Kuhflug

Falke im Anflug auf Merzbrück

Es ist unwahrscheinlich, dass die Scheibe Flugzeugbau SF 25 C – vom Hersteller stolz „Falke“ genannt, von ihren Nutzern liebevoll „Kuh“ oder „Rentnerjet“ – jemals in der Literatur als Beispiel für besonders gefälliges Luftfahrzeugdesign genannt wird. Die tief angesetzten Flügel recken sich in negativer Pfeilung aus dem kantig bespannten Rumpf heraus. Aus dessen Unterseite ragt ein einzelnes wuchtiges Mittelrad aus einer bauchigen Verkleidung heraus. Zwei winzige Stützrädchen an langen Stangen unter den Flügeln halten das Trumm am Boden in einer konstant kippelnden Waagerechten. Nein, schön geht anders. Auf der Ästhetikskala liegt der Falke am entgegengesetzten Ende zur, sagen wir mal, Dallach Fascination.

Im Nest des Falken

Dieses unförmige und unelegante Luftmoped hat eigentlich nur einen wirklichen Vorteil: Es fliegt – und das erstens gut und zweitens billig und dadurch drittens ziemlich oft. So wie die D-KNIR der Philips Fluggruppe Aachen gestern mit mir in die Eifel. Es war mein erster Flug zu einem anderen Platz von Aachen aus. Man muss ja die Gegend kennen, in der man unterwegs ist.

Über dem Rursee

Aus der Merzbrücker Platzrunde ging es geradewegs auf Kurs 153 Grad. In etwas über 3000 Fuß knatterten wir gemütlich über den Rursee….

Im Gegenanflug auf die Dahlemer Binz

…bis zum Flugplatz Dahlemer Binz, der sich 65 Kilometer weiter südlich in den tiefsten Wäldern der Eifel versteckt, irgendwo südlich von Monschau und Bad Münstereifel.

Falke in Binz

Unsere C 2000 nach der Landung, 35 Flugminuten nach dem Start. Die Landegebühr schlug mit flugschülerfreundlichen 4,50 Euro zu Buche. Für einen Falken ist die Binz so etwas wie ein Heimathorst: Ein Teil der rund 1500 gebauten SF 25 wurde hier vor Ort bei Sportavia Pützer in Lizenz gefertigt. Ob das auch für unsere D-KNIR gilt, weiß ich leider nicht.

Windräder in der Eifel

Nach dem Erledigen der Formalitäten geht es wieder auf den Rückflug, auf dem ich über die vielen Stauseen in der Eifel – hier die Olefbachtalsperre – staune. Aachen liegt irgendwo dahinter, auf 333 Grad im Dunst…

Stausee

…und noch ein ganzes Stück hinter dem Rursee, der sich wie ein chinesischer Drachen durch die Landschaft windet. Nach 37 Flugminuten landet die India Romeo trotz Seitenwind wieder glatt in EDKA. Was für ein angenehmer kleiner Trip.

Hätten wir uns im Flugplatzrestaurant auf der Binz eine Stärkung eingeworfen, es hätte tatsächlich der sprichwörtliche „One-hundred-Dollar-Hamburger“ werden können. Das ist unter Motorfliegern der Ausdruck für einen reinen Spaßflug zu einem nicht allzuweit entfernen Platz, wo man kurz etwas isst und sich dann auf den Rückweg macht. Dank der mächtig gestiegenen Kosten für Flugbenzin wird allerdings heutzutage aus dem Hundertdollarburger oft eher ein Dreihundert-Euro-Kaffee. Das Flugbenzin Avgas 100LL liegt zwischen 2,60 und 2,90 Euro pro Liter, von denen sich ein tyischer Flugmotor wie der oft in der Cessna 172 steckende Lycoming O360 gerne mehr als 40 pro Stunde nimmt.

Unser Falke mit seinem 80-PS-Limbach-Boxer ist dagegen mit Superbenzin von der Tankstelle zufrieden und suckelt sich davon keine zwölf Liter pro Stunde aus dem Tank.

„Kun lehmät lentävät“, sagt der Finne, wenn er etwas nicht glaubt: „Wenn Kühe fliegen“. Ja, sie fliegen tatsächlich. Gar nicht so selten sogar. Und sie machen dabei sogar ziemlich Spaß.