Abendlektüre

Sony A7II mit Minolta MD 4 75-150, ca. F8, 1/25s, ISO 400
Sony A7II mit Minolta MD 4 75-150, ca. F8, 1/25s, ISO 400

Es geht doch nichts über ein gutes Buch zu später Stunde. 1200 Jahre alter bibliophiler Heiliger mit 1000-jährigem Hildesheimer Rosenstock am Aachener Dom.

Kuckuck

Sony A7II mit Minolta MD 4 75-150, ca F8, 10s, ISO 50
Sony A7II mit Minolta MD 4 75-150, ca F8, 10s, ISO 50

Der Wahnsinn hat ja bekanntlich viele Gesichter, aber nachts um 0.45 Uhr die Figuren am Aachener Puppenbrunnen zurechtzudrehen, um sie anschließend mit der Handykameraleuchte anzuleuchten, ist schon ein ganz spezielles davon.

Das neue Alte

Sony A7II mit Minolta MC 1.4/58, 1/60s, ISO 640
Sony A7II mit Minolta MC 1.4/58, 1/60s, ISO 640

Es ist weder so knackscharf wie das Canon FD 50/1.4, mit dem ich gestern das Fahrrad fotografiert habe. Noch hat es so einen leuchtend schönen Farbkontrast wie sein jüngerer Bruder, das Minolta MD 1.7/50, mit dem ich damals beim Thailänder den „Whow-Moment“ meines ersten Altglas-Fotos erlebt hatte. Und wenn irgendwelche Lichtquellen ins Bild strahlen, würfelt es Unmengen von bunten Sechsecken quer durchs Foto, weil die Vergütung seiner Gläser auf dem technischen Stand von vor einem halben Jahrhundert ist.

Das Minolta MC Rokkor-PF 1.4/58mm, vorgestellt 1968 (mehr dazu bei Artaphot.ch), ist bei voll geöffneter Blende arg flau und kontrastarm (die Fans nennen es „duftig“); man muss schon ordentlich runterblenden auf F5.6 oder gleich F8, damit halbwegs scharfe Bilder entstehen. Für Porträts dürfte diese Charakteristik noch brauchbar sein, ansonsten gibt es natürlich jede Menge besseres Glas im Regal. Warum ich für diesen Oldtimer gerade 50 Euro bezahlt habe? Warum ich ihm einen eigenen Blogbeitrag widme?

Es ist die Haptik. Dieses butterweiche Gleiten des Fokusses. Das leichte, präzise Klickern des Blendenrings. Schon das Abziehen der sanft, aber fest sitzenden Schutzkappe mit dem altmodischen Schriftzug ist ein Genuss. Da sind nur Metall und Glas in vollendeter Harmonie. Kein Plastik, kein Gummi, solche Materialien wagte ein aufstrebender Premiumhersteller vor einem halben Jahrhundert seinen Kunden nicht anzubieten. Dazu der so gut wie neuwertige Zustand – noch nie hat es mich so begeistert, an einem Objektiv herumzuspielen. So und nicht anders muss es sich anfühlen, ein Foto zu machen – Zeremonie statt Knipserei.

Das neue Alte ist ein bisschen zart, will ein bisschen liebevoll bedient sein, vielleicht auch im Ergebnis mit etwas mehr Nachsicht beurteilt. Manche mögen es eine eher schwache Linse nennen. Ich nenne es: duftig.

Weißes Rad

Sony A7II mit Canon FD 50 F1.4, F2.8, 1/15s, ISO 2000
Sony A7II mit Canon FD 50 F1.4, F2.8, 1/15s, ISO 2000

Es war ein wirklich netter Abend beim Kreativen Stammtisch von Social Media Aachen in der WG, aber nach fast drei Stunden und dem dritten Bier zog es mich schließlich nach Hause. Doch als ich mein Fahrrad aufschloss, fiel mein Blick auf das.

Gute Fotos müssen weh tun, sagt mein Freund Andreas. Und manche Fotos kann man nur einmal im Leben schießen, sagt sein Freund Marc. Also krebste der Schreiber dieser Zeilen, obwohl sein linkes Knie nach einer Bänderzerrung fies schmerzt, noch gut eine Viertelstunde lang im verdämmernden Licht des Mittwochabends vor dem Justus K. über den Bürgersteig, um ein halbwegs brauchbares Bild dieses wunderschönen Mika Amaro Single Speed mit Riemenantrieb in Pearly White auf den Sensor zu bannen. Ein modern-klassisches Gegenstück zum altmodisch-klassischen roten Rad von Leipzig, das vielleicht mein heimliches Lieblingsfoto überhaupt ist.

