All Time High

Allzeithoch
Köln, 18. August 2012 – der erste Spritpreis knabbert an 2 Euro

Drüben im alten Moorbraun-Blog gibt’s die Rubrik „Tankstellenpreise“. Seit 2007 habe ich da den regelmäßigen Schock an der Zapfsäule dokumentiert, der ein paar Wochen und Monate später immer die Regel war. Den Anfang machte dieser Beitrag von 2007, in dem ich mich über einen Dieselpreis von 1,199 und Normalbenzin (!) für 1,359 aufrege. Waren das noch Zeiten. Selbst Rapsöl kostet seit Ewigkeiten 1,29 Euro, und das gute Eynattener Autogas liegt derzeit bei 0,622.

Rapseed Power

Dieseling to Work
Dieseling to Work

Die Nadel stand irgendwas bei 150, heute Morgen auf der linken Spur auf der A4 zwischen Buir und Düren. 150 Dieselbenz-Stundenkilometer, das sind in Navisprache gerade mal knapp 140. Entsprechend zügig kam der Dreier-BWM von hinten herangerauscht. So wie das Dreier das nun einmal zu tun pflegen. Erst anderthalb Wagenlängen hinter der Chromkappe meiner Anhängerkupplung war er dann runter auf 150 Dieselbenz. Mehrere vorwurfsvoll-ungeduldige Sekunden lang.

Dann hatte es ihn. Gequietscht haben seine Bremsen zwar nicht, aber der Abstand zur Chromkappe vergrößerte noch rasanter, als er zuvor geschrumpft war. Auf etwa hundert Meter. Wie friedlich so ein Sportcoupé aus dieser Entfernung aussieht.

Mehr noch: Die bajuwarische Sportskanone wechselte gar noch kurz auf die LoserLasterspur und ließ einem Skoda (!) den Vortritt. Hängte sich hernach in respektvollem Abstand dahinter und uns folgte brav und bescheiden.

Selten so schön erlebt, welchen Unterschied 30 Liter Rapsöl im Tank ausmachen.

Saisonstart

In einer äußerst undankbaren und ungewohnten Rolle hat sich der Moorfarbige im Dezember und Januar wiedergefunden: der Rolle der Winterschlampe. Als die C-Klasse über die Feiertage ein Update bekam in Form von Anhängerkupplung, Rostmaske und Kurbelwellensimmerring bekam. Dürfte schon stolze 17, 18 Jahre her gewesen sein, dass sich das Dieselcoupé zuletzt über verschneite Straßen quälen musste. Aber was hilft’s, ein Auto ist zum Fahren da, und ein 123er erst recht. Ist ja alles frisch geschweißt am Unterboden…Kaum waren die Rollen gewechselt, war Stress angesagt: Umzug nach Köln, Konfigurieren eines neuen Alltags mit zwei Stunden Pendeln täglich, unterbrochen nur vom Segelfluglager in Südfrankreich und diversen verlängerten Wochenenden in Berlin und Amsterdam. Für den Benz des Herzens blieb da keine Zeit, selbst das Motorrad vor der Haustür blieb die meiste Zeit unter seiner Plane eingehaubt. Und zugegeben: Ein gar so schlechtes Gefährt war der W202 nun doch nicht. Wer Tag für Tag auf den dessen Plakettenkühlerstern guckt, leidet zumindest nicht an seelenbedrohender Benz-Unterzuckerung.Doch irgendwann ist jedes Interim einmal zu Ende. Am Montagabend, kurz vor dem monatlichen VdH-Stammtisch, kam für das Dieselcoupé der Dornröschenkuss. „Hoffentlich springt er überhaupt noch an“, sorgte sich der freundliche Scheunenbesitzer, als ich in der über und über mit Staub und Dreck bedeckten Karosse Platz nahm. Natürlich sprang er an, aufs erste Schlüsselwinken schon. Wie immer.

Eine echte H-Waschanlage
Eine Waschanlage mit H-Kennzeichen

Rost an den Kanten, abblätternde Farbe, sich lösende Aufkleber, notdürftig flickendes Klebeband. Nein, nicht der Wagen. Muss man sich Sorgen machen, wenn die Autowaschanlage älter ist als das Auto? Nein? Auch nicht bei Wagen mit H-Kennzeichen?

