Wer in eine neue Stadt zieht (zum Beispiel Aachen), erbt nebenbei auch ein neues Umland. Das zu entdecken ist mindestens so spannend wie die neue Heimatstadt selbst. Wollen wir doch mal gucken, was alles im näheren Umkreis für einen Tagesausflug liegt. Zum Beispiel Brüssel. Das sind ja nur 143 Kilometer. Kein Problem für das Coupé mit é…
Von Aachen aus führen gleich zwei ungefähr gleich lange Autobahnen nach Brüssel: die nördliche Route durch die Niederlande und die südliche, an Lüttich vorbei. Zu verfehlen ist die belgische Hauptstadt nicht…
Eine Millionenstadt wie Brüssel komplett zu erleben und zu beschreiben, dazu genügt natürlich weder ein Tag noch ein einziger Blogbeitrag. Darum versuchen wir es gar nicht erst, sondern bummeln einfach ein bisschen durch die Straßen der Metropole und lassen die Eindrücke auf uns wirken. Auf der Seite www.ilotsacre.be gibt es übrigens einen hübschen interaktiven Stadtplan mit ausführlichen Beschreibungen und wunderschönen 360-Grad-Panoramafotos.
Unseren Wagen stellen wir in das Parkhaus am Place Charles Rogier/Karel Rogierplein (in Brüssel hat alles zwei Namen) am nordwestlichen Rand der Innenstadt. Von da aus ist alles gut zu Fuß zu erreichen.
Das dahinterliegende Viertel ist mit seinen Glaspalästen und der rechtwinkligen Straßengestaltung beinahe schon amerikanisch. Wir aber wollen ja ein Stück altes Europa entdecken – ein Herzstück sogar – und marschieren über den Stadtring in die entgegengesetzte Richtung: in die Altstadt.
Vor der Oper kann jeder selbst entscheiden, welcher Baustil harmonischer und zeitloser wirkt.
Die Mitte Belgiens: der Grote Markt oder Grand Place. Links das Rathaus, rechts das Maison du Roi oder Broodhuis, heute Stadtmuseum…
…auf dessen neogotischem Dach ein regelrechter Wald aus Stein wächst.
Nachdem wir die Atmosphäre des Platzes inhaliert haben, wollen wir doch mal gucken, was es in den Nachbarstraßen zu entdecken gibt.
Da wäre zum Beispiel dieser Brunnen. Wie man sieht, wurde einst der Mann mit dem prächtigsten Schnurrbart automatisch Bürgermeister der Stadt. Kaiser Wilhelm der Zweite wäre trotz bekanntermaßen schneidiger Gesichtsfrisur nie in die Endrunde gekommen.
Brüssel gilt als Comic-Hauptstadt. Tim, Struppi und Kapitän Haddock sind nur eins von vielen überlebensgroßen Motiven auf den Hauswänden.
Durch verwinkelte Straßen und Gässchen voller Restaurants und kleiner Läden geht es weiter.
Und hier, tataa, ist es endlich: Manneken Pis, das Wahrzeichen der Stadt (das klitzekleine Dingsda oben in der Mitte – klicken Sie das Foto an). Nein, größer ist es nicht.
Haben Sie etwa einen zwei Meter großen Riesen erwartet? Ein Tipp: Wenn es Sie mal nach Kopenhagen verschlägt, sparen Sie sich den Besuch bei der kleinen Meerjungfrau…
Selbst Apotheken sind in Brüssel opulent verzierte Prachtbauten. Aber wir sind ja nicht nur zum Gucken hier. Stimmt es eigentlich, was man sich über die belgische Küche erzählt?
Allmächtiger – es war sogar noch untertrieben…
Allein die Kalorien auf diesem Foto hier haben genug Brennwert, um die Autobahnen des Landes eine Nacht lang zu beleuchten. Diese Bilder sollten Sie nur anklicken, wenn Sie über eiserne Willenskraft verfügen.
Da bleibt dem rohen Germanen nichts, als in staunender Ergriffenheit mit offenem Mund vor dem Schaufenster zu stehen. Und dabei möglichst nicht auf’s Pflaster zu tropfen.
Na, standhaft geblieben? Sehr gut, selbst wenn es nur an der, ähm, selbstbewussten Preisgestaltung der hiesigen Chocolatiers lag.
Dafür haben wir es verdient, uns mit einem anderen Küchenklischee ein wenig zu stärken. In diesem Fall mit Tartar-Sauce drauf. Und ja, die Dinger sind wirklich hervorragend: außen ein wenig kross, innen saftig, aber nicht pappig. Deliziös. Also genau die Sorte Imbiss, wie es ihn in deutschen Fußballstadien niemals geben wird.
Kulinarisch gibt es in Brüssel also alles, was das Herz begehrt. Nur eines gab es so gut wie gar nicht: Youngtimer. Abgesehen von einigen übergebliebenen Golf II beschränkte sich das automobile Erlebnis auf derlei rollende Verkaufsstände…
…diesen wohlgepflegten, wenn auch leicht getunten Ford Escort (natürlich mit Blattfedern an der Hinterachse), sowie insgesamt drei (3!) W123. Eine jämmerliche Quote für eine mit Autos vollgestopfte Metropole.
Es wird Abend. Entsprechend schwer sind die Füße. Also zurück durch die Innenstadt in Richtung Parkhaus.
Ein wunderschöner Tag. Eine wunderschöne Stadt. Und eine wunderschöne Rückfahrt, dank der Großzügigkeit unserer Nachbarn in Sachen Autobahnbeleuchtung. Fast ist man stolz, diese stolze Pracht mit den ebenfalls stolzen Preisen für Pommes & Praline mitfinanziert zu haben. Gut anderthalb Stunden später ist man wieder auf der (dunklen) deutschen A 44.
Und noch etwas später wieder zu Hause. Zeit, den Tag angemessen zu beenden. Auf Brüssels Straßen liegt der Frieden der Nacht. Im Glas des Heimgekehrten herrscht: Kriek.
(Hinweis: Dieser ursprünglich für das AZ/AN-Blog geschriebene Beitrag wurde im Juni 2013 nachträglich mit Material aus einem Artikel auf Moorbraun.twoday.net ergänzt.)
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