Hafengeburtstag I: Das große Auslaufen

Überholmanöver: Dreimastschoner "Regina Maris" und Fähre "Tollerort", hinten die neue Fregatte "Baden-Württemberg" im Trockendock von Blohm & Voss
Überholmanöver: Dreimastschoner „Regina Maris“ und Fähre „Tollerort“, hinten die neue Fregatte „Baden-Württemberg“ im Trockendock von Blohm & Voss
SAR-Rettungsübung mit Seenotkreuzer und "Sea King"-Helikopter der Bundesmarine
SAR-Rettungsübung mit Seenotkreuzer und „Sea King“-Helikopter der Bundesmarine
In Hamburg zu Hause: Dreimastmarstoppsegelschoner "Mare Frisium"
In Hamburg zu Hause: Dreimastmarstoppsegelschoner „Mare Frisium“
Das Feuerlöschboot "Oberbaurat Schmidt" legt einen Wasservorhang aus zehn Löschkanonen
Das Feuerlöschboot „Oberbaurat Schmidt“ legt einen Wasservorhang aus zehn Löschkanonen
Der Vorgänger: Die "Feuerwehr IV" aus dem Jahr 1930 ist ganz offiziell ein schwimmendes Denkmal
Der Vorgänger: Die „Feuerwehr IV“ aus dem Jahr 1930 ist ganz offiziell ein schwimmendes Denkmal.
Der 1905 gebaute Schelde-Raddampfer "Freya" war zeitweise die offizielle Yacht der niederländischen Königin Wilhelmina.
Der 1905 gebaute Schelde-Raddampfer „Freya“ war zeitweise die offizielle Yacht der niederländischen Königin Wilhelmina.
Wilde Jagd statt majestätischer Yacht
Wilde Jagd statt majestätischer Yacht
Große Parade: das polnische Vollschiff "Dar Młodzieży" (
Große Parade: das polnische Vollschiff „Dar Młodzieży“ („Geschenk der Jugend“), die Bark „Artemis“, die Dreimastbarkentine „Thalassa“ und der Zweimastschoner „Swaensborgh“.
Sehleute hatten meer als genug zu Schauen
Sehleute hatten meer als genug zu Schauen
Die Barkentine "Pedro Doncker" vor der Reihe der Hafenkräne
Die Barkentine „Pedro Doncker“ vor der Reihe der Hafenkräne
Das Kaiserwetter sorgte für einen Besucherrekord mit einer Million Gästen
Das Kaiserwetter sorgte für einen Besucherrekord mit einer Million Gästen
Matrosen in der Takelage der "Dar Młodzieży"
Matrosen in der Takelage der „Dar Młodzieży“
Im Schlepp: das russische Vollschiff "Mir", Schwesterschiff der "Dar Młodzieży"
Im Schlepp: das russische Vollschiff „Mir“, Schwesterschiff der „Dar Młodzieży“
Die "Wylde Swan": Der ehemalige Heringslogger gilt heute nicht nur als größter Toppsegelschoner der Welt, sondern auch als der schnellste
Die „Wylde Swan“: Der ehemalige Heringslogger gilt heute nicht nur als größter Toppsegelschoner der Welt, sondern auch als der schnellste
Von der 1910 gebauten "Zuiderzee" war nach fast 70 Jahren nur noch ein antriebsloser Rumpf übrig, als ein niederländischer Kapitän sie kaufte und in einen eleganten Zweimastschoner zurückverwandelte
Von der 1910 gebauten „Zuiderzee“ war nach fast 70 Jahren nur noch ein antriebsloser Rumpf übrig, als ein niederländischer Kapitän sie kaufte und in einen eleganten Zweimastschoner zurückverwandelte
Die 1908 als Peildampfer zur Wassertiefenmessung gebaute "Schaarhörn" war im Ersten Weltkrieg Hilfsminensucher und im Zweiten Weltkrieg bei der Evakuierung von Flüchtlingen eingesetzt.
Die 1908 als Peildampfer zur Wassertiefenmessung gebaute „Schaarhörn“ war im Ersten Weltkrieg Hilfsminensucher und im Zweiten Weltkrieg bei der Evakuierung von Flüchtlingen eingesetzt.
Selbst ist der Kapitän - im Video der GoPro-Kamera
Selbst ist der Kapitän – im Video der GoPro-Kamera
Wächter der Meere: Der Rumpf des Küstenwachbootes "Bad Bramstedt" (links) der Bundespolizei wurde in der Sonderwirtschaftszone Jantar in Kaliningrad gebaut. Rechts die dänischen Küstenwachboote MHV 903 "Hjortø" und MHV 904 "Lyø".
