Wissen Sie, was ein Claim ist? Im 19. Jahrhundert war es das Stück Land, das sich die Goldsucher in Kalifornien absteckten (hoffentlich habe ich damit nicht eine Antwort aus unserer Internetrallye Netrace verraten). Verglichen mit den paar Körnchen Edelmetall, die damals aus dem Dreck kalifornischer Flüsse gewaschen wurden, ist heutzutage ein guter Claim erst recht Gold wert. Es ist nämlich ein Werbeslogan. „BMW – Aus Freude am Fahren“ etwa. Mir sind in der vergangenen Woche zwei Claims begegnet, wie sie unterschiedlicher nicht sein können.
Es gibt ja Slogans, die sind wirklich gruselig. Vor allem die gewollt Englischen. „RWE – One Group. Multi Utilities“ ist selbst für Anglistikstudenten nicht in vier Worten zu erklären. „Douglas – come in and find out“ wurde von den meisten Kunden der Duftwasserkette mit „kommen Sie rein und finden Sie wieder raus“ übersetzt. Und die Erfinder des früheren SAT-1-Spruchs „Powered by Emotion“ hat es nicht amüsiert, dass ihr Werk als „Kraft durch Freude“ verstanden wurde.
Zurück nach Aachen. Ob aus meinem Lenkrad je wieder die Kratzspuren herausgehen, die meine Fingernägel letzte Woche hineingefurcht haben? Da kam mir nämlich auf der Jülicher Straße der Lastwagen eines großen heimischen Konfitüreproduzenten entgegen. „Zentis – Viel Frucht. Feel good“ stand drauf.
Ist das noch Denglisch oder einfach nur Deußlich? Auf halbem Weg dieser Panthersatz in die Fremdsprache – wahrlich gewagt. Wenn schon Mehrfruchtquark, warum dann nicht konsequent gemischt: „Feel Frucht. Viel good“?
Es geht auch anders. Es hatte nichts mit dem Erlebnis auf der Jülicher Straße zu tun, dass ich mir den Rest der Woche frei nahm. Freunde in Hamburg und Kiel waren ebenso zu besuchen wie Familie in Oldenburg.
Das Land im Norden mit seinem weiten Himmel und den geraden Horizonten ist bekannt für rauhen Wind. Manchmal müssen sogar die Möwen zu Fuß gehen. Immerhin pustet die ständige steife Brise den Werbeheinis in den Marketingagenturen gelegentlich das Geschwurbel aus dem Kopf. Heraus kommt dann ein Claim wie derjenige der Lloyd-Werft, den ich auf der A1 bei Bremen überholt habe. Hier gibt es nichts, aber auch gar nichts zu verbessern: