Baskenblog: Ans Wasser! Ans Wasser!

Ach ja, das Baskenblog. Februar war’s, als ich zuletzt von meiner Motorradreise durch Frankreich und Spanien im Herbst 2008 berichtet hatte. Dann habe ich durch Umzug, Fliegerlager und Arbeitsstress nicht nur den Draht zum Motorradfahren, sondern auch gleich zum Bloggen verloren. Dabei warten noch ein paar wirklich hübsche Bildmotive darauf, gemoorbloggt zu werden. Also los, sonst bin ich schon aus Schottland zurück, bevor ich von Frankreich fertig erzählt habe.

Donnerstag, 2. Oktober 2008. Von Carcassonne geht es über Narbonne und Béziers weiter in Richtung Mittelmeerküste. Die Autobahn 61 schenke ich mir und fahre lieber gemütlich über die Landstraße.

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Was für eine herrliche Landschaft. Was für ein herrliches Wetter. In Aachen ist es bestimmt schon wieder kühl und regnerisch, so Anfang Oktober.

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Hier dagegen ist allenfalls schon Spätsommer. Gerade wird der Wein geerntet. Bizarre Erntemaschinen und Traktoren mit Hängern voller Weintrauben sind überall unterwegs. Es riecht betäubend nach Wein. Etwas anderes scheint hier im Languedoc-Roussillon auch gar nicht angebaut zu werden. Weinfelder reihen sich an Weinfelder, an jeder Ecke wird er flaschenweise verkauft und Degustation angeboten. Schade, dass ein Motorrad so wenig Kofferraum hat. Oder ist es ein Glück?

Von Béziers aus fahre ich nicht über die A9 („La Languedocienne“) durchs Hinterland, sondern mitten über die langgestreckte Sandbank „Le Toc“, die wie ein Damm den See Étang de Thau vom Meer trennt.

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Rechts von der Straße erstreckt sich ein kilometerlanger Sandstrand. Das Mittelmeer!

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Aaaah, ist das herrlich, in den Wellen zu plantschen… naja. Könnte es jedenfalls sein, wenn man Zeit hätte. Und eine Badehose. Immerhin, ich habe im Mittelmeer gestanden. So.

Jetzt aber schnell weiter, wir haben ja noch etwas vor. Das Navi verrät mir, dass das berühmte römische Aquäduct Pont du Gard nicht allzuweit weg ist. Mit meiner bekannten Schwäche für sogenanntes Römergedöns steht das Unesco-Weltkulturerbe ganz weit oben auf der Liste der Dinge, die ich im Leben noch einmal sehen möchte.

Südlich geht es an Montpellier vorbei (hier habe ich vor ein paar Jahren mal eine sehr angenehme Urlaubswoche verbracht, von der ich als Reiseandenken eine Vorliebe für Kaffee mit heißer Milch mitbrachte), dann hinter Nîmes links abgebogen. Da sind wir.

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Man parkt am Besucherzentrum, bummelt ein paar hundert Meter einen Weg hinunter und steht dann am Fuß eines der beeindruckendsten Bauwerke – tja, wohl des ganzen Planeten.

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Ahem. Ich bitte um Aufmerksamkeit. Also: Die 49 Meter hohe, 275 Meter lange und am Fuß 6 Meter breite Aquäduktbrücke aus dem 1. Jahrhundert nach Christus überquert das Tal des Flusses Gardon. Sie war Teil einer rund 50 Kilometer langen Wasserleitung, die die römische Stadt Nîmes mit 20.000 Kubikmetern Wasser pro Tag versorgte. Bis heute weiß niemand, wie die Römer die Leitung durch das schwierige Gelände mit zahlreichen Bergdurchführungen exakt mit einem Gefälle von durchschnittlich 24 Zentimetern pro Kilometer anlegen konnten. Rund 800 Jahre lang war die Wasserleitung in Betrieb, bevor sie im 9. Jahrhundert verfiel. Der Pont du Gard diente aber weiter Straßenbrücke, bis er im 18. Jahrhundert erstmals restauriert wurde. Seit 1985 steht er auf der Liste des Welterbes.

