit Polierwatte, Nigrin und Fingernägeln. Und zwar im Parkdeck von Kaufland, dem einzigen Ort, wo’s nach Feierabend noch Licht gibt. Vor der eigenen Haustür mag ich das nicht machen, die Ostviertel-Kids klauen mir bestimmt die Küchenkrepprolle vom Kofferraumdeckel, sobald ich weggucke.
Mit dem frisch polierten Wagen düse ich nach Namur, wo ein Treffen des Sprachwettbewerbs der Talenacademie Maastricht stattfindet. Es geht um einen dreisprachigen Schülerwettbewerb mehrerer Tageszeitungen aus der Euregio. Auf der Rückfahrt beneide ich wieder die Belgier um ihre Autobahnbeleuchtung. Um die Fahrbahndecke allerdings nicht, die ist absolut grauenhaft. Der Benz springt über Schlaglöcher und Bruchkanten im Asphalt, dass man sich einen Geländewagen wünschen würde. Auf einem Abschnitt in der Nähe des Flughafens Lüttich bringt die Straßendecke die Reifen so zum Heulen, dass ich – ungelogen – den Himmel nach einem landenden Flieger absuche.
Braun ist das neue Weiß 11
Braun ist das neue Weiß 10
Gefunden bei MyHammer, der Vermittlungs-Plattform für die Dienste von Handwerkern:
Auktionsbeschreibung:
Hi habe nen 23 Jahre alten 190er Pornomercedes der Aufgrund seiner Werkslackierung aussieht wie 12 Kubikmeter Durchfall. Da ich mich mit dem Wemser nicht mehr auf die Strasse traue suche ich Jemanden der ihn mir Mattschwarz lackiert. Hierbei muss es sich nicht um eine hochwertige Lackierung wie bei einem Neuwagen handeln, möchte nur das er Mattschwarz wird.
Gut, DAS Braun würde ich auch lieber überlacken wollen. Trotzdem: Feigling. Mut zur Individualität, mein Junge!
[Mit Dank an O. für den Tipp]