Moorbraun in Ornbau III: die Autos

Kommen wir nun zum Wichtigsten: dem Blech. Fast jedes Fahrzeug wäre ein Foto wert – aber 600 plus reichlich Externe auf der „freien Wiese“ sind einfach zuviel.

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Bummeln wir doch einmal ganz zwanglos über das Gelände und schauen wir, was es so gibt…

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Es gibt zum Beispiel reihenweise Strichachter. Wir sind ja auch die MB-Strich-Acht-IG.

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Es gibt Einzelstücke, wie diesen prachtvoll restaurierten Flossenkombi mit holzbeplanktem Achterdeck.

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Es gibt Gespanne, wie diesen Ponton mit passendem Anhang.

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Es gibt individuell verschönerte Fahrzeuge, wie die Liebesmaschine. Ist sicher ganz gut, dass man nicht weiß, wie der Name zustande kam.

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Es gibt sogar Nutzfahrzeuge. Wählst du schnell die 123, schon kommt die Polizei herbei.

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Und es gibt… die da. Nun ja. Der VdH ist offizieller Baureihenbetreuer des W201. Machen wir uns also schon mal auf eine etwas andere Klientel gefasst.

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Fahnen am Auto, die Erste. Und auf der Heckscheibe steht: Ein Schiff wird kommen.

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Fahnen am Auto, die Zweite. Buon giorno, Italia. Giulio Andreotti oder Giovanni Paolo II?

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Fahnen am Auto, die Dritte. Frisch vermählt! Mit dem Wagen?

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Ein wirklich schönes Auto kann man gar nicht oft genug sehen.

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Braune 123er-Coupés sah ich gleich dreimal in Ornbau, allerdings immer nur in Mangan-Metallic.

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Ein weiteres manganbraunes Coupé mit dattelfarbener Innenausstattung – im absoluten Traumzustand.

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Ach ja, die Farben. Neben seinem Gelbton gefällt mir an dieser S-Klasse besonders gut die Heckscheibengardine.

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Hier eine Pagode in einem ganz bezaubernden Flaschengrün.

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Es geht immer noch schriller – die Erfindung des Metalliclacks machte es möglich. (Heute diskutiert man eher über die Weißwandreifen…)

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Mondäne SLs gaben sich natürlich nicht mehr mit solch drögen Tönen ab. Grün! Grüner! Psychedelischgrün!

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Doch auch Erbswurstsuppen Kaledoniengrün war einmal eine schicke Lackvariante. Ich habe zwar keine Ahnung, was Schotten damit zu tun haben sollen (die Heide da oben hat definitiv einen anderen Ton), aber ich mag die Farbe trotzdem – sie ist so schön schrill.

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Strichachter können auch sportlich sein. Oder zumindest so aussehen, wie diese aus Ungarn angereiste US-Limousine.

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Selbst die betulich-bizarre Flosse ist gelegentlich flott unterwegs, wie dieses Exemplar beweist…

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…dessen Cockpit eine Mixtur aus Rallye und Sechziger-Jahre-Wohnzimmer ist. Mit Sturzbügel und Fahrradtachos am Armaturenbrett.

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Weniger auf Leistung getrimmt als auf Optik ist dieses Flossen-Aggregat. Es gibt Motorräume, die sind so schön, dass man weinen möchte.

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Wackeldackel und Klorollenmütze – so kultig, dass sie inzwischen schon zum zweiten Mal spießig sind.

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Aber es geht immer noch peinlicher. Manch einer ist sich nicht einmal zu dämlich – oh, das ist ja mein Wagen.

Fazit: Das Coupé mit é ist der einzige Moorbraune in ganz Ornbau. Und bis jetzt, wenn mich nichts täuscht, auch der einzige Moorbraune, den ich in meinem Leben gesehen habe. Fahre ich am Ende das letzte Mammut?

