Friedhofspause, I.

Sony A7II mit Minolta MD 2.5 100, 1/60s, ISO 50
Sony A7II mit Minolta MD 2.5 100, 1/60s, ISO 50

Der Friedhof Auf der Hüls ist nur ein paar hundert Meter weit vom Zeitungsverlag entfernt. Der perfekte Ort, um in der Mittagspause mal schnell ein hübsches Motiv einzufangen. Schauen wir mal, ob eine Serie draus wird.

Morgensonne und Abendlicht

Sony A7II mit Minolta MD 1.7/50, ca F8, 1/400, ISO 100
Sony A7II mit Minolta MD 1.7/50, ca F8, 1/400, ISO 100

Sonntagmorgensfrühstückslicht im Café Ferbers, Burtscheid. (Okay, Vormittagslicht.) Wo ich vorgestern hier so schön vom „Whow“-Moment des Minolta MD 1.7/50 sprach, durfte es heute Morgen noch einmal mit. Und was soll ich sagen, das Ding rockt immer noch („This is an excellent, inexpensive and compact lens“, schreibt Ken Rockwell. „Go get one.“). Chön charf, auch so freihändig mal eben quer durch den Raum geschossen (schaut mal die Zeichnung der Spiegelung auf dem linken Stuhl an – einfach in der Galerieansicht mit dem „X“ oben rechts das Bild auf volle Größe klicken). Das waren gut angelegte 25 Euro damals.

Sony A7II mit Minolta MD 4/70-210 Zoom, f22, 1/13s, ISO 400
Sony A7II mit Minolta MD 70-210/F4, f22, 1/13s, ISO 400

Adalbertstimmung am Abendsteinweg. „Es ist total schönes Licht draußen“, chattete meine Freundin mich an – und ich packte mir das Stativ und rannte nochmal raus. Premiere für das Minolta MD 4/70-210. Ein astreines Telezoom aus den 1980er-Jahren, für rund 60 Euro bei Ebay regelrecht erramscht (hier ein Testbericht samt interessantem Vergleich mit dem aktuellen Sony FE 70-200 G OSS). Zwei Objektive, die neu von Sony zusammen um die 2300 Euro kosten dürfen. Hach ja, der Reiz der alten Gläser hat viele Gesichter. Einer davon ist der Gesichtsausdruck beim Preisvergleich mit Amazon.

Alt vs. Neu

Der Fischmarkt ist einer meiner Lieblingsorte in Aachen. Auf dem kleinen Platz zwischen Albrecht-Dürer-Stuben, dem historischen Grashaus, dem Blumenladen „Blütezeit“ und natürlich dem Fischpüddelchen-Brunnen ist der Jahrhunderte alte Herzschlag der Stadt besonders spürbar. Vor allem abends, wenn das Licht der Straßenlaternen dem Straßenpflaster und den roten Backsteinen der Ziegelwände einen goldenen Schimmer verleiht und die letzten Nachtschwärmer achtlos über den Platz nach Hause hasten, liegt eine ganz besondere Stimmung über dieser Ecke.

Nicht umsonst habe ich am 18. August vergangenen Jahres, als ich zum ersten Mal mit einer alten manuellen Festbrennweite – einem Minolta MD 1.7/50 – fotografiert hatte und im Thai-Restaurant meinen „Whow-Moment“ wegen der Schärfe, der lebendigen Farben und des traumschönen Hintergrundes erlebte, nach den ersten Bildern von Entenbrust und Cocktailschirmchen auf dem Nachhauseweg genau diese Aachener Ecke abgelichtet. Es war nicht das letzte Mal.

Sony A7II mit Sony FE 2/28, F8, 20s, ISO 50
Sony A7II mit Sony FE 2/28, F8, 20s, ISO 50

Das 28-mm-Weitwinkelobjektiv Sony FE 2/28 ist bislang meine einzige „moderne“ Linse für die A7II. Also eine mit Autofokus, Ultraschallmotor, interner Bildkorrektur, Übertragung von Blenden- und Belichtungsdaten an die Kamera und all dem Pipapo. Und ja, es produziert eine astreine Bildqualität. Gestochen scharf, mit lebendigen Farben. (Phillip Reeve hat ihm auf dem Systemkamera-Blog eine exzellente Leistung bescheinigt.)

Man könnte versucht sein, nach dieser Erfahrung zu sagen: Was so eine High-Tech-Linse kann, das können die alten Glasklunker nimmer, die in den vergangenen Monaten nach und nach vom DHL-Boten in meine Wohnung getragen wurden. Da bleibt einem wohl nichts übrig, als nach und nach immer mal wieder einen runden Tausender auf den Tisch zu legen, um seinen Objektivpark auf den Stand des 21. Jahrhunderts zu bringen.