Wächter der Meere: Der Rumpf des Küstenwachbootes „Bad Bramstedt“ (links) der Bundespolizei wurde in der Sonderwirtschaftszone Jantar in Kaliningrad gebaut. Rechts die dänischen Küstenwachboote MHV 903 „Hjortø“ und MHV 904 „Lyø“.
Die grüne "Alexander von Humboldt II" wurde 2011 neu gebaut, nachdem die sicherheitstechnische Modernisierung des aus der "Beck's"-Werbung bekannten Vorgängers zu teuer geworden war.
Die grüne „Alexander von Humboldt II“ wurde 2011 neu gebaut, nachdem die sicherheitstechnische Modernisierung des aus der „Beck’s“-Werbung bekannten Vorgängers zu teuer geworden war.
Trio: Das Museumsschiff "Cap San Diego", die Fregatte "Brandenburg" der Bundesmarine und der Lenkwaffenzerstörer "Duncan" der Royal Navy
Trio: Das Museumsschiff „Cap San Diego“, die Fregatte „Brandenburg“ der Bundesmarine und der Lenkwaffenzerstörer „Duncan“ der Royal Navy
Die "Ubena von Bremen" ist ein Nachbau einer 1962 im Schlamm der Weser entdeckten Hansekogge aus dem Jahr 1380.
Die „Ubena von Bremen“ ist ein Nachbau einer 1962 im Schlamm der Weser entdeckten Hansekogge aus dem Jahr 1380.
Die "Atalanta" brachte bis 1928 in der Elbmündung Lotsen zu ihren Schiffen. Später machte Helmut Schmidt mit Staatsgästen an Bord Weltpolitik.
Die „Atalanta“ brachte bis 1928 in der Elbmündung Lotsen zu ihren Schiffen. Später machte Helmut Schmidt mit Staatsgästen an Bord Weltpolitik.
Der 1959 gebaute niederländische Hochseeschlepper "Elbe" wurde als Greenpeace-Flaggschiff weltbekannt und war an spektakulären Aktionen beteiligt. Das Schiff sank schon zweimal.
Der 1959 gebaute niederländische Hochseeschlepper „Elbe“ wurde als Greenpeace-Flaggschiff weltbekannt und war an spektakulären Aktionen beteiligt. Das Schiff sank schon zweimal.
Hunderttausende Schaulustige am Ufer genossen das große Auslaufen als Höhepunkt des 827. Hafengeburtstags
Hunderttausende Schaulustige am Ufer genossen das große Auslaufen als Höhepunkt des 827. Hafengeburtstags
Das Ausflugsschiff "Louisiana Star" ist einem Mississippi-Raddampfer nachempfunden und wird für Hafenrundfahrten eingesetzt. Es hat Schraubenantrieb - das Schaufelrad ist nur Dekoration.
Das Ausflugsschiff „Louisiana Star“ ist einem Mississippi-Raddampfer nachempfunden und wird für Hafenrundfahrten eingesetzt. Es hat Schraubenantrieb – das Schaufelrad ist nur Dekoration.
Die "Eye of the Wind", 1911 an der Unterweser gebaut, überstand 1955 eine Strandung und brannte 1970 komplett aus. Zu einer prächtigen Brigantine neu aufgebaut, wird sie heute unter britischer Flagge für Seminare eingesetzt.
Die „Eye of the Wind“, 1911 an der Unterweser gebaut, überstand 1955 eine Strandung und brannte 1970 komplett aus. Zu einer prächtigen Brigantine neu aufgebaut, wird sie heute unter britischer Flagge für Seminare eingesetzt.
Die auf den alten "Kaispeicher A" aufgesetzte neue Elbphilharmonie ist das 110 Meter hohe Wahrzeichen der Hafencity. Für 77 Millionen Euro geplant, soll ihr Bau inzwischen rund 790 Millionen kosten.
Die auf den alten „Kaispeicher A“ aufgesetzte neue Elbphilharmonie ist das 110 Meter hohe Wahrzeichen der Hafencity. Für 77 Millionen Euro geplant, soll ihr Bau inzwischen rund 790 Millionen kosten.
Glanzpunkt: Die Fassade besteht aus mehr als tausend zweiteiligen Glaselementen, von denen jedes mit einem einzigartigen Raster bedruckt und viele individuell geformt sind. Sie symbolisieren einen Kristall
Glanzpunkt: Die Fassade besteht aus mehr als tausend zweiteiligen Glaselementen, von denen jedes mit einem einzigartigen Raster bedruckt und viele individuell geformt sind. Sie symbolisieren einen Kristall.