Moorbraun in Ornbau II: die Halle

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Wer zum ersten Mal in Ornbau ist, wie der Schreiber dieser Zeilen, der ist erst einmal platt. Erschlagen von der schieren Größe des Vereinsgeländes samt sämtlicher Außenterrassen, dazugehörender Räumlichkeiten in Nachbargebäuden, Gastronomie- und Lagermöglichkeiten, Auktionswiese und Neuteilehalle im Nachbarort.

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Schon am Freitag herrscht im Ort Partystimmung. Buden, Stände, Musikbühne und Pavillons werden aufgebaut (nicht zu vergessen Strulli, den Toilettenwagen), Angereiste und Neugierige flanieren durch die Straßen.

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Auf den beiden Außenterrassen spenden Sonnenschirme Schatten. Das Wetter könnte schöner nicht sein – nicht ein Wölkchen trübt den strahlend blauen Himmel.

Erschlagen ist man auch von der unglaublichen Liebe zum Detail, mit der alles eingerichtet und dekoriert ist. Nicht zuletzt vom Humor, der dabei überall durchblitzt.

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So wartet etwa vor der Halle dieser ausgewaidete und teilweise aufgeflexte W108 ohne Motor und Innenleben – zur Demonstration der Schwachstellen dieser Baureihe. Im Bild leider nicht zu sehen: Auf dem nackten Blech der Hutablage steht eine ebenso nackte Klorolle – ohne Häkelmützchen. Es sind diese liebevollen Details, die den VdH so einzigartig machen.

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Die Vereinswerkstatt! Wie üppig eingerichtet. Könnte man da nicht die Gelegenheit nutzen, mal kurz die Bremssättel des Coupés mit é

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…nein, könnte man nicht. Zieh Nummer, Fremder! Und warte, bis du aufgerufen wirst!

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Überhaupt, diese Gemälde überall. Wie hier der Strichachter an der Neuteileausgabe.

Sehenswert auch der innere Teil des Gebäudes mit Café Benz, Clubshop, Scheuenenfund-Ausstellung, Fahrzeugsammlung…

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…und diversen hübschen Einrichtungsgegenständen. Besonders interessant ist die kunsthistorische Sammlung des VdH im Obergeschoss – fast jeden Anfahrtsweg wert.

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Da ist etwa die berühmte „Mona Diesel“ von Leonardo da Benci. Die mysteriös lächelnde Dame ist angeblich die Tochter eines Mailänder Tankwarts.

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Impressionismus, wie ihn jeder versteht: „Sonnenblenden“ von Vincent strygh Ocht.

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Edvard Bench: „Das Gehupe“.

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Salvado-re Plika: „Ballade vom Verhängnis, mit GFK-Teilen restauriert zu haben“.

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Pieter Bruegheltürer: Heimkehr der Holzfäller.

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Friedrich W. Hundertzehnwassers „Flossenprojekt“. Dazu gibt es noch das „Tütü“ von Heki de saint Phlosse, die altägyptische Grabbeigabe eines Pharaos in Schlüsselform, und, und, und…

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Im Haus gegenüber geht es nahtlos weiter. Dies war einst eine Rohkarosse mit null Kilometern, jahrelang irgendwo abgelegt. Die VdH’ler steckten ihr ein paar Anbauteile an und dekorierten sie liebevoll ins Obergeschoss der Gastro-Halle. Die farbigen Scheinwerferbirnen fungieren als Schummerbeleuchtung.

Am Ende des Raumes das so genannte Autokino, in dem historische Autofilme laufen.

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Dann öffnet endlich die Altteilehalle. Auf zwei Stockwerken warten Unmengen gebrauchter Ausstattungsteile auf Neubesitzer. Das Material stammt meist von Schrottplätzen in den USA, wo es alljährlich von VdH’lern demontiert und per Container auf den Weg in die alte Heimat verschifft wird.

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Türpappen regalmeterweise…

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…und Stoßstangen zentnerweise.

Keine Frage: Ornbau ist ein Paradies für Schrauber und Sternenfänger. Und erst die Autos!

Abschiedsschmerz

Freitagmorgen. Aufbruch nach Ornbau, zum Pfingsttreffen der Heckflossenfreunde. Passend zum freudigen Anlass haben die Tankstellen bis über die Toppen geflaggt, um einen Ausdruck aus der Seefahrersprache zu verwenden.