Kann irgendetwas so schön strahlen wie Lack in Nr. 479?

Aaah, schon viel besser. So muss Autolack glänzen. Auch genau in dieser Farbe.

Und so nagelt das schokoladigste Dieselcoupé nördlich der Alpen in seine 31. Saison. Bisschen spät, so Anfang August, aber besser als gar nicht.

Und ich hatte fast schon vergessen, wie ein Auto klingen muss.

Autobahngold

Der Wagen steht an der Autobahnabfahrt Eynatten, warnblinkend, in der Kurve, die hinauf zur Landstraße nach Aachen führt. Ein dunkler Kombi, offenbar liegengeblieben und mit letzter Kraft gerade noch von der Autobahn gerollt. Eine Frau mit Kopftuch ist ausgestiegen, ein Mann mit dunklem Teint winkt hilfesuchend. Es ist gegen 20.30 Uhr, ich habe nach Feierabend noch rasch am Autohof hinter der belgischen Grenze LPG getankt und beschleunige gerade auf die Zufahrt zur Autobahn. Kaum habe ich das gestrandete Pärchen wahrgenommen, bin ich auch schon an ihnen vorbei, man bremst ja aus voller Beschleunigung nicht ohne weiteres, zumal mit weiteren Autos im Rücken.Auf den folgenden Kilometern wächst das schlechte Gewissen mit jedem Meter: Hattest du nicht auch schon mal eine Panne? Wie lange wird so ein südländisches Pärchen mit Autopanne in dieser Gegend auf Hilfe warten müssen? Bis Aachen-Brand ist das schlechte Gewissen so stark geworden, dass ich mit innerem Seufzen abfahre und wieder umkehre. Der Kombi steht immer noch in der Abfahrt.Ich halte auf dem Seitenstreifen. Der Mann tritt ans Beifahrerfenster. Er sei liegengeblieben, mit leerem Tank und ohne Geld. Ob ich ihm etwas leihen könnte? Er schwört, es zurückzuüberweisen,faltet die Hände, Verzweiflung in der Stimme. Ich werfe einen Blick ins Portemonnaie – mehr als zehn Euro sind nicht drin. Er nimmt das Geld, dankt traurig. Weit wird ihn das nicht bringen. Wo er hin will? „To Paris.“ – „Good luck to you.“ Ich fahre wieder los.In der folgenden Dreiviertelstunde bis Köln legt das schlechte Gewissen erst so richtig los. Du hättest den armen Kerl wenigstens zur Tankstelle fahren können, schimpfe ich mit mir. Oder ihn besser gleich dahin abbeschleppt. Was soll er mit zehn Euro, wenn er sich davon erstmal einen Reservekanister kaufen muss? Man hätte unter den wartenden Autofahrern an der Tankstelle den Hut herumgehen lassen können. Wenn jeder fünf Euro gegeben hätte… wie weit ist es eigentlich nach Paris?

Zu Hause angekommen, erzähle ich von meinem Treffen mit dem ärmsten Autofahrer in ganz Belgien. Meine Freundin bleibt ungerührt. „Du weißt, dass das eine ganz gängige Betrugsmasche ist?“ Böses ahnend, werfe ich Google an. Schnell ist das Stichwort gefunden: „Autobahngold„. Ein verbreiteter Trick, vor allem in der Reisezeit. Die Betrüger – meist aus Osteuropa – simulieren eine Panne, winken mit leeren Kanistern oder Abschleppseilen, leihen sich von hilfreichen Autofahrern Bargeld und bieten als Pfand scheinbar wertvollen Goldschmuck, Lederjacken oder ähnliches. Die Ware ist reiner Tinnef, das geliehene Geld sieht der Geneppte nie wieder. Polizei und Medien warnen seit Jahren vor der Masche.

