Verlässt man Eupen über die Monschauer Straße in Richtung Südosten, droht erst einmal ein gefürchtetes Hindernis: der legendäre Highway to Hell, die steil durch einen Wald ins Hohe Venn hinaufführende Betonbuckelpiste der N67. Angeblich eines der schlechtesten Straßenstücke Belgiens (und der Kenner weiß, was das bedeutet). Die Stoßdämpfer des eigenen Kraftfahrzeugs werden hart gefordert – das Schild „Let’s shake forever“ am Waldrand verspricht nicht zu wenig. Doch die Mühe wird belohnt.
Die Strecke führt nämlich nicht nur in das herrliche Brackvenn im Niemandsland vor der deutschen Grenze, wo ich schon diverse Male mit der Kamera unterwegs war (hier, hier, hier und hier etwa).
Knapp zweieinhalb Kilometer vor dem Parkplatz Nahtsief liegt – noch mitten im Wald – außerdem das Naturzentrum Ternell, wo es nicht nur allerlei Wissenswertes über das Leben und Gedeihen von Pilzen, Libellen und anderem örtlichen Gefleuch zu erfahren gibt, sondern auch eine weitere, wunderbare Perle des Dreiländerecks zu entdecken gibt.
Südlich der Nationalstraße geht es vom Parkplatz am Haus zunächst ein Stück Asphaltweg hinab, bis man an den Wildbach Ternell (im Bild ganz oben zu sehen) überquert. Noch etwas weiter steht man dann vor dem ungleich größeren Flüsschen Hill, das hier vom Venn hinunter in Richtung Eupen fließt.
Aber was heißt hier fließt? Es schäumt und spritzt, gurgelt und gluckert, dass man sich gar nicht sattsehen und -hören kann. Wer hätte gedacht, dass es ein paar Kilometer von Aachen entfernt so ein heimatfilmmäßig rauschendes Waldwildbächlein gibt? Als wären wir irgendwo im Bergland. Und es stimmt, was man sagt: Die Hill hat eine ganz einzigartige Färbung. Schwarzrotbraun wie – nein, nicht Heinos Haselnuss, eher wie Coca-Cola.
Gut, man muss feste Schühchen mitbringen. Vor allem das letzte Stück Weg, von der Hill an der Ternell wieder aufwärts zur Straße, ist doch etwas anstrengend. Teilweise bilden die Baumwurzeln eine Art pittoreskes Stolpernetz auf dem Boden. Aber was tut man nicht alles, um eine Perle zu erobern?
Noch ein Wort zur Ausrüstung: Die Fotos entstanden mit dem frisch gekauften Zeiss Ultron (siehe: „Der einsame Ikarus: Das Zeiss Ultron 1.8 50„). Und jetzt ist es klar: Das Ding ist jeden der vielen, vielen Cents wert, die man dafür auf den Tisch legen muss. Was für eine Schärfe, was für ein traumhaft schöner Hintergrund, was für Farben, was für Kontraste! Alles leuchtet, alles lebt.
Und die berühmte Schärfe ist einfach umwerfend. Das Ultron ersetzt ein Zoom-Objektiv: Es ist tatsächlich dermaßen scharf, dass man beim Bearbeiten der Fotos unbesorgt beschneiden kann. Das übrig bleibende Motiv bleibt immer scharf.
Das Ultron schlägt in punkto Bildqualität alles, was in meinen Vitrinen steht. Allerhöchsten Respekt für Konstrukteur Albrecht Tronnier und seinen Ikarus von 1968.