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Um nicht auch noch Kraftausdrücke aus der Kraftfahrersprache verwenden zu müssen, sagen wir’s mal so: Aachen macht uns den Abschied leicht. Getankt haben wir gottseidank schon vorher.

Moorbraun in Ornbau I: die Anfahrt

„Ist total einfach: A4, A61, A6“, beschreiben mir meine beiden Mit-Fahrer den Weg nach Ornbau, als ich mich ärgere, sämtliche Straßenkarten im Wintergolf gelassen zu haben. Fein, so eine Route kann sogar ich mir merken. Tatsächlich schaffe ich es denn auch nur zweimal, falsch abzubiegen.

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Zunächst jedoch gilt es, unseren Kleinstkonvoi von zwei Fahrzeugen auf der Autobahn zu synchronisieren. Die Vorstellungen von der idealen Reisegeschwindigkeit für 500-Kilometer-Fahrten gehen nämlich ein Stück weit auseinander. Wir einigen uns dann aber ganz unbürokratisch auf ein gemeinsames Marschtempo: Ich mit 130 vorneweg, die anderen holen in der Zeit wieder auf, die ich benötige, um an der A6 falsch in Richtung Saarbrücken abzubiegen oder hektisch auf Rastplätzen zu stoppen, um das verdächtige Scheppern von der Hinterachse zu lokalisieren (eine Radkappen-Halteklammer klammerte nicht mehr).

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Doch was ist das? Pornoschlonten greifen an! Rohr fünf – Feuer frei!

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Das letzte Stück Weg führt durch Alleen übers schöne Frankenland. Selbst hier bietet sich noch allerlei Gelegenheit, die kleine Frau im Navi sagen zu hören „Neuberechnung im Gang“, weil man wieder eine Einmündung übersehen hat.

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Dann wird der uralte Menschheitstraum wahr: Das Tor zu den Sternen steht offen.

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Der Moorbraune wird – nach einer kurzen, haha, Spritztour durch die Waschanlage – optisch vorteilhaft auf der Wiese an der Sporthalle geparkt.

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Schnell noch das Leinwand-Eigenheim errichtet (ja, da geht wirklich ein ausgewachsener Mann rein, wenn auch nur diagonal), dann heißt es endlich: auf zur Expedition ins Dorfinnere, wo sicherlich schon scharenweise malerische Eingeborene und ihre gastfreundlichen Hütten auf uns warten, oder ähnlich.

Morgen mehr, bleiben Sie dran. Ich bin nämlich gerade erst nach Aachen zurückgekehrt und jetzt hundemüde. Nur so viel: Es war fan – tas – tisch. Freuet euch schon mal. Gibt auch Bilder.

In die Luft gegangen

Eigentlich, also eigentlich wollte ich ja nur ganz schnell mal eben in Bielefeld-Windelsbleiche vorbeischauen, weil ich noch eine aktuelle ICAO-Karte für’s Motorseglerfliegen in Porta brauchte. Mal abgesehen davon, dass EDLI der einzige mir bekante Ort in Ostwestfalen-Lippe ist, wo man auch am Sonntag noch Flugplanungsmaterial kaufen kann, lohnt sich ein Besuch dort natürlich immer. Und das nicht nur für fliegendes Personal.

Alte Schönheiten

Unglaublich: Das barocke Mercedes-Flossencoupé ist ein Jahrzehnt jünger als die Cessna im Hintergrund…

Cessna 172 in der Ursprungsversion

…die auch der Schreiber dieser Zeilen schon einmal die Ehre hatte, ein Stück durch die Luft zu pilotieren.

Cessna-Propeller

In puncto Glanz wetteifern der Chrom des Autos und das polierte Aluminium des Fliegers miteinander. Ist das nicht ein prächtiger Anblick?

Venturirohr

Das Venturirohr. Solide Fünfziger-Jahre-Technik. Warum Elektronik, wenn’s auch pneumatisch geht?

