#Instawalk im #Lieblingsdom

Als sich die schweren Türen hinter uns schlossen, hatten wir den Dom für uns alleine. Wir, das waren rund 30 Aachener Blogger, Twitterer, Hobbyfotografen und Instagram-Nutzer, die sich für den ersten #Instawalk durch die Aachener Bischofskirche angemeldet hatten. (Gut, genau genommen tapperten neben unserer Gruppe noch ein paar weitere Führer und Geführte durch Oktogon und Chor, aber im Vergleich mit der ständigen Whooling tagsüber herrschte geradezu anheimelnde Leere im nächtlichen Bau.) Bei einem Instawalk wird eine Gruppe von Menschen mit Schlaufons durch einen Ort geführt, fotografiert ihn dabei wild aus allen möglichen Winkeln und lädt die Bilder dann bei Instagram hoch. So ergibt sich eine kompakte Bildersammlung aus sehr unterschiedlichen Perspektiven – es ist schon wirklich interessant, worauf verschiedene Fotografen achten, welche Details sie bemerken und aus welchen Blickwinkeln sie an die Motive herangehen.

Eingeladen hatte das Bistum. Ein Video der Veranstaltung ist auf den Webseiten von Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten zu finden, mein Kollege Tobias Königs aus der Onlineredaktion hat es produziert.

Worum es bei der ganzen Sache ging, hatte wiederum meine Kollegin Laura Beemelmanns schon vorher im Lokalteil der Aachener Nachrichten beschrieben. Die von unserer Truppe gemachten Bilder sind bei Instagram unter den Hashtags #instadomaachen, #lieblingsdom und #instakirche zu finden.

Auch wenn ich schon weißnichtwieoft im Dom gewesen bin: Er ist jedesmal anders, jedesmal neu. Diesmal, nach Geschäftsschluss sozusagen, war die Atmosphäre in den tausendjährigen Mauern wieder eine völlig andere als tagsüber, wenn Hunderte von Besuchern über die Bodenmosaike strömen.

Man hatte viel mehr Zeit, sich den Details zu widmen. Und viele Einzelheiten wie die winzige „Kirchenmaus“ im Mosaik im Obergeschoss des Oktogons am Karlsthron habe ich erstmals bemerkt – äh, gezeigt bekommen.

Und dass das Adlerpult in der gotischen Chorhalle eine satanische Fledermaus auf der Rückseite trägt, die tagsüber stets vom aufgeschlagenen Evangelium plattgedrückt wird, war den meisten von uns ebensowenig bekannt…

…wie die Teetasse samt Untertasse aus Bergkristall, die aus irgendwelchen Gründen in den Heinrichsambo, die vergoldete Predigtkanzel, eingearbeitet wurde. Angeblich handelt es sich um Teile eines Prachtgeschirrs aus der Aussteuer von Kaiserin Theophanu, der Gemahlin des Kaisers Otto II.

Auch selten so nah zu sehen: die Pala de’l oro, die goldene Vorderwand des Marienaltars, die aus ottonischer Zeit (etwa um 1020 herum) stammen.

Ein bei unserer Fototruppe besonders beliebtes Motiv war das Gnadenbild, die Marienfigur im Oktogon. Später habe ich dann in der Wikipedia nachgelesen, dass diese Maria mit Kind eine bewegte Geschichte hatte: Sie verbrannte beim großen Aachener Stadtbrand von 1656 fast vollständig, die beiden Köpfe und eine Hand Marias konnten aber gerettet und später restauriert werden. Sie wurden in die neu geschaffene Figur eingearbeitet. Auch die geborgene Asche der alten Figur wurde in in einen Hohlraum des neuen Gnadenbildes eingelassen.

Beide Figuren werden ständig „umgezogen“: In der Domschatzkammer werden mehr als 40 kostbare Gewänder und über 100 Schmuckstücke für sie aufbewahrt, darunter die Hochzeitskrone der Margareta von York aus dem Jahr 1468 und ein mit 10.000 Perlen und 72 Diamanten besticktes Gewand aus Spanien.

Ein deutlich gruseligeres Motiv ist dagegen der Totenschädel an einem Wand-Epitaph an der Nikolauskapelle. So echt er auch aussieht – er ist aus Stein.

Es war, wie gesagt, nicht ganz der erste Besuch für mich im Dom. Aber einer der interessantesten. Von jetzt an jedenfalls werde ich beim Betreten des Westwerks nie wieder den Fehler machen, das große Hundi mit der goldenen Pfote rechts neben dem Eingang für eine römische Wölfin zu halten. Wie wir nämlich von unserem Domführer Jean-Claude Kall erklärt bekamen, handelt es sich eigentlich um eine Bärin. (Außerdem ist sie womöglich griechisch und stammt aus dem 3. Jahrhundert vor Christus.) Den Organisatoren und Begleitern des Bistums hiermit noch einmal ein großes Dankeschön für diesen spannenden Einblick in Aachens faszinierendstes Bauwerk!

Und hier noch die übliche Anmerkung für die Altglas-Fans: Es war schon ein bisschen herausfordernd, in dem halbdunklen Gemäuer ohne Stativ auszukommen. Die Bilder entstanden mit zweien meiner lichtstärksten Objektive, dem Planar 1.4 85 und dem Distagon 2.0 28 („Hollywood“) von Carl Zeiss für Contax/Yashica, meist mit ganz geöffneter Blende oder – etwa bei den Oktogon-Bildern oben, aufgestützt.

Katzencontent

vSony A7II mit Carl Zeiss Planar 1.4 85, 1/400, ISO 200
Sony A7II mit Carl Zeiss Planar 1.4 85, 1/400, ISO 200

Wurde ja auch mal Zeit.

Entzeitstimmung

Sony A7 mit Carl Zeiss Planar 1.4 85, F2, 1/400s, ISO 100
Sony A7 mit Carl Zeiss Planar 1.4 85, F2, 1/400s, ISO 100

Einigen Objektiven – vor allem denen von Zeiss – sagt man nach, sie hätten den „3D-Pop“. Dieser dreidimensionale Effekt – es handelt sich nicht um den üblichen Freistelleffekt bei geringer Tiefensschärfe – setzt sich meiner Meinung nach aus hohem Mikrokontrast und hoher Lichtstärke zusammen. Das Planar 1.4 85 von Carl Zeiss könnte zu diesen „Pop-„Linsen gehören – ob es letztlich poppt, hängt aber auch stark vom Motiv und vom Licht ab.