Dackelgewackel

Wenn man für sich die Entscheidung getroffen hat, eine Sache wirklich mit ganzer Seele und mit vollem Herzen zu unterstützen, dann gibt es keinen Grund, sich mit halben Sachen zufrieden zu geben.

dackelgewackel

Link des Tages

Hübsche Geschichte bei Auto Motor Sport über den Golf I, der in Südafrika als Golf Citi seit über 30 Jahren immer noch gebaut wird. Grund: Der Nachfolger Golf II tat sich bei der Markteinführung so schwer, dass VW nichts übrig blieb, als die alten Bänder wieder anzuwerfen – und so laufen sie bis heute. Immerhin im Innenraum ist der kantige Oldie halbwegs modern: Teile von Armaturenbrett und Cockpit stammen von Polo und Lupo.

Link des Tages

Die Galerie der 50 Worst Cars des Time Magazine mit so schönen Modellen wie dem achträdigen OctoAuto von 1911, der Renault Dauphine von 1956 („The most ineffective bit of French engineering since the Maginot Line“), dem fliegenden Waterman Aerobile von 1957, natürlich dem notorischen Ford Edsel, dem „Zunndapp Janus“ (man schreibt es etwas anders, liebe Kollegen), dem heckgetriebenen Corvair („unsafe at any speed“), dem explosiven Ford Pinto, dem Trabi, dem Aston Martin Lagonda mit seinen Kathodenröhren-Instrumenten, dem Cadillac Fleetwood V-8-6-4 mit seinen abschaltbaren Zylindern, dem Cimarron „by Cadillac“, einem aufgeblasenen Opel Ascona, dem vieläugigen Fiat Multipla, dem monströsen Ford Excursion… und meinem persönlichen Allzeitfavoriten, dem unverzeihlichen Pontiac Aztec, dem abscheulichsten Wagen aller Zeiten („hätte nicht stärker gehasst werden können, wenn es ein Hakenkreuz-Tattoo auf der Stirn gehabt hätte“), zu dem ich eigens, weil er so greulich ist, hier nochmal ein Bild aus einer anderen Perspektive herausgesucht habe. Pilotblog-Leser kennen ihn noch aus Kanada.

(Wer jetzt noch nicht genug hat, darf sich noch durch die 100 hässlichsten Autos aller Zeiten des Daily Telegraph klicken. Ich sage nur: Leyland P76, Ford Consul, Tatra T 603 und Ford Anglia.)

Oha

Der 27.500. Besucher. Was beweist, dass trotz meiner Trödeligkeit weiter Leute aufs Moorblog klicken.

Ich bin in den letzten Wochen umgezogen. Kein Netz, kein Telefon, nur Kartons und Säcke mit Krimskrams.

Und ein Keller voller W123-Teile, der mir von meinen Umzugshelfern einige sarkastische Kommentare eingebracht hat. Okay, die Anlasser waren sicher etwas schwer zu tragen. Und die alte Mittelkonsole etwas sperrig.

Seitenblick über den großen Teich

„Meine Güte“, habe ich heute zweimal gedacht. Beide Male ging es um Videos, beide kamen aus den USA, beide drehten sich – natürlich – um die Präsidentenwahl. Eins war lang und bewegend, eins kurz und witzig. Aber seht selbst.

Dies ist der (Achtung!) 27-minütige Werbespot, den Barack Obama gestern Abend auf fast allen großen amerikanischen Fernsehkanälen laufen ließ. Zur besten Sendezeit. Für mehrere Millionen Dollar. So etwas gab es noch nie.

Ich hatte ein rot-weiß-blaues Füllhorn voll euphorischem Schwulst erwartet, jubelnde Mengen, Stars ’n‘ Stripes, einen strahlenden Kandidaten, das ganze garniert mit jeder Menge des üblichen God-bless-America sowie diversen Joe Sixpacks, die „we’re the greatest country in the world“ in diverse Kameras sagen.

Es ist aber ganz anders, und es lohnt die Mühe, sich ein halbes Stündchen Zeit für diesen Film zu nehmen, denn er hat bereits jetzt Mediengeschichte geschrieben. Da steht der Kandidat, eine professionelle Mischung aus Ruhe und Freundlichkeit ausstrahlend, und erklärt den Wählern, was er denn vorhat, wenn sie ihn im Januar ins Weiße Haus einziehen lassen.