Es ist ein wunderschöner Samstagnachmittag, in Windelsbleiche herrscht Hochbetrieb. Alles gibt sich die Ehre, vom Ultraleicht…

Schönes UL

…bis zur Socata Trinidad.

Socata Trinidad

Deren Cockpit sich etwas von dem des Falken unterscheidet, mit dem ich selbst anschließend noch eine Runde drehen möchte.

Socata Cockpit

Tatsächlich ist an diesem Tag die ganze Bandbreite an Einmots am Platz vertreten. Von der Piper Cup über die Beech Bonanza bis zur Mooney, dazu allerlei kleine Krauter, etwa Motorsegler wie diese Fournier…

Fournier

…deren optischer Zustand den Spruch auf der Motorhaube zu bestätigen scheint.

Poor Man's Messerschmitt

Wie ich gerade mit Carsten plaudere, kündigt sich in seiner Luftaufsichts-Funke die Delta Hotel Sierra Papa Sierra zur Landung an. Mit verdächtig heller Stimme. „Ist das etwa Sabine?“ frage ich Carsten. „Ach ja, ihr kennt euch ja“, erinnert er sich. In der Tat. Sabine „Turbine“ Nendza ist nicht nur die einzige weibliche Helikopterpilotin, die ich kenne, sondern auch einer der zielstrebigsten Menschen überhaupt. Ihren Traum von der Berufspilotenlizenz verfolgt sie seit Jahren mit unglaublicher Energie. Nach einem ausgeklügelten System fährt sie ständig quer durch die Republik, um irgendwo einen Heli von Dingsdorf nach Bumsstadt Transfer fliegen zu können. Irgendwie muss man ja auf seine Stunden kommen, auch wenn sie das vier- bis fünffache von dem kosten, was für einen Flächenflieger an Chartergebühren verlangt wird.

Heli in Sicht

Papa Sierra kommt von Westen her in Sicht…

Heli kommt näher

…und lässt sich auf dem Vorfeld nieder.

Heli hovert

Sabine ist natürlich überrascht, mich zu treffen. Hätte ich nicht zufällig ihre Stimme erkannt, säße ich ja jetzt auch schon wieder im Auto in Richtung Porta Westfalica.

Heli gelandet

Sie macht gerade eine Serie halbstündiger Rundflüge mit einer Gruppe von Freunden und Firmenkollegen. „Willst du auch mal ne Runde mitd drehen?“ fragt sie mich – na und ob!

Erinnerungsbild im Heli

Schnell noch ein kleines Erinnerungsbild für später…

Startbahn Bielefeld

…und dann geht’s ab in die Luft.

Abgehoben in Bielefeld

Die A 2 Dortmund-Hannover, Auffahrt Bielefeld-Sennestadt. Hier werde ich selber später nach links aus dem Bild verschwinden.

Der Teutoburger Wald

Ein Stück weiter nördlich führt die Autobahn über den Teutoburger Wald. Dieser Pass ist bei Piloten, die sich unter einer tiefhängenden Wolkendecke über den Bergrücken mogeln wollen, gefürchtet, weil die Straße ganz oben einen scharfen Knick macht. Schon mehrmals sind an dieser Stelle Maschinen zerschellt.

Blick nach unten

Seitlich an der Tür herunterfotografiert. Da man zu allen Seiten völlig freie Sicht hat, ist im Heli zu sitzen ein komplett anderes Gefühl als „Fläche“ zu fliegen.

Britischer Heliport

Auch ein Heliport – auf dem Gelände einer Britenkaserne in Stieghorst.

Bielefeld-Stieghorst

Und das ist Stieghorst, wo ich vier Jahre lang gewohnt habe.

Bielefeld, Detmolder Straße

Die Detmolder Straße, an der meine erste Bielefelder Wohnung steht.

Pilotenduo

Im Cockpit ist die Stimmung derweil glänzend.

Blick auf die ICE-Strecke

Einziger Wermutstropfen: Das Doppelsteuer ist nicht an Bord. Ich hätte ja soooo gerne nochmal „Hand aufgelegt“ und gespürt, wie sich Helifliegen anfühlt.