Kalte Ernüchterung. Ich rufe die Autobahnpolizei am Grenzübergang Lichtenbusch an. Ich sei da einem angeblich liegengebliebenen Pärchen begegnet… „Haben die Ihnen Gold angeboten?“, fragt der Beamte. „So weit sind wir nicht gekommen“, erwidere ich zerknirscht. Für meine zehn Euro gab’s ja nicht mal ein echtes Goldkettchen aus Messing. „Sobald die ihr Geld bekommen haben, sind die gleich über alle Berge“, erklärt der Polizist. Fahndung zwecklos.

Man hätte von selbst drauf kommen können. Wer nach Paris will, bleibt schließlich nicht auf der Strecke von Lüttich nach Aachen mit leerem Tank liegen.

Ich ärgere mich. Über meine Leichtgläubigkeit, über die zehn Euro, aber vor allem darüber, dass ich beim nächsten liegengebliebenen Auto mit dunkelhäutigem Fahrer und/oder Kopftuchfrau wohl noch weniger zum spontanen Hilfshalt geneigt sein werde. Womit das Betrügerpärchen dann noch mehr Opfer auf dem Kerbholz hätte.

Andererseits: Zehn Euro sind kein allzu hoher Preis für eine nachhaltige Lektion Lebenshilfe. So ein falsches Goldkettchen hätte ich trotzdem gerne gehabt – als Andenken. Ob ich es beim nächsten Mal mit 20 Euro versuche? 15! Letztes Wort!

Neulich, auf der A4

Seit Anfang des Jahres verbringt der Schreiber dieser Zeilen einen Großteil seiner freien Lebenszeit auf der A4 zwischen Aachen und Köln – dem alten Arbeits- und dem neuen Wohnort. Täglich eine Stunde hin, eine Stunde zurück, das nagt schon etwas an der Lebensqualität. Von der Zeit ganz zu schweigen, die man früher abends gerne vor dem Blog verbrachte.
Abistreich 1947
Oldtimerfahrer mit Humor – eine einzigartige Begegnung

 Immerhin begegnet man auf den täglich 126oderso Kilometern auch dem einen oder anderen netten Anblick. Wie zum Beispiel neulich diesem rollenden Abischerz. So alt ist die Unsitte also schon, dem glücklich der Schule entronnenen Nachwuchs einen Neuwagen vor die Tür zu stellen.

Letzte Fahrt

Nun also hat die Welt Abschied genommen vom „Geliebten Führer“ Nordkoreas, Kim Jong-Il. Und während die Analysten und Kommentatoren der politischen Landschaft noch spekulieren, wie sich die Lage auf der geteilten koreanischen Halbinsel weiter entwickeln wird, können wir Autoliebhaber uns entspannt zurücklehnen – unsere brennendste Frage ist nämlich beantwortet.

Es sind keine alten russischen Zils oder Tschaikas, die den Sarg des Diktators, ein riesiges Porträt sowie einen meterhohen Kranz in der gigantischen Trauerzeremonie durch die verschneiten Straßen von Pyöngyang fahren, flankiert von Geländewagen, die wir Sternenkundler natürlich sofort als G-Modelle von Mercedes erkennen.

Die New York Times hat das Rätsel gelüftet (beziehungsweise über die Blogger berichtet, die es getan haben). Die drei wuchtigen Schlitten mit den kantigen Linien und dem typischen Chromzierrat der 70-er Jahre sind: Lincoln Continentals, wohl von 1975 oder 76. Ausgerechnet Limousinen des meistgehassten Feindes durften das Staatsoberhaupt des letzten stalinistischen Landes der Welt zu Grabe fahren?

Das sei so erstaunlich nicht, zitiert die NYT die Korea-Expertin Kongdan Oh. Die drei makellos gepflegten Dickschiffe waren bereits 1994 bei der Beerdigung von Kim Jong-Ils Vater Kim Il-Sung dabei. Und auf nichts legt das Regime derzeit so viel Wert wie auf einen geräuschlosen Übergang der Macht auf den Enkel, Kim Jong-Un. Kontinuität geht da über alles. Und wir dürfen sicher sein, dass die Kommentatoren im nordkoreanischen Staatsfernsehen ihr Publikum auf diesen bizarren Nebenaspekt nicht aufmerksam gemacht haben. Außerdem, so Kongdan Oh, lebten die Nordkoreaner ohnehin weitgehend ein Siebziger-Jahre-Leben.