Doch was tun die 30 Jahre alten Klunker? Sie geben sich einfach nicht geschlagen.

Sony A7II mit Tamron SP 2.8/90 Macro, F4, 30s, ISO 50
Sony A7II mit Tamron SP 2.8/90 Macro, F4, 30s, ISO 50

Neuester Zugang im erwähnten Objektivpark ist ein Klassiker unter den Makroobjektiven, das Tamron SP 2.8/90 Macro. Es geht beruht auf einem Vorgänger aus den 70er-Jahren und wurde bis vor wenigen Jahren optisch unverändert gebaut. Ersteigert habe ich es, weil ich gerade einen Kurs in Makrofotografie an der VHS Köln belege und ich mit meinen bisherigen 50-Millimeter-Makroobjektiven von Sigma und Canon zu nah an die anvisierten Käfer, Insekten und sonstiges Kleingetier herankriechen muss, um sie ausreichend groß ins Bild zu bekommen. Was das Gefleuch meist verscheucht. Mit dem 90-Millimeter-Tele kann man mehr Abstand halten.

Und wie man sieht, lassen sich damit sogar Fische fotografieren. Die Schärfe ist fantastisch (das Bild lässt sich in der Galerieansicht mit dem X-Button oben rechts noch einmal auf volle Bildschirmgröße vergrößern). Die Farben leben. Der Hintergrund cremt, wie es schöner kaum sein könnte.

Das Altglas schlägt sich bravourös – nein, im Moment sehe ich da noch keinen akuten Modernisierungsbedarf.

Geflügeltes

_DSC4942-Strengblick

Hmpf. Der durchaus unbegeisterte Blick des Herrn G. im oberen (und erst recht im untersten) Bild gibt meine Zufriedenheit mit den Ergebnissen der heutigen Fotosafari im Vaalser Clermontpark ganz gut wieder: Mehr als 200 Mal auf den Auslöser gedrückt, am Ende nicht mal 20 halbwegs scharfe Motive.

_DSC4864-Entenblau

Das mitgenommene Minolta MD 2.8 135mm hätte als lichtstarkes leichtes Teleobjektiv wie dafür geschaffen sein sollen, die schmucken Schwimmvögel vor der glitzenderen Teichoberfläche reizvoll freizustellen.

_DSC4793korr

Zugegeben: Den verträumten Hintergrund bekommt das Objektiv wirklich schön hin. Das geht quasi von alleine.

_DSC4870-Pruefente

Das Problem ist der Fokus. Beziehungsweise das Finden desselben. Selbst auf F16 abgeblendet war es immer noch reine Glückssache, ob die Schärfe so einigermaßen das hibbelige Getier traf – oder haarscharf neben den Augen saß, so wie bei dieser Ente.

_DSC4909-Entenpaar

Dabei machten es mir die schwimmfüßigen Objekte gar nicht einmal allzuschwer: Sie erduldeten den heranwatschelnden Zweibeiner – eine Art aus dem Leim gegangene Riesenblaugans – durchaus recht lange, bevor sie den Respektabstand vergrößerten.

_DSC4839-Ganspaar-korr

Beim Tierparkbesuch im Dezember („Oecher Viecher“) war ich von dem Objektiv noch begeistert gewesen. Aber damals saß die Linse noch an der Sony Nex-6 mit ihrem kleineren APS-C-Bildsensor. Jetzt muss sie sich am deutlich größeren Chip der A7II beweisen.

_DSC4950-Beschwerde

Und das war schwer, trotz Lupenfunktion und Kantenanhebung im Display und Bildstabilisator im Kameragehäuse.

_DSC4890-Meckerente

Ob es am zu schnellen Objekt lag oder am zu langsamen Objektiv, muss offen bleiben. Glücklich bin ich mit der Ausbeute des Tages nicht (was auch daran lag, dass die so hübschen Blumenbeete und -wiesen, die ich im vergangenen Herbst dort gesehen hatte, noch nicht wieder angelegt waren).

_DSC4791-Schluckgaense-korr

Ganz so grumpfig, wie der Gänserich mich am Ende anguckte, fuhr ich zwar nicht nach Hause, aber die Erkenntnis war nicht zu leugnen: Mobiles Wassergeflügel ist für manuelle Teleobjektive einfach zu mobil.

_DSC4955-Entruestung