Brackwede

Der eingemeindete Stadtteil Brackwede südlich des „Teuto“…

Der Bielefelder Ikea-Markt

…wo auch der Bielefelder Ikea-Markt steht.

Helikopter im Endteil

Dann ist die erweiterte Platzrunde schon zu Ende, wir gehen ins Endteil.

Heli-Heck

Nach der Landung. Die nächsten Paxe warten bereits. Drehflügler sind schon ein extrem teures Hobby. 13 Minuten à 7 Euro – für das gleich Geld werde ich später am Tag mit dem Motorsegler nochmal von Porta bis Bielefeld und zurück fliegen. Allerdings mit weniger guter Sicht nach vorne.

Trotzdem: Sollte ich mal im Lotto gewinnen… ein PPL-H stünde auf der To-Do-Liste.

Wie im Fluge

Freitagabend. Endlich, die erste große Fahrt des Jahres. Nach Bielefeld soll’s gehen, wo ein Wiedersehen mit zwei guten Freundinnen ansteht. Sowie ein leckeres Essen bei unserem Lieblingsspanier. Wird das gerade aus halbjährigem Winterschlaf geweckte Coupé mit é auch mitspielen?

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Vorglühen, auf die Autobahn gehen, rechten Fuß ganz durchtreten, den Stern auf der linken Spur justieren, Tachonadel an gewünschter Stelle fixieren.

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Glaubt man mir jetzt, dass der serienmäßige 160-km/h-Tacho des 240D nie und nimmer ausreicht? Doc Wolfi’s Tuningstufe I macht es möglich.

Man beachte auch, dass sich die Drehzahl nicht einmal bei 180 Sachen nennenswert über 4.500 Umdrehungen erheben mag. Ein OM 616 bewahrt eben stets die Contenance, auch wenn es Herrchen mal etwas eiliger hat. Jedenfalls bei Fünfganggetriebe. Wer wollte da noch behaupten, 72 PS reichen nicht aus.

(Zugegeben – es war eine Gefällestrecke. Andererseits schleift der linke Bremssattel vorne, im Tank schwappt sechs Monate altes holländisches Sojapöl, der Kofferraum lag voller Reifen und die abstehenden Zierleisten an den Türen versauen die Aerodynamik total.)

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Am Samstag nach dem Essen schauen wir noch auf dem Flugplatz Bielefeld vorbei. Das lohnt sich immer, nicht nur wegen der Fahrzeuge auf dem Parkplatz…

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…oder auf dem Vorfeld. Mehr dazu im Pilotblog.

Nur eins noch: Wenn auf der Rückfahrt erschröckliches Scheppern, Kreischen und Klappern ertönt, muss es nicht zwingend ein zerbröselter Auspuff sein. Eine gelöste Halteklammer der Radkappen klingt genauso.

Ansonsten: fast 800 Kilometer mit Vollgas, wo immer es ging, ohne besondere Vorkommnisse. W123 Diesel halt, so muss das sein.

Back on the Road

Die Dieselcoupésaision 2008 ist eröffnet. Gestern Abend habe ich ihn aus der Garage geholt. Natürlich sprang er sofort an.

Ja, man kann sich schon gewöhnen an ein Alltagsauto wie den Golf III. Kompakt, praktisch, wendig, selbst mit 60 PS ausreichend motorisiert. Nie muss man Angst ums Blech haben, alles ist so schön funktionell, modern und angenehm. Steuer und Versicherung sind überaus günstig, die Spritkosten bei LPG ein Witz.

Aber eine einzige kurze Fahrt durch die City mit dem W123 reicht aus, um wieder zu wissen, wo man zu Hause ist. Dieses unglaublich warme, solide Brummeln des Diesels da vorne. Dieses majestätische Gleiten. Wie selbstverständlich der linke Ellenbogen und der rechte Unterarm ihre Plätze auf Türpolster und Mittelarmlehne einnehmen. Die plötzliche Entschleunigung des gesamten Verkehrs. Wieviel Zeit man plötzlich hat. Ganz vorne auf der Haube teilt der Stern den Verkehr wie Moses‘ Stab die Wasser des Roten Meeres.

