Tierisches Glück

Hundi war nicht glücklich. Schon als ich mein Fahrrad neben dem Eingang des Hirsch-Centers in den Ständer parkte, neben dem man ihn angebunden hatte, warf der kaum vierzig Zentimeterchen hohe Miniaturwuschel abwechselnd erbarmungswürdige Blicke um sich und den Kopf in den Nacken, um ein „auuuuuuuuh“ in den Aachener Abendhimmel zu heulen, wie es Loriots Wum seligen Angedenkens nicht trauriger hinbekommen hätte.

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Als ich eine Viertelstunde später, bestückt mit Brot, Badeschwamm und Putensalami, wieder aus dem Einkaufszentrum gestiefelt kam, war ich etwas überrascht, das so lauthals einsame Tierchen immer noch dort sitzen zu sehen.

Eigentlich geht einen sowas ja gar nichts an.

Andererseits ist es aber auch kein schlechtes Motto, das eine oder andere Wesen, dem man auf seinem Weg durchs Leben begegnet, glücklicher zurückzulassen als zuvor. Und wie oft hat man schon einen Satz Putensalamischeiben in der Fahrradtasche dabei?

Doch das Leben kann sehr hart sein zu Taschenhunden. Da hatte arm klein Wauzi so lange gelitten – und just als der fremde Mann die Wurstpackung aufgenestelt hatte, kam Frauchen samt Freundin zurück. Ausgerechnet!

Doch auch wenn sich das Hundi jetzt ebenso lauthals wie wedelschwänzelnd freute, seine Leinenträger wieder zurückzuhaben – sollte man für so viel Wartezeit und Einsamkeit nicht auch wenigstens eine winzige materielle Entschädigung bekommen dürfen?

Frauchen nickte lachend. Und Hundi schaffte es, gleichzeitig am Bein seiner Zweibeinerin auf- und abzuspringen, zu bellen und mit einem Schnauzenhapps die sich von oben nähernde Salamischeibe aus meinen Fingern zu schnappen.

Während ich dem geräuschvoll von dannen ziehenden Trio nachschaute, bildete ich mir ein, Hundis Schwänzchen hätte glatt nochmal an Drehzahl zugelegt. Auch in einem Hundeleben gibt es halt Tage, da darf man einfach mal tierisches Glück haben.