Dann werden Geschichten erzählt, von ganz normalen Amerikanern. Wie dem Rentnerehepaar aus Ohio, das eine Hypothek auf ihr Haus aufnehmen muss, weil es die Rechnungen für Medikamente nicht mehr bezahlen kann. Die Frau öffnet mit sichtbar arthritischen Fingern die Pillendose, der Mann setzt sich die Dienstmütze auf und fährt wieder zur Arbeit im Wal-Mart. Mit 72 Jahren.

Oder der Mutter, die das Essen für ihre Kinder in getrennten Fächern im Kühlschrank aufbewahrt. Wenn dort nicht mehr viel liegt, weiß der Nachwuchs, dass er den Gürtel enger schnallen muss.

Oder dem Ford-Arbeiter, dessen Wochenarbeitszeit um die Hälfte reduziert und dessen Frau entlassen wurde. Der Lehrerin, die einen zweiten Job annehmen musste.

Es gäbe viel zu sagen über den Film. Wie geschickt die Betroffenen aus den Staaten ausgewählt wurden, in denen Obama und McCain Kopf an Kopf liegen. Dass viele Frauen zu Wort kommen, die offenbar als besonders spät entscheidende Wähler gelten. Über die Mischung aus persönlichen Bildern aus Obamas Biographie, von seiner (weißen) Mutter, die früh an Krebs starb bis zu seiner offiziellen Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten. Aber diese Dinge werden schon gerade von anderen Leuten analysiert – das Internet quillt geradezu über mit Artikeln über den Film. Googeln Sie einfach nach „Obama Fernsehen„.

Der Streifen unterscheidet sich fundamental von jedem Wahlwerbespot, den ich bis jetzt gesehen habe. Er ist sanft, gefühlvoll, geradezu melodisch. Der Gegner wird nicht attackiert, er wird im Gegenteil sogar ignoriert – was vielleicht sogar noch wirkungsvoller ist. Und er ist natürlich vor allem ein: perfekt inszeniert.

„Ich werde kein perfekter Präsident sein“, sagt Obama gegen Ende. Nun, wir werden sehen. Nach dem Film ist es jedenfalls ein bisschen wahrscheinlicher geworden.

Manchmal vergisst man als Europäer fast ein wenig, dass man mit dieser Wahl ja gar nichts zu tun hat. Wenn man denn doch beteiligt wäre, dann wäre das zweite Video des Tages wohl der ultimative Alptraum.

Ja, lieber Leser, ich war es, der die Wahl entschieden hat. Wegen mir ist John McCain am Ende doch noch Präsident geworden. Weil ich am Wahltag den Hintern nicht hochbekommen habe. Sehen Sie selbst:

Erstaunlich, was im Netz so alles möglich ist.

Wenn Sie auch das Gefühl haben möchten, einmal etwas von historischer Tragweite verbockt zu haben – hier ist der Link. Und: Gehen Sie wählen!

Was? Ach ja, ist bei uns erst 2009 soweit. Ob wir bis dahin auch so schöne Videos zustande kriegen? Eine emotionale halbe Stunde mit Frank-Walter Steinmeier, schluchzenden Rüsselsheimer Opel-Werkern und einem Rentnerehepaar aus Greifswald? Ja? Meine Güte.

Lesetipp

Wir unterbrechen dieses Blog wieder mal für etwas Werbung.

Ikonengold_200D

Ikonengold.de, das meinem Leser bereits anempfohlene Geschmackvolle Mustergültige Autos Netzin, hat sich mit dem Thema 200D beschäftigt. Das könnte mir als Fahrer einer deutlich leistungsstärkeren Fahrzeugklasse (72 statt 60 PS!) ja eigentlich gleichgültig sein, doch bin ich mir nicht zu fein, auf den überaus gelungenen Artikel von Eberhard Weilke und Thomas John hinzuweisen, in dem vier Generationen des Einstiegsmodells in die Stuttgarter Selbstzünderwelt exemplarisch vorgestellt werden.

Ein Lorbeerkranz für den deutschesten aller Diesel, gewunden von Eberhard Peugeot Weilke – dass ich das noch erleben darf.