Trotz grotesker Steuersätze und leidiger Biospritdebatte: Als ich nach dem Parken am Straßenrand den Bürgersteig nach Hause ging und die halbe Straße nach Pöl roch, wusste ich wieder: Das ist mein Auto.

Doch was tut das Leben?

Es spielt mir einen Streich. Morgens echauffiere ich mich auf dem Weg zur Arbeit noch über unfassbare 1,429 für Diesel. Auf dem Heinweg haben die Shellies das noch mal locker getoppt:

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Die Jungs von Esso an der Trierer Straße, sonst nicht eben die Teuersten, müssen sich heute arg brüskiert gefühlt haben. Anders ist das nicht zu erklären, was ich gegen 20 Uhr auf dem Weg zum Joggen sah und anderthalb Stunden später extra nochmal fotografierte:

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Das waren heute zwei Premieren: Zum ersten Mal Diesel über 1,40 Euro. Und zum ersten Mal Benzin auf 1,50. Auf Spiegel.de ist zu lesen, Schuld seien „die festen Notierungen für Öl und Ölprodukte an den internationalen Rohstoffbörsen“. Dass der Preis gerade heute überraschend gefallen ist, hat nichts damit zu tun.

Die bösen Rohstoffbörsen also. Klar, die Jungs in Dubai haben Kalender mit den deutschen Feiertagen, schön nach Bundesland sortiert, und lassen die armen Mineralölkonzerne nach ihrer Knute tanzen. In was für einer schlechten Welt wir doch leben.

Himmelfahrt

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Heute früh, 30. April 2008. Das ist das erste Mal, dass ich Diesel über der 1,40er-Marke sehe. Warum? Morgen, Donnerstag, ist Christi Himmelfahrt. Da nehmen sich die Leute den Freitag als Brückentag und fahren für vier Tage weg. Dafür braucht man natürlich besonders guten Sprit im Tank, und der ist folglich etwas teurer, das hat alles seine Richtigkeit und ist natürlich keine Abzocke.

Morgen ist aber auch 1. Mai. Und Mai ist Dieselcoupétag.

Die Entdeckung der Eifel

Sonntag ist der wärmste Tag des Jahres. Zeit, zum ersten Mal die legendäre Eifel zu erkunden.

8.30 Uhr. Treffen an der Shell-Tanke in Brand. Das verlangt einem bekennenden Langschläfer und Morgenmuffel ja schon mal arg was ab. Hoffentlich ist es das wert.

In der Gruppe geht’s dann gemütlich nach Morsbach (liegt hinter Simmerath), wo im Biker’s Inn ein Frühstück angesetzt ist. Die Szenekneipe wirbt mit dem Spruch „Ohne Zweifel, wir sind in der Eifel“ sowie der Nähe zur Burg Vogelsang, hat Opa da nicht im Krieg so eine Ausbildung gemacht, na, egal.

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Was für ein schöner Morgen. Zwar hat das Buffet mit genau 1 Käsesorte, einigen Scheiben Wurst in homöopathischer Dosis sowie Kakao auf ausdrücklichen Wunsch eher Jugendherbergsqualität, aber bei sieben Euro will man nicht kritisch sein. Die Stimmung ist gut und der Blick reicht weit ins Land hinein.

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Wenn er nicht schon vorher an den abgestellten Maschinen auf dem Biker’s Parkplatz hängenbleibt.

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Wie zum Beispiel an dieser Aprilia Tuono hier. Meine Güte. Trägt man das diese Saison so? Matte Karos? Blaue Felgen?

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Überhaupt: Motorradfahren, wie haste dir verändert. „Moppedfah’n is wie wennze fliechst“ hieß es mal. Was die Headsets in den Helmen angeht, kann ich das bestätigen. Helikopterpiloten tragen sowas auch.