(Alle Fotos: Sony A7II mit Minolta MD 4/70-210)

Weil’s so schön war

Sony A7II mit Nikon 300mm f/4.5 AI-s, F11, 1/1,6s, ISO 100
Sony A7II mit Nikon 300mm f/4.5 AI-s, F11, 1/1,6s, ISO 100

Nochmal: Sankt Jakob im Abendlicht. Ich habe heute einem Liebespärchen in einem Auto den Sonnenuntergang vermasselt – aber was sind sie auch mit der Stoßstange bis an die Parkbank gefahren.

(Die Testreihe hat übrigens ergeben, dass beim 300er-Nikon die beste und schärfste Blende F11 ist.)

Öcher Türme

Mit klopfendem Herzen dem DHL-Boten das Paket mit dem sehnlich erwarteten 300-Millimeter-Teleobjektiv von Nikon aus den Händen reißen, in der Wohnung ein Messer suchen, hektisch das Klebeband aufschneiden…

…und einen Wagenheber in den Händen halten. Für den Nachbarn gegenüber.

Sony A7II mit Nikon 300mm f/4.5 AI-s, 1/1,6s, ISO 50
Sony A7II mit Nikon 300mm f/4.5 AI-s, 1/1,6s, ISO 50

Mein erstes Nikon kam also mit zwei Tagen Verzögerung bei mir an. (Gottseidank hat mir der Nachbar das aufgerissene Paket verziehen.) „Wagenheber“ heißt das 300mm f/4.5 AI-s seitdem bei mir, bei stolzen 1,2 Kilogramm Gewicht wäre „Panzerfaust“ auch passend gewesen. Ähnlich wuchtig ist das Rohr ja.

Für einen derartigen Brummer gibt es nicht jeden Tag Einsatzmöglichkeiten. Und wird es überhaupt funktionieren, dieses Monster an der A7II auf dem filigranen Novoflex-Stativköpfchen wackelfrei auszurichten?

Heute gab es heute Abend die Gelegenheit – auch wenn das Licht etwas flau und das Panorama entsprechend kontrastarm war. Vom Lousberg aus habe ich erst St. Jakob, dann St. Salvator ins Visier genommen. Mit zehn Sekunden Auslöseverzögerung, damit auch nichts mehr wackelt. Scharf geworden?

Sony A7II mit Nikon 300mm f/4.5 AI-s, 1/1,6s, ISO 50
Sony A7II mit Nikon 300mm f/4.5 AI-s, 1/1,6s, ISO 50

So scharf, dass es im Auge beißt. Man sieht auf dem zweiten Blick ganz hinten am Horizont sogar St. Donatus auf dem Rücken des Brander Bergs (mit Klick aufs Bild die Galerieansicht öffnen, dann oben rechts mit dem X auf die Großansicht gehen). Ich habe den Turm zuerst für St. Katharina in Forst gehalten – aber die zweite Brücke über die Trierer Straße hinten ist zweifellos die Autobahn 44. Whow.

Ab jetzt werde ich also öfter mal mit Wagenheber unterwegs sein.

Strand des Herzens

Eine skurrile Laune der Natur ist Schuld daran, dass Aachen wohl die einzige Stadt auf diesem hübschen blauen Planeten ist, deren Strand zwei Länder und zweieinhalb Autostunden entfernt von ihr liegt.

_DSC6339korr Strandtreppe

So muss der einem Strandbad Sonnenbad zugeneigte Öcher einen Tagesausflug einplanen und sich hinters Steuer klemmen. Einmal vollgetankt und dann 233 Kilometer westwärts – an Maasmechelen vorbei, durchs flache Flandern, vor Antwerpen rechts ab. Den weithin sichtbaren Dampfpilz des Kernkraftwerks Doel so schnell wie möglich hinter sich lassen.

_DSC5739 Tankruessel

Die Fahrt führt vorbei an Orten, die Brommelen, Grobbendonk, Wommelgem und schließlich Krabbendijke heißen. Auf der Halbinsel Walcheren steuern wir auf das malerische Kleinstädtchen Middelburg zu, dann geht es noch ein paarmal im Zickzack rechts-links-rechts, bis die Straße buchstäblich vor dem Deich endet.

