Moorbraun in Ornbau IV: der 111er

Ein Hundertelfer – die „Große Flosse“ – ist ja schon immer ein Hingucker. Es gibt aber einen Mercedes mit der Kennziffer 111, der noch mehr Augen auf sich zieht. Und so einen hatten die VdH’ler für Ornbau an Land gezogen: einen C111. Den Supersportler mit dem Wankelmotor. Den Über-Keil in Metallic-Orange. Den Oberstecher jedes Sportwagenquartetts der Siebziger. Den Traum jedes autobegeisterten Jungen vor, äh, fast vierzig Jahren (oh Gott, schon so lange…?).

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Man muss schon sehr, sehr gute Connections zum Hersteller haben, um so eine Ikone zu einem Vereinstreffen aus dem Werksmuseum herauseisen zu können.

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Was für ein Auto. Eine Mischung zwischen Großserienkomponenten und liebevoller Handarbeit – wie hier am genieteten Schweller.

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An dieses Gesicht hätte man sich gewöhnen können. Gewöhnen müssen. Wenn es anders gekommen wäre…

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Das rotierende Herz des Wagens: der Drehkolbenmotor.

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Das Cockpit. Hierhin wollten wir alle, damals, vor – äh, also damals halt.

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Aber wer braucht auch ABS…

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Das Museum meldet: Mottenbehandlung erfolgreich durchgeführt.

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Der Kofferraum ist so sinnig konstruiert, dass ein Kasten Bier auch im Winter während der Fahrt niemals einfrieren kann.

Der C111. Wenn er jemals von Fans in Kleinserie wieder aufgelegt werden würde… ich würde allerdings statt des Wankels den OM 617 nehmen. Es ist wie mit dem Dieselcoupé: Hat’s alles gegeben, ist voll H-Kennzeichen-fähig, hundertprozentig zeitgenössisch, ich versteh die Diskussion nicht…

Moorbraun in Ornbau III: die Autos

Kommen wir nun zum Wichtigsten: dem Blech. Fast jedes Fahrzeug wäre ein Foto wert – aber 600 plus reichlich Externe auf der „freien Wiese“ sind einfach zuviel.

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Bummeln wir doch einmal ganz zwanglos über das Gelände und schauen wir, was es so gibt…

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Es gibt zum Beispiel reihenweise Strichachter. Wir sind ja auch die MB-Strich-Acht-IG.

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Es gibt Einzelstücke, wie diesen prachtvoll restaurierten Flossenkombi mit holzbeplanktem Achterdeck.

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Es gibt Gespanne, wie diesen Ponton mit passendem Anhang.

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Es gibt individuell verschönerte Fahrzeuge, wie die Liebesmaschine. Ist sicher ganz gut, dass man nicht weiß, wie der Name zustande kam.

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Es gibt sogar Nutzfahrzeuge. Wählst du schnell die 123, schon kommt die Polizei herbei.

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Und es gibt… die da. Nun ja. Der VdH ist offizieller Baureihenbetreuer des W201. Machen wir uns also schon mal auf eine etwas andere Klientel gefasst.

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Fahnen am Auto, die Erste. Und auf der Heckscheibe steht: Ein Schiff wird kommen.

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Fahnen am Auto, die Zweite. Buon giorno, Italia. Giulio Andreotti oder Giovanni Paolo II?

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Fahnen am Auto, die Dritte. Frisch vermählt! Mit dem Wagen?

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Ein wirklich schönes Auto kann man gar nicht oft genug sehen.

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Braune 123er-Coupés sah ich gleich dreimal in Ornbau, allerdings immer nur in Mangan-Metallic.

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Ein weiteres manganbraunes Coupé mit dattelfarbener Innenausstattung – im absoluten Traumzustand.

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Ach ja, die Farben. Neben seinem Gelbton gefällt mir an dieser S-Klasse besonders gut die Heckscheibengardine.

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Hier eine Pagode in einem ganz bezaubernden Flaschengrün.

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Es geht immer noch schriller – die Erfindung des Metalliclacks machte es möglich. (Heute diskutiert man eher über die Weißwandreifen…)

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Mondäne SLs gaben sich natürlich nicht mehr mit solch drögen Tönen ab. Grün! Grüner! Psychedelischgrün!

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Doch auch Erbswurstsuppen Kaledoniengrün war einmal eine schicke Lackvariante. Ich habe zwar keine Ahnung, was Schotten damit zu tun haben sollen (die Heide da oben hat definitiv einen anderen Ton), aber ich mag die Farbe trotzdem – sie ist so schön schrill.

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Strichachter können auch sportlich sein. Oder zumindest so aussehen, wie diese aus Ungarn angereiste US-Limousine.

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Selbst die betulich-bizarre Flosse ist gelegentlich flott unterwegs, wie dieses Exemplar beweist…

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…dessen Cockpit eine Mixtur aus Rallye und Sechziger-Jahre-Wohnzimmer ist. Mit Sturzbügel und Fahrradtachos am Armaturenbrett.

