Es wird langsam Routine

Ich fordere es ja geradezu heraus. Nach 115 Kilometern mit einer gemütlichen 60 : 40-Mischung E85 zu Normal im Tank (Heimweg nach Aachen seit dem Auftanken in Remscheid) ist es am Mittwochabend wieder soweit.

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Stawag, die Zwote. 10 Liter, voll. Jetzt ist wieder eine kritische Masse im Tank: 36 Liter E85 und 19 Liter Normal. Macht 65 : 35 Prozent. Spiel mit dem Feuer. Aber er läuft gut, springt auch noch fein an, obwohl es schon fast friert draußen.

Die Stawag-Pförtnerin lacht schon, wenn ich vor die Schranke fahre. Wahrscheinlich hat sie mich mit der Kamera rumhantieren sehen. Mit der rechten Hand den Rüssel Tankstutzen halten und mit der linken fotografieren ist übrigens gar nicht so einfach. Was tu ich nicht alles für meine Leser.

Nachtrag: Ach ja, ich bin jetzt bei den Heckflossen. Heute kam der Teilekatalog. Prima Service.

Noch ein Nachtrag: Ich hatte am Donnerstag bei der FELTA-Tankstellenkette angefragt, woher sie ihr Bioethanol beziehen. Einen Tag darauf kam die Antwort vom Geschäftsführer Ludger Feldhaus persönlich: Das E85 beziehen sie von der Südzucker AG, es ist also deutsche Ware.

Bioethanolpraxistesterfahrungsbericht

Hier die Zusammenfassung zum Bookmarken

Testwagen Golf III, Baujahr 1/1995, 1,4 Liter, 60 PS, Motorkennung ABD. Laufleistung etwa 310.000 Kilometer. Keinerlei Umbauten oder Umrüstungen.

Testdauer Freitag, 9. November, bis Montag, 12. November 2007. Außentemperatur 5 – 10 Grad Celsius, Wetter: fies regnerisch.

Teststrecke: Autobahn 90 Prozent, Landstraße 10 Prozent, bisschen Stadtverkehr. Fahrweise vorsichtig, Autobahn 100 bis maximal 120 km/h, Landstraße zurückhaltend, Stadtverkehr normal.

1. Ein Drittel E85 – zwei Drittel Normalbenzin (33 Prozent E85, entspricht Gesamt-Ethanolgehalt E28):

  • gefahrene Strecke 360 Kilometer
  • Fahrverhalten deutlich spritziger als zuvor (bei 110 Oktan auch zu erwarten)
  • Startverhalten (warm und kalt) unverändert gut
  • Motorlauf eher ruhiger als vorher
  • Verbrauch 6,8 Liter, also um etwa 0,5 Liter erhöht (= 5 – 10 Prozent Mehrverbrauch).
  • Fazit: 30 Prozent reines Ethanol (E100) im Tank erhöhen die Leistung.

2. Zwei Drittel E85 – ein Drittel Normalbenzin (66 Prozent E85, entspricht Gesamt-Ethanolgehalt E56):

  • gefahrene Strecke 410 Kilometer
  • Startverhalten (warm und kalt) unverändert gut
  • Motorlauf immer noch ruhig, keine Veränderung spürbar
  • allerdings auch keine große Mehrleistung mehr zu merken
  • Verbrauch 7,5 Liter, also etwa 1 Liter erhöht (= 15 – 20 Prozent Mehrverbrauch).
  • Fazit: 50 Prozent reines Ethanol (E100) im Tank sind unproblematisch.

3. Vier Fünftel E85 – ein Fünftel Normalbenzin (80 Prozent E85, entspricht Gesamt-Ethanolgehalt E68):

  • gefahrene Strecke 60 Kilometer
  • Startverhalten (warm) unverändert gut
  • Motorlauf unruhig, deutliches Rasselgeräusch, Wagen vibriert
  • deutlicher Leistungsabfall
  • Fazit: 70 Prozent reines Ethanol (E100) im Tank sind zuviel.

Gesamtbilanz: 70 bis 75 Prozent E85 dürften ohne Umbauten noch machbar sein (entspricht E60 bis E63). Ich werde das in den nächsten Tagen mal austesten.

E85-Preise: 95 Cent in Aachen, 93.9 Cent im Südoldenburgischen (da gibt’s stolze 15 Bioethanol-Tankstellen der FELTA-Kette, das dürfte die höchste E85-Dichte in ganz Mitteleuropa sein) und 89.9 Cent in Hagen/NRW.

Disclaimer: Es handelt sich um einen reinen persönlichen Erfahrungsbericht, nicht um eine Empfehlung.

Liste aller Tankstellen in Deutschland: www.ethanol-tanken.com
Liste aller Tankstellen in Europa: www.fuelcat.de (unten)

Bioethanolverträglichkeitsberechnung

Nochmal nachgerechnet. Mit einem Verhältnis von E85 zu Normalbenzin von 2 : 1 (66,6 zu 33,3 Prozent) ist der Wagen 427 km gut gefahren. Dabei hat er im Schnitt 7,5 Liter verbraucht, macht ziemlich genau 32 Liter. Beim Nachtanken in Hagen waren im Tank also noch 23 Liter, 15 Ethanol und 8 Benzin.

In Hagen habe ich 20 Liter draufgetankt, so dass danach 35 Liter Ethanol und 8 Liter Benzin drin waren, also gut 4,37 : 1 oder etwa 81,4 : 18,6. Damit lief der Motor nicht mehr gut.

Nach dem Volltanken von 15 Litern Normal in Remscheid waren 32 Liter E85 und 23 Liter Normal drin. Macht 3 : 2 oder 60 zu 40. Damit läuft er natürlich wieder prima.

Als nächstes müssen wir mal wieder auf 75 : 25 erhöhen. Nach langem Nachrechnen bin ich zur Überzeugung gelangt, dass das drei Viertel zu einem Viertel sein könnten. Oder 41,25 zu 13,75 Liter. Oder…