Geschafft! Jetzt bin ich doch noch zu meinem Karneval gekommen. Zwar verhinderte am Rosenmontag der Dienstplan den ersten Live-Kontakt mit dem rheinischen Fastelovend. Dafür bot der folgende freie Dienstag die Gelegenheit, sich doch noch ins bunte Getümmel zu tauchen – und zwar in Maastricht. Es war anders. Ganz anders.
Der Karneval in der niederländischen Metropole scheint hierzulande noch ein echter Insider-Tipp zu sein. „Können die Holländer denn überhaupt feiern?“, fragten heute am Aschermittwoch ungläubige Kollegen. Oh ja, sie können. Aber eben nicht so wie wir. Den typischen Karnevalszug gab es nicht, auch Kamelle habe ich nirgendwo fliegen sehen.
Dafür marschierten überall in der Innenstadt bunt kostümierte Musikgruppen und Tanzbands auf. An jeder Ecke wurde getrommelt und getanzt, oft gesellten sich auch spontan weitere Musikanten dazu. Alles wirkte ganz offen und improvisiert – hast du Trommel, hast du Freunde.
Und erst die Kostüme. Der Oberhammer war die Parade der schwarzen Fantasy-Wesen, siehe Bild ganz oben. Als Freestyle-Mischung aus Orks, Vampiren und Gothic-Freaks marschierten sie trommelnd durch die Stadt.
Auf den Köpfen halbe Tierschädel und Objekte, die aussahen, als wären sie beim Krieg der Sterne in der Schlacht um den Todesstern mitgeflogen, und zwar auf Seiten des Imperiums. Doch es ging auch friedlicher.
Gumminase im Gesicht und Luftschlange um die Schulter reichen jedenfalls nicht aus, um hier mitzuspielen. Da musste schon mehr kommen…
…so wie etwa diese Dame hier. Auch wenn der Schnappschuss unscharf ist, sie ist ein Hingucker: Ihre Beine waren ebenso unecht wie der Oberkörper des Mannes, der sie zu tragen schein.
Dieser verrückte Professor bot in seinem Bauchladen Instant-DNA-Tests mit Wattestäbchen und Reagenzgläsern an. Auf so eine Geschäftsidee muss man erstmal kommen.
Einen abgehärteten Eindruck machten diese Fellwesen…
…deren Pelz an einigen Stellen arg dünn war.
Viele Narren präsentierten aufwändiges Make-Up…
…und eine Ausstaffierung mit Liebe zum Detail, wie dieser etwa zwei Meter große (!) Napoleon.
Beeindruckend auch die Vorsorge, mit der sich die Stadt auf den Ansturm der feiernden Massen vorbereitet hatte.
Auf der Partymeile waren die Geschäfte mit witzig bemalten Holzplatten verbarrikadiert. Haltebretter warteten auf Gläser.
Diese Konstruktionen standen am Ende der Nahrungskette. Ebenso schlicht wie funktionell. Besser als die ewig besetzten und schmuddeligen Dixie-Klos.
Gut, Ballermann-Musik (gelegentlich sogar in deutscher Sprache) gab es auch. Jede Kneipe hatte ihre eigene Außenbeschallung. Aber insgesamt spielte Alkohol zumindest tagsüber eine deutlich kleinere Rolle als bei vergleichbaren Veranstaltungen auf der östlichen Seite der Grenze. Na gut, wir wollen ja nicht unhöflich sein…
…vor allem nicht, wenn es uns so charmant angeboten wird. Hartelijk bedankt!
Fazit: Ende gut, alles gut. Nun sind wir – nach AKV-TV-Selbstversuch und Fettdonnerstag in der Redaktion – endgültig Freunde geworden, der Karneval und das zugewanderte Nordlicht. Hat auch gar nicht weh getan.
Gut. Jetzt habe ich ein Jahr lang Zeit, mir ein Kostüm für 2009 zu überlegen. Hat jemand eine Idee? Was trägt eigentlich ein Blogger?