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Weniger auf Leistung getrimmt als auf Optik ist dieses Flossen-Aggregat. Es gibt Motorräume, die sind so schön, dass man weinen möchte.

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Wackeldackel und Klorollenmütze – so kultig, dass sie inzwischen schon zum zweiten Mal spießig sind.

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Aber es geht immer noch peinlicher. Manch einer ist sich nicht einmal zu dämlich – oh, das ist ja mein Wagen.

Fazit: Das Coupé mit é ist der einzige Moorbraune in ganz Ornbau. Und bis jetzt, wenn mich nichts täuscht, auch der einzige Moorbraune, den ich in meinem Leben gesehen habe. Fahre ich am Ende das letzte Mammut?

Moorbraun in Ornbau II: die Halle

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Wer zum ersten Mal in Ornbau ist, wie der Schreiber dieser Zeilen, der ist erst einmal platt. Erschlagen von der schieren Größe des Vereinsgeländes samt sämtlicher Außenterrassen, dazugehörender Räumlichkeiten in Nachbargebäuden, Gastronomie- und Lagermöglichkeiten, Auktionswiese und Neuteilehalle im Nachbarort.

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Schon am Freitag herrscht im Ort Partystimmung. Buden, Stände, Musikbühne und Pavillons werden aufgebaut (nicht zu vergessen Strulli, den Toilettenwagen), Angereiste und Neugierige flanieren durch die Straßen.

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Auf den beiden Außenterrassen spenden Sonnenschirme Schatten. Das Wetter könnte schöner nicht sein – nicht ein Wölkchen trübt den strahlend blauen Himmel.

Erschlagen ist man auch von der unglaublichen Liebe zum Detail, mit der alles eingerichtet und dekoriert ist. Nicht zuletzt vom Humor, der dabei überall durchblitzt.

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So wartet etwa vor der Halle dieser ausgewaidete und teilweise aufgeflexte W108 ohne Motor und Innenleben – zur Demonstration der Schwachstellen dieser Baureihe. Im Bild leider nicht zu sehen: Auf dem nackten Blech der Hutablage steht eine ebenso nackte Klorolle – ohne Häkelmützchen. Es sind diese liebevollen Details, die den VdH so einzigartig machen.

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Die Vereinswerkstatt! Wie üppig eingerichtet. Könnte man da nicht die Gelegenheit nutzen, mal kurz die Bremssättel des Coupés mit é

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…nein, könnte man nicht. Zieh Nummer, Fremder! Und warte, bis du aufgerufen wirst!

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Überhaupt, diese Gemälde überall. Wie hier der Strichachter an der Neuteileausgabe.

Sehenswert auch der innere Teil des Gebäudes mit Café Benz, Clubshop, Scheuenenfund-Ausstellung, Fahrzeugsammlung…

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…und diversen hübschen Einrichtungsgegenständen. Besonders interessant ist die kunsthistorische Sammlung des VdH im Obergeschoss – fast jeden Anfahrtsweg wert.

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Da ist etwa die berühmte „Mona Diesel“ von Leonardo da Benci. Die mysteriös lächelnde Dame ist angeblich die Tochter eines Mailänder Tankwarts.

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Impressionismus, wie ihn jeder versteht: „Sonnenblenden“ von Vincent strygh Ocht.

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Edvard Bench: „Das Gehupe“.

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Salvado-re Plika: „Ballade vom Verhängnis, mit GFK-Teilen restauriert zu haben“.

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Pieter Bruegheltürer: Heimkehr der Holzfäller.

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Friedrich W. Hundertzehnwassers „Flossenprojekt“. Dazu gibt es noch das „Tütü“ von Heki de saint Phlosse, die altägyptische Grabbeigabe eines Pharaos in Schlüsselform, und, und, und…

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Im Haus gegenüber geht es nahtlos weiter. Dies war einst eine Rohkarosse mit null Kilometern, jahrelang irgendwo abgelegt. Die VdH’ler steckten ihr ein paar Anbauteile an und dekorierten sie liebevoll ins Obergeschoss der Gastro-Halle. Die farbigen Scheinwerferbirnen fungieren als Schummerbeleuchtung.

Am Ende des Raumes das so genannte Autokino, in dem historische Autofilme laufen.

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Dann öffnet endlich die Altteilehalle. Auf zwei Stockwerken warten Unmengen gebrauchter Ausstattungsteile auf Neubesitzer. Das Material stammt meist von Schrottplätzen in den USA, wo es alljährlich von VdH’lern demontiert und per Container auf den Weg in die alte Heimat verschifft wird.

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Türpappen regalmeterweise…

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…und Stoßstangen zentnerweise.

Keine Frage: Ornbau ist ein Paradies für Schrauber und Sternenfänger. Und erst die Autos!