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Der moderne Biker hat den Blick ohnehin fest aufs Navi gerichtet. Wurden vor fünf Jahren in der Pause noch Striche auf Karten gemalt, überträgt man heute GPS-Tracks per Bluetooth. Da setzt man mal zwei, drei Saisons aus und schon ist Spaß am Moppedfahren eine Frage der Dateikompatibilität.

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Auf der Hinfahrt habe ich übrigens bei einem Kurzstopp feststellen dürfen, dass noch weitere findige Gastronomen in der Eifel auf zweirädrige Kundschaft setzen – wie die der Biker Ranch in Simmerath-Strauch in der Nähe vom Rursee. Das ist sicher nicht dumm, aber was machen die Leute von Oktober bis März?

Jetzt aber auf in die Eifel. Die Landschaft wird zusehends hügeliger, die Straßen kurviger. Und ich merke, was zwei, drei ausgesetzte Saisons beim flotten Kurvenfahren bedeuten: Ich gehöre zu den langsamsten Fahrern der Gruppe. Und das liegt nicht daran, dass die beiden Freewinds im Feld mit ihren 48 PS auch leistungsmäßig die schwächsten Maschinen sein dürften. Der andere XF-Treiber ist nämlich deutlich flotter unterwegs als ich.

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Meistens jedenfalls.

Mit Fotografieren ist natürlich während der Fahrt nicht viel. Was sehr schade ist, denn die Landschaft ist wirklich traumhaft. Auch die Städtchen sind mit reichlich Fachwerk und altem Gemäuer den einen oder anderen Blick wert. Vor allem in Altenahr mit seiner Burgruine hätte ich gerne mal ein paar Bilder gemacht. Ich werde wohl noch ein zweites Mal in die Eifel müssen…

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Tankstopp in Ahrweiler, nach rund 200 Kilometern. Romantisch kauert sich das Kapellchen in den Hang über der Ahr. Die Freewind hat sechs Liter auf 100 Kilometer genommen. Was mindestens ein Liter zu viel ist, wie mir die Experten versichern. Woran kann’s liegen? Verstellte Ventile?

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Noch eine kleine Pause.

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Das eifrige Pumpen am Gasgriff hat immerhin dazu geführt, dass das nachgerüstete Ölthermometer endlich mal sowas wie Temperatur anzeigt.

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Die beiden Freewinds flankieren die V-Strom. Also, die könnte mir ja auch gefallen… kostet allerdings auch vier- bis fünfmal so viel wie mein kleines Eintöpfchen. Na, vielleicht in ein paar Jahren.

Während wir uns die Beine vertreten, fetzt ein Sportbiker mit funkensprühenden Kniepads an uns vorbei. Soll er. Ich mache lieber den Bremser, als mich zu überschätzen.

Man endet so schnell als Artikel in der Zeitung (durch Rollesbroich und das Kalltal sind wir übrigens auch gefahren). Und wenn man dann Pech hat, liegt man 20 Stunden an der Straße, ehe man gefunden wird.

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Mittagessen in der Eifelstube in Binzenbach. Mitleidige Blicke zu einigen Stützrad Quadfahrern.

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Diverse Serpentinen später gibt es noch einen kurzen Kaffeestopp im schönen Bad Münstereifel. Wirklich schade, dass man während der Fahrt nicht fotografieren kann. Ich muss mir da mal irgendwas ausdenken, Kamerahalter am Lenkrad oder dieses Ding auf dem Tankverschluss. Man könnte ja meinen, wir hätten nur pausiert…

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…denn auch dieses Bild ist bei einer Pause entstanden. Der letzten des Tages, wieder am Biker’s Inn in Morsbach, gegen 18 Uhr. Jungs, darf ich mal meinen Kaffee in einer von euren Mikrowellen heiß machen?

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Goldwing mit Goldbär. Nicht von Haribo.

Damit geht der Tag zu Ende. Gegen 19.30 Uhr bin ich wieder in Aachen. Nach irgendetwas zwischen 300 und 400 Kilometern.

Bleibt die Erkenntnis, dass die Freewind ein prima wendiges Maschinchen ist. Das allerdings ein neues Lenkkopflager braucht. Und sein Fahrer noch reichlich Übung.