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Da können wir nur staunen und ein paar hübsche Erinnerungsfotos schießen.

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Zweitausend Jahre alter Muschelkalk. Was bleibt wohl in zweitausend Jahren von unserer Zivilisation? (Als Aachener hofft man, dass es vielleicht nicht ausgerechnet das Uniklinikum ist.)

Gestern noch nichts, heute ein Ziel

So kann es kommen. Da erzählen dir ein paar Leute, dass sie nach Schottland fahren werden oder nur mal irgendwann wollen. Einen Tag später wird in der Redaktion der Resturlaub verteilt, dir werden zwei Wochen im August zugeteilt… und plötzlich hast du eine Reise vor dir. Ein Ziel. So wie letztes Jahr San Sebastián.

Nur nördlicher diesmal. Schottland. Dreimal war ich da: 1992 mit Interrail, dann ein Jahr an der Uni von 1993 bis 94 und zuletzt nochmal die Rundreise 1995.

14 Jahre lang ist das her. Die ganze Zeit über war Schottland eine entfernte, wenn auch angenehme Erinnerung. Und plötzlich packt es mich wieder. Diese einsamen Highlands. Diese kurvigen Straßen. Single Track Roads. Lochs und Glens. Heide und Stein. Wasser und Himmel. Ruinen und Hinkelsteine. Die wunderbare Road to Applecross mit dem Blick auf die Isle of Skye. Und das unbekannte, leere Land nördlich von Ullapool, wo nichts mehr ist bis zum Cape Wrath.

Plötzlich sind 14 Jahre gerade gestern her. Wie habe ich das so lange ausgehalten?

Vorbereitungen I

Will einer eine Reise tun, so hat er viel zu putzen. Ich trau mich kaum, es zuzugeben, aber nach der Rückkehr aus San Sebastián im Oktober 2008 bin ich fast ein Dreivierteljahr lang so gut wie nicht gefahren. Nicht mal richtig saubergemacht habe ich die arme Marit, monatelang trug sie Spanische Fliege. Winterpause, schlechtes Wetter, zum Jahreswechsel der Umzug, danach vier Wochen Schuften fürs Segelfluglager in Frankreich, dann drei Wochen in selbigem, direkt danach der Start unserer Community 5ZWO… immer war irgendwas zu tun. Keine Muße, um sich dem Reiten im Wind zu widmen.

Und nun wieder eine Auslandsreise. Schottland. Natürlich muss jetzt alles ganz schnell, schnell gehen. Immerhin ist das ein guter Anlass, endlich mal den Keller aufzuräumen und all die gehorteten Ersatzteile ihrer Bestimmung zukommen zu lassen (die manchmal der Mülleimer ist). Mit dem Scheinwerfer fangen wir an.

Den hatten wir ja schon mal gereinigt, damals, im Juni letzten Jahres, bei Michael in Lontzen. Geholfen hat es nicht allzu lange (okay: etwa 12.000 Kilometer). Die Reflektorhalterungen pulverisieren mit der Zeit durch Vibration und stauben so das Innenleben des Scheinwerfers ein. Meine waren – was man unten im Bild ganz gut sehen kann – sogar ganz gebrochen, der Reflektor schlackerte lose im Gehäuse vor sich hin.

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Nun hatte ich zwischenzeitlich das Glück, bei Ebay für kleines Geld (70 Euro) einen nagelneuen Ersatzscheinwerfer zu schießen (Neupreis über 300). Dann allerdings das Pech, dass der Verkäufer wohlmeinenderweise vor dem Verschicken das Innere noch einmal mit Nitroverdünnung ausspülte – was der transparente Kunststoff des Scheinwerferglases nicht so mochte. Dafür bekam ich das erblindete Auge dann ganz geschenkt. Was für nette Menschen es doch gibt.

Blieb das Problem, aus zwei defekten Scheinwerfern einen heilen zu machen: Das intakte Glas des alten Scheinwerfers mit der heilen hinteren Hälfte des neuen zu kombinieren. Die Gehäusehälften jeweils an den Nähten vorsichtig auseinanderzuhebeln kam nicht in Frage: Die Dichtmasse klebte bombenfest. Daran hatte sich sichtbar bereits ein Vorbesitzer versucht – und schlauerweise rechtzeitig aufgegeben, bevor noch etwas brach und splitterte.

