Importware

Man dürfte nicht übertreiben, wenn man schreibt, dass die krisengewürgte US-Metropole Detroit sich in puncto Glamour-Faktor hinter Duisburg-Ruhrort oder Marl-Mitte nicht zu verstecken braucht. Um so erstaunlicher, dass der noch vor kurzem ähnlich strahlend beleumundete Autobauer Chrysler einen ungeheuerliche zwei Minuten langen Werbespot während der Übertragung des jüngsten Superbowls schaltete, der mit einer Kamerafahrt durch die trostlosen Industrievororte der einst so stolzen Motown beginnt. „What does a town that’s been to hell and back know about the finer things in life?“, fragt der Sprecher.

Tipp: Lautsprecher an, Vollbild.

Der „Zwei-Minuten-Spot“, über den danach ganz Amerika sprach, ging als der mit den meisten Zuschauern in die Fernsehgeschichte ein. Kosten: zwei Millionen Dollar. In Nebenrollen: Rapper Eminem und der neue Chrysler 200 – „imported from Detroit“.

Man muss schon sagen: Das Ding ist echt gut gemacht. Wird nicht leicht für Wolfsburg und Rüsselsheim, da nachzuziehen.

(Zu den Hintergründen der „Wiedergeburt“ von Chrysler nach der Zwangsheirat mit Fiat hat die New York Times gerade eine lesenswerte Geschichte gebracht. Hübsche Fotos aufgegebener Großbauten in Detroit gibt es auf Forgottendetroit.com.)