Ich vergaß…

So sieht die von Wolfi eingebaute neue Druckanzeige aus:

Druckanzeige_1783_800

Nimmt den Druck zwischen Haupt-Spritfilter und Einspritzpumpe ab, zeigt an, wenn der Filter sich mit Dreck zugesetzt hat und ist für schmalen Taler bei Dieselcoupe.de erhältlich, upps, jetzt hab ich Werbung gemacht.

Besonders gut kommt sie übrigens in einem Cockpit mit Drehzahlmesser zur Geltung, idealerweise mit funktionierendem Drehzahlmesser.

Wenn einer dumm fragt, sag ich einfach, das wär die Lachgas-Einspritzung.

Glücklichsein mit Pflanzenöl

Eine kleine Anleitung

  • Beim freundlichen Kfz-Zubehörhändler einen Dieselhauptfilter kaufen (etwa 7 Euro) sowie einen Vorfilter (etwa 1,49 Euro). Einen 22er-Maulschlüssel zum Wechseln des Ersten (hey, keine Garantie, messt vorher nach!!) und einen Kreuz- oder Schlitzschraubenzieher zum Tausch des Zweiten organisieren. Alle vier Gegenstände gut erreichbar im Wagen deponieren. Vielleicht das Wechseln mal üben, damit das schnell über die Bühne geht, zumal es mit Sicherheit im Ernstfall regnet und man ein nörgelndes Weib im Wagen hat.
  • Zum Supermarkt des Vertrauens fahren. Drauf achten, dass der Tank höchstens halb oder viertelvoll ist, weil man sonst nicht wirklich mischen kann. Pflanzenöl kostet eigentlich flächendeckend 75 85 Cent. Einen Kasten davon käuflich erwerben. Den Inhalt in den Tankstutzen einfüllen, möglichst keine Plastikringe in die Öffnung flutschen lassen (wär aber auch kein Grund, den ADAC zu rufen – wir haben ja ein Sieb da unten). Die Blicke der anderen Kunden standhaft ignorieren. Ganz selbstverständlich tun.
  • Fahrzeug anlassen. Finger in die Ohren stecken, falls der Motor zerknallt.
  • Da nichts zerknallt, Finger zögerlich aus den Ohren nehmen. Ein paar Minuten warten, bis das flüssige Gold den Motorkreislauf geflutet hat. Der Motorlauf wird sich eventuell leicht verändern. Am Auspuff schnuppern. Komisch, Pommes duften anders. Der Benz riecht eher angebrannt.
  • Vorsichtig anfahren. Mit nervösem Abzugsfinger auf dem Warnblinker, falls man mal plötzlich mit lichterloh brennendem Motorraum rechts ran muss.
  • In den Folgetagen häufiger mal hektisch das Radio ausdrehen, weil „da so ein komisches Geräusch“ war. Ist aber nie was. Der Endorphinspiegel im Blut steigt auf ungeahnte Höhen. Ungläubig realisieren, dass man sich soeben aus einem der grundlegendsten Zwänge der Industriegesellschaft ausgekoppelt hat: dem Ausgeliefertsein an die Ölkonzerne. Der Blick auf die Preisaushänge der Tankstellen löst schamhaft wahrgenommene Schadenfreude aus.

Die vier Hauptargumente gegen Pöl sind ja auch:

1. Sowas hab ich ja noch nie gehört!
2. Wenn das so gut funktionieren würde, warum macht’s dann nicht jeder?
3. Sie wissen aber, dass das illegal ist, was Sie da tun?
4. Sehr umweltfreundlich ist das aber nicht, mit den ganzen Plastikflaschen!

Die Antworten:

Zu 1: Selbst schuld. Wer bin ich, jemanden zu seinem Glück zu zwingen?

Zu 2: Keine Ahnung. Leute sind halt komisch. Warum lassen sich plötzlich Millionen von Frauen nahezu identische, potthässliche Tattoos auf den Steiß tätowieren?