Die kaugummiartige Dichtpampe mit einem Heißluftgebläse bis zur Schmelze zu traktieren traute ich mich nicht. Mir sind schon diverse Kunststoffteile zerschmolzen, zuletzt mal meine eigenen Schuhsohlen. Praktischerweise habe ich auch gar kein Heißluftgebläse. So blieb nur, beide Gehäuse einen Zentimeter von der Nahtstelle entfernt mit dem Dremel durchzuflexen – das Ergebnis seht Ihr im oberen Bild. Allerdings nicht das ganze Ergebnis. Die unzähligen Tropfen geschmolzenen Kunststoffs, die dabei erst durch meine Küche und später durch mein Badezimmer flogen, zeige ich euch nicht.

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Teil zwei der Sauerei bestand darin, die überstehenden Reste der zersägten Gehäusehälfte aus der Naht herauszupulen. Eine ebenfalls sehr prokelige Arbeit; die letzten Reste ließen sich erst mit Gewalt und einem Schraubenzieher aus der Form brechen.

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Dann allerdings ging’s leicht. Die Nahtstellen großzügig mit Pattex geflutet, beide Hälften fest zusammengepresst, noch eine Lage Kleber von außen drauf, trocknen lassen – hält! Vom Pattex verspreche ich mir eine gewisse Resistenz gegen Einzylindervibrationen, Wasserdichtigkeit und die Chance, den Kram später nochmal auseinanderzubekommen, wenn es denn mal wieder nötig sein sollte.

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Der Zusammenbau der Frontverkleidung ist die übliche nervtötende Fruckelei, weil man jedesmal irgendwelche Schrauben übersieht und die diversen Verkleidungsteile mehrmals an- und abbauen muss. Jedenfalls, wenn man einen gewissen Hang zur Schusseligkeit hat wie der Verfasser dieser Zeilen. Aber belohnt am Ende Suzis makelloses Lächeln nicht alle Strapazen?

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Die erste Fahrt führt uns geradewegs zu Louise, wo wir uns mit einem ersten Schwung an Kleinteilen für die kommende Fahrt eindecken. Als ich mit reicher Beute den Laden verlasse, ist die Sicht auf Marit durch ein Gebirge aus Stahl und Plastik verdeckt… eine BMW GS. Was für ein Trumm. Ist das noch ein Motorrad? Darf man das noch ohne 7,5-Tonnen-Eintrag im Führerschein fahren?

Nun ja. Einmal Nordkap und zurück ist damit sicher kein Problem. Aber so imposant so ein Monster auch sein mag (und klar, da schwingt auch ein bisschen Neid bei mir mit): Im Moment ist mir meine schlanke handliche Funduro lieber. Nach einem Umkipper aufheben möchte ich so eine GS nämlich nicht unbedingt. Suzi wiegt leer 162 Kilo, die BMW stolze 250.

Und es war Sommer

Nach dem trüben Thema im Beitrag vorher endlich mal wieder etwas zum Thema Autos. Benze. Altmercedesse. W123. Diesel. Coupés. Dieselcoupés. Moorbraune Dieselcoupés!

Ein Exemplar dieser Gattung, in Aachen beheimatet, erfreut sich seit ein paar Tagen nigelnagelneuer Plaketten auf den Nummernschildern. Die Oxidationen an den Schwellerspitzen und am Boden unterm Fahrersitz wurden als minderschwere Fälle zur Bewährung ausgesetzt.

So darf mich das Coupé mit é ungestört durch seine hoffentlich letzte reguläre TÜV-Periode schaukeln – 2011 steht die Schlacht ums H-Kennzeichen an.

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Wie unschuldig er da steht auf dem sonnendurchglühten Firmenparkplatz. Dabei könnte man auf dem Armaturenbrett Spiegeleier brutzeln. Wäre er wirklich aus Schokolade, wie es die Farbe glauben lässt, wäre da längst nur noch eine Pfütze.

Wie gut, dass mein Spätdienst mindestens bis 22.30 Uhr geht.