Nachbarschaft

Sony A7II mit Carl Zeiss Sonnar 2.8 135, F5.6, 1/800, ISO 500
Sony A7II mit Carl Zeiss Sonnar 2.8 135, F5.6, 1/800, ISO 500

Nach dem Aufstehen ein Blick aus verquollenen Augen durchs Kippfenster in den Innenhof. Oh, guten Morgen, Frau Nachbarin. Wer sind denn Sie?

Ach ja, „Taubsi“ sagt man in diesen Pockenmonzeiten wohl zu so etwas. Lass dich nicht erwischen, Kleines. Bald ist der Hype vorbei und du bist wieder eine ganz gewöhnliche Flugratte.

Blumiges

Sony A7II mit Pentacon 2.8 135, ca. F4, 1/160s, ISO 320
Sony A7II mit Pentacon 2.8 135, ca. F4, 1/160s, ISO 320

Wer gelegentlich auf die kleinen Tag-Schildchen unter meinen Artikeln schaut und zählen kann, dem ist vielleicht nicht verborgen geblieben, dass ich derzeit über weit mehr alte Objektive verfüge als über vorzeigbare Bilder. Neuester Zugang in meiner Sammlung ist ein Pentacon 2.8 135 aus der DDR, gebaut um 1985 herum. Es ist die frühe Version mit den unglaublichen 15 Blendenlamellen, die sich blütenartig stets zu einem Kreis schließen. Das Innenleben wurde noch in den 60er Jahren beim Traditionshersteller Meyer Optik in Görlitz konstruiert, das später im Dresdener VEB Pentacon aufging.

Sony A7 mit Pentacon 2.8 135, 1/160s, ISO 800
Sony A7 mit Pentacon 2.8 135, 1/160s, ISO 800

Und das 135er ist zweifellos eine der besten Produktionen dieses großen alten Namens der deutschen Fotohistorie. Die Linse ist in den exquisiten Zirkeln, die sich dem Fetisch manueller Linsen aus ostdeutscher Produktion verschworen haben, berühmt für den traumhaft cremigen Hintergrund, den sie zaubern kann. Lichter im Hintergrund lösen sich auf in Kreise und Blasen, keine Spur von den sechs- oder achteckigen Prismen, die normale Objektive so uncharmant in den Hintergrund würfeln. Auch ohne künstlerisches Geschick des Fotografens entsteht so ein Blumentraum von einem Bild.

Sony A7 mit Pentacon 2.8 135, ca. F8, 1/160s, ISO 1000
Sony A7 mit Pentacon 2.8 135, ca. F8, 1/160s, ISO 1000

Diese Fotos hier gehören zu den ersten Fotos, die ich mit der Görlitzer Wunderblume mache, und hach, man hat wahrlich nicht zu viel geschwärmt. Der Hintergrund ist sogar noch schöner als der des Rollei Planar 2.8 85, von dem ich neulich im Brackvenn ja schon überaus angetan war (und nach wie vor bin).

Und auch wenn ich hier schon sattsam von Systemkameras geschwärmt habe: Es ist immer wieder grandios, was für komplett unterschiedliche Objektive man einfach so vor eine Sony A7 klipsen kann. Ob Fünfziger, Sechziger oder Siebziger Jahre, ob Nikon-Tele, Canon-Makro, ob 10-Euro-Schnäppchen von Ebay oder 400-Euro-Edellinse, ob Porträtobjektiv aus Westdeutschland oder Weitwinkel aus der DDR: Einfach einen schlichten 10-Euro-Adapter dazwischenschrauben und alles passt.

Ich habe mir die Entscheidung für ein Kamerasystem nicht leicht gemacht, damals vor drei Jahren – genauer gesagt, es war die am heftigsten umbrütete Wahl meines Lebens. Heute bin ich froh, damals auf Sony gesetzt zu haben. Auch wenn ich inzwischen fast nur noch mit der großen A7II unterwegs bin, die kleine Nex-6 wird in Ehren gehalten. Vorhin durfte das Leichtgewicht mal wieder mit zum Joggen.

Unisommer

Sony A7 mit Pentacon 2.8 135, ca. F8, 1/320s, ISO 100
Sony A7 mit Pentacon 2.8 135, ca. F8, 1/320s, ISO 100

Es war ein kleines Déjá vu: Es ist ein schöner Sommermontag und ich hänge wieder mit irgendwelchen dunklen Gestalten an der Uni rum. Ganz wie früher, nur dass die Studenten damals noch keine Pokémons gesucht haben.

Wenn es Nacht wird an der Waterkant (Medienhafen II)

Sony A7II mit Carl Zeiss Planar 1.4 50, F8, 1/80s, ISO 125
Sony A7II mit Carl Zeiss Planar 1.4 50, F8, 1/80s, ISO 125

Es war die letzte Chance dieses Jahres: Goldene Stunde im Düsseldorfer Medienhafen – mit den letzten Sonnenstrahlen direkt auf die Geary-Gebäude am Kai. Nur zweimal im Jahr bietet sich diese Gelegenheit, zu allen anderen Zeiten ist die untergehende Sonne durch Gebäude verdeckt.