Der Rest der Begräbniskolonne war, aus automobiler Sicht, mal wieder eine Stuttgarter Leistungsschau der vergangenen vier Jahrzehnte. Von den trotz Schneegestöbers offenen militärischen G-Klassen über einen Schwarm moderner S-Klassen bis zu den bei nordkoreanischen Offiziellen immer noch so beliebten W123ern fuhr alles im Tross mit, was totalitäre Regimes seit eh und je an deutscher Wertarbeit so schätzen. Wie gesagt: Man legt halt Wert auf Kontinuität.

Wer mag, kann sich hier ein fast sieben Minuten langes Video der Prozession ansehen, schauerlich untermalt vom Heulen der Massen am Straßenrand.

Vom großen und vom kleinen Tod

Irgendwann ist der schmale Teerweg zu Ende. Dahinter geht es ein paar Meter über ein Feld, durch dessen zartgrüne Halme die Schatten der Rotorblätter eines Windrades flitzen an diesem sonnigen Herbstnachmittag. Ein paar Schritte die Böschung hinunter zu den Schienen. Den Einschnitt säumt auf jeder Seite ein Feld voll meterhoher Steinpyramiden. Schattig und still ist es hier unten. Doch so still war es nicht immer. Wir sind da, wo für Aachen der Zweite Weltkrieg endete.

14_Sperren_1024

Der Schotter klickt unter den Schritten, Züge fahren hier nicht mehr. Ein Stück weiter, neben dem Gleis: der Bunker. Ein „Gruppenunterstand ohne Kampfraum“, Teil des Westwalls, Hitlers letzter Auffanglinie, auf deutschem Boden schon. Mit ein paar Kubikmetern Stahlbeton wollte das untergehende Dritte Reich die heranwalzenden alliierten Armeen aufhalten.

69_Bunker_1024

Europa ist voll von solchen grauen Grüßen aus Deutschland. Dieser hatte die Aufgabe, die Bahnlinie nach Holland zu sichern. Doch allzu lange gekämpft wurde hier an der Westkante nicht: Schon im Oktober 1944 war für Aachen alles vorbei und der Alptraum vorüber. Im Rest des Reiches dagegen starben noch mehr als ein halbes Jahr lang die Menschen zu Hunderttausenden, weil der größte Führer aller Zeiten die Zeichen ebenjener nicht erkennen wollte.

Im Inneren ist es stockfinster. Nur ein, zwei Lichtstrahlen dringen durch Ritzen im geborstenen Beton.

75_Decke_1024

So unbedeutend dieses Überbleibsel der Geschichte heute auch wirken mag, es war offenbar wichtig genug, um nach Ende der Kampfhandlungen in die Unbrauchbarkeit gesprengt zu werden. Die Wucht der Explosion im Inneren hob die meterdicke Decke hoch und ließ die Außenwände auseinanderbrechen.

04_Boden_1024

Das Gewicht der herunterstürzenden Decke hat die Wände teilweise niedergerissen. Was noch an Innenraum geblieben ist, wird durch die Betontrümmer auf dem Boden zum niedrigen Höhlenlabyrinth. Die Füße ertasten sich einen Weg über die Geröllhügel, während der Kopf den Brocken ausweicht, die an den abgerissenen Stahlstangen von der Decke hängen. Deren leuchtendes Rostrot ist das einzig Farbige in all diesem Grau und Schwarz.

98_Tube_1024

Halt, es gibt doch noch ein paar andere bunte Tupfer. Vereinzelter Abfall der Moderne beweist, dass im Lauf der Jahrzehnte noch andere Neugierige den Weg in diese Kaverne gefunden haben. Hier eine Bierdose, da eine Tube – was ist das, Gleitcreme? Im Taschenlampenlicht entziffern die Augen mühsam Worte auf Niederländisch. Papierleim. Warum auch immer.

Keine Schautafel erklärt dem Besucher die Geschichte des Baus. Was hier passiert sein mag vor fast 70 Jahren, bleibt offen.

