Neues vom Straßenrand (5)

Nach fast zwei Jahren in Aachen war es jetzt Zeit, sich eine neue und größere Wohnung zu suchen. Neue Wohnung heißt auch: neue Nachbarschaft. Ich finde es immer wieder spannend, sich in einer unbekannten Umgebung einzuleben. Was es da alles Großes und Kleines zu entdecken gibt…

Wie zum Beispiel an einem geparkten Auto am Straßenrand. Wochenlang bin ich an dem betagten Volvo vorbeigelaufen und habe das aufgeklebte gelbe Ferrari-Wappen am Kotflügel nur aus dem Augenwinkel registriert.

Heute Morgen habe ich dann zum ersten Mal richtig hingeguckt. Das ist ja gar kein Ferrari-Ross, was da klebt:

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In meiner neuen Nachbarschaft haben sie vielleicht hässliche Autos. Aber hübschen Humor.

Baskenblog: Carcassonne

Donnerstag, 2. Oktober 2008. Am nächsten Morgen scheint über Carcassonne – kein Kalauer – die Sonne. Es war gestern Nacht ein etwas komisches Gefühl, mit dem Motorrad direkt durchs Burgtor und durch die engen Gässchen der Mittelalterstadt zu knattern. Aber das Navi hatte mal wieder Recht: Die Jugendherberge liegt genau in der Mitte der mehr als zwei Jahrtausende alten Siedlung. Und Hotelgäste dürfen tatsächlich motorisiert bis vor die Herberge fahren. Marit darf sogar im Innenhof parken.

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Die befestigte Stadt – die historische Cité auf dem Berg bildet nur die Oberstadt – ist nicht allzu groß und gut an einem Tag zu Fuß zu erkunden.

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Die von Historiker und Architekten Eugène Viollet-le-Duc im 19. Jahrhundert restaurierten Burganlagen sind weltweit einzigartig. Die Türme der äußeren Stadtmauer sind oft als sogenannte Schalentürme gestaltet, also nach hinten hin offen. So boten sie einem eingedrungenen Feind keine Deckung zur inneren Stadtmauer hin.

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Ob die Restauration der historischen Bausubstanz eher geschadet oder eher genutzt hat, ist unter Fachleuten umstritten. Fakt ist jedenfalls, dass der Betrachter einen hervorragenden Eindruck davon bekommt, wie die Stadt zu ihrer größten Zeit im Hochmittelalter einmal ausgesehen hat. Wer Ruinen will, soll halt nach Schottland fahren und sich Urquhart Castle anschauen.

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Die ältesten Teile von Carcassonnes Außenmauern stammen noch aus gallo-römischer Zeit und sind rund zweitausend Jahre alt.

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Ab dem 12. Jahrhundert war die Stadt eine der Verbreitungsstätten der Katharerbewegung, die sich von der katholischen Kirche losgesagt hatte. Dies und diverse Eroberungen und Erbstreitigkeiten regionaler Adelsgeschlechter führten dazu, dass die Stadt immer weiter festungsartig ausgebaut wurde.

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Heute ist Carcassonne Unesco-Weltkulturerbe – in Deutschland ist der Name auch durch das gleichnamige Brettspiel bekannt, das 2001 zum Spiel des Jahres gewählt wurde.

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Im Inneren des Stadtkerns warten Mengen kleiner Läden auf Touristen…

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…und in den kleinen Läden warten Mengen kleiner leckerer Versuchungen. Ach ja. Manchmal hätte ich ja doch einen größeren Kofferraum. Oder zumindest einen, den sich etwaige Mitbringsel nicht mit den Ausdünstungen eines Zweiliterkanisters Benzin teilen müssen. Ich entscheide mich für eine kleine gelbe Tischdecke mit provençalischem Muster. Die lässt sich waschen.

Nach ein paar Stunden habe ich das Meiste gesehen. In den Motorradklamotten wird es mal wieder unerträglich warm. Also weiter! Am Atlantik war ich schon. Jetzt will ich noch ans Mittelmeer. See Europe in one week – bin ich wirklich erst vor acht Tagen aus Aachen aufgebrochen?

Link des Tages

Hübsche Geschichte bei Auto Motor Sport über den Golf I, der in Südafrika als Golf Citi seit über 30 Jahren immer noch gebaut wird. Grund: Der Nachfolger Golf II tat sich bei der Markteinführung so schwer, dass VW nichts übrig blieb, als die alten Bänder wieder anzuwerfen – und so laufen sie bis heute. Immerhin im Innenraum ist der kantige Oldie halbwegs modern: Teile von Armaturenbrett und Cockpit stammen von Polo und Lupo.

Link des Tages

Die Galerie der 50 Worst Cars des Time Magazine mit so schönen Modellen wie dem achträdigen OctoAuto von 1911, der Renault Dauphine von 1956 („The most ineffective bit of French engineering since the Maginot Line“), dem fliegenden Waterman Aerobile von 1957, natürlich dem notorischen Ford Edsel, dem „Zunndapp Janus“ (man schreibt es etwas anders, liebe Kollegen), dem heckgetriebenen Corvair („unsafe at any speed“), dem explosiven Ford Pinto, dem Trabi, dem Aston Martin Lagonda mit seinen Kathodenröhren-Instrumenten, dem Cadillac Fleetwood V-8-6-4 mit seinen abschaltbaren Zylindern, dem Cimarron „by Cadillac“, einem aufgeblasenen Opel Ascona, dem vieläugigen Fiat Multipla, dem monströsen Ford Excursion… und meinem persönlichen Allzeitfavoriten, dem unverzeihlichen Pontiac Aztec, dem abscheulichsten Wagen aller Zeiten („hätte nicht stärker gehasst werden können, wenn es ein Hakenkreuz-Tattoo auf der Stirn gehabt hätte“), zu dem ich eigens, weil er so greulich ist, hier nochmal ein Bild aus einer anderen Perspektive herausgesucht habe. Pilotblog-Leser kennen ihn noch aus Kanada.

(Wer jetzt noch nicht genug hat, darf sich noch durch die 100 hässlichsten Autos aller Zeiten des Daily Telegraph klicken. Ich sage nur: Leyland P76, Ford Consul, Tatra T 603 und Ford Anglia.)

Neues vom Markt (4)

Verleger mögen es bestreiten, aber für mich steht felsenfest, dass der Erfolg eines Buches nicht von der Qualität des Textes abhängt. Oder dem Namen des Autors. Nicht einmal vom Verkaufspreis, mit dem der Schinken am Ende im Regal steht. Nein, der Erfolg hängt ab vom Einband. Goethe etwa hätte einen fulminanten Kassenschlager landen können, wenn er seine Geschichte vom Zauberlehrling mit dem Bild eines brilletragenden Jungen versehen hätte. Dass ich das Buch über die Fußball-WM 2006, das mir gestern in einem Aachener Supermarkt ins Auge sprang, nicht gekauft habe, lag jedenfalls nicht am Titel.

Der war nämlich schlicht grandios.

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(Für alle, die das Original von David Guterson nicht kennen, hier die Erklärung.)

Oha

Der 27.500. Besucher. Was beweist, dass trotz meiner Trödeligkeit weiter Leute aufs Moorblog klicken.

Ich bin in den letzten Wochen umgezogen. Kein Netz, kein Telefon, nur Kartons und Säcke mit Krimskrams.

Und ein Keller voller W123-Teile, der mir von meinen Umzugshelfern einige sarkastische Kommentare eingebracht hat. Okay, die Anlasser waren sicher etwas schwer zu tragen. Und die alte Mittelkonsole etwas sperrig.