_DSC6075korr Moewenanflug

Und da wären wir. Domburg. 1500 Einwohner, Verwaltungssitz der Gemeinde Veere – und wer den Namen googelt, wird mit Ferienhäusern und Hotels beworfen, bis er bucht. Man ist halt nicht der einzige, dem’s hier gefällt. Die nächste ernstzunehmende Konkurrenz in Richtung Süden liegt schon in Belgien, heißt Knokke-Heist, ist 20 Mal so groß und unter uns gesagt fürchterlich verbaut.

_DSC6291 Kabinenteddy

Wir bleiben also in Domburg, dem einstigen Künstlerdörfchen, das beim Öcher ob der ersten Hälfte seines Namens gleich heimische Gefühle auslöst. Die Dichte an AC-Kennzeichen unter bei den geparkten Wagen spiegelt die Zuneigung wider. Wer das nicht mag, sollte noch ein paar Kilometer weiter nach Norden fahren, über das imposante Oosterschelde-Sturmflutwehr auf die benachbarte Insel Schouwen-Duiveland etwa oder, noch eins weiter, auf Goeree-Overflakkee. Dahinter ist es allerdings vorbei mit der Gemütlichkeit, dort liegt Rotterdam, zweitgrößte Stadt der Niederlande und Europas größter Seehafen.

_DSC5991korr Burgenkind

Hier aber, an diesem abgelegenen Stück Nordseestrand, ist es idyllisch. Der Wechsel von Ebbe und Flut zwingt dem jetzt im Frühjahr noch etwas träge blubbernden touristischen Leben auf den paarhundert Quadratmetern Strand einen gemächlichen Rhythmus auf.

_DSC5969korr Horizontfrachter

Und der einsame Frachter am Horizont, von Antwerpen aus auf Nordkurs gehend, ist das einzig sichtbare Anzeichen der globalen oder zumindest internationalen Verkehrsströme, die sich außerhalb unserer Wahrnehmung abspielen.

_DSC5869 Gruenpfahl

Doch wen interessiert schon der Horizont. Die Buhnen aus doppelreihigen Holzpfählen gliedern die kleine Welt in fußballfeldgroße Segmente, deren Grenzen zumindest direkt in Wassernähe nicht leicht zu überwinden sind. Nur an wenigen Stellen kann man sich als Erwachsener zwischen den Pfählen durchquetschen.

_DSC6182korr Priele

Doch zwischen diesen zahnlückigen Wänden gibt es genug zu sehen. Die Sonne spiegelt sich im Wasser der Priele, die auflaufende Flut treibt Wolken von Schaum vor sich her, die sich am Strand auftürmen. Über all dem kreischen die Möwen.

_DSC5822korr Janaschaum

Woran liegt es, dass diese paar Kubikmeter Sand, diese paar Quadratmeilen Wasser und das völlige Fehlen landschaftlicher Erhebungen solche Glücksgefühle beim Festlandsbewohner auslösen können? Sind es Erinnerungen an die Ursuppe, aus der wir einmal gekrochen sind?

_DSC5942korr Janafon

Die Frage bleibt offen. Wenden wir uns landeinwärts. Domburg selbst ist ein schmuckes Dörfchen aus gepflegten Häuschen, Herbergen und Hotels – der Tourismus hat hier jeden Meter geprägt.

_DSC5952korr Batesmotel

_DSC5762korr-Deichkirche

Die Dohlen oben auf dem Kirchturm stört es nicht. Der Ziffernkranz der Uhr bietet ihnen einen bequemen Sitzplatz mit perfekter Aussicht auf das Gewusel auf dem Pflaster unter ihnen.

_DSC5746-Rabenuhr

Andere können nicht so hoch hinaus – und fühlen sich zwischen all den akkurat gestutzen Hecken, blühenden Bäumen und gewienerten Mittelklasseautos in den Wohnstraßen mindestens genauso wohl.

_DSC5753 Briefkastenkatz

Vielleicht ist der Reiz des Aachener Strandes gerade seine Überschaubarkeit. Rund um den alten Wasserturm mit seinem wunderlichen Dach, das Wahrzeichen der Siedlung, spielt sich das Leben in zwei Hälften ab: Es gibt nur das Vor dem Deich und das Dahinter. Nur wer auf der Krone steht, sieht das Ganze. Es ist ein kleines Ganzes.

_DSC6315korr Janatreppe

Ein greifbares, begehbares, übersichtliches Ganzes. Eines, das keine dunklen Ecken und bösen Überraschungen bietet.

_DSC6414 Strandherz

Ein Strand zum Gernhaben. Vielleicht sogar einer zum Verlieben. Auf jeden Fall einer, den man als Öcher, wenn man sich abends ins Auto setzt und von Domburg nach Domstadt zurückfährt, im Herzen trägt.