Sony A7II mit Carl Zeiss Planar 1.4 50, F8, 1/80s, ISO 125
Sony A7II mit Carl Zeiss Planar 1.4 50, F8, 1/80s, ISO 125
Sony A7II mit Carl Zeiss Vario-Sonnar 4 8-200, 1/200s, ISO 1600
Sony A7II mit Carl Zeiss Vario-Sonnar 4 8-200, 1/200s, ISO 1600

Also, auch wenn der erste Ausflug in den Medienhafen ja gerade erst ein paar Tage her ist, schnell nach Feierabend nochmal auf die Autobahn.

Sony A7II mit Carl Zeiss Vario-Sonnar 4 80-200, 1/200s, ISO 640
Sony A7II mit Carl Zeiss Vario-Sonnar 4 80-200, 1/200s, ISO 640
Sony A7II mit Carl Zeiss Vario-Sonnar 4 8-200, 1/200s, ISO 1600
Sony A7II mit Carl Zeiss Vario-Sonnar 4 8-200, 1/200s, ISO 1600

Dabei hatte es den ganzen Tag über gar nicht gut ausgesehen: Ein trüber Himmel mit suppigem Licht hielt die Vorfreude klein und die Befürchtung am Leben, dass es nichts werden würde mit der Goldenen oder gar Blauen Stunde.

Sony A7II mit Carl Zeiss Vario-Sonnar 4 8-200, 1/200s, ISO 400
Sony A7II mit Carl Zeiss Vario-Sonnar 4 8-200, 1/200s, ISO 400
Sony A7II mit Carl Zeiss Planar 1.4 50, 1/320s, ISO 125
Sony A7II mit Carl Zeiss Planar 1.4 50, 1/320s, ISO 125

Doch nichts ist bekanntlich so unbeständig wie das Wetter. Einmal angekommen und mit den anderen angereisten Fotografen versammelt, konnte das ebenso kleine wie hoffnungsvolle Trüppchen bei einem gemütlichen Altbier in der Meerbar am Kai dem Himmel beim Aufklaren zuschauen.

Sony A7II mit Carl Zeiss Vario-Sonnar 4 8-200, 1/13s, ISO 160
Sony A7II mit Carl Zeiss Vario-Sonnar 4 8-200, 1/13s, ISO 160
Sony A7II mit Canon FD 2.8 20, F11, 13s, ISO 100
Sony A7II mit Canon FD 2.8 20, F11, 13s, ISO 100

Dann kam sie durch, die Sonne – und die Geary-Gebäude wurden wie gewünscht angestrahlt, siehe die ersten Bilder ganz oben.

Sony A7II mit Carl Zeiss Planar 1.4 50, F8, 20s, ISO 100
Sony A7II mit Carl Zeiss Planar 1.4 50, F8, 20s, ISO 100
Sony A7II mit Canon FD 2.8 20, F11, 30s, ISO 200
Sony A7II mit Canon FD 2.8 20, F11, 30s, ISO 200

Es war nur ein kurzes Vergnügen, nach wenigen Minuten wurde das Licht schon wieder diffus. Unser Grüppchen strolchte noch ein Weile kreuz und quer über die Landzunge am Rheinturm, bis das letzte Licht weg war und es Zeit für den Rückweg nach Aachen.

Sony A7II mit Carl Zeiss Planar 1.4 50, F8, 30s, ISO 200
Sony A7II mit Carl Zeiss Planar 1.4 50, F8, 30s, ISO 200

Das war also: Medienhafen, die Zwote. Es ist wirklich ein interessantes Fleckchen Region hier. Mal sehen, wie es beim dritten Besuch aussieht.

Im Jagdfieber

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Während im Aachener Westpark heute die Schnäppchenjäger über den Flohmarkt stromerten, lauerte nur ein paar Meter weiter im Teich ein ganz anderer Jäger auf Beute.

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Ein Blick nach rechts …

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… ein Blick nach links …

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… und – happs! – zugeschlagen.

Glückwunsch, Kollege. Andere Jäger gingen mit einer für fünf Euro ergatterten, originalverpackten Gegenlichtblende für das nagelneue Rollei 2.8 85 samt Filtersatz nach Hause. Die Zufriedenheit dürfte vergleichbar gewesen sein.

Fotos: Carl Zeiss Jena Sonnar 3.5 135 „Zebra“, 1/125, ISO 320, freihändig

Im Brackvenn

Sony A7II mit Carl Zeiss Jena Flektogon 2.8 20, ca. F22, 1/250s, ISO 160
Sony A7II mit Carl Zeiss Jena Flektogon 2.8 20, ca. F22, 1/250s, ISO 160

Und wo wir gerade bei alten Weisheiten sind: Den Spruch, dass ein gutes Foto weh tun muss, kann ich seit gestern Abend um die Variante ergänzen, dass ein gutes Foto auch durchaus mal längere Zeit jucken und brennen kann. Von den Jungs vom Fotostammtisch Eifel hatte ich mich leichtsinnigerweise verleiten lassen, nach Feierabend nochmal ins Brackvenn zu stiefeln – Sonnenuntergang knipsen. Was als Idee auch toll gewesen wäre, wir hatten schönes Licht und einige Wolken, perfekte Voraussetzungen für einen dramatischen Himmel, wenn wir denn allein gewesen wären.