Zu 3: Das verwechseln Sie mit Heizöl, guter Mann. Aber wo wir schon dabei sind, darf ich mal einen Blick in Ihre letzte Steuererklärung werfen?

Zu 4: Klar, es ist viel umweltfreundlicher, 60 Kilo unersetzliche fossile Brennstoffe gleich komplett zu verbrennen und dabei kräftig Giftstoffe in die Atmosphäre zu blasen (und den Mineralölkonzernen die Kassen zu füllen), als 60 Kilo nachwachsende, CO2-neutrale Biomasse zu verfeuern und 1 Kilo Plastifklaschen ins Recycling zu geben (und den Rapsbauern um die Ecke zu unterstützen).

Und damit endet diese kleine Geschichte. Ich müsste noch anfügen, dass ich nicht weiß, ob die uralten Glühkerzen aus den Siebzigern (die mit der Drahtwendel) wirklich gut bei Pöl zünden. Ich hab moderne Bosch Duratherms drin, die verkürzen auch die Vorglühzeit mächtig. Dazu ein Nachglührelais, das die ersten drei Minuten die Kerzen weiterglühen lässt. Das erleichtert die Kaltstartphase ungemein, insbesondere bei Pöl. Ein Nachglühset mit vier Kerzen und Relais kostet übrigens etwa 85 Euronen.

Es mag aber auch ohne gehen – man merkt das ja beim Starten. Dass er mit Pflanzenöl etwas schwerer anspringt, ist normal. Nach ein paar gefahrenen Metern sollte er schnurren wie immer.

Ach ja, Filterwechsel ist nicht verpflichtend: Ich fahr jetzt schon seit fast 10.000 Kilometern immer noch mit den ersten Filtern, tanke aber auch nur Lebensmittelöl aus Einliterflaschen. Alle weiteren Umbauten (Wärmetauscher, Elektro-Vorheizer usw.) sind meines Erachtens Luxus, auch wenn ich meinem QP aus Spaß an der Bastelei nach und nach das eine oder andere davon gönnen möchte, etwa dickere Spritleitungen.

So langsam glaube ich, ich sollte mal einen dieser so beliebten Disclaimer einfügen: Alle Angaben wie immer ohne Gewähr. Pöl kann Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung schweren Schaden zufügen. Pöl tötet. Nach dem neuen EU-Recht kann ich keine zweijährige Gewährleistung für gelieferte Informationen übernehmen. Keine Haftung für dritte Zähne. Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! (Kant)

[Originaltext geschrieben 2006 für die Database des W123-Forums]

Pöl-Problem

24. April (295.596 km): Unangenehmes Erlebnis auf der Autobahn nach Paderborn: Bei 160 km/h und nicht mehr viel Pöl im Tank (ca. 15 Litern) kommt plötzlich das schon mal erlebte Gas-Weg-Erlebnis – kein Sprit mehr. Doch er fängt sich auch bei weniger Geschwindigkeit nicht mehr. Der Wagen erreicht gerade noch einen Rastplatz.

Im Leerlauf nagelt er normal, bei etwas mehr Gas kommt ein fieses Kreischen – wie ein Keilriemen. Panik: Ist die Einspritzpumpe im Eimer? Ist das jetzt der Pölschaden? Irgendwas aus Richtung Ansaugtrakt schnorchelt komisch – ich reiße die Isomatte aus dem Luftfilter wieder raus. Als ich den Schlüssel abziehe, geht der Wagen zuerst nicht aus. Was ist da los?

Da ich sonst nichts machen kann, wechsele ich den Hauptfilter (zum ersten Mal, seit ich mit Pöl fahre) und kippe den Diesel aus dem Reservekanister in den Tank. Dann ganz vorsichtig, die nächste Abfahrt runter. An der nächsten Tankstelle fülle ich mit Diesel auf (nach Ewigkeiten zum ersten Mal). Auf der Weiterfahrt und bei der Rückfahrt am Abend ist wieder alles wie gewohnt. Hat das Coupé Selbstheilungkräfte? Hauke aus’m Forum hatte recht: Selbstzünder sind unheimlich.