Der Verfall ist fast zu atmen. Für die Ewigkeit wurde nicht gebaut im Tausendjährigen Reich. Doch vom Grauen, von der Angst, die die hier ausharrenden Soldaten empfunden haben müssen, ist nichts mehr zu spüren. Der Bunker ist nur noch Baudenkmal. Der Lichtfleck der Taschenlampe gleitet über unzählige Schnaken, die sich an den Wänden niedergelassen haben. Was die Nazis errichtet haben, erobert nun die Natur.

10_Schaedel_1024

Das große Morden, mit dem der Bau dieses militärischen Objekts verbunden war, ist zur Geschichte eines anderen Jahrhunderts geworden. Heute geistert nur noch ein kleiner Tod durch die Ruine.

Es ist kalt. Schaudernd klettert der Besucher aus der Gruft ans Freie. Doch das Frösteln vergeht schnell in der warmen Sonne. Der Schotter knirscht. Kein Blick zurück.

Schickes Schuhwerk

Frische Felgen und respektierliche Radkappen (beziehungsweise, im Daimlerdeutsch: Radzierblenden) sind ja das Aushängeschild eines Autos. Zeig mir, wie du rollst, und ich sag dir, was du fährst. Oder bist. Oder so. Verkatschte Baumarkt-Pentastern-Alus in Bremsstaub-Anthrazit mit 225er-Schlappen verwandeln jedes scheckheftgepflegte Rentnermobil in eine prolide Pornomöhre.

Schickes Schuhwerk
Schlicht und elegant – das originale Schuhwerk mit dem Stern

Auch Flockis Felgenabdeckungen wiesen nach 17 Jahren die eine oder andere Narbe vom rauhen Parkkampf mit den Bordsteinen Mitteleuropas auf. Da die schlichten Silberlinge meinem schmucklosen Buchhalterbenz ausgezeichnet stehen, fiel mir der Verzicht aufs Upgrade zu MB-Leichtmetallfelgen leicht.

Allein, der freundliche Mercedes-Stützpunkt nimmt wahrlich selbstbewusste Preise für die Plastikdeckel, auch wenn der Extra-Chromrand der Elegance-Version gar nicht dran ist. 160 Euro für einen Komplettsatz? Dafür gibt’s ja fast schon vier Pentastern-Alufelgen aus dem Baumarkt!

Was soll’s, Ebay ist mein Freund. Und Flockis Freund. Hej, wie das blinkt. Es geht einfach nichts über gediegene Schuhe. Und im Gegensatz zu denen des Fahrers quietschen diese hier nicht mal, bis Paypal die Lastschrift eingezogen hat.

Importware

Man dürfte nicht übertreiben, wenn man schreibt, dass die krisengewürgte US-Metropole Detroit sich in puncto Glamour-Faktor hinter Duisburg-Ruhrort oder Marl-Mitte nicht zu verstecken braucht. Um so erstaunlicher, dass der noch vor kurzem ähnlich strahlend beleumundete Autobauer Chrysler einen ungeheuerliche zwei Minuten langen Werbespot während der Übertragung des jüngsten Superbowls schaltete, der mit einer Kamerafahrt durch die trostlosen Industrievororte der einst so stolzen Motown beginnt. „What does a town that’s been to hell and back know about the finer things in life?“, fragt der Sprecher.

Tipp: Lautsprecher an, Vollbild.

Der „Zwei-Minuten-Spot“, über den danach ganz Amerika sprach, ging als der mit den meisten Zuschauern in die Fernsehgeschichte ein. Kosten: zwei Millionen Dollar. In Nebenrollen: Rapper Eminem und der neue Chrysler 200 – „imported from Detroit“.

Man muss schon sagen: Das Ding ist echt gut gemacht. Wird nicht leicht für Wolfsburg und Rüsselsheim, da nachzuziehen.

(Zu den Hintergründen der „Wiedergeburt“ von Chrysler nach der Zwangsheirat mit Fiat hat die New York Times gerade eine lesenswerte Geschichte gebracht. Hübsche Fotos aufgegebener Großbauten in Detroit gibt es auf Forgottendetroit.com.)