Aus dem Staub

Und nun zu etwas völlig anderem – wobei ich nicht sicher bin, ob es eine gute Nachricht ist. Die Städte Berlin und Stuttgart, apokalyptische Vorreiter des Feinstaubzonenirrsinns, bieten allen Autofahrern eine Online-Bestellmöglichkeit für Plaketten an. Auch denen, deren Wagen anderswo gemeldet sind – sogar im Ausland. Diese bürgerfreundliche Bürgerfeindlichkeit kostet den Bürger 6 Euro.

Feinstaub-Online

Einerseits sollte man ja Städte, die diese großartig effektive Methode der Luftreinhaltung1) praktizieren (zugegebenermaßen manchmal: müssen) einfach dadurch bestrafen, dass man sein Geld woanders hinträgt.

Andererseits gibt es vermutlich Leute, die verzweifelt darauf angewiesen sind, auch in acht Tagen noch in die Innenstädte von Köln, Hannover oder Berlin zu fahren. Die freuen sich vielleicht über die Links2).

1) Der Anteil der Auspuffgase am Gesamtfeinstaub beträgt ganze 11 Prozent. Der Anteil der nicht plakettenfähigen Fahrzeuge liegt beispielsweise in Berlin bei rund 20 Prozent. Diese größtenteils älteren und nicht nachrüstbaren Wagen haben aber im Vergleich mit Neuwagen und Firmenfahrzeugen nur einen sehr geringen Anteil am Verkehrsaufkommen. Solche Autos vollständig aus den Innenstädten zu verbannen, dürfte also einen kaum messbaren Effekt auf die Feinstaubbelastung der Bewohner haben. Die Fahrzeughalter, oft wenig finanzstarke oder ältere Leute, über Nacht quasi zu enteignen, ist dagegen eine völlig unverhältnismäßige Belastung. Vom kontraproduktiven Effekt, dass ausgesperrte Fahrzeuge nun lange Umwege um die Zonen herum und durch Wohngebiete fahren, mal ganz abgesehen.

2) Damit man mich nicht falsch versteht: Ich bin sehr für saubere Luft (jeder wird es sein, der schon mal Kathmandu geschnuppert hat). Aber ich bin auch für Augenmaß. Es ist sinnvoll, den Einbau von Partikelfiltern zu fördern – bei Autos, Häusern, Kraftwerken und wo immer Dreck entsteht. Von mir aus schlagt auch eine Strafsteuer auf die Autos, die nicht umgerüstet werden können. Es dürfte dann nur drei, vier Jahre dauern, bis die Feinstaubbelastung deutlich sinkt – wie gesagt, erzeugen Firmenwagen und sonstige Neufahrzeuge den größten Anteil an Fahrtkilometern. Aber, wie so oft in Deutschland, wird mal wieder die Hundertprozentkeule herausgeholt und unter der Devise „koste es, was es wolle“ ein gigantischer Aufwand betrieben (man denke alleine an Schilder, Überwachungsbeamte, Bürokratie), der in keinem Verhältnis zum erzielten Ergebnis steht.

Nachtrag: Auch diese Seite bietet eine Online-Bestellmöglichkeit an, mit gedrucktem Kennzeichen für nur 18,90 Euro. Vor allem aber gibt es dort diesen tollen, peppigen Radiowerbespot. Der alleine wäre schon Grund genug, den Feinstaub-Verantwortlichen eine Lkw-Ladung Katzenschei Düngemittel für die Bürotür zu kippen.

Tschüß

Nein, nicht meinem Moorbraunen. Tschüß dem 230E, den Sebastian seit August – als er ihn gekauft hatte – bebloggt hat. 1.300 Euro Kaufpreis waren wenig für einen 123er, und wie so oft kamen die wirklichen Kosten offenbar erst im nachhinein heraus. Jetzt kümmert sich ein Freund um den Wagen.

Schade trotzdem – das 230E-Blog war das einzige andere mir bekannte 123er-Blog. Ich hatte mich schon drauf gefreut, Sebastians Abenteuer mit dem Wagen in der nächsten Saison zu verfolgen. Jetzt sind Christians Blauerstrichacht und Roterstrichacht wieder alleine in meiner Blogroll.