Waren wir aber nicht: Myriaden von Mücken (gibt es eigentlich eine andere Quantität für Mücken en gros? Und gibt es andere Dinge auf diesem Planeten, deren Zu-Vielzahl in Myriaden gemessen wird?) schwärmten geradezu für uns und unsere Arbeit. Es war zum Davonlaufen, was angesichts der bekannten Bohlenwege durchs Venn leider nur eingeschränkt möglich war. Es hatte etwas von Folter: Nebeneinander eingezwängt auf dem schmalen Holzsteg über den Teich mit den Armen wild um den Kopf zu wedeln, während man zur selben Zeit versuchte, weder das Stativ ins Wasser zu werfen, noch das Gleichgewicht auf den Planken zu verlieren. Es wären sicher noch mehr schöne Motive drin gewesen, aber wir alle waren froh, der ungewollten Schwärmerei entkommen zu können.

Immerhin: Der Himmel spielte mit. Und im Bild war das Gefleuch ja später dankenswerterweise auch nicht.

Auf den ersten Blick

Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, ca. F4, 1/500, ISO 160
Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, ca. F4, 1/500, ISO 160

Mal wieder etwas Technisches: Beim Aufbau meiner, öhümm, kleinen Objektivsammlung im Laufe der vergangenen Monate habe ich gemerkt, dass es Linsen gibt, die einem sofort gefallen und solche, mit denen man sich eher schwer tut. Das gestern Morgen von „meinem“ Paketboten (der mich bei einem zufälligen Zusammentreffen neulich im Paketshop bereits mit Namen gegrüßt hat) gebrachte Carl Zeiss Planar 2.8 85 für Rollei SL35 fällt in Kategorie Eins.

Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/640s, ISO 125
Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/640s, ISO 125

Für ein 85er ist der von 1970 bis 1981 gebaute Vierlinser geradezu winzig – er ist gerade mal so groß wie ein tyisches 50-Millimeter-Objektiv (hier gibt es ein paar Fotos – nicht von mir) der frühen 70er Jahre. Ich mochte sofort die solide Verarbeitung, den weichen Fokus und das satte Klicken des Blendenrings. Mit diesem Teil zu fotografieren, macht einfach nur Spaß – es wiegt mit rund 200 Gramm praktisch nichts, macht die Kamera nicht unhandlicher, ist wunderbar zu bedienen – und die Bildqualität überzeugt mich auf der ganzen Linie. Die Schärfe knackig, das Bokeh sahnig, Gegenlicht beherrschbar, sogar Gras sieht damit gut aus – was will man mehr?

Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/500s, ISO 100
Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/500s, ISO 100

Manche Objektive sind technisch toll, und man mag sie trotzdem nicht. Weil sie sich irgendwie plastik anfühlen, weil der Fokus zu schwer oder zu kratzig läuft oder weil irgendwas am Design oder dem Erhaltungszustand stört. Mit dem Lichtstärken-Monster Minolta MD 1.2 50 zum Beispiel bin ich nie wirklich warm geworden und habe es irgendwann in der Bucht versenkt. Auch das Canon FD 2.8 24 liegt trotz seiner kompakten Abmessungen nicht oft in meiner Fototasche.

Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/500s, ISO 320
Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/500s, ISO 320

Das Sony FE 2 28 – mein einziges „modernes“ Autofokus-Objektiv für die A7 – ist federleicht und macht knackscharfe Bilder. Trotzdem benutze ich es nur, wenn ich auf den Autofokus angewiesen bin, und das ist eigentlich nie der Fall. Es kann zwar auch manuellen Fokus, aber nur mit elektronischer „by wire“-Übertragung und nicht direkt über einen mechanischen Ring. Das hat – Kinder, lest bitte mal eben woanders weiter – ungefähr die Erotik von Telefonsex: Das Ergebnis ist dasselbe, aber der Weg dahin macht entschieden weniger Spaß.

Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/500s, ISO 320
Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/500s, ISO 320

Das Rollei-Zeiss 85er ist geradezu ein Schnäppchen für ein so gutes und handliches Porträtobjektiv. Der kleinen Sony A7 mit ihren klassischen Abmessungen steht es wie dafür gemacht. Und der Adapter für das Rollei-QBM-Bajonett aus China kostet auch nicht mehr als den üblichen Zehner.

Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/500s, ISO 500
Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/500s, ISO 500

Mein schönes Minolta 2.5 100 – hier eingesetzt – wird es trotz seiner unbestrittenen Qualitäten in Zukunft schwer haben, die Vitrine zu verlassen. Ein weiterer Beweis für die alte Weisheit – Kinder, guckt mal, da hinten sitzt ein total seltenes Pokémon! -, dass solide Technik so viel wichtiger ist als Länge.