Im Jagdfieber

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Während im Aachener Westpark heute die Schnäppchenjäger über den Flohmarkt stromerten, lauerte nur ein paar Meter weiter im Teich ein ganz anderer Jäger auf Beute.

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Ein Blick nach rechts …

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… ein Blick nach links …

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… und – happs! – zugeschlagen.

Glückwunsch, Kollege. Andere Jäger gingen mit einer für fünf Euro ergatterten, originalverpackten Gegenlichtblende für das nagelneue Rollei 2.8 85 samt Filtersatz nach Hause. Die Zufriedenheit dürfte vergleichbar gewesen sein.

Fotos: Carl Zeiss Jena Sonnar 3.5 135 „Zebra“, 1/125, ISO 320, freihändig

Im Brackvenn

Sony A7II mit Carl Zeiss Jena Flektogon 2.8 20, ca. F22, 1/250s, ISO 160
Sony A7II mit Carl Zeiss Jena Flektogon 2.8 20, ca. F22, 1/250s, ISO 160

Und wo wir gerade bei alten Weisheiten sind: Den Spruch, dass ein gutes Foto weh tun muss, kann ich seit gestern Abend um die Variante ergänzen, dass ein gutes Foto auch durchaus mal längere Zeit jucken und brennen kann. Von den Jungs vom Fotostammtisch Eifel hatte ich mich leichtsinnigerweise verleiten lassen, nach Feierabend nochmal ins Brackvenn zu stiefeln – Sonnenuntergang knipsen. Was als Idee auch toll gewesen wäre, wir hatten schönes Licht und einige Wolken, perfekte Voraussetzungen für einen dramatischen Himmel, wenn wir denn allein gewesen wären.

Waren wir aber nicht: Myriaden von Mücken (gibt es eigentlich eine andere Quantität für Mücken en gros? Und gibt es andere Dinge auf diesem Planeten, deren Zu-Vielzahl in Myriaden gemessen wird?) schwärmten geradezu für uns und unsere Arbeit. Es war zum Davonlaufen, was angesichts der bekannten Bohlenwege durchs Venn leider nur eingeschränkt möglich war. Es hatte etwas von Folter: Nebeneinander eingezwängt auf dem schmalen Holzsteg über den Teich mit den Armen wild um den Kopf zu wedeln, während man zur selben Zeit versuchte, weder das Stativ ins Wasser zu werfen, noch das Gleichgewicht auf den Planken zu verlieren. Es wären sicher noch mehr schöne Motive drin gewesen, aber wir alle waren froh, der ungewollten Schwärmerei entkommen zu können.

Immerhin: Der Himmel spielte mit. Und im Bild war das Gefleuch ja später dankenswerterweise auch nicht.

Auf den ersten Blick

Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, ca. F4, 1/500, ISO 160
Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, ca. F4, 1/500, ISO 160

Mal wieder etwas Technisches: Beim Aufbau meiner, öhümm, kleinen Objektivsammlung im Laufe der vergangenen Monate habe ich gemerkt, dass es Linsen gibt, die einem sofort gefallen und solche, mit denen man sich eher schwer tut. Das gestern Morgen von „meinem“ Paketboten (der mich bei einem zufälligen Zusammentreffen neulich im Paketshop bereits mit Namen gegrüßt hat) gebrachte Carl Zeiss Planar 2.8 85 für Rollei SL35 fällt in Kategorie Eins.

Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/640s, ISO 125
Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/640s, ISO 125

Für ein 85er ist der von 1970 bis 1981 gebaute Vierlinser geradezu winzig – er ist gerade mal so groß wie ein tyisches 50-Millimeter-Objektiv (hier gibt es ein paar Fotos – nicht von mir) der frühen 70er Jahre. Ich mochte sofort die solide Verarbeitung, den weichen Fokus und das satte Klicken des Blendenrings. Mit diesem Teil zu fotografieren, macht einfach nur Spaß – es wiegt mit rund 200 Gramm praktisch nichts, macht die Kamera nicht unhandlicher, ist wunderbar zu bedienen – und die Bildqualität überzeugt mich auf der ganzen Linie. Die Schärfe knackig, das Bokeh sahnig, Gegenlicht beherrschbar, sogar Gras sieht damit gut aus – was will man mehr?

Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/500s, ISO 100
Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/500s, ISO 100

Manche Objektive sind technisch toll, und man mag sie trotzdem nicht. Weil sie sich irgendwie plastik anfühlen, weil der Fokus zu schwer oder zu kratzig läuft oder weil irgendwas am Design oder dem Erhaltungszustand stört. Mit dem Lichtstärken-Monster Minolta MD 1.2 50 zum Beispiel bin ich nie wirklich warm geworden und habe es irgendwann in der Bucht versenkt. Auch das Canon FD 2.8 24 liegt trotz seiner kompakten Abmessungen nicht oft in meiner Fototasche.

Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/500s, ISO 320
Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/500s, ISO 320

Das Sony FE 2 28 – mein einziges „modernes“ Autofokus-Objektiv für die A7 – ist federleicht und macht knackscharfe Bilder. Trotzdem benutze ich es nur, wenn ich auf den Autofokus angewiesen bin, und das ist eigentlich nie der Fall. Es kann zwar auch manuellen Fokus, aber nur mit elektronischer „by wire“-Übertragung und nicht direkt über einen mechanischen Ring. Das hat – Kinder, lest bitte mal eben woanders weiter – ungefähr die Erotik von Telefonsex: Das Ergebnis ist dasselbe, aber der Weg dahin macht entschieden weniger Spaß.

Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/500s, ISO 320
Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/500s, ISO 320

Das Rollei-Zeiss 85er ist geradezu ein Schnäppchen für ein so gutes und handliches Porträtobjektiv. Der kleinen Sony A7 mit ihren klassischen Abmessungen steht es wie dafür gemacht. Und der Adapter für das Rollei-QBM-Bajonett aus China kostet auch nicht mehr als den üblichen Zehner.

Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/500s, ISO 500
Sony A7II mit Rollei Carl Zeiss Planar 2.8 85, 1/500s, ISO 500

Mein schönes Minolta 2.5 100 – hier eingesetzt – wird es trotz seiner unbestrittenen Qualitäten in Zukunft schwer haben, die Vitrine zu verlassen. Ein weiterer Beweis für die alte Weisheit – Kinder, guckt mal, da hinten sitzt ein total seltenes Pokémon! -, dass solide Technik so viel wichtiger ist als Länge.